Hinz und Kunz über Vancouver

Hinz: Hallo Kunz, die ersten Tage in Vancouver sind angelaufen. Bist Du schon im Olympiafieber?

Kunz: Hallo Hinz, schön Dich wieder zu sehen. Olympiafieber? Ich bin froh dass ich 37 Grad Körpertemperatur habe.

Hinz: Nach dem tragischen Tod des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili stellen sich Fragen. Darf eine Sportveranstaltung dann einfach so weiter gehen?

Kunz: Ach, Hinz. Schwieriges Thema. Nach dem Tod von Senna wurde auch weiter Gas gegeben. Hannover 96 hat den Spielbetrieb auch nicht eingestellt  nach dem Suizid von Robert Enke. Bis 1960 sind auf den unzureichend ausgebauten Natureisbahnen 25 tödliche Unfälle passiert. Daniel Oaida aus Rumänien starb 1989 bei einem Unfall in Altenberg. Yvonne Cernota starb 2004 in der Echowand von Königsee. Sie verlor die Kontrolle über ihren Zweierschlitten. Die Formel 1 des Wintersports verzeiht keine Fehler.

Hinz: Da stockt einem der Atem. Zeit zum innehalten gibt es bei Olympia offensichtlich nicht. Der Zeitplan war so eng getaktet, die Rodelwettbewerbe sind nicht mal um 24 Stunden verschoben wurden. Es gab Kritik an der Bahn.

Kunz: Brot und Spiele. Die Show geht weiter. Der Bahnkonstrukteur Udo Gurgel sagte zur Thematik -Gefährliche Bahn-: „Von Vorwürfen kann man nicht reden, weil wir die Bahn in Absprache mit den beiden Verbänden sehr sorgfältig gebaut und geprüft haben.“ Hm.

Hinz: Was sagst Du zur Sportberichterstattung der Pay TV-Sender ARD und ZDF?

Kunz: Die fahren die große Welle. Nicht überraschend. Die per gesetzlichen Dekret erhobene Fernsehmaut ist ja ein grandioses Geschäftsmodell. Die Sender werden mit Gebühren gemästet. Teilweise hat es den Eindruck, dass die Reporter nach Wortsilben pro Minute bezahlt werden. Den medialen Einheitsbrei muss sich jedoch kein Zuschauer stundenlang antun. Wir sitzen selber am Steuer der Fernbedienung.

Hinz: Was sagst Du zum Start der deutschen Sportler in die Winterfestspiele?

Kunz: Ich sehe das entspannt. Die Medaillenwertung ist in meinem Leben nicht unter den ersten 30 Prioritäten. Funktionäre haben da sicher einen intensiveren Blick drauf. Auch Politiker schielen nach ihrer Nation und dem entsprechenden Rang. Deutschland soll ja in Turin den inoffiziellen 1.Platz dieser Wertung gehabt haben.

Hinz: 1976 in Innsbruck siegte die UdSSR vor der DDR und den USA in der Nationenwertung. Die beiden erstgenannten Staaten gibt es heute gar nicht mehr auf der politischen Landkarte.

Kunz: Siehste Hinz, die ersten Plätze sind gar nicht immer erstrebenswert. Nein, im Ernst. Wir haben natürlich früher beim eigenen Tischtennisspiel gegen die Schulkumpels auch mitgezählt. Im Fußball haben wir peinlichst jedes Tor über den Platz gerufen und den Spielstand auch am nächsten Tag noch gewußt. Beim Schach hat keiner nur so aus Spaß gespielt. Nein, wir wollten gewinnen. Erinnere Dich an unsere Jugendzeit. Aber wir brauchen ja in keine Zeitung oder in keinen Videotext oder auf keine Homepage schauen und uns die Medaillenwertung hineinziehen. Also gemach, gemach.

Hinz: Ich muss nochmals fragen: Wie siehst Du den Start der deutschen Sportler in den ersten Tagen in Vancouver?

Kunz: Magdalena Neuner holt bei ihrer Olympiapremiere Silber. Herzlichen Glückwunsch. Felix Loch gewinnt Gold im Rodeln. Herzlichen Glückwunsch. Erstes Gold für die Truppe. Psychologisch sehr wichtig. Uhrmann hatte im Skispringen nach dem 1. Sprung alle Chancen auf eine Medaille. Sollte nicht sein. Die ersten Männerwettkämpfe im Biathlon und im Skilanglauf sind ohne deutsche Medaillen über die Bühne gegangen. Glücklich sind sie momentan sicherlich im Nachbarland Schweiz. Simon Ammann holt auf der Schanze Gold. Dario Cologna gewann die 15 Km im Langlauf. In der Herren Abfahrt gewinnt Didier Defago. Optimaler Start für die Eidgenossen.

Hinz: Zum Abschluss unserer Plauderstunde noch eine Frage: Wer wird Olympiasieger im Eishockey?

Kunz: Kanada. (ohne mit der Wimper zu zucken)