Bernie Ecclestone in BILD: „Aber eigentlich finde ich dieses kapitalistische System gut.“

Der schlitzohrige Starverkäufer der Formel 1, der oft in München müde aussehende Bernie Ecclestone, hat diese Woche dann diese leidige Geschichte für sich ganz smart regeln können. Kaum war er in London gab es ein Interview mit BILD. Eine Passage des Frage-und Antwort-Spiels lief so:

,,75 Millionen Euro! Ist das nicht ein bisschen viel Geld, wenn man sich unschuldig fühlt?“

Der 83-Jährige Selfmade Sportfunktionär mit dem Geldmaschine Talent:

,,So laufen die Dinge nun mal in Deutschland. Es ist sicher ein wenig unglücklich, so viel Geld zu bezahlen. Aber noch unglücklicher ist es, das Geld nicht zu haben. Aber eigentlich finde ich dieses kapitalistische System gut.“

Traveler Digital Camera

Ecclestone fand nicht nur Beifall für seinen Deal. Eine der besten Deutschen Sportwebsiten, sportspool.tv, merkt im Kommentar von Fred Kowasch an:

,,Die FAZ erinnert die Verfahrenseinstellung im Fall Ecclestone an Klassenjustiz, die SZ vergleicht ihn gar mit dem katholischen Ablasshandel vor 500 Jahren. Fakt ist: den Formel 1 – Chef kratzen die 100 Millionen Dollar nicht. Und: die Münchener Justiz ist erneut bis auf die Knochen blamiert. Was sind das für Staatsanwälte, deren Ermittlungsergebnisse vor Gericht derart in sich zusammen brechen? Was für ein Gericht, dass nicht weiterverhandeln lässt? Denn der Vorwurf der Beamtenbestechung war noch längst nicht vom Tisch. „

Wie sieht eigentlich die juristische Betrachtungsweise des Falls Ecclestone aus? Der leidenschaftlich bloggende Udo Vetter, Fachanwalt für Strafrecht, wirft auf seinem law blog auch einen Blick auf den §153a der Strafprozessordnung sowie die Verteilung der von Ecclestone zu zahlenden Geldsumme.

,,Was die Verteilung des Geldes angeht, ist das Gericht frei. Die weitaus meisten Auflagen werden zu Gunsten der Staatskasse verhängt. Schon um die Kosten des Verfahrens auszugleichen, denn bei einer Einstellung kann der Angeklagte hierfür nicht zur Kasse gebeten werden. Auch eine Teilzahlung an gemeinnützige Vereine, hier ein Kinderhospiz, ist grundsätzlich üblich, sofern etwas für den guten Zweck übrig bleiben soll. Wieso das Landgericht München nur eine von 75 Millionen für diesen guten Zweck springen lässt, verstehe ich nicht ganz. Üblicherweise machen Gerichte das dann 50 : 50.“

Die Neue Zürcher Zeitung leitet eine 10er Bildstrecke mit dem Formel 1 Zampano Bernie Ecclestone so ein:

,,Bernie Ecclestone, der den Erfolg der Formel 1 begründete, hat im Prozess wegen bestechung das getan, was er zeitlebens getan hat: einen spektakulären Deal.“

Ecclestone hatte also den Deal-Muskel ständig trainiert.

Nachdenkenswert #190

„Wenn ein aggressiver Pilot Europäer ist, dann ist das kein Problem. Wenn er aber aus Lateinamerika kommt, dann schon. Ich hatte deshalb eine Menge Probleme mit der europäischen Presse während meiner Zeit in der Formel 1. Ich finde das lustig: Wenn du in diesen Zeiten versuchst zu überholen und dabei einen Kontakt hast, dann bist du sehr aggressiv. Wenn aber eine Person wie Vettel das tut, gilt es als klasse Überholmanöver.“

Juan Pablo Montoya, Ex-Formel 1 Pilot, über die Sichtweise der europäischen Medien auf motorsport-total.com

Red Bull Chef Dietrich Mateschitz mit RB Leipzig im Plan

Der eine oder andere Fußballfreund wird sich vielleicht die Augen reiben. Wieso soll Red Bull Chef Mateschitz mit RB Leipzig im Plan liegen? Ist der Aufstieg in die 3. Liga nicht gerade mit größeren Abstand auf die Chemnitzer verpasst worden? Die abgelaufene Saison hat Rotebrauseblogger kürzlich kompetent und scharfsinnig unter dem Titel RB Leipzig und die vielen Tiefen und wenigen Höhen analysiert. Vor der Saison hatte ich auch einen weiteren Aufstieg prognostiziert. Doch Fußball ist nicht immer ein Wunschkonzert. Zeitpläne und ehrgeizige Ziele sind bei Red Bull auch mit dem entsprechend langen Atem versehen. Vielleicht ist da auch ein Rückblick auf jenes Interview von 2009 mit Dietrich Mateschitz bei Sport Bild aufschlussreich:

,,Wir werden versuchen, sowohl die Mannschaft als auch den gesamten Trainerstab maßgeschneidert der jeweiligen Situation bzw. dem jeweiligen Ziel anzupassen, d.h. wir werden versuchen, die Mannschaft möglichst rasch aber nichtsdestotrotz gesund wachsend von der derzeit 5. Liga in die 2. Liga zu führen. Dafür muss man dreimal aufsteigen, wenn uns das in 4 oder 5 Jahren gelingt, wäre das ein guter Zeitplan. Der letzte Schritt in die Bundesliga kann derzeit noch nicht wirklich geplant oder auch absehbar sein, zu viele unterschiedliche Faktoren spielen dafür eine Rolle, aber unser Ziel wird es auf jeden Fall sein.“

Red Bull Chef Dietrich Mateschitz hat das Projekt mit RB Leipzig langfristig angelegt. Mich haben daher die eine oder andere Personalentscheidung (Linke, Beiersdorfer) etwas überrascht. Das sah mir ein wenig nach Kurzatmigkeit aus. Doch bei einem Aufstieg in der nächsten Saison in die 3. Liga wird sich das Personalkarussell etwas langsamer drehen wie in dieser Saison. Die letzten 12 Monate haben gezeigt, dass auch die Regionalliga erst einmal gestemmt sein will.  Der charismatische Mateschitz, Marketinggenie und begeisterter Anhänger eines professionellen Sportsponsorings hat in jenem Zeitraum mit Formel 1 Pilot Sebastian Vettel in einer anderen Sportart sehr viel Freude gehabt. Ein Titel, ein weiterer in dieser Saison vor der Brust. Tief durchatmen. Das ist bemerkenswert.

Natürlich gibt es auch sehr kritische Stimmen. Erbsen zählend wird auf den hinkenden Zeitplan verwiesen. Meist sind sie nicht frei von einer gewissen Schadenfreude. Als Beispiel sei hier auf den Artikel Die Arroganz der Fußballplaner in der Zeit Online verwiesen. Doch es gab auch einst für das Engagement von Mateschitz im Formel-1 Business mit dem jungen Sebastian Vettel Stirnrunzeln.

Geamach, Gemach. Das wird schon mit RB Leipzig. Wenn das Team Stück für Stück aufsteigt will es dann sowieso jeder bereits vorher gewusst haben. Plan hin oder her.

Jan Gustafsson outet sich als Dirk Nowitzki Fan

Deutschlands smarter Schachgroßmeister Jan Gustafsson bloggt nicht nur, zur Zeit spielt er bei der Deutschen Schachmeisterschaft in Bonn um Ruhm und Ehre. Auf seiner Website fand Gustafsson vor Beginn der Meisterschaft noch Zeit sich zum aktuellen deutschen Basketballstar zu äußern:

,,Musste ja spätnachts NBA gucken, Dallas führt 3-1, Miami ebenso. Deutet alles darauf hin, dass Döörk im Finale gegen Lebron und co. seine nächste Chance auf den Ring bekommt. Für mich ist er so oder so der gößte aktive deutsche Sportler, no pun intended. Was der Typ kann, ist unglaublich.“

Nun, mit dem größten aktiven deutschen Sportler ist das ja immer so eine Sache. Mometan strahlt Formel 1 Weltmeister Sebastian Vettel für mich in puncto sportlicher Erfolg, Charisma, jugendliche Unverbrauchtheit und Kontinuität des Siegens sicherlich heraus. Nowitzki hin oder her. Vettel kommt einfach richtig locker rüber und ich darf gar nicht so oft auf sein Geburtsdatum schaun. Meine Herren. Ist schon eine Hausmarke. Eine Duftmarke. Nowitzki seine Story ist jedoch auch nicht schlecht. Dazu spielt sie in den Staaten. Die NBA ist eine Marke. Für die anstehenden entscheiden Spiele gegen Miami drückt ihm sicherlich in Deutschland nicht nur Jan Gustafsson die Daumen.

Derweil geht die Selbstzerfleischung der FIFA weiter. Kai Pahl alias dogfood analysiert gewohnt scharf und präzise.

Zwischen den Kartons packen findet sich noch Zeit für einen Blick auf Vettel, RB Leipzig und die Wahl

Der Auftrag an die Spedition ist raus. Die ersten Sachen entrümpelt. Am Wochenende war auch der Zollstock ein guter Freund. Da kam eine bundesligafreie Zeit ganz gelegen. Ein guter Kumpel brachte mir das Programmheft vom Spiel Deutschland gegen Kasachstan mit. Auf dem Titelfoto Klose. Vorwort von Klose.  Menschenskinder, Fußball wurde am Wochenende ja auch gespielt. Ich selber halte Pfiffe des Publikums für legitim. Es ist immer wieder erstaunlich wie sensibel dann einige Stars reagieren.

Übrigens wann gewann die deutsche Nationalelf ihren letzten Titel? Ich glaube 1996 unter Berti Vogts den EM-Titel. Daran messe ich Übungsleiter Löw und seine Mannschaft. Spiele um Platz 3, jene ungeliebten Goldene Ananas Rangeleien am Ende eines titellosen Turniers, sind doch nicht das Gelbe vom Ei.  Auch eine so gefühlte klare EM-Endspielniederlage wie 2008 in Wien gegen Spanien macht keine Freude. Ich merke wie meine persönliche Distanz zur Truppe von Löw wächst.

Red Bull und das Sportsponsoring fabriziert einen weiteren leuchtenden Mosaikstein in der Sammlung. Allerdings muss Sebastian Vettel manchmal für viele Dinge herhalten. Jetzt sollte er sich auch noch zum Thema Fußball und RB Leipzig äußern. Tief durchatmen. Rotebrauseblogger nimmt die journalistische Schwerstarbeit der Leipziger Volkszeitung unter die Lupe und entdeckt dabei einige heiße Luft. Dabei habe ich den Sportteil einst regelmäßig gelesen. Die Zeitung hat mich meine Kindheit und Jugend begleitet. Erster Blick ging immer in den Sportteil. Mein Vater hatte ein Abo. Der Briefträger brachte sie regelmäßig von Montags bis Sonnabend. Dazu natürlich noch das Deutsche Sportecho fünfmal die Woche und monatlich eine Schachzeitung. Die neue Fußballwoche (fuwo) habe ich mir dann Dienstags immer beim Leipziger Schreibwarenhändler in der Coppistr. gekauft.

Ansonsten gab es auch noch Wahlkampf. Mappus macht Platz. Es kommt Kretschmann von den Grünen. Ein Wahlsieg von schwarz-gelb hätte mich auch am politischen Sachverstand der Baden-Württemberger zweifeln lassen. Noch war ich nicht wahlberechtigt. Ich lebe ja noch im CSU-Land Bayern. Habe da Stoiber, Beckstein und Huber beim abdanken gesehen. Seehofer hält sich ja noch. Was macht eigentlich Karl-Theodor zu Guttenberg?

Der Umzug findet am 15. und 16. April statt. Die Umzugskartons werden gepackt. Es wird gemalert werden. Eine ganze Reihe von Dingen ist noch zu regeln. Organisationstalent ist gefragt. Aufbruch zu neuen Ufern. Wir werden sehr nah am Ufer des Bodensees wohnen. Vorfreude steigt bei meiner Liebsten und mir auf. Es wird ein wunderschöner Frühling.

Sportjahr 2011

Das alte 2010 geht den Weg in das Sportarchiv. Vierschanzentournee unter dem Namenspatronat von Jack Wolfskin, die Materialschlacht in Südamerika bei der Rallye Dakar, eine teure Winterspartakiade in Vancouver, Schachmatch des Jahrzehnts in Sofia mit Topalov und Anand, Double von Bayern München und leider ein schlechter Tag im Champions-League Finale in Madrid gegen Inter Mailand mit Superhirn Mourinho als Coach, das Double von Brose Baskets, eine Leichtathletik EM in Barcelona mit der schnellsten Frau über 100 Meter aus Deutschland, die  monetären Festspiele der allmächtigen Firma in Südafrika, die fehlende Fairness eines deutschen Torwarts bei einem Schuss eines Engländers, Abschied von Günter Netzer aus der Fernsehpartnerschaft mit Gerhard Delling, Tour de France und die Probleme des Fleischessers Alberto Contador danach, die Unsicherheiten von Lance Armstrong, die Probleme einiger deutscher Sportjournalisten mit Andreas Klöden, ein Fahrt aufnehmendes Basketballprojekt von Bayern München unter Coach Dirk Bauermann, permanente Schlagzeilen und Rangeleien beim fairen (!?)   Bewerbungskraftakt um die Winterspartakiade 2018,  eine Schacholympiade in Sibirien mit dem heroischen 64. Platz der Männermannschaft aus Deutschland und der Niederlage Robert von Weizsäckers im harten Kampf um Wählerstimmen,  Sieg der Hartplatzhelden um Oliver Fritsch im juristischen Strafraum in Karlsruhe, Formel 1 Coup von Sebastian Vettel und Red Bull, die Vergabe der Fussball-WM 2018 an die einstige  Sport-Supermacht Russland sowie die abenteuerlich anmutende Vergabe 2022 an die finanzkräftigen Jungs aus Katar, schlechter Stil von Obama bei der Vergabeniederlage der USA in Zürich, das Momentum von Levon Aronian beim Tal-Memorial und bei der Blitzschach-WM in Moskau, die Auslosung der Frauenfußball WM in Frankfurt ohne Sepp Blatter und Oliver Kahn, deutlichere Punktrückstände von RB Leipzig auf den Chemnitzer FC und Bayern Münchens auf Borussia Dortmund, ein schwächelnder THW Kiel und erstarkte Füchse und Hamburger Handballer, Rückzug von Legende Toni Innauer aus dem Skisprungzirkus …  

Das Sportjahr 2011 steht an.

Merkur Online hat eine satirische Vorschau auf das Sportjahr 2011 gewagt.

Meinen zahlreichen treuen Leserinnen und Lesern danke ich für die Zeit und Aufmerksamkeit im Jahr 2010. Ich wünsche einen phantastischen Start und viel Lebensfreude im neuen Jahr.

Zeit der Bilanzen

Das Jahr neigt sich dem Ende. Da wird von dem einen oder anderen auch Bilanz gezogen. Don Dahlmann gibt auf seinem Racingblog in gewohnt ausführlicher und tiefer Analyse einen Rückblick auf die Formel 1 Saison.  Er zieht ein zweiteiliges Fazit: Im Teil 1 nahm er die Fahrer unter die Lupe und im Teil 2 die Teams.  

Rotebrauseblogger zieht eine ausführliche und interessante Zwischenbilanz beim spannendsten Fußballprojekt Deutschlands. Er sieht mehr  Schatten wie Licht.  Ein Nichtaufstieg wäre eine ärgerliche Zeitverzögerung für Red Bull und seine ehrgeizigen Ziele mit RB Leipzig in die Bundesliga zu kommen. Ich persönlich sehe die Verfolgungsjagd in der Rückrunde durchaus nicht chancenlos.

Die Leipziger Volkszeitung zieht unter dem Titel Medaillenregen und Vettel-Mania – das Sportjahr 2010 im Rückblick eine Bilanz. Es fehlen auch nicht Bayern München, Golfspieler Martin Kaymer oder Claudia Pechstein beim Blick in den Rückspiegel des ablaufenden Jahres.

Deutschlands smartester Schachgroßmeister, Jan Gustafsson, gibt einen persönlichen Rückblick auf sein Schachjahr. Seine Kolumne hat inzwischen fast Kultstatus erreicht. Selbstkritisch fasst er sich bei seiner Bilanz für 2010 jedoch auch an die eigene Nase.

Nachdenkenswert #77

,,Etwa vier Milliarden Dosen Red Bull wurden 2009 verkauft. Für die Bekanntheit und das Image der Marke sorgt vor allem der Sport. Anfangs sollten Kunstflieger, Wellenreiter, Motorrad-Akrobaten und andere Extremsportler zeigen, dass Red Bull angeblich Flügel verleiht, wie die Werbung verhieß. Je mehr die Brause aber zum Massengetränk wurde, desto stärker reifte die Erkenntnis, dass man auch im Massensport präsent sein müsse. Also im Fußball und in der Formel 1.“

               Uwe Ritzer, in der Süddeutschen Zeitung über    

               die Umsatzpower von Sportsponsor Red Bull

Nachdenkenswert #76

,,Die Hoffnung auf den Titel ist immer noch da, aber es ist sicher auch keine ganz einfache Aufgabe. Wir brauchen noch ein bisschen Glück, aber wie gesagt, ich mache mir nicht allzu viele Gedanken. Es ist morgen einfach wichtig, dass wir keine Probleme haben und alles hält. Alles weitere sehen wir dann.“

        Sebastian Vettel, Red Bull Pilot, in seinem Tagebuch