Symbolfoto zum niederländischen Fußball und warum das Team um Johan Cruyff bei der WM 1974 gar nicht hätte dabei sein dürfen

Deutsche Bio-Supermärkte haben es aber auch nicht einfach. Dabei hätte es so schön werden können. Niederländische EG-Bio Produkte emotional mit Fußball verbinden. So wie seinerzeit im Sommer 2014. Doch Werbung für EM-Tomaten aus den Niederlande kann man 2016 schlecht bringen.

Foto:  © Michael Wiemer

Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, scheiterten die Niederlande bei der Quali für eine Fußball-EM letztmalig für das Turnier 1984. Austragungsort Frankreich. Jetzt schon wieder ein verpasstes europäisches Turnier in Frankreich. Komme mir keiner mit Aberglaube.

Über die WM-Nichtteilnahme 2002 decken wir den Mantel des Schweigens.

Die Beziehung zwischen dem deutschen und niederländischen Fußball ist speziell. Spätestens seit dem WM-Finale von 1974 im Münchner Olympiastadion.

Die historischen Fakten des Endspiels der Fußball-WM 1974 in Deutschland mit jenem bemerkenswerten Spiel von München lesen sich so:

Deutschland – Niederlande 2:1 (2:1)

Deutschland: Maier – Vogts, Schwarzenbeck, Beckenbauer – Breitner, Bonhof, U. Hoeneß, Overath – Grabowski, G. Müller, Hölzenbein

Niederlande: Jongbloed – Suurbier, Rijsbergen (69. de Jong), Haan – Krol, Jansen, van Hanegem, Neeskens – Rep, Cruyff, Rensenbrink (46. R. van de Kerkhof)

0:1 Neeskens (2., Foulelfmeter)
1:1 Breitner (25., Foulelfmeter)
2:1 Müller (43.)

Schiedsrichter: Taylor (England)
Zuschauer: 77.833 (ausverkauft)

Noch heute befindet sich eine Autogrammkarte vom damaligen Siegtorschützen Gerd Müller in meiner kleinen Sammlung.

Foto:  © Michael Wiemer

Dabei hätte damals die Niederlande eigentlich bei dem Turnier 1974 gar nicht dabei sein dürfen. Ja, wenn der sowjetische Schiedsrichter Pawel Kasakow in Amsterdam etwas besser hingeschaut hätte. Der Referee pfiff das entscheidende Spiel zwischen den Niederlande und Belgien in der Europa-Gruppe 3 an. Den gastgebenden Holländern hätte ein Unentschieden genügt. Sie hatten gegenüber dem belgischen Kontrahenten das bessere Torverhältnis. Das Remis hatte bis eine Minute vor Schluss bestand. Dann kam der große Moment des Entsetzen in Amsterdam. Der Gast aus Belgien traf durch Jan Verheyen zum 0:1. Coach Rinus Michels in Schockstarre. Der niederländische Fußball-Popstar Johan Cruyff ebenfalls geschockt. Niederlande nicht bei der WM 1974 in Deutschland dabei? Doch dann kam der Pfiff von Pawel Kasakow. Er befand, der Belgier Verheyen hatte eine Abseitsposition inne. Das Spiel in Amsterdam endete 0:0 und das Team von Kapitän und Star Johan Cruyff buchte das Ticket für Deutschland. Das Wort Glück erhielt ein neues Kapitel. Denn die Fernsehbilder zeigten deutlich, dass die Aberkennung des belgischen Tores eine Fehlentscheidung war.

Sport am Bodensee: Noch 5 Tage bis zur Interboot 2015 oder Reminiszenz an ein verkauftes Schiff

Der 70. Geburtstag von Franz Beckenbauer ist durch. Der Auftakt der Ravensburg Towerstars in die neue DEL2 Saison 2015/2016 ist ebenfalls durch. Nach der Niederlage in Rosenheim gab es gestern vor heimischen Publikum einen Sieg. Auch das Schnellschach im Mariahilf Park in Bregenz am Bodensee ist durch. Derweil wirft die Interboot 2015 ihre Schatten voraus.

Im vergangenen Jahr gab es traditionell zum Ende der Messe eine Reihe von interessanten Ausstellerstimmen. Han Tybout zum Beispiel, der Geschäftsführer der niederländischen Serious Yacht, hatte auch keine Scheu vor dem Wort Neukunden-Akquise und merkte dabei smart an:

“Ich fand den Messeverlauf 2014 etwas ruhiger als 2013, aber ich habe ein Schiff verkauft, von daher bin ich also sehr zufrieden. Die Atmosphäre hier in den Messehallen ist sehr schön und die Organisation gut, ein Kompliment an die Messeleitung. Die Neukunden-Akquise für die Länder Österreich, die Schweiz, Norditalien und Kroatien verlief wie erwartet. 2015 werde ich einen speziellen Bootstyp präsentieren, die Gently 40 Lausanne, ein Boot mit nur 3,60 Meter Breite, was für die Liegeplatzsituation hier am Bodensee interessant sein könnte.”

Soweit eine kleine Reminiszenz an 2014. Auch 2015 wird es den einen oder anderen Blickfang geben, wie vor 12 Monaten im Hafen in Friedrichshafen.

Traveler Digital Camera

Foto:  © Michael Wiemer

Die Interboot 2015 ist vom 19. – 27. September in Friedrichshafen terminiert.

Mixed Zone Bodensee 

Segeln: Für alle Segelfreunde gibt es auf bodensee-regatten.de eine ganze Reihe von Terminen im Monat September. +++ Eishockey:  Frank Enderle fasst den Heimsieg gegen die Kassel Huskies zusammen. Zwei Tage vorher gab es zum DEL2 Saisonauftakt die 1:4 Auswärtsniederlage in Rosenheim. Die Towerstars haben am Freitag einfach zu viel Torchancen liegen gelassen. +++ Fußball: Der FV Ravensburg unterliegt in der Oberliga Baden-Württemberg beim FSV Hollenbach und sieht einen enttäuschten Coach Wolfram Eitel. +++ InterDive: In Friedrichshafen findet vom 17. bis 20. September die InterDive statt. +++ Schach: Das Schnellschach im Mariahilf Park in Bregenz ist 2015 auch bereits wieder Geschichte. WIM Helene Mira gewinnt. +++ Sportmarketing: Das in St. Gallen ansässige ESB Marketing Netzwerk, 1994 gegründet als Europäische Sponsoring-Börse und 2014 umbenannt, organisiert die Veranstaltung am 5. Oktober in Berlin unter dem Titel Digital Sports & Entertainment.  In der Vorankündigung für das Marketing-Event heißt es: ,,Egal ob Top-Vereine oder ‚starke’ Marken – die Devise „Tablet is the new TV“ und „Mobile First“ gewinnt immer häufiger an Gewichtung. Direkter (Fan-)Dialog, spontane Interaktion und kreativer Content der Sozialen Medien stehen dem Reichweitenkampf des linearen TV-Programms und „paid likes“ gegenüber. Der Kongress Digital Sports & Entertainment am 05. Oktober 2015 liefert den Überblick über aktuelle Entwicklungen des digitalen Marketings. Im Programm 2015: amazon, BMW, Deutsche Bahn, Vodafone, Borussia Mönchengladbach, Frisch Auf! Göppingen, Deutsche Telekom & Beko BBL uvm.”

Hier geht es zum Sportkalender am Bodensee

Sport am Bodensee: Lakmustest für die Publikumsresonanz bei den Towerstars und Sanierung im Zeppelinstadion

Guten Morgen.

Diese Woche vermeldete das Branchenblatt SPONSORs folgendes:

,,Profifußballer dürfen Pay-TV-Abonnements nicht als Werbungskosten von der Steuer absetzen. Das geht aus einem Urteil des Finanzgerichts Rheinland-Pfalz in Neustadt an der Weinstraße hervor.“

Gut, dass das auch mal geklärt ist.

Kommen wir zum Sport am Bodensee. Gestern hatten wir das Statement von Pressesprecher Frank Enderle zum Saisonstart der Ravensburg Towers. Nicht ganz so zufrieden zur aktuellen Situation und den zahlreichen Gegentoren speziell in den letzten drei Spielen äußerte sich Alexander Tutschner auf schwäbische.de und merkt an:

,,Vorne hui, hinten pfui – das sind die Ravensburg Towerstars im September 2014. Insgesamt 17 Tore kassierten die Ravensburger in den vergangenen drei Spielen in der DEL 2, trafen dabei aber auch zwölfmal ins gegnerische Tor. Am Wochenende standen dabei ein klasse erkämpfter 6:4-Heimsieg gegen die Bietigheim Steelers und eine 4:6-Auswärtsniederlage in Bremerhaven zu Buche.“

Doch es bleibt auch festzuhalten, zu Hause waren die Towerstars in dieser Saison bisher nicht zu bezwingen. Dies soll auch am Donnerstag, einen Tag vor der Deutschen Einheit, nicht anders werden. Kontrahent sind die Lausitzer Füchse, die reichlich sportliche Historie in ihrer Vita in der ehemaligen DDR unter dem Namen SG Dynamo Weißwasser aufzuweisen haben.

Ein nicht ganz unwichtiger Aspekt sind die Zuschauerzahlen bei Heimspielen. Die Ravensburg Towerstars können bisher auf einen Schnitt von 2241 Zuschauern verweisen. Die Terminierung vor dem Feiertag am Donnerstagabend ist vielleicht ein interessanter Lakmustest in Sachen Publikumsresonanz, die dann durchaus über dem bisherigen Wert liegen kann.

Sport am Bodensee. Sektion Leichtathletik.

Es tut sich auch was in Sachen Sanierung der Leichtathletikanlage beim VfB Friedrichshafen. Nach 17 Jahren erfährt der Kunststoffbelag im Häfler Zeppelinstadion eine Sanierung. Da wir heute mit einem geldwerten Thema einstiegen, so ganz ohne monetäre Power geht es selbstverständlich nicht. Gunthild Schulte-Hoppe nennt dann auch bei schwäbische.de in ihrem Artikel konkrete Zahlen.

,,Die veranschlagten Kosten für die Sanierung der Leichtathletik-Kampfbahn sowie der Steigungsbahn liegen bei 144000 Euro. Diese werden gemäß der Häfler Sportförderrichtlinien zu 100 Prozent von der Stadt bezuschusst und sind im Juli vom Gemeinderat bewilligt worden.“

Kommen die vom VfB Friedrichshafen beim Württembergischen Landessportbund beantragten Finanzmittel zum tragen, verringern sich die Kosten für die Zeppelinstadt. Einst lief Armin Hary, damals aber noch auf Aschenbahn, die 100 Meter in bemerkenswerten 10,0 Sekunden. Das war am 6. September 1958. Zwei Jahre später gewann der Sprinter Hary bei den olympischen Spielen in Rom zweifaches Gold in der Einzeldisziplin über 100 Meter und mit der 4 x 100 Meter Staffel.

Übrigens war das Zeppelinstadion Trainingsstätte der iranischen Fußballnationalmannschaft zur WM 2006 und Franz Beckenbauer gab vor 30 Jahren mit Günter Netzer, Wolfgang Overath, Bernd Hözenbein, Uli Hoeneß und Co. seine Visitenkarte ab im Rahmen der Feierlichkeiten zum 75. Gründungsgeburtstag des VfB Friedrichhafens. Autogrammsammler werden sich erinnern.

Dann hätten wir auch noch das sich nähernde Event vom Sparkasse-Marathon der 3 Länder am Bodensee. In vier Tagen ist es soweit. Die Eckdaten gibt es schon mal hier bei marathon.de.

Zum Abschluss für heute meine individuelle Erkenntnis einige Tage nach der Interboot 2014. Manchmal gleichen sich die Bilder schon sehr. Das erste jetzt folgende Foto habe ich im vergangenen Jahr aufgenommen. Das darauffolgende vor einigen Tagen.Traveler Digital CameraTraveler Digital CameraStammleser kennen ja bereits beide Schnappschüsse. Nächstes Jahr, gleiche Stelle, gleiche Zeit. Selbstverständlich wird es dann eine kleine Trilogie geben.

Sport am Bodensee Terminkalender

02.10.2014 Eishockey: Ravensburg Towerstars – Lausitzer Füchse ab 20.00 Uhr

03.10. – 04.10.2014 Segeln: RVB Final Race beim Segel-Club Bodman e.V.

04.10.2014 Handball: Bregenz Handball – Moser Medical UHK Krems ab 19.00 Uhr

04.10.2014 Fußball: FC St. Gallen – FC Basel ab 20.00 Uhr

04.10. – 05.10.2014 Segeln: Internationales Konstanzer Schlusslicht der Folkeboote

04.10. – 05.10.2014 Segeln: Blue Planet Flug Trophy Rohrspitzregatta (Yachtclub Rheindelta)

04.10.2014 Basketball: TSV Eriskirch – Rathiopharm Ulm2 (Frauen) ab 15:45 Uhr

04.10.2014 Basketball: TSV Eriskirch – VfL Kirchheim (Männer) ab 18.00 Uhr 

05.10.2014 Marathon: Sparkasse-Marathon der 3 Länder am Bodensee ab 11.00 Uhr

05.10.2014 Lauf: 22. Gehrenberglauf der TV Markdorf 1880 ab 11.00 Uhr 

10.10.2014 Eishockey: Ravensburg Towerstars – ESV Kaufbeuren ab 20.00 Uhr

10.10.2014 Volleyball: Volley YoungStars – TSV GA Stuttgart ab 20.00 Uhr

11.10.2014 Handball: Bregenz Handball – Skjern Handbold (Dänemark) ab 19.00 Uhr

11.10.2014 Handball: Alpla HC Hard – St. Pölten ab 19.00 Uhr

12.10.2014: Volleyball: Teamvorstellung VfB Friedrichshafen in der ZF Arena ab 18.00 Uhr

17.10.2014 Eishockey: Ravensburg Towerstars – Löwen Frankfurt ab 20.00 Uhr

18.10.2014 Rudern: Abrudern beim Ruderverein Friedrichshafen e.V

18.10.2014 Handball: Bregenz Handball – Sparkasse Schwaz HB Tirol ab 19.00 Uhr

22.10.2014 Handball: Alpla HC Hard – Sparkasse Schwaz HB Tirol ab 19.00 Uhr

26.10.2014 Volleyball: VfB Friedrichshafen – SWD powervolleys Düren ab 18.00 Uhr

26.10.2014 Eishockey: Ravensburg Towerstars – Heilbronner Falken ab 18.30 Uhr

31.10.2014 Volleyball: VfB Friedrichshafen – VCO Berlin ab 20.00 Uhr

Adidas und das Sportsponsoring

Nach der WM ist der Aktienkurs von Adidas unter die Marke von 60 Euro gerutscht. Dazu vielleicht in den nächsten Wochen etwas mehr davon. Heute möchte ich einfach einen Blogbeitrag aus dem Archiv holen, der sich mit dem Thema Adidas und das Sportsponsoring befasst.

Reblog [vom 3. September 2012]

Es hätte ein großer Tag werden können …

Seoul, 24. Setember 1988. Im 100-Meter Lauf der Männer bei den olympischen Spielen gewann Ben Johnson. Das Adidas Logo auf dem Lauf-Shirt, die markanten drei Streifen an der Seite der Hosen. Sportfotografen aus aller Welt hatten das Motiv des spektakulären Zieleinlaufs eingefangen. Die Zeit blieb bei 9,79 Sekunden stehen. Der muskelbepackte Sprinter verwies den vierfachen Goldmedaillengewinnter von Atlanta, Carl Lewis, auf Rang zwei. Doch die Freude in Herzogenaurach wurde jäh unterbrochen. Der Star-Läufer Ben Johnson wurde des Dopings überführt. Weltrekordzeit und olympisches Gold schmolzen wie die Butter in der glühenden Mittagshitze eines gelungenen Sommers dahin.

Adidas stattete Leichtathleten erstmalig bei den olympischen Spielen 1928 in Amsterdam aus. Der Sportartikelhersteller sollte eine lange Erfolgsgeschichte hinlegen. Adi Dassler betreute in der niederländischen Metropole die Sportler vor Ort höchst persönlich. In der Geschichte der olympischen Spiele unvergessen die Laufleistung von Emil Zátopek. 1952 in Helsinki erläuft er sich Gold über 5.000, 10.000 m und im Marathon. Zeitfenster: Eine Woche. Faszinierend und bis heute unerreicht. 1997 wurde Emil Zátopek in Tschechien zum Sportler des Jahrhunderts gewählt. Hier eine Videosequenz vom Marathonsieg in Helsinki 1952.

Adidas legte in den 90er Jahren auch einen Werbespot mit Zapotek auf. Der Trainingsschuh aus dem Jahr 1950 ist die Härte. Die Werbestrategen haben dabei auch den Prager Frühling 1968 in die Sequenz mit eingebaut.

Reinhold Messner, Grenzgänger, Extrembergsteiger, faszinierende Sportlerpersönlichkeit, einer meiner persönlichen Sporthelden bestieg am 8. Mai 1978 zusammen mit seinem Partner Peter Haberle ohne Sauerstoffgerät den Mount Everest. Den Königsberg. Mythos Mount Everest. Bis zum Basecamp trug Reinhold Messner Adidas Bergstiefel. Die Leicht-Trekking-Schuhe hatten die Franken speziell für den charismatischen 8000er Spezialisten entwickelt. In Kürze kommt ein neuer Messner Film in die Kinos. Ich freu mich drauf.

Der eine oder andere Leser wird vielleicht schon etwas unruhig und sich fragen: Wo bleibt denn der Fußball? Gemach, gemach.

Adidas und Fußball im Jahr 1954 … Da war doch was? Ja, die deutsche Fußballnationalelf gewinnt in Bern die Weltmeisterschaft. Mit dabei Adi Dassler. Der Legende nach werden im Endspiel bei Regenwetter in der Halbzeitpause die Schraubstollen der Adidas-Schuhe den Platzverhältnissen auf dem aufgeweichten und von der 1. Halbzeit durchwühlten Geläuf angepasst. Die hochfavorisierte Nationalmannschaft von Ungarn muss sich am Ende mit 2:3 geschlagen geben. Deutschland ist erstmalig Fußballweltmeister.

20 Jahre später. Fast eine Selbstverständlichkeit, dass die deutsche Elf beim Finalsieg 1974 gegen die Niederlande ebenfalls Adidas Schuhe trug. Franz Beckenbauer führte als Kapitän die Mannschaft durchs Turnier, und selbst nach dem 0:1 gegen die Georg Buschner Elf aus dem damaligen Nachbarland DDR, hielt der Weltklasse-Libero Kurs auf die Mission Weltmeistertitel. Im eigenen Wohnzimmer gab es einen 2:1 Sieg gegen die Mannschaft von König Johan Cruyff.

Bereits 1972 holte sich die erfolgshungrige Mannschaft den EM-Titel. Die Schuhe mit den drei Streifen waren wieder mit von der Partie. Vom damaligen Fußball aus der Kategorie Feinkost schwärmen heute noch viele Fußballfreunde. Schönen Gruß an Netzer, Breitner, Müller, Beckenbbauer, Maier, Hoeneß und Co.

Es bedarf keiner Fähigkeiten eines Hellsehers um auch die Spielkleidung und Besohlung der erfolgreichen deutschen Fußballweltmeister von 1990 sowie der Europameister von 1980 und 1996 bei Adidas zu vermuten.

Doch Adidas kann nicht nur Leichtathletik und Fußball. 3 Jahre vor dem Finalsieg der Helmut Schön Elf gegen die niederländischen Fußballer gab es am 8. März 1971 den Boxkampf des Jahrhunderts. Weltweit beachtet und gesehen. Muhammad Ali und Joe Frazier standen sich in einem unbarmherzigen Duell gegenüber. Beide Boxer trugen Boxstiefel von Adidas.

Doch zurück in das Jahr 2012. Kürzlich wurde während der olympischen Spiele von London die Partnerschaft zwischen dem DOSB und Adidas verlängert. Die Herzogenauracher statten die deutschen Sportler auch in Sotschi 2014 und in Rio de Janeiro 2016 aus. Bei den olympischen Spielen in diesem Sommer sind über 60.000 Produkte für die deutschen Sportler geliefert worden. Herbert Hainer, Vorstandsvorsitzender von Adidas, auf der DOSB Website dazu erfreut:

“Die Olympischen Spiele haben gezeigt, wie der Sport eine junge Generation inspirieren kann. Die Spiele sind die perfekte Bühne für unsere Marke und unsere Innovationen. Die Partnerschaft mit starken Verbänden wie dem DOSB ist ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie.“

Herbert Hainer ist Medienprofi. In zahlreichen Interviews hat er in den letzten Jahren immer wieder seine Sicht der Dinge dargelegt. Strategische Entscheidungen im Sponsoring versucht zu begründen, die Performance von Adidas herausgestrichen und Fragen nach dem Marketing offensiv beantwortet. Hier eine kleine Auswahl seiner Interviews:

Der Adidas-Chef erläutert die Gewichtung zwischen Europameisterschaft und Weltmeisterschaft im Fußball sowie den olympischen Spielen, monetäre Zusammenhänge, erklärt wie er mit Spielern wie Franck Ribery und der Neigung Nike Schuhe zu tragen, umgeht. Seit 1970 stellt Adidas den WM-Ball. Die Flugfähigkeit des Balls, immer wieder sehr gerne von Torhütern diskutiert, erläutert Hainer medial unterhaltsam aufbereitet.

Die FAZ titelte einst im Jahre 2002 Sponsoring: Sieger trinken Coca-Cola in Adidas Hosen.

,,Sport-Sponsoring ist ein riskantes Unterfangen, kann sich aber für die Konzerne lohnen: Wenn das Image des Siegers zum Image des Sponsors wird.“

Der im Eingang angesprochene Fauxpas mit Ben Johnson ist Geschichte. Tennisqueen Steffi Graf nutzte das Schuhwerk aus Herzogenaurach mit den drei Streifen. Aktuell grüßt Bayern München mit symphatischen Spielern wie Thomas Müller oder dem preisintensiven Neuzugang  Javier Martínez in Adidas Trikots spielend von der Tabellenspitze der Bundesliga. Souverän mit einer breiten Brust. Der Respekt der Konkurrenz ist wieder da. Der amtierende Europameister und Weltmeister Spanien spielt in den Hemden mit den drei Streifen. Champions-League Sieger Chelsea London kleidet sich vor dem Gang auf den Rasen ebenfalls konzentriert und mit Vorfreude auf  Siege mit der Adidas Sportkleidung ein. Okay, des Sieges im Mai in München hätte es jetzt nicht unbedingt bedurft. Schwamm drüber.

Argentinisches Tagebuch verweist auf die Möglichkeit eines anderen Weltmeisters 2014

Stammleser werden sich vielleicht noch an die 33-teilige kleine Serie Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw erinnern. Den größten Traffic erzielte dabei Teil 22. Im Laufe der Folgen verwies ich hin und wieder auch auf das in Buenos Aires geschriebene Blog Argentinisches Tagebuch hin.

Das Turnier lief ja lange nach Wunsch der Südamerikaner. Eigentlich fehlte dann nur noch der krönende Abschluss im Endspiel. Im Nachgang gibt es auch einen hübschen Artikel mit Verweis auf eine Situation, in der die Titelfrage sich vielleicht entscheidend in die andere Richtung hin entwickelte.

,,Und dass sie doch schon vorher um den WM-Titel beschissen worden seien. So sind sie, die Argentinier. Könnten immer und überall die Besten sein. Wenn die anderen sie nur ließen.“

Gastautor Marc Koch nannte sein ganzes Stück, indem auch der Tod des Funktionärs Grondona abgearbeitet wird, dann auch Nachtstück, beim Schein einer Petroleumlampe zu lesen. Man kann trefflich streiten über jene beschissene Situation, die Koch ansprach. Auch heute noch. Mich erinnerte die Situation stark an Sevilla vor 32 Jahren, im Buch 1982 Spanien in der Reihe der WM-Bibliothek der Süddeutschen Zeitung über das Turnier in Spanien umfassend auf den Seiten 82 bis 91 abgehandelt. Jenem Bericht über ein episches Spiel. Einen gnadenlosen Fight. Es beinhaltete damals alles was einen Fußball-Thriller ausmacht.Traveler Digital CameraDerweil ist der Gründer und Bloginhaber von Argentinisches Tagebuch, Christoph Wesemann, auch wieder in Buenos Aires gelandet. Bei seinem Urlaub in Deutschland wurde er des öfteren nach dem Endspiel von Rio de Janeiro angesprochen.

,,Ich hätte nicht Urlaub in Deutschland machen sollen. Verwandte, Bekannte und sogenannte Freunde wollten mit mir, dem Mann aus Buenos Aires, dauernd über das WM-Finale reden, obwohl ich Schwächen habe was die Analyse betrifft. Bis heute habe ich weder einen Spielbericht gelesen noch Ausschnitte angeschaut, ich verarbeite Argentiniens Niederlage anders und vielleicht auch gar nicht.“

Es war nicht der erhoffte Ausgang des Finals gegen Deutschland wie 1986. Lionel Messi wird weiter im WM-Schatten von Diego Maradona bleiben. Jenem Grenzgänger zwischen Genie und Wahnsinn. Derweil wirbt die Bundesliga im Hinblick auf die beginnende Saison mit Liga der Weltmeister. Okay, kann man machen. Wenngleich zahlreiche Weltmeister wie Kroos,  Khedira (?), Özil, Mertesacker, Podolski und Mustafi im Ausland spielen. Und, so offen darf ich dies anmerken, Deutschland ohne Toni Kroos wahrscheinlich Christoph Wesemann keine unverarbeitete Niederlage beschert hätte.

Florian Haupt erklärt heute auf Die Welt übrigens dann auch Warum Real Khedira und di Maria loswerden will. Ob er in Deutschlands Fußballhauptstadt München landet ist dann nochmal eine ganz andere Geschichte. Plauderer Beckenbauer hin oder her.

Der begnadete Geschichtenerzähler Jürgen Klopp

Jürgen Klopp war dieser Tage bereits wieder mächtig am plaudern. Am Wochenende nach der 0:4 Niederlage gegen den FC Liverpool und einige Tage später nach dem Spiel gegen Bayern München. Eine ganz passable Gelegenheit einen Text aus dem vergangenen Sommer aus dem Archiv zu holen.

Reblog (vom 17. Juni 2013) 

Begnadeten Geschichtenerzählern wird zugehört. Gerade in der Unterhaltungsindustrie Fußball. Einer dieser Plauderer ist Trainer in Dortmund. Jene Mannschaft, die einst den Stadionnamen an eine Versicherung verkaufte, und sich jetzt gegenüber Bayern München als die Guten positioniert. Dabei hat der deutsche Rekordmeister seine Namensrechte für die Sportstätte, die mit einem ungeliebten Ortsrivalen geteilt wird, auch an einen Versicherungskonzern verkauft. Manchmal sind die Unterschiede zwischen Gut und Böse nur marginaler Art. Im Januar 2008 hatte Bayern München einst auch einen Geschichtenerzähler engagiert. Jürgen Klinsmann. Jetzt Nationaltrainer der USA, kürzlich mit einem Prestigesieg gegen den WM-Dritten von 2010, der Mannschaft um Lukas Podolski und Miro Klose. Doch dies ist wieder eine andere Geschichte.

James Bond nebst der Wunderelf von Ungarn und Bayern München

Bei Übungsleiter Klopp musste man nicht genauer hinhören, um vor dem Londoner Finale eine gewisse Unruhe zu spüren. Diese Nervosität führte dann zu verschiedenen Geschichten. Das Publikum lauschte gebannt. Die James Bond Story. Gut und Böse. Der Griff in die historische Mottenkiste von 1954. Dortmund auf einer Ebene mit den Helden von Bern. Gleiche Ausgangslage. Ungarn und Bayern, die Übermannschaften. Deutschland und Dortmund mit jeweils klaren Außenseiterchancen. Wie es 1954 ausging war bekannt. Klopp erzählte die Geschichte charmant, emotional und durchaus auch geschickt. Jeder Motivationstrainer musste aufhorchen. Woher hat er diese magischen Methapern? Von Anthony Robbins, Emile Ratelband oder Jürgen Höller? Laufen die Dortmund Spieler heimlich über glühende Kohlen? Oder springen im Seminarraum bei einer vorbeifahrenden Lok auf die Tische und klopfen sich voller enthusiastischer Begeisterung auf die Brust und signalisieren so: Die Störung durch den Zug wandeln wir um in positive Energie. Bitte schick uns auch morgen wieder eine Lokomotive am Seminarzentrum vorbei. Am besten einen irre langen Güterwaggonzug. Legt bitte jemand nochmals das Tonband mit dem Presslufthammer von der Baustelle auf. Meditation inbegriffen. Die mentale Stärke trainieren.

Story von der China Kopie und die Sache mit dem Arbeiterverein Borussia Dortmund

Doch der für verschiedene Produkte werbende Klopp plaudert eigentlich die ganze Saison über. Hat er in Sachen Werbeverträge eigentlich bereits Franz Beckenbauer eingeholt? Der Kaiser hat ja eine Vielzahl von Produkten beworben. Legendär sein Gesichtsausdruck beim auslöffeln der Knorr Suppe. Oder seine Autowerbung. Wie er die Rolle des Markenbotschafters für Mercedes Benz annahm und dabei einen Rückblick auf Malente warf. Oder die Obsession vom einstigen Weltklasselibero für ein besonderes bayerisches Bier. Doch zurück zum Geschichtenerzähler mit der neuen Frisur. Nach der mutlosen Niederlage im DFB-Pokal im Süden der Republik hatten wir bereits die Geschichte der Raubkopierer mit dem Produkt Spielweise (hatte Dortmund ein Patent laufen?) im Stile der Chinesen gehört. Adressat des Vorwurfs waren die Bösen mit dem Emblem von Bayern München. Wenn ein so ruhiger und erfahrener Trainer wie Jupp Heynckes sich über die Story von Klopp aufregt stimmt die Relation vielleicht nicht. Dazu der immerwährende Vorwurf Bayern würde alles mit Geld regeln. Spieler kaufen. Oh, war Reus vor der Saison ehrenamtlich von Borussia Mönchengladbach zu Borussia Dortmund gewechselt? Ohne Ablösesumme in zweistelliger Millionenhöhe? Hatte er auf ein Millionengehalt verzichtet? Dann ist auch noch das Märchen vom Proletariat. Klopps Chef, Herr Watzke, stilisiert Börsenteilnehmer Borussia Dortmund gerne auch im Jahr 2013 als Arbeiterverein. Schmunzeln. Das ist aberwitzig. Auch Jürgen Klopp strickt gerne an dieser Story. Bei aller Sympathie für Tradition, Wurzeln mit einfachen Familienverhältnissen, begeisternde Fußballspiele, Tempo und Dynamik der Borussen und dem verdienten Double Triumph in der Saison 2011/2012 – Arbeiterverein im Jahr 2013 ist so weit weg von der Realität wie ein Kanzlersieg von Honorarkönig Steinbrück im September.

Marketingkampagne Echte Liebe und die Probleme mit der Treue

Borussia Dortmund hat einen Claim Echte Liebe. Auf den ehemaligen Arbeiterverein zugeschneidert. Ausgedacht unter Marketinggesichtspunkten der Neuzeit. Griffiger Slogan. Authentisch soll er sein. Sympathisch rüberkommen. Eine besondere Verbundenheit der Fans, der Region mit dem Fußballteam von Borussia Dortmund signalisieren. Beim Verkauf von Trikots, Schals und anderen Fanartikeln helfen. Die Umsätze im Merchandising steigen. Trikotsponsor Puma ist mit dem Abverkauf der Hemden mit dem Logo einer Raubkatze zufrieden, so ist zu hören. Die Marketingkampagne Echte Liebe hat jedoch auch die ersten Risse bekommen. Mario Götze, in der schönen Stadt Memmingen im Allgäu zur Welt gekommen, mag nicht mehr im Liebeskreis der Dortmunder bleiben. Er spielt in der nächsten Saison nicht mehr im Puma Trikot mit den traditionellen Dortmunder Farben. Sein neues Leibchen trägt drei Streifen. Stichwort Adidas. Einst prangten diese 6 Buchstaben sogar auf der Trikotbrust von Spielern wie Franz Beckenbauer. Halt Tradition. Auch der talentierte polnische Nationalspieler Robert Lewandowski hat Fernweh und will vom CL-Finalisten 2013 weg. Dabei demonstrieren der Stürmer und seine Berater eine besondere Hartnäckigkeit in der Kommunikation des gewünschten Ausbrechens aus dem Kreis der Liebe. Der Held vom Malaga Spiel, Felipe Santana ist bereits weg. Er suchte eine neue Herausforderung bei, bitte festhalten, Schalke 04. Der Revierrivale. Meister der Herzen. In den Jahren zuvor signalisierten Spieler wie Kagawa oder Sahin den Wunsch einen anderen Kultur- und Freundeskreis kennenzulernen. Echte Liebe. Das Leben ist kompliziert. Immerhin Sahin hat es wieder zurück zu seinem Ex-Verein geschafft.

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (29)

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (29)

Ich bin noch wie im Trance.

7:1 Auswärtssieg in Belo Horizonte.

Der in Buenos Aires lebende Christoph Wesemann bringt auf Twitter zwei Sätze aus einem argentinischen Radio:

„Nie werdet ihr Brasilianer das 1:7 vergessen. Und falls doch, wird es immer einen Argentinier geben, der euch dran erinnert.“

Andererseits ist es schon blöd, wenn der Höhepunkt vor dem Finale war.

Jetzt also am Sonntag im Estádio do Maracanã in Rio de Janeiro gegen Argentinien. Die Statistik beider Mannschaften in den gegenseitigen Endspielen 1986 und 1990 steht 1:1. Am Wochenausklang wird es eine signifikante Verschiebung der Bilanz geben. Traveler Digital CameraArgentinien hatte 1986 das Finale gegen die Beckenbauer Elf mit 3:2 gewonnen. Es war die WM von Diego Maradona, dem Grenzgänger zwischen Genie und Wahnsinn. Aber er hatte auch eine funktionierende Mannschaft um sich. Sie kam auch mit den komplizierten klimatischen Bedingungen und den infrastrukturellen Gegebenheiten in Mexiko vor 28 Jahren gut zurecht. 1990 spielte Maradona immer noch für Argentinien. Aber die Dynamik, Leidenschaft gepaart mit unglaublichen Toren und dem finalen Biss war nicht mehr da. Der Einzug ins Endspiel gelang über das Elfmeterschießen gegen Italien im Halbfinale. Deutschland siegte dann im Finale von Rom mit 1:0.

Franz Beckenbauer liegt mit einer Prognose daneben

Beckenbauer prognostizierte damals seinem Nachfolger Berti Vogts, mit Blick auf die Wiedervereinigung und dem Reservoir an talentierten Spielern mit DDR Wurzeln, eine Unbesiegbarkeit auf Jahre. Nun, es kam bekanntermaßen etwas anders. Franz irrte ein wenig. Deutschland verlor 1992 gegen Dänemark das EM Halbfinale und schied 1994 und 1998 jeweils im Viertelfinale der WM aus. Gegner waren da Bulgarien und Kroatien. Einzig 1996 konnte die deutsche Elf letztmalig einen Titel bei der EM in England feiern. Über die Auftritte bei der EM 2000 und 2004 decke ich jetzt mal den Mantel des Schweigens.

Argentinien diesmal mit einem Lionel Messi in seinen Reihen

Nun, 24 Jahre nach der Nacht von Rom, hat Deutschland also wieder eine große Chance auf den Weltmeistertitel. Die Sehnsucht ist groß zwischen Rostock und Friedrichshafen. Der Kontrahent kommt wieder aus dem südamerikanischen fußballverrückten Land vom River Plate. Diesmal hat Argentinien einen Lionel Messi in den Reihen. Auch er hat eine funktionierende Mannschaft um sich. In der Vorrunde spielten sie sehr kräftesparend. In den anschließenden K.o. Spielen gegen die europäischen Teams der von Hitzfeld gecoachten Schweiz mit ihren Bundesligalegionären, dem mit vier Siegen hintereinander ins Turnier gestarteten Geheimfavorit Belgien und dem Vizeweltmeister Niederlande mit Robben und Co. ließen sie in 330 Minuten kein Gegentor zu. Wie einst 1990 qualifizierte man sich für das Finale über ein gewonnenes Elfmeterschießen.

Peter Stolterfoht hat sich heute auf der Titelseite der Stuttgarter Zeitung auch mit dem Stil der Elf von Übungsleiter Löw auseinandergesetzt und bescheinigt ihr einen stilvollen Umgang mit dem historischen Sieg gegen Gastgeber Brasilien. Er wirft aber auch einen Blick voraus und schreibt am Ende seines Leitartikels:

,,Wenn die deutsche Nationalmannschaft nach Deutschland zurückkehrt, wird ihr viel Sympathie entgegenschlagen. Das hat maßgeblich mit dem Auftritt in Belo Horizonte zu tun. Und selbst wenn nach dem Finale am Sonntag in Rio der WM-Pokal nicht mit im Flugzeug sein sollte, wird das Team von Joachim Löw zuvor sicher bewiesen haben, dass es nicht nur ein guter Sieger, sondern ein ebensolcher Verlierer ist. Das hätte dann auch wieder Klasse.“

Das Endspiel ist auch aus marketingtechnischer Sicht ein großartiger Coup für Adidas. Der Sportartikelhersteller stattet Deutschland und Argentinien aus. Nach dem frühzeitigen Ausfall ihres Klienten Spanien ist dieses Turnier vom Sportmarketing aus ideal für den Konzern aus Herzogenaurach gelaufen. Im Spiel um Platz 3 stehen sich am Samstag die Nike Teams Brasilien und Niederlande gegenüber. Frühzeitig ohne Chance auf Titelehren war Puma bei dieser Weltmeisterschaft. Vier Teams hatte Puma ins Achtelfinale gebracht. Nur eine Mannschaft weniger wie Nike und Adidas mit jeweils fünf. Doch die Puma Teams Chile, Uruguay, Schweiz und Algerien blieben alle in der ersten K.o. Runde hängen. Wer die Rivalität zwischen den fränkischen Playern Adidas und Puma kennt, kann sich in etwa die aktuelle Stimmungslage ausmalen.Traveler Digital CameraDas Finale wird in der ARD übertragen. Kommentator ist Tom Bartels. In der aktuellen Sport Bild wird er im Interview nach seinem persönlichen Sicherheitsgefühl in Brasilien gefragt. Reporter Bartels:

,,Rund um die Hotels und die Stadien stehen alle 50 Meter Polizei oder Militär. Solche Massen sind surreal. Ich gehe ohne Uhr, Kreditkarten, oft auch ohne Smartphone los. Nur mit etwas Bargeld.“

So, jetzt also noch 3 Tage bis zum Endspiel, dann steht auch der Weltmeister 2014 fest. Aus 32 Mannschaften haben sich zwei Anwärter darauf herauskristallisiert. Tief durchatmen.

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (6)

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (6)

Manch begeisterter deutscher Fußballfreund war beim letzten Weltmeistertitel noch gar nicht geboren. Es ist eine gefühlte Ewigkeit her. Jener Titel 1990 unter der Führung von Teamchef Franz Beckenbauer. Auch am 74er Titel war der einstige Weltklasselibero entscheidend beteiligt. Kapitän einer Mannschaft, die sich nach dem 0:1 gegen die DDR keine Blöße gab. Dank der Umstellungen nach der Niederlage die auch der meinungsstarke Beckenbauer vornahm. Trainer Helmut Schön ließ ihn gewähren. Doch diese Geschichte erzähle ich zu gegebener Zeit in aller Ausführlichkeit. Dann war dann auch noch das Wunder von Bern vor 60 Jahren.Traveler Digital Camera

Heute greifen die letzten vier Mannschaften in die Fußball-WM ein. Belgien, Algerien, Russland und Südkorea in Gruppe H. Kommt Übungsleiter Löw mit Deutschland weiter, die ersten 3 Punkte wurden souverän gegen Portugal eingefahren, wird es im Achtelfinale eine Begegnung mit einer der vier genannten Teams geben. 18.00 Uhr treffen Geheimtipp Belgien und Algerien in Belo Horizonte aufeinander. Der Schauspieler und Fußballfreund Heiner Lauterbach in der gestrigen Montagsausgabe im Südkurier:

,,Ich glaube es gibt sechs, mit Belgien sieben Mannschaften, die Weltmeister werden können.“

Die Belgier haben mit Marc Wilmots einen Trainer, der in der Bundesliga bei Schalke seine Spuren hinterlassen hat. In den diversen Vorschauheften auf die WM wurde Belgien immer wieder genannt, wenn es um das Team ging, welches mit dem größten Überraschungspotenzial ausgestattet ist, die Etablierten zu ärgern. Die Profis spielen bei namhaften europäischen Vereinen, scheinen eine smarte Art drauf zu haben, die in einem Turnier durchaus sehr weit führen kann. Man wird sehen. Mir haben sie in der Vorbereitung beim Sieg gegen Schweden (allerdings ohne Ibrahimovic) gut gefallen. Algerien ärgerte einst Deutschland bei der WM 1982. Der afrikanische Kontinent wartet immer noch auf den ersten Einzug einer Mannschaft in ein WM-Halbfinale.

Auftaktsieger Brasilien und Mexiko treffen aufeinander, hoffentlich mit besserem Schiri

Dann steigt heute auch die zweite Partie von Gastgeber Brasilien. Kontrahent in Fortaleza ist Mexiko. Beide Mannschaften haben ihre Auftaktspiele gewonnen. Der beim vorjährigen Confed-Cup überzeugende WM-Favorit Brasilien brauchte einen Elfmeter gegen Kroatien, den nur sehr wenige Schiedsrichter gepfiffen hätten. Eröffnungsspiele, dies zeigt ein Blick in die Historie, sind selten spielerisch überzeugende Leckerbissen gewesen. Am Ende eines Turnieres fragt keiner mehr groß danach. Manch Weltmeister biss sich in eine WM herein. Bestes Beispiel Italien 1982. In der Vorrunde nur 3 mühsame Unentschieden und sehr glücklich durch das Torverhältnis gegenüber Kamerun weiter. Später Siege gegen Argentinien, Brasilien und Deutschland und der Titel. Brasiliens heutiger Gegner Mexiko bekam zwei Tore durch den wenig überzeugenden Schiri nicht zugesprochen, gewann gegen die Elf aus Kamerun mit Bundesligaurgestein Volker Finke in der afrikanischen Coaching-Zone trotzdem.

Der Ausrichter der WM 2018 trifft auf den Gastgeber der WM 2002

24.00 Uhr messen dann Russland und Südkorea ihre Kräfte. Der russische Fußball hat es durch die geopolitischen Veränderungen nach dem Zerfall der Sowjetunion nicht einfach gehabt. 1988 stand die Mannschaft noch im Finale der Europameisterschaft gegen das grandiose Team der Niederlande. 2018 richtet Russland die Fußball-WM aus. Putins Akquise-Power, gepaart mit monetärer Wucht beschert dem Land nach den olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi einen weiteren weltsportlichen Höhepunkt. An der Seitenlinie der russischen Elf steht mit Fabio Capello ein renommierter Trainer. In der Qualifikation ließ man Portugal hinter sich und bekam in 10 Spielen nur 5 Gegentore. Gegner Südkorea schaffte es bei der eigenen Heim-WM 2002 bis in das Spiel um Platz 3. Im Halbfinale hatte Deutschland Mühe und Michael Ballack holte sich jene verhängnisvolle gelbe Karte, die ihn nur die Zaungastrolle beim Endspiel gegen Brasilien bescherte. Leverkusens Spieler Heung-Min Son ist einer der Hoffnungsträger in der Mannschaft von Trainer Myung-Bo Hong. Der smarte 45-Jährige Coach ist mit 136 Länderspielen der Rekordnationalspieler Südkoreas und leitet die Geschicke der Mannschaft seit dem 27. Juni 2013.

Belgien – Algerien

Dienstag, 17. Juni, 18.00 Uhr, Belo Horizonte, im ZDF

Brasilien – Mexiko

Dienstag, 17. Juni, 21.00 Uhr, Fortaleza, im ZDF

Russland – Südkorea

Dienstag, 17. Juni, 24.00 Uhr, Cuiaba, im ZDF

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (5)

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (5)

Die degradierte Reporterin des ZDF vermeldete einen tiefenentspannten Joachim Löw. KMH hatte mich schon früher bei ihrer Tätigkeit bei Antenne Bayern nicht überzeugt. Aber es gibt natürlich in Deutschland Fuballexpertise, die fundiert ist. Einer der kompetentesten Fachleute ist Trainer Baade. Er merkt an:

,,Gegen Portugal könnte eine der wenigen Niederlagen der deutschen WM-Geschichte hinzukommen, aber selbst dann würde es für die zweite Runde reichen. Im Halbfinale ist dann wieder Schluss, weil Neuer patzt, weil Boateng pennt und mit Rot vom Platz geht oder weil auch einfach schlicht der Gegner stärker ist und Jogi bei Rückstand wieder wie eingefroren an der Linie steht und seine Gehirnwindungen 25 Minuten brauchen, bis er reagiert.“

Übungsleiter Löw hat durchaus Erfahrungen mit Vorrundenniederlagen. Bei der EM 2008 setzte es eine Niederlage in Klagenfurt gegen Kroatien. Zwei Jahre später setze die deutsche Elf ihr Vorrundenspiel gegen Serbien bei der WM in Südafrika in den Sand. Auch sonst gab es in den letzten Tagen reichlich Gesprächsstoff. Sportspool.tv hat einen lesenswerten WM-Blog: „SAVE FOOTBALL, DESTROY FIFA“ aufgelegt:

,,Theo Zwanziger gegen Wolfgang Niersbach. Ex- gegen amtierenden DFB-Präsident. Im deutschen Fußball geht es derzeit ordentlich rund. Und dass, obwohl die DFB-Elf noch keine einzige Minute gespielt hat. Erklärung des DFB-Präsidiums vom 14.06.2014. Deutsche Funktionäre sorgen für eine ordentliche Begleitmusik für eine Fußballweltmeisterschaft.“

Über die FIFA, Funktionär Blatter, Franz Beckenbauer, mediale Schlammschlachten, russische Verbindungen mit krimineller Energie und abgekupferten Content etc. haben wir ein bemerkenswertes Hintergrundstück von Jens Weinreich, in dem die Bild am Sonntag nicht sonderlich gut wegkommt. Unbedingt lesen.

Übungsleiter Löw greift heute in das Geschehen ein, sein ehemaliger Chef auch

Heute greift also Übungsleiter Löw mit seiner Mannschaft in das Geschehen ein. Portugal verlor 2006 im Spiel um Platz 3 gegen Deutschland bei der WM in Stuttgart. Auch 2008 bei der Europameisterschaft musste die Mannschaft um Star Ronaldo eine Niederlage hinnehmen gegen die DFB-Elf. Ebenso bei der EM 2012. Doch grau ist alle Statistik und Bilanzen vergangener Spiele. Heute geht es wieder bei Null für beide Teams los. Iran gegen Nigeria hat auch eine kleine deutsche Komponente. Die iranische Mannschaft wird vom deutschen Unternehmen Uhlsport ausgestattet. Im Vorfeld gab es wegen der Trikos diverse Irritationen. Nigeria läuft in Adidas Trikots auf. Die Afrikaner haben in der Gruppe F mit den weiteren Kontrahenten Argentinien und Bosnien -Herzegowina durchaus ein Weiterkommen im Blick. Dann wäre zur geschmeidigen Uhrzeit von 24.00 Uhr auch noch das Spiel Ghana gegen USA. Boateng, Klinsmann, Vogts. Mehr deutsche Komponente geht fast gar nicht. Jürgen Klinsmann hat das Ziel, die Gruppe zu überstehen, in der ihm arteigenen selbstbewussten Art ausgegeben. Ghana scheiterte bei der letzten WM dramatisch und tragisch an Uruguay im Kampf um den Einzug in das Halbfinale. Sie wären die erste afrikanische Mannschaft gewesen, sich mit dem Einzug ins Halbfinale bei einer WM in die Geschichtsbücher einzutragen. Zu Zeiten eines Roger Milla mit Kamerun bei den grandiosen Auftritten hätte manch Fußballexperte den afrikanischen Mannschaften so ein Erfolgserlebnis durchaus früher zugetraut. Doch die Entwicklung verlief nicht problemlos. Die Probleme, politisch, infrastrukturell, materiell sowie personell, sind auf dem afrikanischen Kontinent vielfältig.

Deutschland – Portugal

Montag, 16. Juni, 18.00 Uhr, Salvador, im ARD

Iran – Nigeria

Montag, 16. Juni, 21.00 Uhr, Curitiba, im ARD

Ghana – USA

Montag, 16. Juni, 24.00 Uhr, Natal, im ARD

Günter Netzer: „Wir lebten in verschiedenen Welten. Helmut Schön hat das respektiert. Das war seine Größe.“

Platzfrage hin oder her. Für gute Fußballwerke wird sich immer noch ein Platz finden lassen. Die Zeit der WM-Bücher ist auch eine Frage der Selektion. Dieser Tage nahm ich aus meinem Regal das Buch Argentinien 1978 aus der Reihe Süddeutsche Zeitung WM-Bibliothek in die Hand. Traveler Digital Camera

Es war das letzte Weltmeisterschaftsturnier von Bundestrainer Helmut Schön, dem erfolgreichsten Nationaltrainer in der Geschichte des DFB. Vizeweltmeister 1966, WM-Dritter 1970, Weltmeister 1974. Dazu kam der EM-Titel 1972 und die Vizeeuropameisterschaft 1976. An dieser Bilanz müssen sich alle seine Nachfolger messen lassen. Am nächsten kam ihr Franz Beckenbauer mit dem Finaleinzug 1986 und dem Weltmeistertitel 1990. Danach erreichte nur Rudi Völler einen WM-Finaleinzug. Weder den oft in den Medien überschwenglich gehypten Jürgen Klinsmann oder Joachim Löw gelang dieses deutsche Klassenziel. Berti Vogts konnte immerhin 1996 die Europameisterschaft gewinnen. Seither auch keine Domäne der DFB-Elf mehr. Das Kapitel Ribbeck lasse ich hier an der Stelle bewusst außen vor.

Im besagten Fußballbuch über die Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien aus der WM-Bibliothek der Süddeutschen Zeitung kommt auf Seite 82 und 83 auch Günter Netzer, den ich kürzlich beim SWR UniTalk in Konstanz smart und entspannt auf der Bühne plaudernd erlebte, zu Wort und schreibt über seinen Bundestrainer unter dem Titel „Wir lebten in verschiedenen Welten. Helmut Schön hat das respektiert. Das war seine Größe.“, in höchster Anerkennung:

,,Und das ist es, was mich Frieden schließen ließ mit Helmut Schön: Er hat es erkannt. Er wusste, dass er uns, diese Mannschaft der ersten siebziger Jahre, einfach laufen lassen musste. Und er hatte es nicht nötig, sich auf unsere Kosten zu profilieren. Er wollte gewinnen, wir wollten gewinnen, wir wussten, dass wir dazu unsere Freiräume brauchten und uns taktische Zuordnungen langweilten, er wusste es auch. Er ließ uns gewähren. Ein großer Trainer. Ein großer Mensch.“

Der gebürtige Dresdner Helmut Schön hatte nicht nur ein Händchen im Umgang mit seinen Spielern, ihm gelang auch die Balance zwischen überragenden sportlichen Erfolg mit der Nationalmannschaft und einer schönen Spielweise. Speziell die Europameisterschaft 1972 lässt Fußballkenner immer noch mit der Zunge schnalzen. Das er hin und wieder doch eine taktische Zuordnung vornahm, wie im WM Finale 1974 mit der Manndeckung von Berti Vogts gegen den niederländischen Regisseur und König Johan Cruyff, war nicht zum Schaden der Mannschaft.

Derweil geht es weiter im WM-Fahrplan von Übungsleiter Löw.

Noch ein abschließendes Wort zum Thema Fußballbuch. Jetzt drängeln ja viele Verlage mit Publikationen in diversen Buchhandlungen und Online-Plattformen. Ich mag dabei auch immer Verlage die eine gewisse Kontinuität und Qualität fernab der reinen Massenware vorweisen können. Dieser Tage werde ich auch nochmal beim Verlag Die Werkstatt vorbeischauen. Deren Fußballbücher haben  oft das besondere, die liebevoll aufbereiteten Werke haben mich da auch noch nie enttäuscht. Auch zwischen den WM-Jahren.