84. Deutsche Schachmeisterschaft 2013 in Saarbrücken

In der Hermann-Neuberger Sportschule von Saarbrücken trifft sich vom 6. bis 14. September deutsche Schachklasse um den Meistertitel auszuspielen. Am heutigen Donnerstag, den 5. September, steht die Eröffnungsfeier auf dem Programm. Ab Morgen geht es dann auf den 64 Feldern des königlichen Spiels um den Titel des besten Schachspielers Deutschlands im Jahr 2013. Titelverteidiger Daniel Fridman hat sich unter anderen der Konkurrenz der Schachprinzen zu erwehren. Das junge Quintett Matthias Blübaum, Alexander Donchenko, Felix Graf, Dennis Wagner und Rasmus Svane kann zeigen aus welchen Holz es geschnitzt ist. Die 84. Deutsche Schachmeisterscherschaft 2013 in Saarbrücken ist vielleicht auch ein Impulsgeber für das Schulschach in Deutschland. Manch Schüler wird die nächsten Tage genauer hinschauen. Auch die Daumen drücken. Ein Lehrer und eine Lehrerin sind mit am Start in der Hermann-Neuberger Sportschule in Saarbrücken. Schach-Ticker in seiner Meisterschaftsvorschau:

,,Ob Funktionäre auch Schach spielen können, wird das Spiel des über 20fachen Saarländischen Meisters und amtierenden Präsidenten des Deutschen Schachbundes Herbert Bastian zeigen. Der Schachamateur geht in den Morgenstunden seinem Beruf als Lehrer nach. Ab 14 Uhr wird er dann täglich im Kampf um die Meisterschaft am Brett sitzen. Auch die FIDE Meisterin Nadia Jussupow ist Lehrerin. Die Qualifikantin des Bayrischen Schachbundes unterrichtet Schach und ist neben der aktuellen deutschen Damen- Vizemeisterin Zoya Schleining vom Düsseldorfer SK die zweite Frau im Feld.“

Die aktuelle mediale Berichterstattung über die Deutsche Schachmeisterschaft 2013 wird auch dieses Jahr online geprägt sein. Favorit Daniel Fridman gab auf der offiziellen Turnierseite ein kurzes Interview und erinnerte sich an seinen Tischtennispartner im vergangenen Jahr und gibt auch einen Hinweis in puncto gesunder Lebensweise:

,,Ich trinke keinen Alkohol. Im letzten Jahr bei den Deutschen Meisterschaften in Osterburg war es wunderbar. Es gab wenig Internet, aber eine Sporthalle. Ich habe dort Rene Stern als Tischtennis Partner entdeckt! Zwei, drei Stunden haben wir mitunter gespielt.“

So ganz ohne Sponsoren und Partner geht es auch bei 84. Deutschen Schachmeisterschaft nicht. Sparkasse Saarbrücken, die Lotto Saartoto, DB Mobility Networks Logistics und der Landessportverband für das Saarland seien hier genannt. Schach und Sponsoring in Deutschland ist ja so eine spezielle Geschichte. Die Nischensportart hat es nicht einfach. Sie ist meilenweit entfernt vom norwegischen Drive sowie der Magnus Carlsen Marketingpower und Vermarktungswelle. Doch der Tod des Glücks ist der Vergleich.

Weltmeister Viswanathan Anand beim Grenke Chess Classic Baden-Baden 2013

Vorfreude auf den nächsten Monat. Schachweltmeister Viswanathan Anand spielt im Februar in Deutschland beim erstmalig aufgelegten Grenke Chess Classic Baden-Baden vom 7. bis 17. Februar 2013 in der Kurstadt. Der Sportler des Jahres 2012 in Indien ist das Aushängeschilds einer bemerkenswerten Schachveranstaltung. Turnierdirektor Sven Noppes darf einen illustren Kreis an Schachgroßmeistern begrüßen. Der amtierende Champion Anand trifft auf den jungen und 2012 strebsam nach oben gekletterten Fabiano Caruana. Der sympathische Michael Adams aus England ist ebenfalls dabei. Nun, damit wäre das Teilnehmerfeld noch nicht komplett. Aus Deutschland treten der meinungsstarke Arkadij Naiditsch, Daniel Fridman und Georg Meier an.

Mehr Infos mit zahlreichen Details inclusive Begleitprogramm des Events gibt es auf  Schachzentrum Baden-Baden.

Ich finde es gut und begrüßenswert, dass sich die drei deutschen Schachspieler mit dem Weltmeister Anand und Caruana sowie Adams die Kräfte messen können. Das Teilnehmerfeld mit den drei einheimischen Spielern erinnert an die Struktur vom London Chess Classic. Vielleicht gelingt es in einer der nächsten Ausgaben die von mir sehr geschätzte Judit Polgar für einen Start in Baden-Baden zu gewinnen. Sie hielt sich ja unlängst in London sehr wacker und ist natürlich immer gut für die mediale Aufmerksamkeit.

Auch international wird das Grenke Chess Classic Baden-Baden beachtet. Chessdom berichtete ebenfalls über das bevorstehende Schachfest in Baden-Baden unter dem Namenspatronat von Grenke.

Delling wünscht sich Pluralität in den Medien

Grimme-Preis Träger Gerhard Delling zeigt gutes Zeitmanagement. Neben seiner Tätigkeit im deutschen Fernsehen hat er auch noch die Kapazität für ein Buch. 50 Jahre Bundesliga – Wie ich sie erlebte sind im Verlag Die Werkstatt erschienen. Smarte 480 Seiten und ein Preis knapp unter der 25 Euro Grenze. 24,90 Euro sind für den interessierten Käufer zu entrichten. Im besten Fall wird so ein Buch auch kräftig promotet. Da macht sich ein Interview zur rechten Zeit im Südkurier gut. Dort äußert Gerhard Delling sehr kluge Gedanken. Eine Aussage würde ich sofort unterschreiben:

,,Ich empfinde es generell als Verarmung der Gesellschaft, alles was ohnehin angesagt ist, noch zusätzlich zu exponieren; das gilt ja nicht nur in Sachen Fußball. Aber das ist kein neues Phänomen: Nach Gründung der Bundesliga haben die Tageszeitungen ganz schnell ihre Fußballberichterstattung ausgeweitet. Ich war immer Fußballer, habe mich aber genauso für die meisten anderen Sportarten interessiert. Ich bin daher ein Verfechter größtmöglicher Pluralität, aber die geht in den meisten Medien immer mehr zurück.“

Also dann will ich heute meinen kleinen bescheidenen Beitrag zur Pluralität beitragen. Es lohnt ein Blick auf das Blog Abenteuer Sport  von Stefan Nestler. Er beschäftigt sich mit der Entzündung des paralympischen Bergfeuers, gibt einen Einblick in die britische Geschichte des Alpinismus und bringt ein bemerkenswertes Zitat von Sebastian Coe.

Wer einen Blick hinter die Kulissen des deutschen Rugbyverbandes und der Odyssee um finanzielle Förderung und der Rolle des Innenministeriums werfen will, ist beim WAZ Rechercheblog goldrichtig. Daniel Drepper und Niklas Schenck haben dies in akribischer Kleinarbeit lesenswert und sehr nachdenkenswert aufbereitet.

Chesstigers ist einer meiner Lieblingsseiten. Sie beschäftigen sich mit dem Fall Garri Kasparow und haben auch zwei Updates zur Entwicklung des Geschehens in Moskau unter dem Titel: Bissiger oder unschuldiger Weltmeister?

Im von mir heißgeliebten Schach steht der nächste Jahreshöhepunkt an. Die Schacholympiade in Istanbul ist angerichtet. Der Deutsche Schachbund bringt ein Interview  mit Daniel Fridman. Die deutschen Schachspieler dürften ohne Probleme das Ergebnis der problembeladenen Teilnahme an der Schacholympiade 2010 in Sibirien übertreffen. Damals trat das Schachteam aus Deutschland mit der B-Mannschaft an. Die lieben Moneten. Deutschland lief unter ferner liefen ein. Mein Daumen schmerzte tagelang, weil ich beim scrollen nach dem Tabellenplatz ewig lange brauchte. Schachfreunde und treue Leser meines Blogs werden sich noch daran erinnern. Ich wärme die Sache jetzt aber nicht weiter auf. Geht ans Brett und spielt´s.

Gute Nachrichten aus Griechenland

Es gibt sie noch. Gute Nachrichten aus Griechenland. Nein, Athen will nicht den EURO in Drachmen getauscht haben. Otto Rehagel will auch nicht das Geheimnis seiner 2004er Betonabwehr beim Europameistertitel an Übungsleiter Jogi Löw weitergeben. Das königliche Spiel sorgt für frohe Kunde aus Griechenland. Gold für Deutschland. Unglaublich. Deutschland ist Schacheuropameister 2011. Chesstigers hat sogar geflaggt. Damit setzt Bundestrainer Uwe Bönsch eigentlich Übungsleiter Jogi Löw arg unter Druck. Wenn sogar die deutschen Schachspieler den EM-Titel holen, muss die DFB-Elf logischerweise nachziehen. Ich will jetzt auch gar keinen hinkenden Quervergleich ob der unterschiedlichen Budgets aufstellen.

Da sage noch einer bloggen lenke Schachspieler vom Erfolg ab. Mitglied der goldenen Crew ist auch Jan Gustafsson gewesen. Schnell mal zu seiner Website gesurft…

,,Und ich bin nach wie vor ziemlich groggy. Post-meisterliche Depression?

Nö, happy. Und faul!

Das Medienecho mag sich zunächst in Grenzen halten, aber mir passt es eigentlich gerade ganz gut rein. Keine Lust auf „Quo Vadis Deutsches Schach“, „Wie können wir diese einmalige Chance medial nutzen“ „Jetzt sind wir alle in der Pflicht, etwas draus zu machen“ „Wie ist der neugefundene Erfolg zu erklären“. Jaja, alles bestimmt gut und wichtig, dies das, aber können wir uns nicht einmal kurz freuen?“

Ein schöner Erfolg. Das soll auch entsprechend gefeiert werden. Die Entwicklung war nach dem Desaster und den Unstimmigkeiten 2010 zwischen Schachspielern und Funktionären in Deutschland nicht so zu erwarten gewesen. Ich habe die Dinge damals hier im Blog kritisch begleitet, will sie aber jetzt auch nicht wieder aus dem Archivkeller holen. Die Sponsoren werden jetzt natürlich nicht Schlange stehen, jedoch wird das Resultat den Beteiligten Arkadij Naiditsch, Jan Gustafsson, Georg Meier, Daniel Fridmann sowie den Trainern Uwe Bönsch und Rustam Kasimdzhanov gut tun. Also lasst ruhig noch ein paar Tage die Sektkorken knallen oder relaxt und habt eine gute Zeit.

Update: Leser lvapatzer verwies auf den von mir nicht erwähnten Rainer Buhmann. Immer diese Flüchtigkeitsfehler. Wird Zeit, dass ich mir ein Lektorat zulege. Bloggen, kurz nochmal über den Text schauen und dann publizieren… Dann schlägt doch hin und wieder das Fehlerteufelchen zu.

Also Ehre wem Ehre gebührt. Zur goldenen Crew gehört auch Rainer Buhmann. Hier geht es zu seiner Website. Im virtuellen Lexikon wikipedia findet sich auch bereits der aktuelle Erfolg eingewebt:

,,November 2011 wurde er mit der deutschen Nationalmannschaft Europamannschaftsmeister. Dieses gelang durch einen sensationellen Sieg gegen Armenien in der letzten Runde.“

Schließlich auch noch eine Fotogalerie vom Schachgroßmeister. So damit hat Rainer Buhmann den Ehrenplatz von mir bekommen und das Fehlerteufelchen hab ich damit etwas frustriert. Da muss das Teufelchen jetzt durch.

Schach: FIDE Rangliste, Maximillian Vaintroub, Bobby Fischer, Almira Skripchenko und Karl

Was machen Deutschlands Elite-Schachspieler? Gibt es messbare Arbeitszeugnisse? Gemach, gemach. Der geneigte deutsche Schachfreund muss beim Anblick der offiziellen FIDE Rangliste ein wenig nach unten scrollen, um den ersten Schachspieler mit der Nationenbezeichnung GER zu finden. Auf Platz 40 sieht das Auge dann Arkadij Naiditsch notiert. Daniel Fridman nimmt Rang 94 ein und Georg Meier findet sich auf Platz 100 wieder. Tief durchatmen. Irgendwo eine Leistungsexplosion in Sicht? Vielleicht bedarf es noch etwas Geduld. Chesstigers berichtet von einem Schachtalent:

,,Maximillian Vaintroub vom SK Mannheim-Lindenhof 1865 zeigte sich in der Klasse „F“ mit 44 Teilhehmern als unschlagbar. Im Leistungsbereich unter TWZ 1300 gewann er alle Spiele. Mit 5 Punkten aus 5 Partien = 100% gelang dem 9-jährigen hochtalentierten Badener mit russischen Wurzeln der perfekte Score. In den Klassen A, B, C, D und E konnte keiner der 238 Teilnehmer bei der 1.Qualifikation zur Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft 2011/2012 dieses Traumergebnis erreichen.“

Das Thema Frauen und Schach brachte einst Bobby Fischer immer zu sehr polarisierenden Bemerkungen. Dazu aber mehr im Jubiläumsjahr 2012. Dann feiert das Schachmatch des Jahrhunderts zwischen dem Wunderkind Bobby Fischer aus den USA und dem Leningrader Titelverteidiger Boris Spasskij aus dem Jahr 1972 in Reykjavik sein 40. Jubiläumsjahr. Die Champagnerkorken dürfen knallen. Es wird eine Flut an Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt geben zum Duell des Exzentrikers Fischers und dem nach der 2. Partie mit 2:0 führenden Spasskij. Auch die anderen Darsteller auf der damaligen Bühne wie Max Euwe, Lothar Schmid, Fred Cramer, Ed Edmondson, William Lombardy, Efim Geller, Ivo Nei, Nikolai Kroguis, Chester Fox oder Jim Slater werden wieder Scheinwerferlicht abbekommen. Doch um den Faden nicht zu verlieren zum Thema Frauen und Schach: DeepChess wartet mit einem interessanten Interview der französischen Großmeisterin und professionellen Pokerspielerin Almira Skripchenko auf. Für Freunde von Bonusmaterial mag es hier noch einen Hinweis auf den Wikipedia Eintrag zu Almira Skripchenko geben.

Was macht eigentlich das kulturelle Schachmagazin Karl von Herausgeber und Chefredakteur Harry Schaack? Nun Online gibt es einen lesenswerten Auszug eines Artikels aus der Karl 3/11 über Anatoli Karpow. Der eine oder andere wird eventuell monieren: Ist doch schon ein paar Tage raus. Nun, das hier ist kein Speed-Newsletter oder Breaking News Aggregator, sondern ein entspannter Sportblog. Da nehme ich mir die Zeit, die ich mir nehmen will und hetze nicht jeder Tagesaktualität nach. Mir ist persönlich die vierteljährliche Erscheinungsweise von Karl eh sehr angenehm. Das Magazin braucht nicht veratmet zu werden, es kann in Ruhe gelesen werden. Hektische und sich überschlagende News-Zeilen sind nicht das Ding von Harry Schaack. Die Beiträge gehen in die Tiefe, sind sauber und intensiv recherchiert.

Nun, es gibt ja immer auch Leser die bei dem Thema Schach gerne selber gleich zu den Figuren greifen und ein paar Züge nachspielen wollen. Okay, da gibt es auch noch ein wenig Spielmaterial. Olaf Teschke hat auf seinem Blog Rank zero ein Turmendspiel anzubieten.