Kommentar von Michael Wiemer zur Fußball-Bundesliga 2014/2015 (2)

Nach dem Rückblick auf die Saison beim Branchenprimus Bayern München dröseln wir heute die Tabelle weiter auf. Es geht mit dem Tabellenzweiten der Fußball-Bundesliga 2014/2015 weiter. In aller Ruhe.

Heute VfL Wolfsburg.

Michael Wiemer über die Platzierung vom VfL Wolfsburg

Die Konstellation Automobilbauer und Fußballclub stößt ja nicht immer auf Gegenliebe.  Sei es drum. Auf die getaktete Vorbereitung der abgelaufenen Bundesligasaison überlies der VfL Wolfsburg und VW nichts dem Zufall. Nach einem 3:3 bei Cardif City ging es in die Bodenseeregion. Am 5. August  2014 um 19.00 Uhr im Bodensee-Stadion von Konstanz trafen sich die Wölfe zum Vorbereitungsspiel gegen die Ostschweizer Fußballer vom FC St. Gallen. Knapp 14 Tage später später setzte sich die VW-Werkself in der 1. Runde des DFB Pokals bei Darmstadt 98 im Elfmeterschießen durch. Coach Dirk Schuster vom damaligen Zweitligisten nach dem Spiel prägnant:

,,Heute stehen sich grundsätzlich zwei total verschiedene Welten gegenüber, da trifft ein Marktwert von knapp 175 Millionen Euro auf 7,5 Millionen.”

Nun, der spätere Lauf der Saison zeigte den Fußballfans von Rostock bis zum Bodensee, das ein Marktwert von 7,5 Millionen Euro zum Aufstieg in die Bundesliga reicht …

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Foto:  © Copyright – Michael Wiemer  

Aber ich will mich nicht verplaudern. Wolfsburg ist heute unser Thema. Damals im August 2014 schrieb ich hier im Blog nach dem DFB-Pokalsieg der Mannschaft von Dieter Hecking in der 1. Runde mit Blick auf die Bundesligasaison:

,,Wo Wolfsburg im Moment steht, eine Woche vor dem Bundesligaauftakt bei Bayern München, ist immer noch nicht genau zu beziffern. Nach dem 1:1 in Konstanz gegen den FC St. Gallen gab es ja die Heimpleite mit 1:5 gegen Atletico Madrid. Gestern dann jenes knappe Spiel in Darmstadt, die frisch aus der 3. Liga in die 2. Bundesliga aufgestiegen waren. Dieter Hecking hat noch viel Arbeit vor sich. Vom angesprochenen Marktwert, den generellen finanziellen Möglichkeiten der VW-Werkself, den seriösen Arbeitern Allofs und Hecking sowie dem Kader muss die Mannschaft eigentlich mehr machen wie den 5. Platz in der letzten Saison.“

Nun, jetzt nach Saisonende steht Tabellenplatz 2 auf dem Tableau. Die Vizemeisterschaft ist der größte Erfolg seit dem Überraschungstitel unter Felix Magath im Jahr 2009. Dazu steht man noch im DFB-Pokalendspiel und hatte in der Euro-League bemerkenswerte Sternstunden wie gegen Inter Mailand zu bieten. Über das Heimdesaster später gegen den SSC Neapel schweigen wir heute. Ich sah einst Diego Maradona Live im Dress des italienischen Fußballclubs im Leipziger Zentralstadion beim UEFA-Cup Spiel gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig im Oktober 1988. Alleine diese Verbindung – Diego Maradona und SSC Neapel – die Namen und Theatralik wie eine große Oper. Meine Augen waren damals fast 90 Minuten auf den Grenzgänger zwischen Genie und Wahnsinn gerichtet. Ein andermal mehr.

Michael Wiemer über Wolfsburgs 69 Punkte

Doch wir wollen hier ja über die abgelaufene Bundesligasaison reden. Die Vizemeisterschaft wurde mit 69 Punkten eingefahren. 69 Punkte hatte der VfL Wolfsburg auch im Meisterjahr 2009. Dies zeigt auch wie gut Bayern München die nationale Saison 2014/2015 gespielt hat. Und meine Berechtigung der Zeugnisnote 1 für den deutschen Rekordmeister. DFB-Pokal und CL Aus flossen nicht in meine Benotung mit hinein. Da bin ich konsequent. Das wird auch für die Niedersachsen gelten. Wolfsburg musste sich dieses Jahr im Bundesligaspielbetrieb nur 5 Mal geschlagen geben. So viele Niederlagen musste auch Bayern München einstecken. Dazu kam der spektakuläre 4:1 Heimsieg zum Rückrundenauftakt am 18. Spieltag gegen die Mannschaft von Pep Guardiola. Wolfsburg ist ein verdienter Vizemeister. Im vergangenen Jahr mussten die Wölfe 10 Niederlagen in der Bundesliga einstecken. Die Halbierung der Verlustpartien spiegelte sich letztendlich im Punktekonto und der Qualifikation für die Champions-League wieder. 

Michael Wiemer über den Trainer vom VfL Wolfsburg

Was haben Ludwig Lachner, Imre Farkaszinski, Wilfried Kemmer, Horst Hrubesch,  Uwe Erkenbrecher, Eckhard Krautzun und Gerd Roggensack gemeinsam? Sie waren alle Trainer beim VfL Wolfsburg in der Ära vor dem Bundesligaaufstieg 1997. Dieter Hecking trainiert die Niedersachsen seit dem 1. Januar 2013. Vorher stieg er beim 1. FC Nürnberg aus. Dieter Hecking machte von einer Ausstiegsklausel Gebrauch. Bei den Franken hinterließ der unaufgeregt agierende Coach eine Riesenlücke, die Sportchef Bader nicht schließen konnte. Dieter Hecking arbeitete sich über die Trainerstationen SC Verl, VfB Lübeck, Alemannia Aachen, Hannover 96 und dem 1. FC Nürnberg hoch zum perspektivisch gut aufgestellten VfL Wolfsburg. Doch das wird allzu schnell und gerne vergessen, der Trainer des Vizemeisters übernahm die VW-Werkself auf dem 15. Tabellenplatz. Hievte sie bis zum Saisonende 2012/2013 noch auf Position 10. Danach gelang 2013/2014 der Sprung auf Tabellenplatz 5. Jetzt die Rolle als etwaiger Bayern Jäger mit einem eindrucksvollen Rang 2. Das ist Heckings Handschrift.

Michael Wiemer vergibt eine Zeugnisnote für den VfL Wolfsburg

Tabellenplatz 2 mit 69 Punkten, eindrucksvollen Spielauftritten, einem hoffnungsvollen Kader mit Juwelen wie Kevin De Bruyne   und solider Führung der Herren Hecking und Allofs (sein unnötiger Kommentar einen Spieltag vor Schluss zum Auftritt der Bayern lasse ich hier großzügig unter den Tisch fallen – Karl-Heinz Rummennige setzte da bereits den entsprechenden Konter) haben den Niedersachsen durchaus den einen oder anderen neuen Sympathisanten gebracht.  Die Wölfe hatten ebenfalls sehr viele WM-Teilnehmer im Kader, die mit der Verarbeitung der Strapazen souverän umgingen und in die Saison starteten.  Zählen wir kurz durch: Diego Benaglio (Schweiz), Ricardo Rodriguez (Schweiz), Luiz Gustavo (Brasilien), Kevin de Bruyne (Belgien), Vierinha (Portugal), Ivica Olic (Kroatien) und Ivan Perisic (Kroatien). Zum Jahresanfang 2015 wechselte „Pferdelunge“ Olic dann nach Hamburg. Dafür kam Weltmeister André Horst Schürrle zu den Niedersachsen. Der VfL Wolfsburg bekommt von mir für die Vizemeisterschaft in der Bundesligasaison 2014/2015 die Zeugnisnote 1.

DFB-Pokal 1. Runde 2014/2015 Nachlese

Kürzlich gab der Bundesligist VfL Wolfsburg beim Freundschaftsspiel gegen den FC St. Gallen im Bodenseestadion in Konstanz hier am Bodensee seine Visitenkarte ab.

Ich  merkte an:

,,Der Tag an dem Bernie Ecclestone nach dem 100 Millionen Dollar Deal den Gerichtssaal in München entspannt verließ, hielt dann am Abend hier am Bodensee in Konstanz noch ein Freundschafsspiel der vom VW Konzern unterstützen Fußballer vom VfL Wolfsburg gegen die Ostschweizer vom FC St. Gallen bereit. Die Mannschaft von Dieter Hecking hatte ja am Wochenende bei Cardiff City mit dem 3:3 ein Unentschieden hingelegt. Auch hier im Bodenseestadion von Konstanz kam der deutsche Meister von 2009 nicht über ein Unentschieden hinaus. Die Wölfe trennten sich vom FC St. Gallen 1:1. Das erfreulichste aus Wolfsburger Hinsicht war sicherlich das Dost Comeback in Konstanz. Ansonsten hat ein Testspiel vor 4.500 Zuschauern mit 10 Einwechslungen auf Seiten des Bundesligisten und 7 Wechseln beim FC St. Gallen nur begrenzten Aussagewert.“

Nun jener Bas Dost erzielte gestern nach dem Fehlschuss von Mannschafskamerad Naldo beim Elfmeterschießen gegen SV Darmstadt 98 den ersten Wolfsburger Treffer. Die WM-Teilnehmer Rodriguez, de Bruyne, Olic und Vierinha erzielten die anderen Elfmetertore für den VfL Wolfsburg. Nach 120 Minuten hatte es in Darmstadt keine Tore gegeben. Die favorisierte Mannschaft von Dieter Hecking gewann somit mit 5:4 nach Elfmeterschießen im Merck-Stadion am Böllenfalltor. Held des Abends war der Wolfsburger Keeper Max Grün. Der Satz des Tages stammte vom Darmstädter Coach Dirk Schuster:

„Heute stehen sich grundsätzlich zwei total verschiedene Welten gegenüber, da trifft ein Marktwert von knapp 175 Millionen Euro auf 7,5 Millionen.“

Wo Wolfsburg im Moment steht, eine Woche vor dem Bundesligaauftakt bei Bayern München, ist immer noch nicht genau zu beziffern. Nach dem 1:1 in Konstanz gegen den FC St. Gallen gab es ja die Heimpleite mit 1:5 gegen Atletico Madrid. Gestern dann jenes knappe Spiel in Darmstadt, die frisch aus der 3. Liga in die 2. Bundesliga aufgestiegen waren. Dieter Hecking hat noch viel Arbeit vor sich. Vom angesprochenen Marktwert, den generellen finanziellen Möglichkeiten der VW-Werkself, den seriösen Arbeitern Allofs und Hecking sowie dem Kader muss die Mannschaft eigentlich mehr machen wie den 5. Platz in der letzten Saison. Traveler Digital Camera

Da sage noch einer der Ostfußball sei tot

Dann lebte der Osten auf. Der Chemnitzer FC schlägt Mainz 05, der 1, FC Magdeburg kegelt den FC Augsburg aus dem Rennen und der Newcomer RB Leipzig zeigt dem Bundesligisten SC Paderborn in einer umkämpften Partie mit dem nötigen Glück in der Verlängerung die Grenzen auf. Heute hat der einstige Stammteilnehmer am Europapokal und achtfache DDR-Meister sowie siebenmalige FDGB-Pokalsieger Dynamo Dresden noch die Möglichkeit ein weiteres schönes ostdeutschen Fußballpokalpuzzleteil hinzuzufügen. Der Kontrahent heißt Schalke 04.

Demoralisierende Woche für den 1. FC Nürnberg

Manchmal kommt es knüppeldick. Ohne Dämpfung. Nach der 1:5 Klatsche im Frankenderby gegen Greuther Fürth musste der Club beim MSV Duisburg ran und schied aus. Schwere Woche für Martin Bader. Der 1. FC Nürnberg war 2007 Pokalsieger gegen den VfB Stuttgart geworden. Damals belegte man in der Liga Platz 6, zwei Plätze hinter Bayern München und nur einer vier Tore schlechteren Tordifferenz wie der Rekordmeister. Damaliger Erfolgscoach: Hans Meyer. Von diesen guten Zeiten sind die Nürnberger momentan meilenweit entfernt. Auch für den 2007er Pokalgegner vom 1. FC Nürnberg war der Aufgalopp im DFB-Pokal gleichbedeutend mit dem schnellen Abschied. Der VfB Stuttgart verlor beim Zweitligisten VfL Bochum. Dafür wirkte Armin Veh nach dem Spiel im Interview recht tiefenentspannt. Für Kulttrainer Peter Neururer war der Sieg seiner Bochumer „Keine Überraschung“.

Borussia Dortmund und Bayern München ohne Ausrutscher

Nein, Favoritenwetter konnten an Siegen von Borussia Dortmund und Bayern München in der normalen Spielzeit eigentlich nicht vorbeikommen. Jeweils 4:1 gewinnen die Borussen und Bayern bei den Stuttgarter Kickers und Preußen Münster. Ansonsten noch auffällig die Frühform von Kießling beim 6:0 Kantersieg bei Alemannia Waldalsgesheim. Der von Übungsleiter Löw verschmähte Stürmer erzielte 5 Tore. Ein ganz knappes Ergebnis gab es auch bei USC Paloma gegen Hoffenheim: 0:9. Auch nett der Sieg der vom einstigen Bundesligaspieler Hollerbach trainierten Mannschaft Kickers Würzburg gegen Fortuna Düsseldorf in der Verlängerung. Apropos Verlängerung. Die benötigte Werder Bremen auch gegen den FV Illertissen. Bei Robin Dutt frage ich mich übrigens ob er es nicht insgeheim in diesem Sommer bereut hat, den Posten des Sportdirektors beim DFB vor einem Jahr freiwillig gegen den Job bei Werder getauscht zu haben.

Alle bisherigen Ergebnisse gibt es hier beim kicker gut aufbereitet:

1. Runde des DFB-Pokals

Freitagspiele:

Wahnsinn in Chemnitz – Kießling nicht zu stoppen

Sonnabendspiele:

Glanzloses Schaaf-Debüt – Bochum wirf den VfB raus

Sonntagspiele:

Magdeburger Sensation – Wolfsburg dankt Grün