Sport am Bodensee: Eurobike 2015 wirft ihre Schatten voraus

Von den 3 deutschen Tour de France 2015 Fahrern mit Wohnsitz in der Bodenseeregion ist am Ende von einem Trio nur 1 Fahrer in Paris angekommen. Emanuel Buchmann, aktueller deutscher Straßenmeister im Radsport aus Ravensburg, kam bei seinem Tour-Debüt durch. Tony Martin und Dominik Nerz bekanntlich nicht. Ist die Tour sauber gewesen? War das gelbe Trikot mit ehrlichen Mitteln erkämpft? Radsport-Journalist David Walsh kürzlich in der Neuen Zürcher Zeitung: „Ich wäre am Boden zerstört.“ , in einer Art aktiver Verteidigungsrolle für Tourgott Froome, den er für sauber hält.

,,Froome fährt seit drei Jahren an der Spitze. Als Armstrong seit drei Jahren an der Spitze fuhr, hatte ich Betsy Andreu, die Frau von Armstrongs früherem Teamkollegen Frankie, die mir sagte, sie wisse, dass Armstrong dope. Ich hatte Armstrongs frühere Masseurin Emma O’Reilly, die mir sagte, das ganze Team dope. Ich wusste, dass Armstrong mit Michele Ferrari arbeitet, dem «Dottore EPO». Und der frühere Tour-Sieger Greg LeMond hatte mir von einem Gespräch mit Armstrong erzählt, in dem Armstrong gesagt hatte: «Es ist simpel. Du warst gedopt, ich dope. Du nahmst EPO, ich nehme EPO.»“

Ach, Greg LeMond. Bei der Tour 2015 der smarte Radsportexperte für Eurosport. Gab er danach nicht auch noch kluge Ratschläge an Jan Ullrich via Sport Bild? Andererseits, die Leichtathletik scheint ja nach den Wochenendmeldungen ebenfalls durchsetzt mit Problemen zu sein, die man nicht am Abendbrottisch mit seiner Jahrhundertliebe besprechen möchte. Da sind Erinnerungen an die eigene Radtour am Bodensee, frei von Doping und im wärmenden Licht der Abendsonne, viel angenehmer.

Foto:  © Michael Wiemer

Da sind die Probleme der Leichtathletik oder dem Radsport weit weg. Nicht zu vergessen die Thematik der spektakulären Verhaftungswelle der FIFA-Funktionäre in Zürich und diese unendliche Geschichte um Blatter und Co. Blatter ist doch noch Präsident? Es gab dazu noch keine Breaking News von N24.

Foto:  © Michael Wiemer

Aber ich will noch ein paar Worte zu Radsport-Journalist David Walsh verlieren. Wird er von Sky bezahlt? Er wirft sich für Froome doch arg in den Staub. Jede PR-Agentur hätte da ihre helle Freude dran. Wir hatten hier kürzlich auf dem Blog ja an die für Lance Armstrong im Jahr 2010 näher kommenden Einschläge in einer Reminiszenz zurückgeblickt. Was wird man in einigen Jahren rückblickend auf die Tour von 2015 von Chris Froome, dem Mann im gelben Trikot mit diesen unglaublichen Kraftreserven, erzählen? Was für eine Geschichte wird dann vom britischen Velo-Jesus und seinen Jüngern erzählt werden?

Schwenk zum Sport am Bodensee. Diesen sommerlichen Monat haben wir hier im Süden noch die Eurobike in Friedrichshafen auf dem Programm. Im Terminkalender haben sich Aussteller, Radsportenthusiasten, Materialtüftler, Hobbyfahrer, Marketingprofis, Fachhändler, Konsumenten etc. die Zeitschiene vom 26. bis 29. August eingetragen. Anders wie die OutDoor, die immer noch keinen Publikumstag anbieten mag oder kann, setzt die Eurobike weiterhin auf den Publikumstag. Der 29. August 2015 ist dafür erkoren. Die Messe wird jetzt bereits in Friedrichshafen am Straßenrand plakatiert. Auf einem Rad übrigens ein Mann, dem man die Rolle passionierter Amateurradler durchaus zugestehen mag, in einem gelben Trikot.

Hier geht es zum Sportkalender am Bodensee

Nachdenkenswert #299

,,Es wird einem speiübel, wenn man sieht, wie die BBC derzeit von der konservativen Regierung in Großbritannien zerlegt wird. Gleichzeitig sieht man in Deutschland ein ÖR-System das sich mit keinem Jota selbst hinterfragt und damit Lichtjahre weit weg von der Möglichkeit einer Reform aus sich heraus zu sein scheint. Die Attitüde Balkauskys steht für eine Art des ÖRs der förmlich darauf wartet, von der Politik zerlegt zu werden. Das ist zuerst tragisch, wird aber langfristig für die deutschen ÖR dramatisch. Mir ist der Glaube an einer Reformfähigkeit von ARD/ZDF inzwischen abhanden gekommen.“

Kai Pahl, Gründer vom Sportblog allesaussersport, glaubt im Zusammenhang mit dem Nachkarten der ARD Sportkoordination nach dem Verlust der Olympia-TV Rechte an den Eurosport-Konzern Discovery, nicht an die Reformfähigkeit von ARD und ZDF.

Sport am Bodensee: Die eleganten Riva Boote fernab vom TV

Nein, so elegant wie sich vorige Woche die italienischen Stilikonen von Carlo Riva hier am Bodensee bei den 4. Riva Classics zeigten, waren die Reaktionen von ARD und ZDF auf die Vergabe der TV-Rechte in Sachen Olympische Spiele 2018 bis 2024 nicht.

Traveler Digital Camera

Foto:  © Michael Wiemer

Da wäre zum Beispiel die Argumentationskette vom ARD-Sportkoordinator Balkausky. Vielleicht gar ein Beispiel für das Medienlehrbuch, wenn sonst hofierte Sender im Kampf um die Übertragungsrechte bei der Vergabe mit leeren Händen dastehen.  Meedia brachte ein Interview von Michael Rossmann (dpa) mit Axel Balkausky unter der griffigen Überschrift ARD-Sportkoordinator Balkausky zur Olympia-Schlappe: „Kampf um TV-Rechte hat eine neue Dimension erfahren.“ 

,,Zunächst einmal respektieren wir den Verkauf der europaweiten Übertragungsrechte an Discovery und Eurosport als Entscheidung des IOC für eine Neuorientierung bei der Vergabe seiner Medienrechte. Ob es seitens des IOC nicht partnerschaftlicher gewesen wäre, ARD und ZDF als jahrzehntelange Partner deutlich früher als die breite Öffentlichkeit über den Verkauf an Discovery zu informieren, das sollte sich das IOC einmal selbst fragen.“

Discovery Channel sponserte einst ein teures Radsportteam und stellte 2005 mit Lance Armstrong den Tour de France Sieger. Okay, dieses Ergebnis ist mittlerweile Makulatur. Wegen Dopings wurde dieser Sieg nachträglich gestrichen. Das kolportierte Budget soll 12 Millionen US-Dollar pro Jahr betragen haben. Nach der Saison 2007 beendete Discovery Channel sein Sponsorship im skandalumwehten und durchgeschüttelten Radsport.

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ARD ist anders. ZDF auch.

[Reblog vom 08. März 2010]

Olympia ist durch. Gott sei Dank sagen die einen. Schade meinen die anderen. Begleitet werden diese olympischen Leibesübungen auch immer von TV-Sendern. So weit, so gut. Oder?

Eine kleine Fernsehnachlese zu Vancouver.

Jochen Hieber meint in der FAZ Beim Biathlon verkauft sich Bier am besten und verweist auf den monetären Charakter der TV-Sportberichterstattung:

,,Weitgehend also ist Sport zum Fernsehsport geworden. Und Fernsehsport generiert Fernsehwerbung. Entsprechend frohgemut bot die gemeinsame Werbe-Akquisition von ARD und ZDF potentiellen Kunden die Olympischen Winterspiele denn auch an, für Preise zwischen 4000 und 40 000 Euro pro zwanzig Sekunden Werbung – je näher die gebuchten Spots an die öffentlich-rechtliche Werbegrenze von 20 Uhr rücken und je beliebter die Sportarten sind, zwischen deren Übertragung sie geschaltet werden, desto teurer wird der Spaß: Biathlon und die alpinen Skidisziplinen erzielen Spitzenwerte.“

Olympia hat ARD und ZDF total überfordert meint Jörg Winterfeldt auf Welt Online  und verweist auf die teure Doppelexpedition nach Vancouver:

,,Die öffentlich-rechtlichen Sender hat Olympia überfordert. Die gemeinsame Bilanz scheint zulässig, weil der Masse der Gebührenzahler ohnehin schleierhaft ist, warum ARD und ZDF teure Moderatoren-, Reporter- und Expertenteams nach Kanada fliegen müssen, um miteinander zu konkurrieren.“

Die ARD ließ einen Spezialisten für meteorologische Prognosen in den Olympiaort einfliegen. Nebenbei durfte er auch ein „Sportinterview“ mit einem Landsmann führen.

,,Fassungslos beobachtete die Nation etwa, dass die ARD tatsächlich ihren Wetterexperten Jörg Kachelmann vor Ort hatte, um Vorhersagen für Vancouver zu erstellen. Ungeschlagenen Nonsens der Spiele lieferte der Fachmann, der sonst zielsicher jedes Tief vorhersieht, als er seinen Schweizer Landsmann Simon Ammann zum Skisprunggold interviewte: Auf Schweizerdeutsch, ohne Untertitel, dabei beherrscht Ammann auch die Amtssprache der ARD dialektfrei.“

Schuster bleib bei Deinen Leisten. Sportreporter Dieter Kürten hat auch nie versucht einen Wetterbericht an der meteorologischen Karte dem geneigten Publikum zu offerieren.

Wie sah es beim ZDF aus? Nun einen Wetterexperten vor Ort leistete sich der gebührenfinanzierte Pay-TV Sender ebenfalls.  Wettermann Tarik El-Kabbani berichtete vom Schmuddelwetter aus Vancouver.

Thilo Maluch schreibt auf Welt Online über Die blutleeren Winterspiele bei ARD und ZDF und fühlt sich an die Vermeldung von Börsenkursen erinnert:

,,Trotz aller deutschen Erfolge und exzellenter Wettkämpfe wirkt die Berichterstattung aus Vancouver dagegen oft seltsam blutleer und oberflächlich. Die Moderatoren finden keinen rechten Zugang zu den Wettkämpfen und präsentieren Medaillengewinner so routiniert, als wären es die Börsenkurse.“

Wie kam eigentlich Eurosport in der Beurteilung der Medien weg? Nun ein Blick auf Eurosport – mit Herzblut und knackender Leitung von André Schweins auf Der Westen bringt folgende Einschätzung zu Tage:

,,ARD oder ZDF? Wer hat im olympischen Rennen um die Gunst der TV-Zuschauer die Nase vorn? Bei mir siegt Eurosport!

Moderator, Kommentator, Experte, vielleicht noch eigene Kameras — die Personal- und Materialschlacht der öffentlich-rechtlichen Sender soll für die Rundum-Versorgung stehen.

Und doch fehlt mir viel zu oft etwas Elementares: Herzblut. Nicht allein für deutsche Hoffnungsträger. Herzblut für den Sport über Ländergrenzen und Medaillenspiegel hinweg ist es, den die Eurosport-Kommentatoren trefflich über den Sender juchzen.“

Henrik Lerch (Der Westen) setzt sich in Gold bis Blech – so gut sind die ARD/ZDF Experten mit einigen Personalien auseinander und vergibt Medaillen. Exemplarisch greife ich zwei Namen aus der Einzelkritik heraus:

Michael Antwerpes von der ARD:

,,Kompetenz:Wintersport; Nervfaktor: Kühler als der Schnee von Whistler. Nachrichtensprecher können in punkto Seriösität noch von ihm lernen. Wenn etwas auffällt, dann nur die Brille…

Medaille: Dabeisein ist alles.“

Wolf-Dieter Poschmann vom ZDF:

,,Kompetenz: Der lange (1,91 Meter) Leichtathlet mit der großen Erfahrung ist ausgewiesener Olympia-Fachmann. Nervfaktor: Schwärmte von Schenkeln der Eisläuferinnen. Altmänner-Gerede.

Medaille: Reden ist: Blech.“

Qualitätsfernsehen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Auch für ARD und ZDF.

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Hassliebe Tour de France

Höllenqual, der Mund schon lange trocken, die Waden schmerzen, die Arme vibrieren, am Lenker wird gezerrt, doch es sind noch 6 Kilometer bis L’Alpe d’Huez. Scheiß Höllentour.

Noch ein Tritt. Noch ein Tritt. Noch ein verdammter Tritt. Erbarmungsloser Fight gegen sich selbst. Der Puls scheint die Schädeldecke öffnen zu wollen.

Die Sonne peitscht den Asphalt, die Gesichter und den Rücken der Radprofis. Die Arme schmerzen. Die Beine lösen sich auf. Noch ein paar Meter.

Simpson, Tommy. Mount Ventoux 67. Scheiße. Todeskampf, Hubschrauber. Einsatzkräfte. Flug in das Krankenhaus. Alles zu spät. Sinnlos. Mount Ventoux der Killerberg. Die Todeszone. Die surreale Mondlandschaft. Die Bilder seiner Todesfahrt gehen um die Welt.

Denkmäler. Sie stürzen ein wie ein Kartenhaus bei starker Zugluft. Anquetil, Bobet, Fignon, Armstrong, Merckx,  Jan Ullrich, Contador, Guerilla-Pirat Pantani, Landis, Indurain, Winokurow, Millar, Hamilton, Zabel, Riis, Cancellar, Kohl, Rasmussen. Wanken. Bröckeln. Die Heroes kommen ins straucheln. Ich bin empört. Wütend. Phlegmatisch. Gleichgültig. Desillusioniert.

Die Doping-Scheiße. Schlimmer wie Lepra. Fukushima. Tschernobyl. Krebs in der Endphase.

Ich will diesen Zirkus ohne Doping. Ohne Bluteigendoping. Keine Klebestreifen an Hotelwänden zur Befestigung der Blutbeutel. Kein Motoman mit dicken Cocktail-Kurier-Taschen. Keine Rolex für zuverlässige Überbringerdienste am Ende der Tour.

Man möchte die Kiste abschalten. Nein, Fenster auf. Das TV-Monster über die Terrasse geschmissen in bester Kinski Manier.

Hat die Seele jetzt ihre Ruhe?

Andreas Burkert berichtet für die Süddeutsche Zeitung von der Höllentour 2013. Marcel Kittel spricht vorwurfsvolle Worte Richtung Jan Ullrich. Kittel musste sein auf der 1. Etappe errungenes Gelbes Trikot bereits nach der 2. Zielankunft wieder abgeben. Das ging aber schnell. Motivationstrainer wie Anthony Robbins empfehlen in solchen Situationen die Konzentration der Kräfte. Keine Verzettelung.

Finger krampfen. Venen erstarren. Das Sitzfleisch ist aufgerauht. Salz auf der Haut. Schweiß, der den Augen zu schaffen macht.

100 Jahre. Für die einen die größte professionelle Radsport-Rundfahrt der Welt, für die anderen die größte und skrupelloseste rollende Apotheke auf Rädern. Zeit Online bringt die ultimative mediale Festagsausgabe. Ein multimediales Scroll Dossier.

Jäger und Gejagte. Den Laborspezialisten immer einen Schritt voraus. Oder? Armstrong Beichte, die Stunde der Heuchler.

Telekom, Gerolsteiner, US-Postal, Phonak, Milram, Radio Shack pumpten Millionen in das umstrittene Spektakel.

Wasserträger fluchen und buckeln gleichzeitig.

Eurosport sendet. Auch 2013. Beharrlich. Unaufhörlich. Kontinuierlich. Das halbstaatliche Fernsehen ARD + ZDF köchelt auf Sparflamme. Nicht erst dieses Jahr. Hatten ihren moralischen nach dem Telekom-Team Kater. Jan Ullrich, einst von ARD hochgejazzt, wurde fallengelassen wie eine heiße Kartoffel. Moralin-sauer wird sich von der Schmuddelsportart abgewendet. Andererseits wer will es ihnen verdenken.

Derweil gibt es da diesen Froome. Trägt Gelb. Tourdominator. Scheinbar aus einer anderen Welt. Wie er am Mount Ventoux davonritt, leicht, scheinbar ohne physikalische Widerstände, im Speedmodus, erinnerte er mich stark an Pantani. Der hatte solche Berg-Guerilla Attacken auch drauf.

Reminiszenz an das Interview von Dirk Thiele und Hans Meyer

Beide gehörten zu den interessantesten Protagonisten des DDR Sport. Dirk Thiele auf Seiten der Sportmoderatoren im Fernsehen und Hans Meyer als erfolgreicher Fußballtrainer. Den FC Carl Zeiss Jena führte er nach einer imponierenden Serie in das Düsseldorfer Finale der Europapokal der Pokalsieger im Jahr 1981. Auf dem Weg dahin gab es unter anderen im Ernst-Abbe-Sportfeld das legendäre 4:0 gegen den AS Rom nach einer 0:3 Hinspielniederlage. Nach der Wende fand Thiele den Weg zu Eurosport. Meyer gelang über den Seiteneinstieg bei Twente Enschede der Weg in die Bundesliga. Höhepunkt war der DFB-Pokalsieg 2007 mit dem 1. FC Nürnberg gegen den damaligen Meister VfB Stuttgart. Im Interview kommt dann ab der 41. Minute auch der begnadete Fußballer Peter Ducke ( 3x DDR Meister, 3 x FDGB-Pokalsieger, Torschützenkönig, Sportler des Jahres der DDR, Fußballer des Jahres der DDR) auf die Bühne. Vorhang auf für bemerkenswerte 58 Minuten, die am 28. Oktober 2011 in der Goethe Galerie in Jena stattfanden.

Nadine Kleinert vervollständigt die Medaillensammlung in der Vitrine und Jan Ullrich bloggt auf Eurosport

Im Schatten des Scheiterns von Übungsleiter Löw und seiner betreuten Mannschaft sind die Leichtathletik-Europameisterschaften in Helsinki gestartet. Nadine Kleinert zeigt jenen Siegeswillen den die Fußballer vermissen ließen. Im Interview auf leichtathletik.de sagt sie zu Ihrer Gefühlslage:

,,Ich strahle mittlerweile heller als die Sonne. Ich kann es einfach nicht fassen. Das hat man, glaube ich, auch nach dem letzten Versuch gesehen. Mir ist soviel durch den Kopf gegangen. Das war der fünfte Anlauf bei Europameisterschaften. Ich musste 36 Jahre alt werden, um das endlich mal zu erreichen. Ich habe jetzt alle Medaillen, die ein Athlet gewinnen kann, in meiner Vitrine. Darauf bin ich so stolz. Das schaffen nicht so viele.“

Nun, die Magdeburgerin erzielte 19,18 Meter im Kugelstoßen und krönte somit eine lange Laufbahn. Glückwunsch an Nadine Kleinert. Die Weite war ihr dabei egal. Was zählte war der Sieg. Ihr Wille Gold in Helsinki zu holen und in die Geschichtsbücher der Leichtathletik Einzug zu halten.

Warum kriegt die Truppe von Übungsleiter Löw eigentlich nicht diesen unbändigen Siegeswillen hin? Liegt es an der Stromlinienförmigkeit des Teams? Dem nicht zulassen von eckigen und kantigen Charakteren? Es werde Sommerpause. Zeit das sich was dreht.

Derweil startet die Tour de France, auch Höllentour genannt, dieses Wochenende. ARD und ZDF sind nicht dabei. Beide Sender ohne Live-Bilder. Die Tour gibt es bei Eurosport zu sehen. Was macht eigentlich Jan Ullrich? Einstiger Liebling von ARD und ZDF sowie vieler Deutschen. Eurosport hat im Netz einen kleinen Blog mit dem ehemaligen Tour de France Sieger aufgelegt. Mal sehen wie sich die Schreibfrequenz vom Wahlschweizer entwickelt.

Das Beste von Hinz und Kunz

Irgendwann habe ich die Kunstfiguren Hinz und Kunz erschaffen. Beide treffen sich in losen Zeiträumen ohne Agenda und plaudern weniger über Gott und die Welt, sondern mehr über Sport mit seinen liebenswürdigen Macken, faszinierenden Momenten und emotionalen Achterbahnen. Heute eine kleine Sammlung der besten Dialoge von Hinz und Kunz.

Hinz: Hallo Kunz, wir sind wie so mancher Sportfunktionär. Ein wenig schläfrig. Wir wollten schon lange eine spektakuläre Partie spielen. Kunz, wie ich Dich kenne hast Du die Ruhe weg.

Kunz: Gemach, gemach mein Hinz. Erzähle mir erst von Deinen echten Sorgen.

Hinz: Ach, Kunz. Heute wieder sehr angriffslustig. Wollen wir denn nicht endlich eine Partie Schach spielen? Ohne Null-Karenz-Regel, ohne engstirnige Schachfunktionäre und ohne Handy.

Kunz: Herr Ober, bitte zwei Espresso, zwei Glas Wasser dazu und zwei Stück von dem gedeckten französischen Apfelkuchen mit Nüssen aus der Vitrine. Bitte noch das Schachbrett. Danke.

Hinz: Ich beginne gern mit Weiß.

Kunz: Dann läuft es auf eine Niederlage für Dich hinaus.

Hinz: Vielleicht hast Du diese Meinung nach der Partie exklusiv. Unser Kuchen und das Schachbrett kommen. Vielen Dank.

Kunz: Hinz, schau Dir diese Schachfiguren an, so glatt und leicht. Wundervoll gedrechselt und keinerlei Kanten. Ein wundervolles Spiel. Hier, fühl nur diese Dame an.

Hinz: (versucht sich zu konzentrieren) Ich beginne. 1. e2-e4

Kunz: Dann läuft es auf eine Sizilianische Verteidigung raus. 1. …  c7-c5.

Hinz: Die Handy Affäre bei der Deutschen Schachmeisterschaft war ein Aufreger. Will denn keiner mehr im Sport ehrlich gewinnen? Überall die Seuche. Schau Dir nur den Fleischliebhaber Contador an. Oder auch die FIFA Story mit den älteren Herren. Da wird die Einstellung zum Sport von uns Fans auf den Prüfstein gelegt. 2. Sg1-f3

Kunz: Ich finde den Apfelkuchen … der mundet. Phantastisch. Da will ich an die Firma in Zürich oder die Handy Geschichte aus Bonn oder den spanischen Velo-Jesus nicht denken. 2. …  d7-d6

Hinz: Velo-Jesus nannte einst Jürgen Kalwa den Bericht über Lance Armstrong. 3. d2-d4

Kunz: Natürlich kenne ich diesen genialen Artikel von Kalwa. Auch seine Analyse dieses umstrittenen Nike Spots mit Armstrong waren mir im Gedächtnis geblieben. 3. … c5Xd4

Hinz: Jan Ullrich fuhr auch wieder in Bad Saulgau. 4. Sf3Xd4

Kunz: Andreas Klöden fährt sogar immer noch ernsthafte Rennen. Der eine oder andere Sportjournalist mag ihn ja nicht so besonders. 4. …  Sg8-f6

Hinz: Damit wird Andreas leben können. 5. Sb1-c3

Kunz: Sehe ich auch so. 5. …  a7-a6

Hinz: Menschenskinder, die gute alte Najdorf-Variante. Bobby Fischer spielte sie ab 1958 sehr gerne. Da werde ich scharf drauf antworten müssen. Der Espresso ist auch unschlagbar. Herr Ober, bitte noch zwei Espresso und ein 2. Stück von diesem himmlischen Apfelkuchen. Danke. 6. Lc1-g5  

Kunz: Hinz, Du gehst ja ran. Nicht nur bei der Bestellung. Ich werde dann die Kalorien wieder beim surfen auf Spox mental abtrainieren. 6. …  e7-e6

Hinz: Unser 2. Stück Kuchen kommt. Dabei hat es das Sportportal ja nicht so mit Schach. 7. f2-f4

Kunz: Spox hat halt uns noch nicht entdeckt. Aber die ganze Bandbreite jenseits des Schachs decken sie gut ab. 7. …  Dd8-b6

Hinz: Du surfst ja regelmäßig bei Spox. Ist mir aufgefallen. Was gefällt Dir besonders an denen? 8. Dd1-d2

aus Hinz und Kunz über Schach und Spox

Hinz: Wow. Was für ein Blues. Von wann ist die Aufnahme?

Kunz: Hinz, das war ein Auftritt vom 8. Oktober 2004. Du siehst jetzt schon viel entspannter aus.  Unser Espresso und der Kuchen kommen. Danke. Bringen Sie uns noch bitte zwei Kaffee.

Hinz: Mir fehlte in letzter Zeit bei der Flut an monatlichen, täglichen und stündlichen Meldungen sowie überraschenden Entwicklungen auch ein wenig der Kompass.

Kunz: Du klammerst Dich einfach zu sehr an preußische Tugenden.  Lass es fließen. Es zwingt Dich doch keiner jeder Meldung oder jedem Ereignis hinterherzuhecheln. Oder jedem hochgejazzten Sportevent die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken wie einer guten Partie Schach.

aus Hinz und Kunz über die Flut an Sportereignissen und die Nachrichtenströme

Hinz: Da muss man aber auch auf die Bühne wollen. Eine Art Rampensau. Oder? 19. Sd6Xb5

Kunz: Messner macht gar nicht den großen Zampano auf der Bühne. Er kommt einfach authentisch rüber. Oliver Fritsch kann ja gerne auch gelegentlich Marcel Reif mit auf die Bühne mitnehmen oder die Männer von den Medienpartnern der Hartplatzhelden,  Tagesspiegel und Spox. Oliver Fritsch braucht nicht Anthony Robbins, Bodo Schäfer oder Jürgen Höller zu imitieren. Die Jungs haben es natürlich auf der Bühne rocken lassen. Jeder auf seine Art und Weise. Alle Veranstaltungen haben Geld eingespielt. Doch den nachhaltigsten Eindruck hat Messner auf mich ausgeübt. Bei Ihm ist es kein kurzfristiger Hype, sondern eine Langzeitstrategie. 19. … Da3-e7   

Hinz: Herr Ober, bitte noch zwei Espresso und für jeden von uns einen Apfelstrudel mit Vanillesoße und ein paar Erdbeeren. Danke. Oliver Fritsch – Hartplatzheld mit Thermoskanne auf Tournee. Im Gepäck seine Story, sein Buch, immenses Videomaterial. Du meinst dann stehen die Sponsoren Schlange? 20. Dd2-f4

aus Hinz und Kunz über Schach und den Hartplatzhelden Oliver Fritsch

Hinz: Eurosport begrüßte aber auch neue Zuschauer.
Kunz: Wir beide sind dem Spektakel ja auch seit Jahren verfallen. Diese herrlichen Landschaftsaufnahmen, die Duelle Mann gegen Mann. Die bunte Karawane. Doping wird auch von uns Zuschauern gerne ausgeblendet. Andererseits haben wir auch Jim Morrison, Janis Joplin oder Jimi Hendrix bewundert und ihre Musik gehört. Trotz aller Drogen. Alle 3 starben mit 27 Jahren. Oder Du legst auch gerne noch die Falco CD beim Autofahren ein.
Hinz: Ich steh zu meinen Schwächen. Wir haben noch zwei Themen. Kommen wir zuerst zum Schach. Die Dortmunder Schachtage – Wie fällt dein Fazit aus?
Kunz: Ruslan Ponomariov gewann das Sparkassen Chess-Meeting von Dortmund 2010 souverän. Ein Teilnehmerfeld von sechs Spielern ist mir jedoch insgesamt etwas dünn. Ich wünsche mir einfach mehr Mut von den Organisatoren. Warum nicht wirklich ein großes Dortmunder Turnier zusammenstellen. Mit Anand, Carlsen, Topalov, Kramnik, Aronian, Grischuk, Nakamura, Naiditsch etc. Durchaus unter Einbindung von Schachmäzenen. Die Weltmeister Anand und Carlsen (Blitz) stehen in der Mannschaft des deutschen Schachmeisters OSG Baden-Baden. Der deutsche Spieler Naiditsch ist ebenfalls Mitglied des Teams des Mannschaftsmeisters der Schachbundesliga. Ein richtiges internationales Top-Turnier. Mit einer Außenwirkung über die Dortmunder Grenzen hinweg.
Hinz: Bleibt noch die Monopoly Nummer im Eishockey. Ilya Kovalchuk sollte in 17 Jahren geschmeidige 102 Millionen  bei den New Jersey Devils verdienen. 95 Millionen Dollar sollte er in den ersten 7 Jahren bekommen. Auf dem Eishockey-Blog sind alle Details zum Kovalchuk Monopoly zu lesen.
Kunz: Ich habe alles mit großen Interesse verfolgt. Während hier in Deutschland fast der deutsche Meister ausgestiegen wäre und Ratlosigkeit und Traurigkeit in Hannover hinterlassen hätte, scheint Geld andernorts keine Rolle zu spielen. Diese Summen und Eckdaten des Vertragskonstrukt wirken auf den ersten Blick bizarr. Andererseits wurde Schauspieler Tom Cruise vor Jahren gefragt was er denn zu seinen teilweise 20 Millionen Dollar Filmgagen sage. Der Hollywodstar entgegnete in einer Charmeoffensive: -Ich bin es wert, und sollte ich es eines Tages nicht mehr wert sein wird mir auch keiner mehr 20 Millionen Dollar zahlen-. Augen auf bei der Berufswahl.
Ich darf erinnern das Marlon Brando Anfang der 60er Jahre eine Gage von 1 Million Dollar erhielt. Die Frage ist ja eine andere. Wie lange sind Fans bereit die Ticketpreise zu zahlen, ihren Vereinen die Treue zu halten, im Merchandising die neuesten Trikots und all die anderen Artikel zu kaufen.
Hinz: Da ist unsere Rechnung ja heute schlank. Ich übernehm sie gerne.
Kunz: Dann sage ich Danke und wünsche noch einen schönen Tag.

aus Hinz und Kunz über den Sportmonat Juli

Bei Eurosport reingezappt – Polo aus Buenos Aires

Trotz Pokalabend im Fußball habe ich heute doch kurz bei Eurosport reingezappt uund siehe da: Polo. Faszinierende Bilder. Jetzt dann ein wenig individuelle Nachbereitung von mir. Auf polo-magazin.de vorbeigeschaut. Dieser Rasen ist unverschämt grün. Die Cathedral of Polo vor den Türmen (oder auch Skyline genannt) von Buenos Aires ist imposant. Bei den Argentinien Open 2011 trafen sich die Elitesportler (darf man dies so schreiben !? – in  Zeiten wo ein lächerlicher 500.000 Euro Kredit graues Durchschnittspersonal fernab von elitärer Stärke in Deutschland aufzeigt), und mir hat es bei Eurosport richtig Freude gemacht. Aber ich kenne die Regeln noch nicht im Detail. Ich werde mich hineinarbeiten. Feintuning. Da habe ich Ehrgeiz. Das will ich jetzt genau wissen.

Tour de France: Die Entscheidung naht

Gestern haben die Schleck Brüder ernst gemacht. Angriff. Das Team Leopard Trek fand ja am 9. Mai 2011 Einzug in mein Ranking der 10 sympathischsten Mannschaften:

9. Leopard Trek (Radsport)

,,Jetzt werden sich einige Leser die Augen reiben oder vielleicht leise die Faust in der Tasche ballen. Gemach,Gemach. Nun, dieses Ranking ist meine persönliche Auflistung der aktuell 10 sympathischsten Mannschaften. Ich bin heiß auf das Auftreten der Schleck Brüder und der deutschen Voigt, Gerdemann, Wegmann und des Schweizer Zeitfahrspezialisten Cancellara sowie des Australiers Stuart O´Grady. Das ein Luxemburger Immobilienunternehmer ca. 15 Millionen Euro investiert und das vielleicht stärkste Radsportteam der Welt auf die Beine stellt und den Toursieg bei der Höllentour in Frankreich anpeilt ist bemerkenswert. Zwischenruf meines Superhirns: Was machen eigentlich die Sponsoraktivitäten der Telekom im deutschen Radsport?“

Das  Gelbe Trikot konnten sich die Schleck Brüder dann gestern jedoch noch nicht schnappen. Da hat immer noch der Franzose Thomas Voeckler Gefallen dran gefunden. Am Mittwoch ging die FAZ in einem Artikel der Frage nach: Kommt auch für Voeckler der Hammer? Der geballten Kraft des Luxemburger Bruderpaares war am Donnerstag keiner gewachsen. Voeckler behielt das begehrte Gelbe Trikot insbesondere aufgrund seines vorher erarbeiteten Zeitvorsprungs. Doch die Sekunden schmelzen. Die Schlecks sind sehr nah ran gekommen. Es lauert jedoch auch noch Cadel Evans. Zwischen diesem Quartett wird die Tour entschieden und Sportjournalist Jonathan Sachse (Live vor Ort)  wägt die Chancen der einzelnen Radcracks auf seinem Blog ab. Haben wir nicht einen vergessen? Gourmet Alberto Contador  büßte gestern Zeit ein. Schlechtes Frühstück?! Unzureichende Nährstoffe? Fehlende Vitalisierungscocktails? 

Heute ist die Zielankunft in Alpe d’Huzes. Legendär. Eurosport.yahoo hat eine Vorschau auf die 19. Etappe der Tour de France mit den geografischen Höhepunkten gebracht. Das Streckenprofil ist beeindruckend. Tief durchatmen. Da ist man dankbar, nicht selber rauffahren zu müssen. Es bloggt sich einfach leichter. Heute Abend werden meine Liebste und ich noch ein wenig im flachen Teil am Bodensee radeln. Zu dem Zeitpunkt wird der Etappensieger feststehen. Die Entscheidung in der Gesamtwertung naht. Es wird heute angegriffen werden. Da bin ich mir sicher.