Schach: Jan Gustafsson geht online und andere offline

Die spanische Schach-Einzelmeisterschaft findet dieses Jahr vom 04.09 bis 12.09 auf Teneriffa statt. Deutschlands Schachgroßmeister Jan Gustafsson coacht das verheißungsvolle Talent Ivan Salgado Lopez. Anschließend geht es mit dem Coaching bei der Schacholympiade im sibirischen Khanty-Mansijsk vom 21. September bis 3. Oktober weiter. Gustafsson nimmt die Mannschaft von Dänemark als Honorartrainer unter seine Fittiche. Anschließend beginnt für ihn mit der OSG Baden-Baden am 9. Oktober die Schachbundesliga. Seit neuestem ist Jan Gustafsson im Netz mit eigener Website und Kolumne vertreten. Mal sehen wie lange der Atem für kontinuierliche Online Auftritte reicht. 

Derweil hat diese Woche Ilja Schneider die Einstellung vom Schachblog Der Schachzoo mitgeteilt. Er hatte ja mit Jörg Hickl die großen Auftritte während des WM Kampfs zwischen Anand und Topalov bei der Live-Berichterstattung auf der Schachwelt. Das war ganz großes Kino. Ilja Schneider will seine eigene Schachstärke verbessern und setzt Prioritäten:

,, Kurzum, ich müsste mich auch außerhalb der zahlreichen Turniere mehr mit Schach beschäftigen. Viel mehr.Wie es auch die ganzen anderen Guten machen, oder zumindest die Erfolgreichen.
Und was mache ich? Ich schalte zuhause meinen Laptop ein und verbringe 2-3 Stunden im Schachzoo, wo ich zumeist ausführlich meine Colorado- und Trompowsky-Partien kommentiere, die ich vorher (und das ist vielleicht sogar das Schlimmste!) vielleicht auch noch – zumindest unterbewusst – EXTRA aufs Brett gebracht habe, um sie danach der Fan-Gemeinde präsentieren zu können?! 3 Stunden, die man hätte auch gut in Königsindisch stecken können?! Bei aller Liebe, aber Freunde, ihr müsst mir zustimmen: Das ergibt einfach keinen Sinn.“
 

Knapp zwei Wochen vorher hatte der Schachtrainer Frank Große aus Leipzig mit seinem Blog Schachtraining das Handtuch geworfen. Sein Abschiedstext las sich so:

Liebe Blogleser, momentan fehlt es mir an Zeit, Kraft und Motivation den Blog wieder zu beleben.
Aus diesem Grund stelle ich das Angebot bis auf weiteres ein!

Ein weiteres Schachblog war bereits am 20. April zu Grabe getragen werden. Die Fahnen auf Halbmast. Stefan Löffler zog den Stecker und verabschiedete sich mit folgenden Zeilen vom Schachblog:

,,Nun zieht der Schachblogger die Konsequenzen. Der Schachblog wird abgedreht. Aber nur um an anderer Stelle, vielleicht ohne einige Spitzen und Insidereien, dafür gegen ein geringes Honorar weitergeführt zu werden.“

Die neue Stelle mit dem monetären kleinen Honorar ist die Schachwelt. Dort flutscht es allerdings auch nicht wie gewünscht. Stefan Löffler titelt desillusioniert Blogger verpisst euch, keiner vermisst euch?

Ein wenig wundere ich mich schon. Bloggen verlangt Leidenschaft, Herzblut, Ausdauer, Spaß und einen aufrechten Gang. Das schnelle und massive Schließen von Schachblogs macht mich nachdenklich. 

7. Partie Anand-Topalov Live

Heute steht die 7. WM-Schachpartie zwischen Anand und Topalov an. Der amtierende Weltmeister eröffnet mit den weißen Figuren. Ich würde auch gerne ein 1. e4 sehen wollen. Das Büffet der Live-Berichterstattung wird wieder 14.00 Uhr geöffnet. 

Die charismatische und symphatische Schachspielerin Susan Polgar powert auf ihrer Website. Sie wird wieder live von der 7. Partie berichten. Ihre Besucherzahlen während der Live-Kommentierung machen eine gute Figur:

31,236 people joined us right here for game 1 LIVE commentary.
42,198 people joined us right here for game 2 LIVE commentary.
44,512 people joined us right here for game 3 LIVE commentary.
51,939 people joined us right here for game 4 LIVE commentary.
63,059 people joined us right here for game 5 LIVE commentary.
63,304 people joined us right here for game 6 LIVE commentary.

World chess champion Viswanathan Anand (R) of India makes a move against his opponent Bulgarian chess grandmaster and former world chess champion Veselin Topalov during the start of the FIDE World Chess Championship match in Sofia, April 24, 2010. REUTERS/Stoyan Nenov (BULGARIA - Tags: SPORT CHESS)

Großmeister Jörg Hickl und der Internationale Meister Ilja Schneider sind für die Schachwelt auch wieder auf dem Radar. Hier geht es zur Live-Kommentierung im WM Chat. Interessant wird für mich sein, wie Hickl nach der WM seinen Online Auftritt weiterführt. Im vergangenen Jahr ist er ja mit der Zeitung Schachwelt auf den Markt der hart umkämpften Schachzeitungen in Deutschland gekommen. IM Stefan Löffler schrieb damals 2009 auf seinem Schachblog:

,,Für Hickl spricht, dass er sich nicht nur selbst Gedanken gemacht, sondern auch Rat gesucht hat, u.a. beim Schachblogger. So scheint die „Schachwelt“ kapiert zu haben, dass im Zeitalter des Internets Turniernachberichterstattung nicht mehr das A und O sein kann. Die Nullnummer ist für Ende Juli angekündigt ist, und ab September soll die „Schachwelt“ im gutsortierten Zeitschriftenhandel sein.“

Stefan Löffler ist jetzt bei der Schachwelt selbst aktiv involviert. Für meinen Geschmack hat er seinen eigenen Schachblog jedoch verfrüht an den Nagel gehangen. Für die Schachwelt bloggen und das eigene Schachblog weiterführen ist natürlich immer eine grundsätzliche Entscheidung.

Die offizielle WM-Website Anand-Topalov ist auch live dabei, und wird sicherlich auch wieder zahlreich interessierte Schachfreunde aus aller Welt finden. So ein Schach-WM Kampf ist ja auch immer ein Wettbewerb der Aufmerksamkeitsökonomie.

Chessdom ist heute auch wieder live am Schachbüffet der Live-Berichterstattung vertreten. Der Sponsorenpartner des Schach-WM-Kampfs Anand-Topalov erfreut sich ebenfalls großer Aufmerksamkeit. Schachtrainer Frank Große schrieb kürzlich auf seinem Schachtrainingblog:

,,Auf Chessdom wird der geneigte Leser in englischer Sprache die Ereignisse wohl etwas mehr aus der Sicht des Herausforderers Topalow verfolgen können.“

Also, dann auf in die zweite Turnierhälfte. Topalov konnte in seinem Sofioter Wohnzimmer noch nicht den forschen Worten die entsprechenden Ergebnisse folgen lassen. Anand holte aus seinen 3 Weiß-Partien 2,5 Punkte. Daran wird der bulgarische Herausforderer zu arbeiten haben. Der Weltmeister hat sehr schnell seinen 0:1 Rückstand aus der Auftaktpartie in eine Führung gewandelt. Kleine Anmerkung in eigener Sache: Soll ich Anand und Topalov böse sein? Meinem Artikel über die Vermeidung des inflationären Remis, folgten doch tatsächlich in Partie 5 und 6 zwei Punkteteilungen. Okay, ich will da nicht kleinlich sein. Es darf jedoch durchaus in der heutigen 7. Partie wieder ein fulminanter Sieg für einen der beiden Protagonisten auf der Sofioter Schachbühne erfolgen.

Schach-WM-Kampf Anand-Topalov oder die Ruhe vor dem Sturm

Am morgigen Sonnabend, 16.00 Uhr geht es nun los. Die Schach-WM in Sofia wird vom bulgarischen Premier Boyko Borisov eröffnet. Veselin Topalov führt in der ersten Partie die weißen Steine. Die Printmedien in Deutschland halten sich ja noch etwas zurück mit der Berichterstattung. Warum eigentlich? Nun gut, im Internet gibt es reichlich Alternativen.

Frank Große powert seit Januar 2010 seinen Schachtrainingsblog. Er wird zur WM die eine oder andere Trainingseinheit, abgestimmt auf die Partien in Sofia, durchführen. Sein Versprechen:

,,Der Schachtrainingsblog wird in den kommenden Tagen in seinem kleinen Schach-WM-Spezial Mini-Trainingseinheiten um die Protagonisten streuen …“

Das WM Blog der Schachwelt läuft auch schon an. Dort agieren die Internationalen Meister Stefan Löffler und Ilja Schneider. Eine erste kleine Prognose des User Jorge für die erste Partie gibt es auch:

,,Man sieht Anand auf den Fotos der Pressekonferenz fertig aus…da wird Topi wohl direkt am Samstag mit dem Vorschlaghammer kommen…von wegen abtasten…“

Etwas joggen oder ein ausführlicher Spaziergang, ein wenig gute Musik und die Busanfahrt sollte aus den Kleidern geschüttelt sein. Wir sind in der zivilisierten Welt wirklich auch etwas verweichlicht über die Jahre. Oder?

Ich möchte ab morgen auch nichts mehr von den Anreisestrapazen hören. Es darf sich aufs Wesentliche konzentriert werden. Spielt einfach richtig gutes Schach. Anand zeigte dies beim WM Kampf 2008 in Bonn gegen Kramnik.

Bildnummer: 04057007 Datum: 29.10.2008 Copyright: imago/Sven Simon..Viswanathan Anand (Indien, li.) gegen Wladimir Kramnik Photo via Newscom

Das Chess Tigers Trainings Center ist auch involviert im illustren Kreis der Berichterstatter. Die Tageskarte wird für einen Preis von 10,00 Euro angeboten. 3 Tageskarten gibt es für 25,00 Euro und die Dauerkarte ist mit 90,00 Euro ausgepreist. Bonusmaterial gibt es auch. Im Preis der Tageskarte sind 2 Getränke enthalten. Der Internationale Meister Erik Zude und Großmeister Klaus Bischoff werden die Partien aus Sofia live kommentieren.

Selbstverständlich berichtet auch chessdom ausführlich und live vom WM-Schach-Kampf Anand-Topalov. Das Büffet ist angerichtet. Es gilt die freie Auswahl. Schachfreunde müssen keine Informationsdiät hinnehmen.

Ein lesenswertes Interview hat Dagobert Kohlmeyer mit Artur Jussupow auf chessbase geführt. Die Prognose ist vielversprechend.

,,Es wird eng. Wenn man gesehen hat, wie überlegen Anand im Herbst 2008 in Bonn gegen Kramnik gewann, denkt man bestimmt, er ist Favorit. Erinnert man sich aber daran, wie Topalow 2005 in San Luis aufgetrumpft hat, erscheint auch er als unschlagbar. Die Frage ist, wer von beiden diese großartige alte Form wieder erreichen kann. Wenn einer von ihnen das schafft, so gewinnt er. Gelingt es allen beiden, dann werden wir einen phantastischen WM-Kampf erleben.“

Ein wenig Leselektüre zur Überbrückung bis zur morgigen ersten Partie gibt es von mir auch noch an die Hand:

Die aktuelle FIDE Weltrangliste

Der Brass auf den Neinsager

Zum WM-Auftakt werden Erinnerungen an alte Skandale wach

Kleine Reminiszenz an Bobby Fischer

Reminiszenz an das Schachmatch des Jahrhunderts

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Schach und seine Möglichkeiten

Nein, heute kein Olympia. Es sei denn hier, hier und hier. Heute sollen die Schachfreunde zu ihrem Recht kommen. Das königliche Spiel auf 64 Feldern.

Der Journalist und Internationale Meister Stefan Löffler hat einen der interessantesten deutschsprachigen Schachblogs. In High Potentials erörtert er die beruflichen Chancen der deutschen Spitzenschachspieler und kommt zum Resümee:

,,Die meisten, die es im Schach jung zum GM schaffen, haben das Potenzial, es in einem anderen Bereich weit zu bringen. Aber dafür werden sie von den Verbänden und Vereinen nicht gefördert. Schach, Schach, Schach heißt es. Jene, die nicht wie Giri oder Carlsen Extrempotential zeigen, sollten viel besser wie andere High Potentials, die beispielsweise durch exzellente Schulleistungen auffallen, behandelt werden.“

Elisabeth Pähtz, Deutschlands beste Schachspielerin, hatte im vergangenen Jahr im Interview mit der Mainpost auf die Schwierigkeit hingewiesen, vom Schachspiel in Deutschland leben zu können. 

,,Neidisch ist man eher auf die Länder, in denen der Schachsport einen wesentlich höheren Stellenwert besitzt und in denen die Top-Spieler ganz anders unterstützt werden. Wäre ich beispielsweise eine Türkin, dann hätte ich bislang alleine schon durch meine sportlichen Erfolge 200 000 Euro eingespielt. Bei uns gibt es derweil vom Deutschen Schachbund einen Ehrenteller für den Weltmeistertitel.”

Ein Ehrenteller ist für den Lebensunterhalt natürlich zu wenig. Im Schachblog verweist Stefan Löffler auf die beruflichen Alternativen. Generell sei im Schach zu wenig Geld da, die Orientierung auf einen zivilen Beruf unbedingt erforderlich. Die oben genannten Ausnahmen wie Magnus Carlsen oder Giri bestätigen die Regel.

Ein anderer Blog befasst sich mit Schachsoftware und seinen Möglichkeiten.  Frank Große betreibt mit viel Enthusiasmus Schachtraining per Blog. In seinem Artikel Rybka Aquarium 2010 analysiert er die Software und berichtet über seinen Praxistest. Sein Fazit fällt positiv aus.

,,Für Analyse- und Engine-Fetischisten idealer Lack!“

Zum Schluß für heute eine kleine Trainingseinheit von Frank Große. Er hat eine kleine, feine Aufgabe gestellt: Endspiel Dame gegen Bauer.

Neuer Schachblog für’s Schachtraining am Start

Es ist immer wieder schön, wenn die Gemeinde der Schachfreunde neue und kreative Schachblogs  begrüßen darf. Frank Große ist seit dem 4. Januar mit dem schachtraining.blog  am Start und hat bereits die besten Empfehlungen von einer Dame. Es ist der Ritterschlag für jeden Schachspieler.

Die international renommierte Schachspielerin Susan Polgar empfiehlt diesen neuen Blog für das Schachtraining per Internet.

Turm in der Schlacht

 © Michael Alber: Pixelio

Da kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Der Leipziger Frank Große bietet an den ersten fünf  Tagen der Woche Trainingseinheiten für Hobby-, Amateur-, und Vereinsspieler an. Taktikaufgaben, kleine Beiträge zum Nachdenken und alles mit dem Ziel die Spielstärke zu verbessern. Frank Große ist kein unbeschriebenes Blatt. Er war Webmaster für den Deutschen Schachbund und hat zahlreiche Rezensionen zu Schachbüchern und Schachsoftware geschrieben.

Viel Erfolg und serienweise gute Trainingseinheiten!