Nachdenkenswert #91

,,Uwe Krupp erzählt uns seit fünf Jahren das Gleiche. International zu spielen ist etwas anderes als in der DEL. Hier müssen wir anders angreifen, mehr zum Tor ziehen und öfter schießen, um erfolgreich zu sein. Am Anfang wirkte es manchmal so, als wenn das nicht jeder geglaubt hat. Aber Uwes Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Es ist auch sein Verdienst, dass wir jetzt so erfolgreich sind. Natürlich hat er als Trainer großen Anteil an unserem Erfolg.“

               Alex Barta, über den Anteil von Coach Uwe Krupp

               am Erfolg im Interview auf sportal.de

Pre-Playoffs und die Freude über ein Comeback

Perfektes Timing Das Comeback macht richtig Freude. Am 22. November 2010 schrieb ich hier im Blog:

,,Tilman Pauls, Organisator und Macher vom Eishockey-Blog, nimmt eine Auszeit. Ich wünsche ein kraftvolles Comeback. Seine  Eisfläche wird hoffentlich wieder bespielt werden.“

Rechtzeitig zu Beginn der heißen Phase im deutschen Eishockey hat Tilman Pauls wieder seine Lust am bloggen reaktiviert. Willkommen im Club. Auf seinem eishockey-blog gibt er einen Ausblick auf die Pre-Playoffs.

Hinz und Kunz über den Sportmonat September

Noch einen Kaffee . . .

  © Hans Snoek: Pixelio 

Hinz: Hallo Kunz, wir sind spät dran mit dem Rückblick auf den Sportmonat September, wie ich Dich kenne hast Du die Ruhe weg.

Kunz: Gemach, gemach mein Hinz. Erzähle mir erst von Deinen echten Sorgen.

Hinz: Ach, Kunz. Heute wieder sehr angriffslustig. Wollen wir in den Rückblick auf den Sportmonat September einsteigen?

Kunz: Herr Ober, bitte den gedeckten Schweizer Apfelkuchen aus der Vitrine. Schaut gut aus. Danke. Hinz was steht auf dem Programm?

Hinz: Ich hätte die eigenartige Ernährungsweise von Contador anzubieten. Du sagtest bei unserem Rückblick auf die Tour de France 2010:

,,Wir beide sind dem Spektakel ja auch seit Jahren verfallen. Diese herrlichen Landschaftsaufnahmen, die Duelle Mann gegen Mann. Die bunte Karawane. Doping wird auch von uns Zuschauern gerne ausgeblendet. Andererseits haben wir auch Jim Morrison, Janis Joplin oder Jimi Hendrix bewundert und ihre Musik gehört. Trotz aller Drogen. Alle 3 starben mit 27 Jahren. Oder Du legst auch gerne noch die Falco CD beim Autofahren ein.“               

Kunz: Ja, ich erinnere mich noch gut an unser Gespräch. Zu Contador hattest Du damals ein unmissverständliches Statement abgegeben:

,,Alberto Contador oder A.C. ist immer suspekt. Bei den Schleck Brüdern gibt es jedoch auch eine Überweisung an Fuentes.“

Also, die Fleischstory erinnert doch sehr an die Märchen der Brüder Grimm. Vegatarier sind da klar im Vorteil. Die Frage ist jedoch wirklich, wie lange wollen wir Zuschauer uns diese Geschichten eigentlich antun. Umgekehrt ist die Sportunterhaltungsindustrie ja gerade deswegen so populär weil das Spektakel, die Dramen, die Enthüllungen, die Skandale etc. in allen Schattierungen gezeigt werden.

Hinz: Eine Sauerei ist es trotzdem.

Kunz: Keine zwei Meinungen. Doch meidest Du nächstes Jahr Eurosport?

Hinz: Ich hab mir das bezüglich des Radsports ein paar mal bereits überlegt.

Kunz: Ich weiß. Du bist letztendlich immer wieder rückfällig geworden. Das ist wie mit einem Robert De Niro Film. Hast Du einen gesehen, willst Du alle Filme sehen.

Hinz: Ich wollte bereits bei Landis aussteigen. Doch irgendwie bin ich dann doch jedes Jahr wieder an der Glotze.

Kunz: Sonst sprichst Du immer von Sport-TV etc. Da müssen die Zweifel schon groß sein. Quo vadis Radsport? Auch nächstes Jahr zieht die Karawane weiter.

Hinz: Unser Kuchen kommt. Danke. Was sagst Du zu den Vorwürfen gegen Bayern München? Medial hat es viel Staub aufgewirbelt.

Kunz: Ich lese das ehemalige Nachrichtenmagazin seit jenem Vorfall mit den gefälschten Hitler-Tagebüchern nicht. Meine tiefste Überzeugung: An den Vorwürfen ist nichts dran.

Hinz: Bayern München hat also eine blütenweiße Weste?

Kunz: Natürlich. Die Entlassung von Boksic durch die UEFA sprach bereits eine deutliche Sprache. Augen auf bei der Personalwahl. Etwas später lässt  UEFA-Ermittler Limacher alle Tätigkeiten ruhen

Hinz: Bayern München stellte damals ja auch sofort Strafanzeige gegen die UEFA Mitarbeiter Boksic und Limacher. In normalen Zeiten hätte ich jetzt sagen können: Lass uns über die Siegesserie von Bayern und der Tabellenführung sprechen. Sah im September nicht wirklich souverän aus.

Kunz: Hinz, Du bist gerade dabei die gute Stimmung etwas zu trüben. Immer noch besser wie der sportliche und politische Tabellenletzte Stuttgart.

Hinz: Themawechsel. Die DEL ist gestartet. Nach all den Aufregungen in den Monaten zuvor eine willkommene Gelegenheit, sich auf sportliche Dinge wieder zu konzentrieren. Die grandiose Euphorie der Heim-WM ist wie weggewischt. Schade.

Kunz: Ja, die DEL und ihre Probleme. Das Eishockeymagazin Starting6 schrieb treffend  einen längeren, hochinteressanten Kommentar und titelte Start in die Krise.

,,Sicher, der Zuschauerschnitt der DEL ist höher als in den 90er Jahren, dank den Arenen in Mannheim oder in Berlin. Aber die Kosten für die Spielstätten, für Spieler, für Energie und vieles mehr sind ebenso und vermutlich in größerem Umfang gestiegen und die Medienpräsenz quasi auf Null gesunken. Früher kamen Eishockey-WM-Spiele der deutschen Mannschaft live auf ARD und ZDF – sogar die 20-Uhr-Tagesschau wurde einst verschoben. Heute würde man dort nicht einmal eine Wiederholung eines Heimatfilms für Eishockey verschieben.“

Dabei ist Eishockey eine faszinierende Sportart.  Doch ich habe so ein Gefühl, die unendliche Geschichte der Probleme der DEL geht weiter. Aber da könnten wir jetzt Stunden drüber diskutieren. Ich muss noch meine Frau vom Fitness-Studio abholen.

Hinz: Ich übernehm die Rechnung. Grüß Deine Frau von mir. Die kleine Plauderei mit Dir hat wieder Spaß gemacht.

Kunz: Hinz, ein feiner Zug von Dir. Grüß auch Deine holde Frau von mir.

Aus den Bergen zurück

Kaum bin ich mit meiner Liebsten aus dem Bergurlaub zurück, sehe ich doch die überarbeitete Website von Gipfelstürmer Reinhold Messner. Das Facelifting ist gelungen. So stelle ich mir eine emotionale Power Visitenkarte im Netz von einem Berufssportler vor. Der Grenzgänger Reinhold Messner bestieg 1986 den Lhotse im Himalaya und setzte damit eine unauslöschliche Marke. Er war der erste Mensch, der alle Achttausender bezwang. Der Bessene ist auch ein Genie in Sachen Selbstvermarktung. Messner organisiert Sponsoren für seine Expeditionen und hat dabei seine eigene Philosophie. Im Buch Berge versetzen – Das Credo eines Grenzgängers beim BLV Buchverlag schreibt er :

,,Sponsoring aber hat seine Grenzen. Da ich Nichtraucher bin, habe ich nie Zigarettenwerbung angenommen. In keiner Form. Camel-Trophy und Marlboro-Freiheit sind mir ein Gräuel. Obwohl ich im Zusammenhang damit und anderen Rauchwaren die höchstdotierten Angebote erhalten habe. Auch in Zusammenhang mit Alkohol will ich in Zukunft vorsichtiger sein.“

Ich werde Reinhold Messner bei einem Live-Vortrag am 1. Oktober gemeinsam mit meiner Liebsten sehen. Eine gewisse Vorfreude kann ich nicht leugnen.

Was hat sich in der Zwischenzeit meines Urlaubs im Fußball getan? Soweit ich die Bundesliga überblicke gab es noch keinen Trainer der abgedankt hat. Im vergangenen Jahr legte Trainer Dieter Hecking bei Hannover 96 sein Amt nach dem 2. Bundesligaspieltag nieder und nahm Hut und Trainingsjacke. Später heuerte er in Nürnberg an und schaffte den Klassenerhalt. 

Das spannendste Projekt im deutschen Fußball geht nicht überhitzt in die neue Saison. Drei Unentschieden zum Auftakt sind gar nicht so schlecht für die Entwicklung der Komponente Geduld. Das Feld von weiter hinten aufrollen hat Charme. Meinen Segen hat das Projekt von Red Bull. 2600 Zuschauer im ehemaligen Zentralstadion und jetziger Red Bull Arena ist auch beachtlich. Die zweite Mannschaft von Hannover 96 steht ausser Verdacht zu den Publikumsmagneten in Deutschland zu zählen. Rotebrauseblogger hat ein erstes Fazit gezogen:

,,Fazit: der Saisonstart endgültig misslungen, die Mannschaft noch auf der Suche nach Form, System und Selbstvertrauen und zwei Mitkonkurrenten um den Aufstieg vor der Brust. Die Lage könnte besser sein für RasenBallsport Leipzig, sie könnte aber auch noch schlechter werden. Trotzdem bleibt das Gefühl, dass die Mannschaft fußballerisch wächst (was nach Braunschweig auch nicht schwierig war), sowieso willig ist und das Publikum bereit ist, mit durch das Tal zu gehen.“

Was macht eigentlich mein geliebtes Schach? Die Schachbundesliga beginnt ja erst am 9. Oktober. Vorher gibt es jedoch die Schacholympiade im sibirischen Chanty-Mansijsk vom 21. September bis 3. Oktober 2010. Nach dem Streit der Spitzenspieler Deutschlands mit dem Deutschen Schachbund um monetäre Dinge wird es eine Ersatztruppe richten müssen. Der Internationale Großmeister Jörg Hickl bloggt auf Schachwelt:

,,Eins erscheint mir jedoch sicher: Wenn es die geschlossene deutsche Nationalmannschaft nicht schafft, Druck auf den Schachbund auszuüben, wird es keinem gelingen. Es wurde viel Porzellan zerschlagen und die Machtverhältnisse klar demonstriert. Für den DSB ist die Diskussion beendet: Die Funktionäre bleiben – die Spieler gehen. Deutschland wird voraussichtlich auf Jahre hinaus bestenfalls mit einer C-Auswahl auf internationalen Veranstaltungen vertreten sein – kein schönes Bild.“

Kurz vor Beginn der Eishockey Saison 2010/2011 in der DEL gibt es noch einen Rücktritt zu vermelden. Das stets gut informierte Eishockey-Blog titelt  Huskies: Geschäftsführer Westhelle tritt zurück. Die unendliche Geschichte. Imagefördernd waren die letzten Monate für das Eishockey in Deutschland nicht.

Dirk Bauermann kann sich jetzt ganz dem Basketballprojekt Bayern München widmen. Die Nationalmannschaft verlor bei der Basketball-WM gegen Angola mit 88:92 nach Verlängerung. Spox titelt: Schwarzer Tag für den deutschen Basketball. Dabei begann die Weltmeisterschaft recht verheißungsvoll. Knappe Niederlage gegen Argentinien und dann der sensationelle Sieg gegen Serbien. Danach war bei den Bauermännern offenbar die Luft raus. Die Niederlage gegen Angola besiegelte das WM-Aus. Das Spiel gegen Jordanien hat nur noch Makulatur-Status.

Es ist noch Eis da

Es war eine emotionale WM. Im eigenen Land wurden in den Arenen nach Spielende übergroße Fahnen geschwenkt. Dennis Endras erinnerte mit phantastischen Paraden an die Großen seiner Zunft.  Der Bundestrainer Uwe Krupp hatte seine Truppe auf die Minute präzise eingestellt. Das deutsche Eishockey hatte positive Schlagzeilen fabriziert und es wäre die Zeit reif für einen Aufschwung auch in den heimischen Gefilden der DEL gewesen.

Doch die bereits vor der Eishockey-WM von Chantalle Alberstadt, Mitinitiatorin der Aktion Spieltag58, im Sportinsider Interview angesprochenen zahlreichen Problemfelder ziehen sich wie ein roter Faden durch das Abenteuerland DEL.

Die negativen Schalgzeilen über Lizenzprobleme, finanzielle Engpässe, Hilfeschreie nach Geld von der Kommune haben leider Inflation. Die gute Stimmung von der WM ist wieder erheblich gedämpft. Das Blog Check von Hinten hat unter dem Titel Sommertheater 2010 – Insolvenz, Inkompetenz, Impertinenz  chronologisch die Monate vom Mai bis zum August in lesenswerter Form aufbereitet.

Im Abseits der Fußball WM…

Es gibt dieser Tage nicht nur eine Fußball WM. Die Sportwelt ist mannigfaltiger. Ein interessantes Projekt legt Bayern München auf. Nein, nicht die eventuelle Verpflichtung von Lionel Messi. Auch nicht das aufpäppeln des Schachclubs FC Bayern mit etwaigen Transfers von Weltmeister Viswanathan Anand und Magnus Carlsen vom deutschen Mannschaftsmeister im Schach, der OSG Baden-Baden. Nichts von alledem. Bayern München legt ein Basketball-Projekt auf. Alle Details gibt es auf dem Basketballblog von gruebelei.de.

Apropos  Schach. Im Mai gab es den Schachkampf des Jahrzehnts. Viswanathan Anand kassierte 1,2 Millionen Euro Siegprämie. Vizeweltmeister Veselin Topalov sackte 800.000  Euro ein. Weniger Geld scheint beim Deutschen Schachbund vorhanden zu sein. Chessbase berichtet vom Versuch und der Bitte des Verbands um Sponsoring für die Teilnahme seiner Spieler an der Schacholympiade im September in Sibirien:

,,Nachdem der Deutsche Schachbund vor zwei Jahren bei der Schacholympiade im eigenen Land noch einiges für ein möglichst gutes Abschneiden investiert hat, sind die Kassen in diesem Jahr leer. Tatsächlich fehlen etwa 20.000 Euro für eine erfolgreiche Teilnahme der Deutschen Nationalmannschaft in Khanty-Mansiysk.“

Der von mir sehr geschätzte Stefan Löffler hat auf seinem Blog bei der Schachwelt dazu ein paar lesenswerte Anmerkungen unter dem Titel Wie wäre es mit Geld für Leistung? verfasst.

Ich bin ja auch öfters in Salzburg.  Aus den Eishockeypartien mit dem EHC München in der Mozartstadt wird es jetzt jedoch nichts. Das Eishockey-Blog berichtet vom nun doch möglichen Einzug in die DEL. Die ganzen Querelen (Kassel Huskies, Frankfurt Lions, EHC München) haben die prächtige Stimmung während der heimischen Eishockey-WM bereits wieder unter den Gefrierpunkt gefahren. Schade.

Hinz und Kunz über den Sportmonat Mai

Noch einen Kaffee . . .

  © Hans Snoek: Pixelio

Hinz: Hallo Kunz, wir sind spät dran mit dem Rückblick auf den Sportmonat Mai.

Kunz: Gemach, gemach mein Hinz. Erzähle mir erst von Deinen echten Sorgen.

Hinz: Ach, Kunz. Heute wieder sehr angriffslustig. Wollen wir in die Chronologie vom Mai einsteigen?

Kunz: Ja. Sonst laufen uns noch die Leser weg. Herr Ober, zwei Kaffee und den Kirschstreuselkuchen aus der Vitrine. Schaut gut aus. Danke.

Hinz: Der Mai war mit sportlichen Höhepunkten gespickt. Der Schach-WM Kampf von Sofia ging zu Ende, Bayern holt das Double, wir sahen das Duell der Superhirne, Dennis Endras und das deutsche Eishockeyteam werden respektabler Vierter bei der Heim-WM, die Probleme der DEL halten unvermindert an, Tschechien holt sich gegen den Erzrivalen Russland Gold bei der Eishockey-WM und am letzten Mai-Wochenende holt sich der THW Kiel die Champions-League im Handball und Ivan Basso glänzt wieder im Sattel beim Giro d’Italia.

Kunz: Da können wir ja fast aufhören mit dem Rückblick. Herr Ober, Danke. Der Kirschstreuselkuchen sieht verdammt verführerisch aus. 

Hinz: Mit dem Double von Bayern München hattest Du ja gerechnet.

Kunz: Meisterschaft schon, im Pokal bist Du auch immer etwas vom Losglück und der Tagesform abhängig. Diesmal wollten die Möchtegernpokalhelden aus Bremen halt kein echtes Endspiel spielen und kämpfen. Das war nix von Seiten der Schaaf Elf. Umgekehrt musst Du auch erstmal vier Tore gegen Kahn Verschnitt Wiese schießen. Respekt meine Herren.  Die Meisterschale wollte Magath ja auch gerne haben, doch Bayern unter Louis van Gaal hat eine phänomenale Entwicklung genommen. Es sei daran erinnert, das der Meistercoach ja ein „Erbe“ vom Vereinstrainer-Novizen Klinsmann  antrat. Altmeister Heynckes hatte die letzten 5 Spiele nach der Klinsmann-Entlassung gerade noch gerettet. Im Rückblick erkennt jeder die große Leistung von Louis van Gaal. Er hat jeden Spieler jeden Tag ein Stück besser gemacht. Taten statt Worte.

Hinz: Im Duell der Superhirne musste er sich seinem einstigen Schüler beugen.

Kunz: Herr Ober, bitte noch zwei Espresso. Danke. Ja, Mourinho ist sensationell. Inter hatte er bereits im Halbfinale gegen Barcelona taktisch fein eingestellt. Im Finale war die Truppe, die Energie Cottbus nachahmte, die reifere und abgeklärtere Mannschaft.

Hinz: Hilf mir mit Cottbus auf die Sprünge.

Kunz: Ich glaube die Elf aus der Lausitz ist einst in der Bundesliga ohne deutschen Spieler in der Anfangsformation aufgelaufen. Inter Mailand lief in Madrid ohne Italiener auf.

Hinz: Herr Ober, Danke. Der Espresso tut jetzt auch nochmals gut. Wie hast Du die Eishockey-WM erlebt. Rekordzuschauerkulisse beim Spiel Deutschland – USA auf Schalke. Dennis Endras ist der Rückhalt im Tor. Krupp seine Truppe wird vierter und Tschechien gewinnt das Finale gegen den einstigen schier übermächtigen Gegner Russland.

Kunz: Die Schalke Kulisse ist was für das Geschichtsbuch. Phantastischer Auftakt der WM. Dennis Endras hat mich phasenweise an Wladislaw Tretjak erinnert. Den Mann mit den tausend Händen und der Vorliebe für tägliches siebenstündiges Training. Tschechien gewinnt gegen den Favoriten Russland. Altmeister Jaromir Jagr hat es als alter Wolf der jungen Meute nochmals gezeigt. Sein Markenzeichen ist die Rückennummer 68. Sie erinnert an den Aufstand des Prager Frühlings 1968 gegen die sowjetischen bewaffneten Besatzer. Beide Großväter von Jaromir Jagr kamen beim Aufstand ums Leben.

Hinz: (schweigt eine Minute).

Kunz: Seit zwei Jahren spielt Jaromir Jagr in der russischen KHL bei Avantgard Omsk. Er hat seinen Frieden gemacht.

Hinz: Nach der begeisternden Eishockey-WM gab es viel Zustimmung für das deutsche Team. Die Alltagsprobleme der DEL waren aber sofort wieder präsent.

Kunz: Die Problemkinder heißen Kassel Huskies, Frankfurter Lions und Zweitligameister EHC München.  Das Image der DEL braucht jetzt eigentlich einen Zauberer. Schade. Die Eindrücke von der WM verblassen ob der Alltagssorgen und die Stimmung wird deutlich getrübt.

Hinz: Mein lieber Kunz, wir sind immer noch nicht zu einer Schach Partie gekommen. Herr Ober haben sie für uns beim nächsten Besuch ein Schachbrett. Ja, prima. Ich freu mich auf unsere Partie. Was sagst Du zum Schach-WM Kampf Anand gegen Topalov?

Kunz: Es war das Schachmatch des Jahrzehnts. Erfreulich intensiver Kampf. Der bulgarische Löwe Topalov hat den indischen Tiger von Madras herausgefordert und ihm alles abverlangt. Verliert Topalov in der zwölften Partie nicht die Nerven geht das Match in den Tiebreak. Anand konnte den Thron verteidigen. Ich würde gerne ein Duell Viswanathan Anand gegen Magnus Carlsen sehen. Für mich hat Magnus Carlsen das größte Potenzial im Weltschach. Er ist jung, hat Ehrgeiz, ist nervenstark, selbstbewußt, spielt fast fehlerfrei und hat einen starken Mentor in Garri Kasparow. 

Hinz: Was sagst Du zu THW Kiel und Ivan Basso? Beide Namen hatten in der Vergangenheit negative Schlagzeilen.

Kunz: THW Kiel kann offensichtlich auch ohne Manager Schwenker die Champions-League im Handball holen. Großes Kino gegen die beiden spanischen Mannschaften BM Ciudad Real und Barcelona. Die Handballwoche titelt Kiel Krösus – und armer Schlucker. Nur 495 000 Euro bekommt der Champions-League Sieger incl. Prämien der Gruppenspiele. Augen auf bei der Wahl der Sportart. Schwenk zum Radsport. Du sprichst Ivan Basso seinen Sieg beim Giro d’Italia an. Ist er sauber? Nach der epischen Schlammschlacht auf den Straßen der Toskana waren alle Fahrer verschmutzt. Im Gesamtklassement sehe ich doch auf Platz 6 auch einen alten Bekannten. Alexander Winokurow vom Astana Team. Tief durchatmen. Hinz, ich übernehm die Rechnung.

Der Alltag hat das deutsche Eishockey wieder oder DEL und die Kassel Huskies trüben die gute Stimmung

Wann war bitte gleich nochmal die begeisternde Eishockey-WM in Deutschland? Ganze 4 Tage nach dem Spiel um Platz 3 der Mannschaft von Uwe Krupp gibt es eine erneute Hiobsbotschaft aus der DEL. Das Eishockey-Blog titelt DEL schliesst Kassel Huskies aus! 

,,Hinter verschlossener Türe überschrieben die Gesellschafter der DEL Wilfrid Fabel ihre Vollmachten und der verkündete, dass sich mit Ausnahme der Duisburger Füchse alle Vereine für einen Ausschluss der Kassler ausgesprochen haben.“

Doch das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen zu sein. Kassel will alle juristischen Register ziehen. Mein lieber Herr Gesangsverein. Ich muss immer noch mit dem Kopf schütteln.

Der stellvertretende DEL Geschäftsführer Wilfrid Fabel auf Welt Online:

,,Es ging nicht um ein Für oder Wider bezüglich des Standortes Kassel. Es ging vielmehr um die fundamentalen Prinzipien des DEL-Gesellschaftsvertrages, die der Sicherstellung eines wirtschaftlich und sportlich fairen Wettbewerbs in der Liga dienen.“

Mir fällt da doch glatt das offene und kritische Interview im März von Thomas Sabo, Namenspatron der Thomas Sabo ICE Tigers Nürnberg in der NZ ein: 

,,Was die DEL betrifft, muss ich sagen, dass ich in diesem einen Jahr sehr viel gelernt habe. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich über das, was ich da sehe, überhaupt nicht erfreut bin, weil die Liga ihren Ansprüchen überhaupt nicht gerecht wird. Da sind einfach viel zu viele Interessenskonflikte vorhanden. So wie die oberen Entscheider gesetzt sind, liest sich wie die Ahnentafel der teuren Klubs. Damit ist den anderen Teams nicht geholfen. Wie die Anschütz-Gruppe oder die Hopps mit ihrem Geld umgehen, darüber müssen wir uns eh nicht lange unterhalten. Wenn man Bilanzen lesen kann, und das kann ich, ist es eine klare Geschichte, dass in dieser Liga etwas in eine völlig falsche Richtung läuft.“ 

Der charismatische Unternehmer Sabo hat in mehr wie zwei Jahrzehnten ein Schmuckimperium aus kleinsten Anfängen heraus kontinuierlich aufgebaut. Heute hat er Läden in Metropolen wie New York, Schanghai oder Paris. Er beschäftigt 1200 Mitarbeiter und macht über 200 Millionen Euro Umsatz. Er unterlegte im damaligen Interview seine Kritik an der DEL mit dem Wunsch seriös wie in einem soliden Unternehmen zu agieren:

,,Da werden Termine am Sankt Nimmerleinstag gemacht, wenn die neue Saison schon läuft. Ich würde mir wünschen, dass drängende Themen einmal sauber abgearbeitet würden, und bitte nicht bei einem Glas Rotwein auf Mallorca, sondern so, wie man das in Unternehmen auch macht.“

Solides Arbeiten in der DEL wünschen sich auch alle Fans.

Ende der Eiszeit im Deutschen Eishockey?

Das Team von Uwe Krupp belegt einen respektablen 4. Platz bei der heimischen Eishockey-WM. Die mannigfaltigen und gravierenden Probleme der DEL bleiben vorerst erhalten. Der in den Medien (ARD Videotext) heute bereits leicht angedeutete Rückzug von Uwe Krupp ist keine Überraschung. Er weiß um die strukturellen Schwächen im Deutschen Eishockey und lässt sich auch vom bemerkenswerten sportlichen Erfolg seiner Mannschaft nicht blenden. Im Interview mit Spox stellt er fest:

,,Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber das sind alles alte Kamellen. Jeder weiß, dass wir alle in einem Boot sitzen. Ich zitiere meinen Freund Heiner Brand: Jede Sportart identifiziert sich über die Nationalmannschaft. Wenn das von der DEL und den anderen Ligen anerkannt wird, steht einer guten Zukunft nicht viel im Wege. Aber ich bin nicht naiv. Wenn du im See bist und kannst nicht schwimmen, und einer sagt dir, wie bequem der Liegestuhl ist, dann interessiert dich das nicht, weil dir selbst das Wasser bis zum Hals steht. Deshalb habe ich durchaus Verständnis für die Klubs und ihre Probleme.“

DEB-Sportdirektor Franz Reindl ist die Querelen mit der DEL leid und spricht sichtlich verärgert über die Situation:

 „Auf diesen Kleinkrieg und dieses Hin- und Herhauen habe ich keine Lust mehr. Dafür habe ich auch keine Zeit mehr.“

Franz Reindl macht den Job beim DEB seit 1992. Nach der WM 2009 gab es auch massive Kritik aus der DEL. Er selber legt nochmals den Finger in die Wunde und verweist auf die unterschiedlichen Kräfte (DEL, DEB, ESBG und Landesverbände) und die fehlende Koordination in eine gemeinsame Richtung:

,,Wir müssen uns in einen gemeinsamen Zug setzen. Es dürfen nicht vier einzelne Züge fahren.“

Da wollen wir doch auch ein wenig positives festhalten: Dennis Endras sowie Christian Ehrhoff wurden in das WM-All-Star Team gewählt und Tschechien holt sich erstmals seit 2005 wieder den Weltmeistertitel im Finale gegen Erzrivalen Russland. Da wird so manch Favoritenwetter Geld verloren haben.

Eishockey: Deutschland trifft Nachbarn Schweiz und will unter die letzten Vier

Wer hätte dies gedacht, Deutschland mit Chance auf das Halbfinale bei der einheimischen Eishockey-WM. Optimisten bitte mit schriftlich hinterlegter Prognose nach vorne treten. Die Eindrücke von Vancouver und die mannigfaltigen Probleme in der DEL waren doch eher für zurückhaltendere Erwartungen und Vorhersagen geeignet. Im Interview mit Chantalle Alberstadt, Mitinitiatorin der Aktion Spieltag58, gab es erst kürzlich einen tieferen Einblick für alle Leser in die hauseigenen Probleme der DEL. Mit der drohenden Insolvenz der Frankfurter Lions gab es vorige Woche erst eine weitere finanzielle Hiobsbotschaft aus der Liga. Die Commerzbank zieht sich zurück und die Probleme bei der Akquise neuer Sponsorengelder ähneln altbekannten Mustern. Die FAZ zählt auch der Vollständigkeit halber die anderen Problemkinder des deutschen Eishockeys auf:

,,In der DEL ist Frankfurt nicht der einzige Club mit Schwierigkeiten: Auch die Kassel Huskies kämpfen um die Lizenz für die neue Saison, zudem haben die Kölner Haie und die Krefeld Pinguine finanzielle Sorgen. Im vergangenen Jahr hatten die Füchse Duisburg ihr Team zurückgezogen.“

Selbst auf die Gefahr hin in den Klugscheißer-Modus zu verfallen, eine kleine Anmerkung von mir sei gestattet: Ohne das Engagement von Thomas Sabo bei den ICE Tigers wären im vergangenen Jahr die Lichter im Eishockey in Nürnberg ausgegangen.

Schwenk zur Nationalmannschaft. Die Möglichkeit heute Abend ins Hablfinale einzuziehen ist famos. Die Eidgenossen scheinen eine lösbare Aufgabe zu sein. Beim Eishockey-Blog gibt es alle Infos der verschiedenen Übertragungsangebote vom Spiel. Bundestrainer Uwe Krupp hat sich festgelegt. Nein, nicht in Sachen eigener Zukunft im Job sondern in Sachen Torwart. Dennis Endras ist der Auserwählte. Beim Auftaktspiel gegen die USA war er überragend und erinnerte mich teilweise an Wladislaw Tretjak, jenen weltbesten Torhüter aller Zeiten, aus den Jahren der sowjetischen Dominanz im Eishockey. Eine kleine filmische Sequenz aus vergangenen Zeiten: 

Wladislaw Tretjak, Freund des siebenstündigen täglichen Trainings, wurde der Mann mit den „tausend Händen“ genannt. Seine Bilanz von 10 Weltmeistertiteln und 3 Olympischen Goldmedaillen ist beeindruckend. Wladislaw Tretjak hat Eishockey-Geschichte geschrieben.

Dennis Endras und die deutsche Nationalmannschaft würden mit dem Einzug ins Halbfinale ebenfalls einen Eintrag ins Geschichtsbuch verdienen. Wie hieß es so schön auf Check von hinten:

,,Deutschland ist sensationell ins Viertelfinale der Weltmeisterschaft eingezogen, und um Fußballfans die Tragweite zu erläutern wage ich folgenden kühnen Vergleich: Das ist in etwa so, als wäre Deutschland zuletzt vor 40 Jahren1 Weltmeister2 gewesen3.“

Bei Check von hinten gibt es auch eine Vorschau auf das heutige Spiel. Dabei sollte das Auge nicht zu lange auf der aktuellen Bilanz gegen die Schweiz verweilen. Das schmerzt ein wenig. Doch heute in Mannheim entscheidet auch die Tagesform und das Momentum dürfte bei der deutschen Mannschaft sein.

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Artverwante Artikel zum Thema Eishockey

Sportinsider Interview mit Chantalle Alberstadt – Aktion Spieltag58

Schweiz wie 1992?  – Hockeyweb.de

Mein Ziel ist die WM 2010  – Dennis Endras, am 03.09.2008 in AA

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