Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (13)

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (13)

Die große Fußballnation Italien hat Deutschland bei den Weltmeisterschaften mehrfach weh getan in den Jahren 1970, 1982 und 2006. Übungsleiter Löw machte dann auch noch die Halbfinalerfahrung bei der EM 2012. Lieblingsgegner sehen anders aus.

Nach dem italienischen Auftaktsieg gegen England gab es dann keine weiteren Punkte für die Männer um Buffon, Pirlo, Balotelli und Co. Italien und Uruguay kämpfen heute um den Einzug ins Achtelfinale ab 18.00 Uhr in Natal. Italien war gegen Costa Rica zeitig platt. Die Pässe von Pirlo waren insgesamt zu wenig, um ernsthaften Druck aufzubauen auf die einsatzstarke Abwehr von Costa Rica. Reporter Tom Bartels bei der Liveübertragung im ARD:

,,Costa Rica wird den Eindruck bekommen, wenn der Ball nicht zu Pirlo kommt, kann es nicht gefährlich werden.“

Auch der Uraltdoppelweltmeister Uruguay (1930, 1950) wirkte im ersten Spiel gegen Costa Rica zeitig matt und sie fanden sich zu Recht mit einer 1:3 Niederlage ins Turnier gestartet, am Ende der Gruppentabelle. Im zweiten Spiel gegen England dann mit Superstar Luis Suarez, mit einer ganz anderen Körpersprache und Laufbereitschaft. Können sie diese Intensität nochmals abrufen wird es eng für Italien. Andererseits reicht den Italienern ein Unentschieden. Die Südamerikaner müssen gewinnen. Eine Kleinigkeit, die am Ende durchaus den Unterschied ausmachen kann.

Costa Rica ist durch. England erinnert an die Situation im deutschen Handball.

Costa Rica mit 6:0 Punkten nach den beiden ersten Spielen. Damit konnte das Achtelfinale gebucht werden. Für England wieder ein Turnier der Enttäuschung. Irgendwie erinnern sie mich an die Situation der deutschen handballer. Da haben die Engländer mit der Premier League eine hochgradig starke Liga, doch die eigenen Talente kommen meist nicht an den Schaltstellen zum Einsatz, da qualitativ starke Ausländer diese Positionen in den englischen Vereinen besetzen. Die deutsche Handballbundesliga wirbt damit, die stärkste Liga der Welt zu sein, doch auch hier kommen die einheimischen Talente nicht an den ausländischen Weltklassespielern vorbei. Ein Problem auf das einst Heiner Brand nach Peking im focus hinwies.

„Seit nahezu zwölf Jahren haben ich immer wieder angemahnt, dass junge Spieler gefördert werden müssen, sonst wird irgendwann dieser Zustand, den wir jetzt gerade erleben, zum Normalfall, und das darf im Sinne des Handballs nicht sein.“

Man beachte den von Heiner Brand benanten Zeitraum der angemahnten Versäumnisse. Keine drei Jahre, keine fünf Jahre, keine 6 Jahre. Unglaubliche zwölf Jahre. Der Rufer in der Wüste. 2011 im FAZ Interview unter dem Titel Im deutschen Handball gibt es zu viele Stinkstiefel legte er nach:

,,Dass sich allerdings zum Beispiel bei der Ausländerregelung in der Bundesliga gar nichts tut, dass ein Großteil der Leute nur kurzfristige egoistische Ziele anpeilt und sich nicht strategisch mit der Zukunft des Handballs beschäftigt, ist für mich auf Dauer zermürbend. Das Drumherum im Handball ist nicht das, was ich mir vorstelle. Das bringt die Sportart nicht weiter.”

Auch die englische Fußballnationalmannschaft kommt seit Jahren nicht so richtig weiter. Dabei mag ich den englischen Fußball sehr. Habe die goldene Ära des FC Liverpool erlebt, klar Manchester United und das Barcelona Spektakel oder Chelsea mit dem Sachsen Michael Ballack. Die englischen trinkfesten Fans bei der WM 2006 bei ihrer Stippvisite in Nürnberg. Eine gute Heimreise. Der Tagesspiegel meint:

,,In England ist die Diskussion über das eigene Nationalteam mal wieder bei der Premier League angelangt. Spieler aus der Liga jubeln ja viele bei der WM in Brasilien – nur nicht im England-Trikot. Die eigene Top-Spielklasse wird für die Misere der Engänder verantwortlich gemacht. Eine Lösung ist nicht in Sicht.“

Japan trifft auf Kolumbien 

Von Japan kam bisher nicht so viel. Der Auftaktniederlage gegen die Elfenbeinküste schloss sich die Nullnummer gegen Griechenland an. Selbst gegen dezemierte Griechen gelang kein Sieg. Es war bisher nicht die WM der Asiaten. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.  Wenn Kolumbien nicht volle 100% gibt, da sie schon durch sind, können die Japaner durchaus punkten. Man wird sehen. Um eigene Chancen auf ein Weiterkommen zu beanspruchen, bedarf es eines Sieges der Asiaten gegen die Südamerikaner.

Griechenland bisher noch ohne Tor, Elfenbeinküste mit guter Ausgangslage.

Die Griechen sah ich vor der WM nach der Vorrunde nach Hause fahren. Dass sie noch Chancen haben auf ein Weiterkommen bei der Konstellation der Gruppe C (siehe dazu auch die Tabellenübersicht beim kicker), spricht für die Unausgeglichenheit von Japan und der Elfenbeinküste. Aber ehrlich, wenn ich mir etwas wünschen darf, würde ich dann doch lieber die Elfenbeinküste mit ihrem sympathischen Oldie Didier Drogba im Achtelfinale sehen. Sie haben es selber in der Hand. Bei einem Sieg gegen Griechenland sowieso. Bei einem Unentschieden kommt es auf den Ausgang vom Spiel Japan gegen Kolumbien an. Ein Sieg der Kolumbianer oder ein Unentschieden würden Drogba und Co. dann auch reichen. Bei einem Sieg kommt es auf das Torverhältnis an. Aber vielleicht geht es auch ohne Taschenrechner. Man wird sehen. Das ist ja oft bei solchen Konstellationen in den Gruppen am letzten Spieltag, dieses kribbeln. Die Weltmeisterschaften halten da immer wieder Hitchcock-Thriller bereit.

Italien – Uruguay

Dienstag, 24. Juni, 18.00 Uhr, Natal, im ZDF

Costa Rica – England

Dienstag, 24. Juni, 18.00 Uhr, Belo Horizonte, im ZDFinfo

Japan – Kolumbien

Dienstag, 24. Juni, 22.00 Uhr, Cuiaba, im ZDFinfo

Griechenland – Elfenbeinküste

Dienstag, 24. Juni, 22.00 Uhr, Recife, im ZDF

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (8)

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (8)

Nicht jede Zeitung breitete übrigens diese Woche einen euphorischen Teppich für die Elf von Übungsleiter Löw aus. Die LA Times merkte an:

,,Auch eine Szene bleibt in Erinnerung, über die man in Nordamerika nur die Stirn runzelt: Müller schmückte die leichte Berührung von Pepe aus und täuschte Schmerzen vor.“

Apropos Strin runzeln. Sportspool.tv merkt mit Blick auf morgendliche Läufe von Joachim Löw und der medialen Begleitung der ÖR an:

,,Es ist immer wieder erbaulich KMH am Strand zu sehen. Da bekommt die Phantasie Flügel, erfährt man Wissenswertes. Zum Beispiel, dass Frühaufsteher Löw Morgens am Strand nicht joggt, sondern kurze Tempoläufe macht. Da hatten – die lieben Kollegen von der ARD – allerdings anderes berichtet. Jetzt sollte es einen #aufschrei bei Twitter geben. So etwas Unkorrrrrektes kann man einfach nicht durchgehen lassen ….“

Der Tagesspiegel kritisiert die Berichterstattung der WM 2014 unter dem Titel Zwischen den Spielen: Qualitätsvolle Nullberichterstattung und stellt fest:

,,Einiges gewonnen wäre, wenn ARD und ZDF statt der qualitätsvollen Nullberichterstattung aus dem deutschen Mannschaftsquartier etwas mehr Qualität in die Berichte über die Mannschaften der anderen, insbesondere nichteuropäischen Länder stecken würde. Das hätte natürlich auch was Angstlösendes.“

Heute stehen 6 Mannschaften auf dem Rasen und bestreiten ihr jeweils 2. Gruppenspiel. Vier Teams mussten dabei mit Niederlagen vom Auftakt mental klar kommen. Uruguay war für mich persönlich die größte Enttäuschung im bisherigen Weltmeisterschaftsturnier. Die erfahrene Mannschaft mit namhaften Spielern blieb vieles bei der Pleite gegen Costa Rica schuldig. Sie japsten nach Luft, stemmten sich nicht gegen die drohende Niederlage. In der ersten Begegnung des heutigen Tages treffen mit Kolumbien und der Elfenbeinküste zwei Auftaktgewinner aufeinander. Die Südamerikaner überzeugten auch ohne ihren verletzten Star Falcao. Die Elfenbeinküste drehte einen Rückstand gegen Japan auch mit Hilfe des 36-Jährigen Didier Drogba. Der Gewinner des heutigen Matchs kann dann bereits die Organisation der Vorbereitungen an das Achtelfinale beginnen. Gemach, Gemach. Wir werden sehen.

Dann stehen sich heute 21.00 Uhr in Sao Paulo der zweifache Weltmeister Uruguay (1930, 1950) und England, der 66er Weltmeister von Wembley, gegenüber. Schönen Gruß an die Torlinientechnologie. Die Engländer leisteten erheblichen Widerstand gegen abgezockt agierende Italiener. Heute hilft eigentlich beiden fast nur ein Sieg aus turniertechnischer Sicht weiter. Urugay ließ im ersten Spiel den Star Suarez auf der Bank. Während des Spiels machte er sich zeitweilig warm an der Außenlinie, wurde jedoch nicht eingewechselt. Die Südamerikaner kamen 2010 mit einem humorlosen Unentschieden gegen Frankreich schwer ins Turnier und schafften es dann durch furiosen Fußball bis in das Spiel um die Goldene Ananas gegen die deutsche Elf. Diego Forlan war dabei herausragend. Damals war 31. Heute ist Forlan 35. Insgesamt wirkte die Mannschaft von Oscar Tabarez bei der Verlustpartie gegen Coasta Rica überaltert. Kein Spieler in der Anfangsformation, wenn meine Statistik mich nicht im Stich gelassen hat, war jünger wie 27 Jahre. Was soll ich zu England sagen? Seit 1966 ist ihnen nicht mehr wirklich viel gelungen mit der Nationalmannschaft. Die Clubs sind eine ganz andere Spielwiese in puncto Erfolg.

24.00 Uhr Spiele sind ja in der Regel etwas für Hardcore-Fans. Wenn dann noch die Paarung Japan gegen Griechenland lautet, ist ein wachbleiben schon fast ein Statement. Meine Erwartungshaltung gegenüber Griechenland für die WM war nicht besonders hoch. Bei der 0:3 Auftaktniederlage gegen Kolumbien bestätigten sie mein Bauchgefühl. Japan ist meistens unangenehm zu spielen. Laufstark, einsatzstark, auch eine Beharrlichkeit in der Bearbeitung des Gegners. Die japanischen Frauen zerstörten das geplante Sommermärchen 2011 der Mannschaft von Silvia Neid in Deutschland. Matthias Sammer hatte die deutschen Frauen für ihre jahrelange Konzentration auf Turniere immer bewundert. Beim 2011er Turnier vermisste er diese Fokussierung, störte sich auch an den zahlreichen Ablenkungen, Marketingmaßnahmen mit den Spielerinnen etc. vor dem Turnier. Doch zurück zum Männerfußball. Griechenland kontra Japan. Sollen Turnierambitionen für die Runde der letzten 16 gewahrt werden, muss heute ein Sieg her.

Kolumbien – Elfenbeinküste

Donnerstag, 19. Juni, 18.00 Uhr, Brasilia, im ZDF

Uruguay – England

Donnerstag, 19. Juni, 21.00 Uhr, Sao Paulo, im ZDF

Japan – Griechenland

Donnerstag, 19. Juni, 24.00 Uhr, Natal, im ZDF

Hiobsbotschaft für die Elfenbeinküste: Didier Drogba fällt aus

Kürzlich streifte ich hier den Werbespot mit Nike. Einer der Akteure im jetzt schon legendären Kurzfilm war Didier Drogba aus der Elfenbeinküste. Ich schrieb:

,,Der für mich emotionalste Spieler Afrikas, Didier Drogba, ist dabei, Wayne Rooney mit Bart und Unterhemd in der Tür des alten Wohnwagens verdutzt dreinschauend, oder der kurzzeitig flackernde Fernseher in einer bescheidenen Hütte sind großartige Momente einer gut inszenierten Fußballgeschichte. Ganz großes Kino. Steven Spielberg hätte es nicht besser in Szene setzen können.“ 

Didier Drogba fällt für die WM in Südafrika aus. Der charismatische Torjäger zog sich im Testspiel gegen Japan einen Bruch des rechten Ellenbogens zu. Das ist ganz bitter. Hier ein paar Sequenzen aus seiner bisherigen Laufbahn: