Kritik an Übungsleiter Löw: „Die Mannschaft wird in Brasilien wieder nichts gewinnen.“

Stammleser wissen, dass ich  sehr kritisch gegenüber Übungsleiter Löw bin. Erinnert sei an meine Ausführungen nach dem Aus im vercoachten Halbfinale gegen Italien bei der EM 2012.

,,Joachim Löw ist seit 1994 Trainer im Männerbereich. Das sind lange 18 Jahre. In diesem respektablen Zeitraum gab es für den ehemaligen Freiburg Spieler an zählbaren Erfolgen den DFB-Pokalsieg 1997 mit dem VfB Stuttgart gegen Energie Cottbus. Weiterhin steht die österreichische Meisterschaft mit dem FC Tirol Innsbruck im Jahr 2002 zu Buche. Die Mannschaft von Energie Cottbus spielte damals noch in der drittklassigen Regionalliga. Beim FC Tirol konnte Joachim Löw auf die Arbeit von seinem Vorgänger Kurt Jara aufbauen der bereits 2001 und 2000 mit dem Team Meister in Österreich wurde.

Andere Engagements von Übungsleiter Löw wie beim damaligen zweitklassigen Karlsruher SC in der Saison 99/2000 oder der darauffolgenden Saison bei Adanaspor in der Türkei beinhalteten bittere Erfahrungen. Er stand noch nicht einmal das jeweilige komplette Spieljahr durch. Aufgrund von Erfolglosigkeit kam es bei beiden Vereinen zur Kündigung des Arbeitspapieres.

Natürlich hat sich Joachim Löw seit damals weiterentwickelt. Doch wenn die Trainerbilanz nüchtern auf Zahlen, Daten, Fakten abgeklopft wird ist die Titelausbeute doch sehr mager.“

Ja, ich sehe die Tätigkeit von Übungsleiter Löw mit kritischen Augen. Doch ich kann den Job nicht 365 Tage im Jahr komplett ausfüllen. Flankierende Hilfe erhielt ich in dieser Woche vom zweimaligen Vizeweltmeister und ehemaligen Bayern München Double-Gewinner Trainer Felix Magath mit seiner Kritik. Aber es ist keine Einzelstimme. Auch der Weltmeister von 1990, Thomas Berthold sieht Übungsleiter Löw und die Mission WM-Titel kritisch. In einer der zahlreichen WM-Publikationen an Fußball-Magazinen im Zeitschriftenhandel gab er seine Erwartungshaltung in puncto – Wie weit kommt die DFB-Elf? mit Viertelfinale an. Diese Woche legte Berthold nach. Oliver Fritsch, einer der kompetentesten Fußballjournalisten Deutschlands, in seinem Bericht über ein „kreidebleiches“ Spiel der Mannschaft von Übungsleiter Löw gegen Polen auf Zeit Online flechtete die Skepsis vom Weltmeister und ehemaligen Bayern München Profi mit ein:

,,Thomas Berthold war auch da. Der Weltmeister von 1990 sagte bös: „Die Mannschaft wird in Brasilien wieder nichts gewinnen.“ Berthold war nicht persönlich in Hamburg, er saß bei Lanz, im Presseraum lief ZDF. Bertholds Statement wurde in der Bauchbinde eingeblendet. Der Ton des Monitors war abgedreht, weil gerade Joachim Löw das 0:0 gegen Polen analysierte.“

Jenes torlose Spiel gegen ein Polen ohne Robert Lewandowski glich in der Aufstellung eher einem zusammengewürfelten Kader. Oliver Fritsch legte auch gleich nochmals den Finger in die Wunde ob des angriffsarmen und dahinplätschernden Kicks.

,,Die beiden Tormänner hätten eine gemeinsame anderthalbstündige Hafenrundfahrt machen können, am Ergebnis hätte das nichts geändert. Ein Fußballspiel als Sedativum. Er habe sich sehr gut unterhalten, sagte Löw.“

Ja, diesen Unterhaltungswert, den Übungsleiter Löw gesehen haben will, hatte er wohl an diesem Abend fast exklusiv. Nun brauchen Testspiele sicher nicht überbewertet werden, doch das Aufstellungskarussell hat es auch bis auf die Seite vom Satiremagazin Postillion geschafft. Sie titeln mit Blick auf das nächste anstehende Testspiel gegen Kamerun: Jogi Löw nominiert 9 Handballer, 7 Eishockeyspieler und 3 Curler für nächstes Länderspiel.

Um noch eine abschließende Kritik von zwei im deutschen Fußball sich ganz ordentlich auskenndenden Personen zu bringen: Auch die Herren Tuchel (brachte zum Abschluss seiner intensiven Trainerlaufbahn bei Mainz 05 die Mannschaft in die Europaleague) und Gladbachs erfolgreichen Sportdirektor Max Eberl waren laut Sport Bild wenig amüsiert über den Kader für das Länderspiel gegen Polen.Traveler Digital Camera

Stop. Eine Stimme mit einer skeptischen Sicht auf die Dinge haben wir noch. Michael Horeni, widmet sich in seinem kritischen Kommentar bei der FAZ dem Thema Löws Klein-Klein und merkt an:

,,Jetzt nimmt Löw doch 27 Spieler mit ins Trainingslager. Und plötzlich ist Christoph Kramer dabei. Der Wackelkurs entspricht der Entscheidungsschwäche eines Bundestrainers, der sich immer wieder schwer damit getan hat, sich personell festzulegen.“

Der Journalist Horeni weist auch darauf hin wie es anders geht und gibt Brasiliens erfolgreichen und smarten Weltmeistercoach Felipe Scolari die Bestnote für sein entschlossenes Verhalten bei der Nominierung des Kaders.

Ranking des ostdeutschen Fußballs in der Saison 2012/2013

Übrigens kann sich eigentlich noch jemand an den Spruch von Franz Beckenbauer bei der Staffelstabübergabe an Berti Vogts 1990 erinnern? Die Hoffnungen in die Stärke des ostdeutschen Fußballs und einer damit unschlagbaren Nationalelf erfüllten sich dann nicht ganz, wie die Fußballgeschichte lehrte. Ja, ja der Kaiser und seine Prognosen.

Auf transfermarkt.de gab es kürzlich die Diskussion Sind ostdeutsche Fußballvereine nach wie vor strukturell benachteiligt? Man ist geneigt voreilig hineinzurufen: Kommt auf die Sichtweise und den Sponsor drauf an. User dude23 erinnert an strukturell-geografische Besonderheiten beim Blick auf die Fußballlandschaft, die bei der Diskussion oft auch vernachlässigt wird.

,,Ich finde nicht, dass ostdeutsche Fussballvereine per se strukturell benachteiligt sind. Es gibt im Grunde genommen eher auch ganz Deutschland verteilt viele fussballerisch strukturell schwache Regionen. Beispielsweise haben die Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland zusammen ganze 4 Vereine in den ersten beiden Ligen, davon 2 aus Frankfurt. Auch aus dem gesamten Norden kommen genauso viel Vereine wie alleine aus Bayern.“

Doch werfen wir ein Blick auf den ostdeutschen Fußball. Zeit für ein Ranking der abgelaufenen Saison 2012/2013 anhand der Abschlusstabellen. Ergo ist der Abstieg von SV Babelberg 03 und der Aufstieg von RB Leipzig von mir bewusst nicht mit eingepreist.

Ranking Ostfußball TOP 20   Saison 2012/2013

1.   1. FC Union Berlin               (7. der 2. Bundesliga)

2.   Energie Cottbus                  (8. der 2. Bundesliga)

3.   Erzgebirge Aue                    (15. der 2. Bundesliga)

4.   Dynamo Dresden               (16. der 2. Bundesliga)

5.   Chemnitzer FC                    (6. der 3. Liga)

6.   Hallescher FC                      (10. der 3. Liga)

7.   Hansa Rostock                    (12. der 3. Liga)

8.   Rot-Weiß Erfurt                  (13. der 3. Liga)

9.   SV Babelsberg 03                (19. der 3. Liga)

10. RB Leipzig                            (1. der Regionalliga Nordost)

11. FC Carl Zeiss Jena               (2. der Regionalliga Nordost)

12. FSV Zwickau                        (3. der Regionalliga Nordost)

13. 1. FC Magdeburg                 (6. der Regionalliga Nordost)

14. ZFC Meuselwitz                   (7. der Regionalliga Nordost)

15. TSG Neustrelitz                   (8. der Regionalliga Nordost)

16. Germania Halberstadt       (9. der Regionalliga Nordost)

17. 1. FC Lokomotive Leipzig  (10. der Regionalliga Nordost)

18. FSV Optik Rathenow          (11. der Regionalliga Nordost)

19. 1. FC Union Berlin II           (12. der Regionalliga Nordost)

20. VFC Plauen                          (13. der Regionalliga Nordost)

Anmerkung: Hertha BSC und Berliner AK 07 sind nicht in der Kategorie Ostfußball eingeordnet.

Der 1. FC Union Berlin, einst im dramatischen und legendären Abstiegskampf gegen die BSG Chemie Leipzig im Mai 1984 unterlegen, führt das Ranking im Ostfußball TOP 20 an.

Energie Cottbus, ebenso wie Union Berlin, zu DDR-Oberligazeiten eher mit dem Prädikat Fahrstuhlmannschaft etikettiert folgt auf Platz 2. Da darf dann schon die Frage erlaubt sein: Was haben eigentlich die etablierten Vereine mit ruhmreicher Vergangenheit falsch gemacht?

Die Erzgebirgler notieren auf einem achtbaren 3. Platz.

Dynamo Dresden stellte einst den Beckenbauer des Ostens. Ein Radioreporter aus dem Westen sagte einst nach einem gewonnenen FDGB-Pokalendspiel gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig sinngemäß über den Libero mit der ausgefeilten Technik:

,,Dixie Dörner könnte in jeder Mannschaft der Welt spielen.“

Die Dresdner spielten wunderschönen Fußball und bereitete mit dem Dynamo Kreisel manch internationaler Mannschaft (erinnert sei an Juventus Turin oder Bayern München im Herbst 1973) schwindlige Momente. Jetzt war im Jahr 2013 harter Abstiegskampf angesagt. Tief durchatmen. 2. Bundesliga gibt es auch nächstes Jahr.

RB Leipzig schiebt sich in die TOP 10. Weitere Steigerungsraten dürfen erwartet werden. Dank der finanziellen Power von Red Bull haben die Leipziger sicherlich große Perspektiven eines Tages in diesem Ranking auf Platz 1 zu liegen. Tradition hin oder her.

Die einstigen Europapokalfinalisten spielen in der vierthöchsten Klasse

Der einzige Europapokalsieger der DDR (Sieg am 8. Mai 1974 gegen AC Mailand in Rotterdam), der 1. FC Magdeburg notiert auf Platz 13. Carl Zeiss Jena, der Europapokalfinalist von 1981liegt auf Platz 11 und der 1. FC Lokomotive Leipzig, Endspielgegner 1987 im Europapokal der Pokalsieger gegen Ajax Amsterdam, ist 17.  Da ist einiges in den Jahren nach der Wende schief gelaufen. Ich will jetzt hier keinen Katalog aufstellen. Aber die Summe der Versäumnisse ist ellenlang.

Kontinuität und Sachverstand beim ZFC Meuselwitz

Bemerkenswert der 14. Platz von ZFC Meuselwitz. Seit Jahren eine sehr solide Arbeitsweise. Ironie der Geschichte. Einst fragte auch Red Bull bei der Suche nach einem Engagement im ostdeutschen Fußball beim Präsidenten Hubert Wolf an. Er erteilte damals den Bestrebungen der Österreicher ein Nein. Der fußballbegeisterte Wolf steht auch für Kontinuität. Dies scheint ja bei vielen Vereinen im Ostfußball ein generelles Problem der letzten Jahre gewesen zu sein.

Anders das Modell vom ZFC Meuselwitz. Der Vorstandsvorsitzende der bluechip Computer AG Hubert Wolf paarte wirtschaftliche Vernunft mit solider sportlicher Aufbauarbeit und dem rechtzeitigen Festlegen realistischer Ziele, fernab von Größenwahn. Ein beständiger Platz im vorderen Drittel der Regionalliga ist das ausgerufene Ziel. Bemerkenswert. Mehr sein wie Schein. Gut auf den Punkt gebracht von ABG-Info.de, der News- und Onlinecommunity für das Altenburger Land.

,,Über ein Jubiläum, das im schnelllebigen Fußballgeschäft Seltenheitswert hat, freut sich heute der ZFC Meuselwitz. Präsident Hubert Wolf ist mit dem 28. Februar seit genau 20 Jahren in diesem Amt. In diese lange Amtszeit fielen im sportlichen Bereich sechs Aufstiege bis in die Regionalliga, 2 Landespokaltitel im Männerbereich und die Entwicklung eines leistungsfähigen Nachwuchsbereiches mit derzeit 11 Kinder- und Jugendmannschaften, die auf Landesebene in Thüringen das Leistungsniveau prägen. Im Infrastrukturbereich sind nach dem Bau eines Rasenplatzes Ende der 90er Jahre die umfassende Sanierung und Erweiterung der heutigen bluechip-Arena seit dem Jahr 2002 nicht minder beachtlich.“

Man sieht die eingangs von transfermarkt.de gestellte Frage nach der strukturellen Benachteiligung von ostdeutschen Fußballvereinen ist nicht pro Forma mit Ja oder Nein zu beantworten. Die jetzige Situation hat bei einigen Vereinen Potenzial.

Live-Stream zum Tal Memorial und Erinnerungen an ein von Übungsleiter Löw gewonnenes Finale

Übungsleiter Löw wird von mir am WM-Titel gemessen. Eine Europameisterschaft ist eine nette Zwischenetappe. Er reihte in den letzten Jahren keine Finalsiege aneinander. Teilweise blieb die von ihm betreute Mannschaft auch bereits im Halbfinale hängen. 1997 coachte er den VfB Stuttgart im DFB-Pokalendspiel zum Sieg gegen die Lausitzer Truppe von Energie Cottbus. Erfahrungswerte in puncto gewonnenes Finale liegen also vor. Ein Jahr nach dem Sieg gegen die Überraschungsmannschaft von Eduard Geyer verlor Übungsleiter Löw mit dem VfB Stuttgart im Finale des Europapokals der Pokalsieger gegen Chelsea mit 0:1.

Derweil der russische Fußball nach dem Vorrundenaus seine Wunden leckt, wird in Moskau gutes Schach beim Tal Memorial gespielt. Daniel King präsentiert seine – Play of the Days Videos – jeden Tag. Mehr dazu bei chessbase. Der Preisfonds beläuft sich auf 100.000 Euro. Die Splittung sieht 30.000 Euro für den Turniersieger vor. Auf den Plätzen folgen dann 20.000, 15.000, 10.000, 8.000, 6.000, 4.000, 3.000, 2.500 und 1.500 Euro. Nach 7 Runden von 9 hat sich ein enges Gedrängle an der Tabellenspitze gebildet. Magnus Carlsen, Alexander Morozevich, Teimour Radjabov, Wladimir Kramnik und Fabiano Caruano haben je 4 Punkte auf ihrem Konto. Hier geht es zur offiziellen Turnierseite. Es wird heute ab 13.00 Uhr gespielt und der Live-Stream zum Tal Memorial befriedigt die Neugier aller Schachkiebitze.

Nostalgie

Blogger und Eishockeyexperte Tilman Pauls hat kürzlich auf seinem Eishockey-Blog eine spezielle Wunschliste auserkoren. Meine 14 für die DEL. Meinen Augen wollte ich fast nicht trauen. Da findet sich doch auch der 25-fache Eishockeymeister der DDR, SG Dynamo Weisswasser, wieder. Jahr auf, Jahr ab duellierte  sich die SG Dynamo Weisswasser mit dem SC Dynamo Berlin um die Meisterschaft. Mehr Teilnehmer gab es nicht. Es war eine 2-er Liga. Eine der vielen Kuriositäten im DDR Sport. Eishockey war wie Schach als nicht förderungswürdig von den SED-Bonzen eingestuft worden. Die gesamtdeutsche Karte aller Meister hat dieses wikipedia Aussehen.

Nostalgie weht ab sofort verstärkt auch in der 2. Fußball-Bundesliga. Zu den ehemaligen DDR Oberliga Vereinen BSG Wismut Erzgebirge Auge, Energie Cottbus und Union Berlin gesellen sich jetzt noch Hansa Rostock sowie Dynamo Dresden dazu. Rostock sammelte ja bereits in der DDR massiv Erfahrungen mit dem Eigenleben einer Fahrstuhlmannschaft. Sie legten zwischen 1975 und 1980 sagenhafte 6 Ab- und Aufstiege in Serie hin. 1975 ging es mit dem Abstieg in die Niederungen des DDR Fußballs. 1976 der Aufstieg. Im selbigen Jahr coachte Georg Buschner die DDR Nationalelf zu jenem historischen Olympiasieg in Montreal gegen den damaligen Weltmeisterdritten Polen. 1977 wieder ein trostloser Abstieg für Hansa Rostock. 1978 im Jahr der Fußball WM in Argentinien ein Aufstieg der Hanseaten. 1979 wieder ein tränenreicher Abrutsch in die unteren Gefilden. 1980 ein erneuter Aufstieg in die DDR Oberliga.

Dynamo Dresden weckte in den Duellen 1973 gegen Bayern München meinen Faible für Bayern München. Für Freunde der gepflegten Spielaufstellung hier die Details vom Spiel im Europapokal der Landesmeister am 24. Oktober 1973 Bayern München – Dynamo Dresden 4:3 (2:3). Im Rückspiel am 7. November 1973 führte Bayern München durch zwei schnelle Tore von Uli Hoeneß nach 12 Minuten mit 2:0 in Dresden. Dann drehte Dynamo Dresden ab der 42. Minute innerhalb von 14 Minuten durch Tore von Wätzlich, Schade und Häfner das Spiel. Mit der 3:2 Führung wäre Dynamo Dresden weiter gewesen. Arithmetik der Europapokalspiele kann so einfach sein. Doch es kam anders. Die kompletten Daten zum legendären Rückspiel gibt es hier.

Energie Cottbus trat einst in der DDR Oberliga im Stadion der Freundschaft mit Libero Fritz Bohla an. Auch die Lausitzer waren öfters unten wie oben. Die Big Points setzte man nach der Wende. Legendär der Durchmarsch mit Coach Ede Geyer bis in die Bundesliga sowie die DFB-Pokalfinalteilnahme gegen den VfB Stuttgart. Bei den Schwaben stand damals ein gewisser Joachim Löw an der Seitenlinie.  Unverständlich bis heute blieb mir der kampflose und desolate Auftritt in den Relegationsspielen 2009 gegen den 1. FC Nürnberg. Damit hat Energie Cottbus eigentlich die moralische Berechtigung in der Bundesliga zu spielen für die nächsten 50 Jahre verwirkt.

Die aktuellen Leistungen von BSG Wismut Erzgebirge Aue in der 2. Bundesliga sind bemerkenswert. Einst stand der viel zu früh verstorbene Uli Ebert zwischen den Pfosten. Die Trainer bekamen den begehrten Grubenschnaps. Der ehemalige Aue Coach Uli Thomale (später feierte er mit dem 1. FC Lokomotive den Einzug in das Europapokalfinale der Pokalsieger gegen Ajax Amsterdam) wird in der Chronik von Ronny John wie folgt zum Nutzen des Schnaps zitiert:

„Der war bei Werkstatt-Terminen für das Auto oft sehr hilfreiche, denn er war ziemlich begehrt.“

Heute im Jahr 2011 haben sich die Dinge im deutschen Werkstattnetz deutlich entspannt. Meine Liebste telefonierte diese Woche kurz mit ihrer Mercedes Werkstatt wegen der großen Inspektion. Unmittelbar danach hatte sie ihren Wunschtermin für den nächsten Tag. Okay, durch Umzug etc. war der Termin etwas verrutscht. Grubenschnaps musste meine Jahrhundertliebe nicht anbieten.

Bliebe noch der 1. FC Union Berlin. Die Tour mit dem kultigen – Eisern Union – zieht bei mir nicht. Ich fand die Truppe noch nie kultig oder erfolgreich. Das Fans in altbewährter sozialistischer Manier Subbotnik leisteten um das Stadion hinzukriegen… Mein Beileid. Es gab dazu auch andere Stimmen.

Matthias Dell schrieb auf der freitag am 6. April 2009:

,,Dabei ist Fußballkult eigentlich das falsche Wort. Es greift zu kurz. Union ist ein Lebensmodell, eine Mikrogesellschaft. Ein Musterbeispiel für gemeinschaftlichen Zusammenhalt in Zeiten, in denen die ARD Themenwochen übers „Ehrenamt“ veranstaltet, Bildungsexperten den Verlust von Partizipation beklagen und Gesellschaftskritiker auseinanderbrechende Milieus diagnostizieren. Union ist deshalb exemplarisch, weil der Klub den Spagat hält zwischen einem Vereinsleben, das schon immer Bindemittel einer heterogenen Gesellschaft gewesen ist, und den Ansprüchen, die eine Kommerzialisierung an den Sport richtet.“

Rotebrauseblogger wusste unlängst von einer kleinkarierten Spielabsage von Union Berlin zu berichten. Die Herren wollten nicht gegen RB Leipzig spielen. Wehe wenn ich einen Union Spieler mit einer Red Bull Dose in der Hand sehe. Dabei werden die Fußballer von Union nicht mit Erdnüssen bezahlt. Auch in der Saison 2011/2012 nimmt man von den Zuschauern Eintrittsgelder. Hier die aktuellen Ticketpreise. Diese moralin-sauere Miene und das – Nein, mit RB Leipzig wollen wir nicht spielen – hat auf Jahre alle meine etwaigen Bonuspunkte für Union Berlin verspielt.

Zwischen dem Umzug finden die Kätzchen einen Geldgeber

Zum Glück habe ich nicht die Probleme der FDP oder von St. Pauli. Die Partei hatte immer von Leistung gepredigt. Leistungsbereitschaft. Leistung muss sich wieder lohnen. All dieser PR-Trommelwirbel ist einem Katzenjammer gewichen. Peinlich. Zu den Münchner Kätzchen im Fußball komme ich gleich. Noch ein paar Worte zum Verlust der Unschuld vom Bundesligist St. Pauli.

 Ralf Mittmann plädiert nicht für mildernde Umstände im SüdkurierUnabhängige Tageszeitung in Baden-Württemberg – und erinnert an das Strafmaß der Stuttgarter Kickers im Jahr 2006:

,,Milde für St. Pauli? Die Stuttgarter Kickers erhielten 2006 nach einem Bierbecherwurf gegen Schiedsrichterassistent Kai Voss im DFB-Pokal gegen Hertha BSC (0:2) als Strafe eine Geldbuße von 10 000 Euro und ein Heimspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit auferlegt. Das ist das Maß.“

Das wird ein richtig preisintensiver Bierbecher für St. Pauli. Es gibt da nichts zu beschönigen. Es wird ein fatales Nachspiel geben.

Jetzt zu 1860 München. Das scharren mit den Füßen in der Bayernliga ist verstummt. Der Verein bleibt vorerst in der 2. Bundesliga. Die Kätzchen haben offenbar einen Geldgeber gefunden. Der Investor mit dem klangvollen Namen Hasan Abdullah Ismaik kommt aus Jordanien. Er hat offensichtlich tiefe Taschen. Mehr dazu bei der Süddeutschen Zeitung unter dem Titel 33 Millionen für den Aufstieg. Das Thema sorgt natürlich für Diskussionen. Auch bei Armina Bielefeld brennt finanziell der Baum. Eigentlich sollte mit der neuen Tribüne alles besser werden.

Der Präsident von Energie Cottbus, Ulrich Lepsch, hat im Interview mit bild.de eine klare Meinung zu dem Finanzgebaren, den Problemen mit der Liquidität bei 1860 München und Arminia Bielefeld während der laufenden Saison und trifft die Aussage:

„Vereine, die mehrfach ihre Auflagen nicht erfüllen, gehören raus! Ungeachtet von Tradition, Größe oder Lobby.”

Wechsel der Sportart. Andreas Klöden übernimmt bei der Baskenland-Rundfahrt die Führung in der Gesamtwertung.  Überhaupt ist wieder Bewegung im Radsport. Immer einen Blick auf das Geschehen der Pedalritter hat Sportjournalist Jonathan Sachse auf seinem Sportblog. Seine Einleitung zu Saxo Bank 2011 VS. Saxo Bank 2010 beginnt mit den neugierig machenden Worten:

,,Etwas in Eile. Zeit- und Schlaf sind gefragt, aber die Geschichte ist zu schön, um sie offline stehen zu lassen:“

Höhepunkt seiner Ausführungen ist ein Video  aus dem Auto der Sportlichen Leiter Bjarne Riis und Tristan Hoffman. Vor Begeisterung wird da kurzzeitig auch das  Lenkrad losgelassen.

Da ist unser Projekt Umzug fast ein Erholungsurlaub. Meine Liebste und ich waren mit dem Malerergebnis  am Wochenende sehr zufrieden. Gestern Abend ging es dann nach der Fahrt vom Bodensee, mit Zwischenstopp in München, nach Nürnberg. Ein wenig das Bücherregal ausräumen. Umzugskartons sind etwas sehr praktisches. Anschließend gab es noch ein meditatives Kieser Training. Durchblutungsübungen im puritanischen Maschinenraum. Der charismatische Werner Kieser wurde einst im Porträt von wz-newsline mit folgenden Worten zum Thema Politik zitiert:

,,Was würde er tun, wenn er Kanzler wäre? „Alle Politiker abschaffen. Und das Volk abends nach den Hauptnachrichten darüber abstimmen lassen, wie es mit dem Land weitergeht“, antwortet der Schweizer Werner Kieser unverblümt.“

Das wären dann wohl momentan ganz schlechte Zeiten für die FDP.

Damit wären wir für heute fast durch. Ich werd noch weiter Kartons packen, das Bücherregal demontieren. Heute habe ich auch den Nachsendeauftrag für die Post an das Auftragszentrum der Deutschen Post AG in 81999 München gesandt. Der Umzug durch die Spedition wird dann wie geplant am 15. und 16.  April durchgezogen. Bis dahin ist noch einiges zu tun. Meine Jahrhundertliebe und ich freuen uns sehr auf den Bodensee. Es war ja am Sonnabend und Sonntag dieses verdammt klare Wetter mit Sicht auf die Berge in Österreich und der Schweiz. Vor dem Malern leisteten wir uns am frühen Morgen noch eine kurze Entspannungsphase im Cafe Aran. Die Sicht auf den See und die Berge waren traumhaft. Emotionales Glücksgefühl. Ein wunderbarer Vorgeschmack auf kommende Zeiten.

Rückblick und Vorschau

Fernab vom Mainstream hat Daniel Drepper auf seinem Sportblog einen lesenswerten Rückblick auf die Woche unter dem Titel Sportwoche 05/11: Deutschland bremst den Anti-Doping-Kampf erarbeitet. Eine offensichtlich unendliche Geschichte.

Rotebrauseblogger schaut 20 Jahre zurück in die Blühende Landschaft Profifußball der ostdeutschen Region und gibt einen spezifischen Einblick in die damalige Situation von Energie Cottbus und gut gemeinten Ratschlägen von Aufbauhelfern.

,,Vermutlich zur selben Zeit (oder auch schon etwas früher oder auch etwas später) beehrte auch ein gewisser Günter Netzer, in jenen Tagen als Repräsentant des Schweizer Sportvermarkters CWL (benannt nach dessem Besitzer Cesar W. Lüthi) unterwegs, den ganz tiefen Osten und beschrieb in einer vollen Stadthalle Cottbus den marktunerprobten, staunenden Ossis mit leuchtenden Worten die rosige Zukunft des FC Energie Cottbus in der modernen Fußballwelt.“

Günter Netzer hatte sich einst als Spieler von Borussia Mönchengladbach an das Telefon gesetzt und Anzeigekunden für das Programmheft der Fohlen akquiriert. Marketing am eigenen Leib in der Praxis ausprobiert.  

Szenenwechsel. Zurück in das Jahr 2011.

Vorschau. Mittlerweile begleitet Rotebrauseblogger die Auftritte von RB Leipzig mit analytischen Texten und hat für alle Freunde des Leipziger Fußballs eine schöne Saisonvorschau geschrieben. Tief Durchatmen. Leipziger Fußball 2011. RB Leipzig, FC Sachsen und Lok Leipzig. Da weht alleine bei der Nennung der drei Vereine Nostalgie und Zukunft durch den Raum. Die mit der finanziellen Power von Red Bull Chef Dietrich Mateschitz ausgestattete Mannschaft von RB Leipzig steht vor einer Mission Impossible. Doch wie im Film mit Tom Cruise könnte es auch am Ende ein Happy End geben. Ein wenig muss Chemnitz da natürlich auch mitspielen und die Truppe von Coach Oral ihre Hausaufgaben erledigen.

Little Hoffenheim

Es gibt keine Alternative zum sportlichen Erfolg. Während Gustavo, ehemaliger Spieler von Hoffenheim, souverän mit seinem neuen Verein Bayern München in das Halbfinale einzieht, mussten die Kraichgauer bei Energie Cottbus ohne Coach Rangnick die Segel aus dem Pokalwettbewerb streichen. Das warten auf schwarze Zahlen in Hoffenheim geht also weiter. Für die kolportierten 240 Millionen Euro hat die TSG eine doch recht bescheidene sportliche Bilanz aufzuweisen. Das kann Dietmar Hopp nicht wirklich gefallen.