Nachdenkenswert #320

,,Mit den Titelkämpfen präsentieren wir in Deutschlands Hauptstadt das wichtigste Turnier im Schnell- und Blitzschach der letzten 20 Jahre. Besonders unter den erschwerten Bedingungen einer kurzen Bedenkzeit sind spektakuläre Partieverläufe zu erwarten. Wir wünschen allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, besonders unseren Nationalspielern, viel Erfolg.“

Herbert Bastian, Präsident des Deutschen Schachbundes, mit großer Vorfreude auf die mit Spannung erwartete Weltmeisterschaft im Schnell- und Blitzschach in Berlin, die am kommenden Samstag beginnt. Hochinteressante Details gibt es bei chessbase und auf der offiziellen Website vom Deutschen Schachbund inklusive Spielplan und Ticketbestellung beim DSB. Medienstar und Schachgenie Magnus Carlsen gewann im vergangenen Jahr beide Titel in Dubai und tritt in Berlin die Mission Titelverteidigung an. Auch der Schachästhet Viswanathan Anand ist dabei.

Nachdenkenswert #290

,,Finals werden in Schach-Deutschland nicht in Berlin, sondern in Niedernhausen ausgetragen. Gespielt wird nicht im Olympiastadion, sondern im Ramada-Hotel.

Die Spannung dauert nicht 90 oder 120 Minuten, sondern volle fünf Runden. 32 Teilnehmer sind im Finale des „Dähne-Pokals“ dabei, über 200 bei der Deutschen Amateurmeisterschaft.“

ChessBase, titelt Finals in Deutschland – Schach statt Fußball und weist auf die Doppelveranstaltung  in Niedernhausen mit der Deutschen Amateurmeisterschaft im Schach und die Deutsche Pokaleinzelmeisterschaft (Dähne-Pokal) hin und verweist auch auf ein Seminar von ChessBase mit Martin Fischer am Samstag, den 06. Juni 2015.

Ralf Mulde widmet sich auf der Website vom Deutschen Schachbund ebenfalls dem Schachevent im Ramada-Hotel und leitet seinen Bericht mit folgenden Worten ein:

,,Trotz einiger Widrigkeiten wurde selbstverständlich pünktlich eröffnet – und zwar das Finale der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft DSAM zusammen mit dem Finale des Dähne-Pokals. Mit 214 Teilnehmern hatten die Amateure wie immer die deutliche Überzahl gegenüber den 29 Pokalspielern. In den sechs Leistungsgruppen der Amateure qualifizierten sich immer die ersten sechs der Gruppe – bei sechs Qualiturnieren kommt dann schon eine recht stattliche Zahl am Frühstücksbuffet zusammen.“

Deutschlands Spitzenschachspieler Arkadij Naiditsch gewinnt gegen Weltmeister Magnus Carlsen

Was für ein Tag für das Deutsche Schach. Der beste Schachspieler Deutschlands, der meinungsstarke Arkadij Naiditsch, schlägt mit Schwarz den Weltmeister Magnus Carlsen. In der 7. Runde der Schacholympiade im norwegischen Tromsø gab es den sensationellen Sieg von Naiditsch über Carlsen.

Der Deutsche Schachbund stolz:

,,Dorian Rogozenco stand bereit um zu gratulieren, stolz auf die Leistung seines Spitzenbrettes Arkadij Naiditsch. Dieser hatte gerade die Nummer 1 der Weltrangliste Magnus Carlsen geschlagen, mit Schwarz. Die Erleichterung war durch den Bildschirm zu spüren. Für die deutsche Mannschaft, in den ersten 5 Runden mit einer eher durchschnittlichen Leistung haben nun die beiden Runden nach dem Ruhetag das vorzeitige Comeback bedeutet. Die deutschen Herren sind dank des 2,5:1,5-Sieges wieder vorne mit dabei.“

Auch Thomas Richter nimmt sich beim Schach-Ticker der Magnus Carlsen Niederlage gegen Arkadij Naiditsch an und erinnert an weitere Verlustpartien des Norwegers mit den weißen Figuren:

,,Die Livekommentatoren fragten sich, wann Carlsen zuletzt mit Weiss verlor – als ob das nur alle fünf Jahre mal passiert. Wer die Schachszene ein bisschen verfolgt und ein bisschen Gedächtnis hat, weiss, dass es zuletzt beim Gashimov-Memorial gegen Radjabovs Königsinder passierte, und zuvor z.B. im Kandidatenturnier gegen Ivanchuk und Svidler. Ausserdem schafften es (chronologisch zurück bis 2010) Caruana, Wang Hao, Karjakin, Nepomniachtchi, Giri, Anand und Kramnik – Naiditsch ist also nicht ganz alleine, aber doch in guter Gesellschaft.“

Noch ein kurzer Blick zu ChessBase. In bewährter guter und kontinuierlicher Form berichtet Schachpublizist Johannes Fischer und merkt an:

,,Arkadij Naiditsch ist immer für eine Überraschung gut. Dafür sorgt schon der kämpferische, aggressive Stil der deutschen Nummer eins. Dennoch ist der Sieg von Naiditsch gegen Magnus Carlsen in Runde sieben der Schacholympiade eine Sensation. Zunächst lief die Partie gut für Carlsen. In einer taktischen Eröffnung gewann er einen Bauern, für den Schwarz ein wenig, aber kein überwältigendes Gegenspiel bekam. Doch kurz vor dem 40. Zug verlor Carlsen die Kontrolle über die Partie und plötzlich hatte Schwarz sehr viel Gegenspiel, vor allem in Form seines starken d-Freibauern, der Naiditsch im 62. Zug den Sieg brachte.“

Johannes Fischer sein Artikel ist mit der kompletten Notation der Partie Magnus Carlsen gegen Arkadij Naiditsch sowie sehenswerten Fotos und einem Blick auf den Sieg der deutschen Frauen gegen die Türkei versehen.

Nachdenkenswert #238

,,Ich bin seit fast 20 Jahren Schachgroßmeister. Erst als Spieler und dann als Trainer habe ich an zahlreichen Turnieren – darunter Olympiaden, Welt- und Europa-Meisterschaften – teilgenommen. Das sind harte Wettkämpfe, in denen das sportliche Element am meisten zählt: man muss gewinnen, man muss den Gegner besiegen! Ohne ausgezeichnete physische Kondition hat man kaum Chancen sich in solchen dauerhaften Leistungswettbewerben durchzusetzen. Deswegen müssen die Spitzenschachspieler durch verschiedene sportliche Aktivtäten ihre physische Kondition ständig trainieren.

Während in vielen Länder Schach als Symbol für Sport betrachtet wird, ist es bedauerlich zu sehen, dass man in Deutschland Schach und Sport versucht zu trennen. Es ist nicht nur skandalös, sondern wird das deutsche Schach als Leistungssport töten. Man stellt sich die Frage: ist das gewünscht, wird Deutschland dadurch in irgendeiner Form profitieren?“

Dorian Rogozenco, Bundestrainer, mit seiner Wortmeldung auf der BMI Spezialseite vom Deutschen SchachbundTraveler Digital CameraTraveler Digital CameraTraveler Digital CameraTraveler Digital CameraTraveler Digital Camera

Schachweltmeister Magnus Carlsen gewinnt Auftaktblitz in Stavanger

Der bekennende Real Madrid Fan Magnus Carlsen hatte diese Saison mit seiner auserwählten Mannschaft viel Freude. Neben dem spanischen Pokalgewinn gab es vor 10 Tagen auch den Gewinn der Champions-League gegen Atletico Madrid zu bejubeln. Sein Auftritt bei Real Madrid nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft im November 2013 hat den Königlichen also Glück gebracht.

Im Nachgang wird das Händeschütteln mit dem kopfballstarken Ramos auch noch mit einem Hauch Mythos umlegt. Weltmeister Ramos köpfte Bayern München ja bekanntlich mit seinen beiden Kopfballtoren im Rückspiel in den nicht zu verdauenden 0:2 Rückstand. Im Finale erzielte er dann das eminent wichtige Ausgleichstor per Kopf in der Nachspielzeit.

Jetzt ist der norwegische Schachweltmeister selber wieder aktiv in Sachen Leistungssport. Das deutsche Schach hat derweil mit der Mittelstreichung durch das BMI zu kämpfen. Siehe auch die Spezialseite vom Deutschen Schachbund zu diesem unsäglichen Thema. Derweil hat Magnus Carlsen gestern das Auftaktblitz in seinem Heimatland gewonnen. Der Champion setzte sich in Stavanger zur Ouvertüre des „Norway-Chess-Turniers“ gegen Levon Aronian und Alexander Grischuk durch. Ein interessantes Detail des Turnieres ist auch die Sache mit dem Hauptsponsor. Chessbase merkt mit Bezug auf die Turnierwebsite an:

,,Warum heißt das Turnier eigentlich „No Logo- Schachturnier“. Der Veranstalter liefert auf der Turnierwebseite die Erklärung:

Hauptsponsor des Turniers ist das Online-Glücksspiel – und Wettportal „Unibet“, eine Firma, die in Schweden gegründet wurde und inzwischen ihren Sitz auf Malta genommen hat. Gemäß den norwegischen Gesetzen ist Werbung für Online-Glückspiel-Angebote jedoch nicht erlaubt, weshalb das Unibet-Logo auf der Turnierseite des „Norway Chess“-Turniers nicht gezeigt werden und auch der Name nicht im Titel genannt werden darf. Dieses Dilemma haben die Organisatoren durch die Wahl des Namens „No Logo“ im Titel zu lösen versucht.“

Kann man machen. Wäre so eine Geschichte mit „No Logo“ auch im deutschen Schach vorstellbar? Ich habe da so meine Zweifel.

Hier geht es zur offiziellen Turnierwebsite.

Das finanzielle Aus für Deutschlands Schach …

Der Letzte macht das Licht aus.Traveler Digital CameraAuch der sensationelle Europameistertitel 2011 durch die Männer hat an den fragilen monetären Zuständen im deutschen Schach in den vergangenen zwei Jahren nichts geändert. Doch jetzt drohte gar das finanzielle Aus einer faszinierenden Sportart. Die Details hat der Deutsche Schachbund auf seiner Website unter dem Titel 9. Mitgliederversammlung des DOSB veröffentlicht. Präsident Herbert Bastian spricht ausdrücklich Dank an eine Frau in leitender Funktionärsposition vom DOSB aus:

,,Dank gemeinsamer Anstrengungen ist es uns gelungen, die erste Hürde beim Kampf um den Erhalt der Förderung durch das BMI zu nehmen. In der Mitgliederversammlung hat die Vizepräsidentin Leistungssport des DOSB und Vorsitzende des Präsidialausschusses Leistungssport Frau Dr. Christa Thiel unmissverständlich vor den über 400 Delegierten erklärt, dass der DOSB den Deutschen Schachbund ungeachtet der geänderten Förderkriterien auch weiterhin als förderungswürdig ansieht.“

Wer den kompletten Text beim DSB liest, kann unschwer erkennen wie hart hinter den Kulissen in Wiesbaden gerungen wurde. Eine Streichung der Fördermittel wäre ein nicht wieder gut zu machender Sparschaden am deutschen Schach gewesen.

Deutschland spielt Schach

Es gibt Cafes in Deutschland mit der Möglichkeit sich ein Schachbrett zu nehmen und zu spielen. Natürlich viel zu wenig Kaffeehäuser (ich meine jetzt nicht die Ketten) bieten ein Brett an. Generell fehlt mir in Deutschland ein tiefer verankertes Bewusstsein für das königliche Spiel. Kürzlich las ich an einem Sonnabend im Cafe in der Ravensburger Innenstadt von einer übereilten Abreise eines Ex-Interimspräsident aus Berlin im Skoda Yeti. Das sind dann die Momente wo einem die Zeitung fast von alleine aus den Händen fallen mag. Da wär ein Schachbrett nicht die schlechteste Alternative gewesen.

Chesstigers titelt Deutschland spielt Schach und bringt eine Fülle an Turnieren und Terminen. Neben der heute beginnenden 83. Deutschen Schachmeisterschaft in Osterburg gibt es einige verheißungsvolle Veranstaltungen. Zum Beispiel zu Ostern die 16. Int. Neckar-Open mit einem Gesamtpreisfond von 15.000 Euro:

,,Doch wir haben auch einige wertvolle Tipps, wo Sie selbst (oftmals zusammen mit sehr starken Meistern) mitspielen können. Zu Ostern erwarten Sie die Schachfreunde Deizisau zum 16. Int. Neckar-Open in Deizisau, an welchem mit Arkadij Naiditsch und Etienne Bacrot mindesten zwei Weltklasse-GMs teilnehmen werden.“

Arkadij Naiditsch, da war doch etwas außerhalb der 64 Schachfelder. Die am 6. Januar 2012 auf der Seite vom Deutschen Schachbund veröffentlichte Stellungnahme zur Presseerklärung von Arkadij Naiditsch ist inzwischen 5350 mal aufgerufen worden. Doch zurück zum Schach. Naiditsch geht als Titelverteidiger ins Rennen.

Noch ein paar Worte zur oben erwähnten Deutschen Schachmeisterschaft. Austragungsstätte ist die Landessportschule in Osterburg (Sachsen-Anhalt). Schirmherr ist übrigens nicht der Nachfolger vom Ex-Interimspräsident, sondern Herr Holger Stahlknecht, Minister für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt. Hier geht es zur offiziellen Turnierwebsite. Hauptsponsoren sind Lotto Sachsen-Anhalt und ORWONet.

Ein wenig Einstimmung auf das Schachjahr 2012

Sie sind eine der besseren Adressen im Netz. Die Rede ist von … 

DeepChess macht einfach einen guten Job. Im neuen Jahr gab es auch bereits wieder einen bemerkenswerten Coup. Sie interviewten den Präsidenten des Deutschen Schachbundes.

Herbert Bastian steht Rede und Antwort.  Vorhang auf! 

Schachzüge

Nächstes Jahr jährt sich der 40. Jahrestag der großen sozialistischen Oktoberrevolution vom Schachmatch des Jahrhunderts zwischen Bobby Fischer und Boris Spasskij in Reykjavik 1972. Es kam einer Revolution gleich, ein begnadeter Schachspieler aus den USA entriss den Russen ihr 25-jähriges Monopol auf die Schachkrone. Der Kampf war legendär, atemberaubend. Journalisten ohne Schachkenntnisse berichteten aus Reykjavik. Das Schachmatch war zum Duell der Systeme in Zeiten des Kalten Krieges hochstilisiert worden. Ich bin gespannt wieviele neue Bücher und Filme im Jubiläumsjahr auf den Markt kommen zum Schachgenie Bobby Fischer und seines spektakulären Matchs mit dem Leningrader Boris Spasskij. Film ist ein gutes Stichwort. Diese Woche sollte auf ARTE der Dokumentarfilm von Liz Garbus  Zug um Zug in den Wahnsinn – Die Legende von Bobby Fischer laufen. Doch es wurde nichts daraus. Mehr dazu bei der Schachwelt von Großmeister Jörg Hickl.

Manch einer wartet mit einem Buch über Fischer nicht bis 2012. Dieses Jahr bereits veröffentlichte der renommierte Biograph Frank Brady sein Buch über das Leben von Bobby Fischer. Wer die bemerkenswerte, intensive und authentische Rezension von Peter Münder auf chessbase zum Werk von Frank Brady: Endgame – Bobby Fischer´s Remarkable Rise and Fall – from America´s Brightest Prodigy to the Edge of Madness. Crown Publishers New York, 2011, 402 S., 25.99 Dollar, noch nicht gelesen hat, darf gerne Lesezeit investieren. Meine unbedingte Leseempfehlung am ersten Augustwochenende.

Derweil geht es im deutschen Schach gemächlich weiter. Der Frauen Länderkampf Deutschland gegen die Ukraine ist Höhepunkt zum Jubiläum des Dresdner Schachfestivals. Bundestrainer Uwe Bönsch stellt sich auf der Website vom Deutschen Schachbund im Interview aktuellen Fragen.  

Renditeobjekt Schachwelt

In Zeiten der Schwindsucht vom Euro und des amateurhaften Verhaltens der Regierung wird verstärkt Ausschau nach Sachwerten gehalten. Frank Hoppe hat dieser Tage auf der Website des Deutschen Schachbundes einen Geheimtipp gehabt:

,,Nach nicht einmal einem Jahr beendete GM Jörg Hickl im Juli seinen Versuch eine weitere Schachzeitschrift am Markt zu etablieren. Glücklich dürfen die sein, die einst zu den Abonnenten zählten. In einigen Jahrzehnten werden die insgesamt 11 Ausgaben der Schachwelt zu den Raritäten auf dem Schachmarkt zählen. Die Auflage war schließlich nicht besonders hoch.“

Nun, die Schachwelt wird einige Jahrzehnte abhängen müssen um adäquate Renditen einzufahren. Die Sportmerobilia Auktion von AGON zeigte am letzten Wochenende das Potenzial von Erinnerungsstücken mit Patina. Sammler haben da tiefe Taschen.

Jetzt ist die Schachwelt noch zu frisch um nennenswerte Erlöse zu erzielen. Ich bin ja gerade dabei meinen Bestand an gut abgehangenen Schach-Echos aufzulösen. Das ist ein ganz guter Gradmesser um den Wert alter Schachzeitungen zu messen.

Jörg Hickl setzt nun verstärkt auf Online-Content. Auf mehr Leser. Auf mehr Vermarktungsmöglichkeiten. Ein kleiner Web-Shop ist auch integriert. Dabei sind die Claims in Deutschland eigentlich abgesteckt. Platzhirsch chessbase und chesstigers haben funktionierende Geschäftsmodelle im Netz etabliert.

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