Die Lieblingskinder der Unterhaltungsindustrie: Bayern München und Borussia Dortmund

Auch der umtriebige ARD Moderator Frank Plasberg konnte der Versuchung nicht widerstehen in seiner am Montag angesetzten Sendung Hart aber fair, das Fußballspiel der beiden Mannschaften mit den Millionenumsätzen zum Thema zu machen. Okay, um Fußball ging es weniger. Taktische Finessen, Spielsysteme, konditionelle Unterschiede, überpacen von Dortmund mit dem Forchecking, aufdrehen der Bayern nach dem Ausgleich, Einwechselfehler in puncto Zeitpunkt vom jüngeren Trainer an der Seitenlinie etc. waren eher kein Thema beim Moderator und passionierten Autofan Plasberg.

Die Sache mit der Authentizität: Marketingkampagne Echte Liebe und James Bond 

Bei Plasberg wird geplaudert. Nie kann die Welt ganz in ihrer Komplexität erklärt werden. Arm gegen Reich? Arbeiterverein gegen Arroganz Familie? Mit was haben wir es eigentlich zu tun? Sport oder Politik? Zielgerichtetes suchen der Medienaufmerksamkeit und die Betonung der Marke? Marketingkampagne Echte Liebe? Sportmarketing per excellence bei Borussia Dortmund? Erfolgreiches Sportmarketing im Stile eines Branchenführers wie Bayern München? Überzogene moralische Bewertungen normalen Transfergebarens? Wer wirft die größeren Nebelkerzen? Welche Strategie findet eher den Weg in das Gehirn der Menschen? Zahlreiche authentische Werbeverträge für den Übungsleiter mit dem Hang, englischen Zeitungen vor einen Champions-League Finale die Welt zu erklären, und James Bond zu reaktivieren für das Schema Gut kontra Böse.

Bayern München und der BVB das führende Duo in der Unterhaltungsindustrie

Nun, der Borussia Dortmund Fan und Journalist Friedrich Küppersbusch war nicht in der Runde von Frank Plasberg zu finden. Der auch im Fernsehgeschäft tätige Küppersbusch gab unlängst in der taz im Interview folgende Beschreibung kund:

,,Dortmund ist eine Band, Bayern eine Armee. Borussia ist eine offene Elferbeziehung, die Münchner sind ein Harem. Na ja, im Grunde sind beide führende Unternehmen der Unterhaltungsindustrie, die ihre so profilierten Imagekonzepte am besten umsetzen.“

Unterhaltungsindustrie trifft es ganz gut. Doch Bayern München hat natürlich auch großen Sport geboten. Man frage bei Juventus Turin oder dem FC Barcelona und Lionel Messi nach. Auch das Match in London machte da diese Saison keine Ausnahme. Bayern München hat ein temporeiches Spiel für sich entschieden. Dortmund hat überpacet und konnte der nochmaligen Temposteigerung der Bayern Elf nach dem Ausgleich nichts adäquates entgegensetzen. Nebenbei habe ich mich auch ganz gut unterhalten gefühlt. Es spricht nichts gegen ein erneutes Spektakel im neuen Jahr.

Kommt mit der Tabellenführung das Dortmunder Westfalenstadion zurück?

Nichts gegen unrasierte und schlecht frisierte Trainer. Doch es war absehbar, wann der kleine lustige Verein seine Position 1 auf der Flaniermeile der Bundesligatabelle abgeben mußte. Nun ist es geschehen. Die Tabellenführung eroberte Borussia Dortmund. Okay, Jürgen Klopp bin ich ja noch etwas sauer wegen 2008. In jenem Jahr wurde Klopp vom Kuratorium Gutes Sehen (KGS) zum ,,Brillenträger des Jahres 2008″ gekürt. Meine Person wurde geflissentlich bei der Wahl übergangen.

Doch zurück zur Dortmunder Spielstätte. Einst hatte Jürgen Klopp nach einem 1:1 seiner damaligen Mainzer Mannschaft in Dortmund gesagt:

,,Eines muss ich noch sagen – auch auf die Gefahr hin, dass ich der 60000 bin. Die Stimmung in diesem Stadion ist einfach geil.“

Besagtes Stadion nannte sich bis zum 1. Dezember 2005 Dortmunder Westenfalenstadion. Danach kam es aus monetären Gründen zur Umbenennung. Die Sehnsucht nach dem alten Namen ist bei einigen eingefleischten Dortmund Fans geblieben. Am 25. Januar 2010 outete sich Journalist Friedrich Küppersbusch in der unkonventionellen taz mit seiner Sehnsucht nach dem Westfalenstadion:

,,Nach dem Kampf um den viertschönsten Tabellenplatz der Liga gegen den HSV sang die Südtribüne vom allerschönsten. Und da wir ja mehr so Kumpeltypen sind allesamt, machen wir nicht nur den Gegnern die Lampe aus (13 Spiele ungeschlagen), sondern sicherheitshalber auch uns selbst. Vom Stadion prangte Samstag nach dem Spiel nur noch ,,IGAL DUA PARK“, dem Rest Leuchtbuchstaben hatte offenbar die Freude weggerissen. Ab Platz 1 heißt es wieder Westfalen,- und das ist gut so.“

Der streitbare Journalist Friedrich Küppersbusch kann jetzt erstmal den Tabellenplatz 1 genießen. Die Zwischenetappe sei ihm gegönnt. Eine Umbenennung zum Nulltarif in Westfalenstadion wird es vorerst in Dortmund nicht geben.

Auch in Nürnberg gibt es zur Zeit heftige Diskussionen um den Stadion Namen „easyCredit-Stadion“.   Oberbürgermeister Ulrich Maly, SPD-Parteigenosse, hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet.  Ihm fehlt leider die Leichtigkeit von Friedrich Küppersbusch.