Gashimov Memorial: Real Madrid Fan Magnus Carlsen mit 5,5 aus 9 und eine mutig terminierte Buchlesung

Der Tod kommt immer zu früh. So erschütterte die Schachwelt am 11. Januar 2014 die Nachricht aus Heidelberg vom Tod eines Menschen und talentierten Schachspielers. Er wurde zum Namensgeber des aktuell laufenden Turniers. Alleine der Einstiegssatz bei Wikipedia zu Vugar Gashimov zeigt es schmerzhaft deutlich, er ist viel zu früh von uns gegangen:

,,Vüqar Həşimov bzw. Vugar Gashimov,[1] (* 24. Juli 1986 in Baku, Aserbaidschanische SSR, Sowjetunion; † 11. Januar 2014 in Heidelberg, Deutschland[2]) war ein aserbaidshanischer Schachspieler.“

Mit 27 Jahren die Welt zu verlassen, ist entschieden zu früh. Vugar Gashimov unterlag im schweren und unbarmherzigen Kampf gegen einen Gehirntumor.

Heute ist auch der Termin zur Lesung für interessierte Schachfreunde mit dem neuen Buch über Magnus Carlsen von Schachjournalist Dagobert Kohlmeyer im Rahmen eines Lasker-Treff der Emanuel Lasker Gesellschaft um 18.30 Uhr im Café Sibylle Karl-Marx-Allee 72 in 10243 Berlin-Friedrichshain (U-Bhf. Strausberger Platz). Paul Werner Wagner moderiert. Dagobert Kohlmeyer stellt das Schachbuch Magnus Carlsen … kam, zog und siegte vor.  Siehe auch meinen ausführlichen Hinweis bei Gashimov Memorial: Magnus Carlsen mit 2,5 aus 4 und ein neues Buch über ihn. Durchaus mutig terminiert, an einem Abend mit einem Champions-League Spiel von Bayern München gegen Carlsen seine Lieblingsmannschaft Real Madrid im Halbfinale.

Weil die Real Sequenz mit Magnus Carlsen unmittelbar nach seinem WM-Sieg ein so schönes Geburtstagsgeschenk von Präsident Florentino Perez an den Champion war, hier nochmals zum genießen.

Apropos Buch. Kürzlich plauderte ich ein wenig über die Samstagspost an Michael Wiemer und Himmlische Züge. In dem 160 Seiten starken Buch erzählt Martin Breutigam auch von einem Schachtalent der besonderen Art, dem späteren Schachweltmeister Magnus Carlsen:

,,Ein Name ist zweifellos eng mit seinem Aufstieg verbunden: Simen Agdestein. Der Hüne war fast 20 Jahre lang die Nummer eins in Norwegen, bevor Carlsen ihn 2006 ablöste. Schon an einem Winterabend des Jahres 2000 hatte Agdestein im kleinen Kreis erzählt, was für einen besonderen Schüler er neuerdings habe. Agdestein spielte damals für den Delmenhorster Sk in der Schachbundesliga und berichtete seinen Teamkollegen in einem Restaurant in der niedersächsischen Provinz von einem neunjährigen Talent. Na ja, war man geneigt zu sagen, Talente gibt es viele.“

In der heutigen 9. Runde des Gashimov Memorials war dann jenes mittlerweile 23 Jahre alte Schachtalent auch wieder aktiv. Wenn es mal wieder länger dauert … Für mich persönlich sind Partien mit 80 Zügen nach wie vor mit einem besonderen Flair umgeben. Ab 100 Züge gibt es dann in der Regel von mir Bonuspunkte. Im heutigen Duell zwischen Teimour Radjabov und Schachweltmeister Magnus Carlsen gab es den Durchbruch der Schallmauer von 100 Zügen. Nach 101 Zügen war die Partie beendet. Radjabouv und Carlsen bekommen verdientermaßen von mir ihre Bonuspunkte. Mit dem heutigen Remis hat der Schachweltmeister jetzt 5,5 aus 9. Am letzten Apriltag gibt es dann die abschließende 10. Runde. Alle Daten sowie die Spannungsbögen inklusive Bildmaterial gibt es gewohnt solide auf chessbase aufbereitet.

Derweil kann Real Madrid Fan Magnus Carlsen sich bereits auf das heutige Spiel mit dem gut gemachten Live-Ticker der tz aus München einstimmen.

Gashimov Memorial: Magnus Carlsen hat 2,5 aus 4 und ein neues Buch über ihn

Magnus Carlsen verliert gegen Fabiano Caruana

Die Tabelle bekommt beim Gashimov Memorial weiter Konturen. Schachweltmeister Magnus Carlsen verliert mit schwarz gegen Fabiano Caruana. Auch kürzlich sah Carlsen gegen Caruana nicht so gut aus. Bereits bei der Schnellschachrunde zum krönenden Abschluss der Zürich Chess Challenge 2014 verlief die Sache für den jungen Weltmeister nicht optimal. Der Schachmozart verlor gegen den 21-Jährigen Caruana. Der einst bis zum 20. April 2010 mit eigenem Schachblog 1438 Tage im Universum aktive Stefan Löffler titelte nach dem Zürich Turnier im Februar diesen Jahres auf der Schachwelt offensiv: Warum Caruana dem Kandidatenturnier fehlen wird. In seinen jungen Jahren sammelte Fabiano Caruana bereits Meistertitel im Vereinsschach wie andere Briefmarken. 2009 und 2010 wurde er deutscher Mannschaftsmeister mit der OSG Baden-Baden, neben dem Premieretitel beim Serienmeister der Schachbundesliga in Deutschland gab es 2009 auch mit der SK Husek Wien einen weiteren Titel zu feiern. Mit ShSM 64 Moskau gab es 2010 und 2011 für den heutigen Carlsen Bezwinger den Meistertitel in Russland. Auch alleine kann Fabiano Caruana gewinnen. 2012 gewann er die 40. Jubiläumsausgabe der Dortmunder Schachtage. Doch zurück zum Gashimov Memorial. ChessBase hat gewohnt zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk alle relevanten Fakten der 4. Runde zusammengestellt.

Derweil gibt es seit kurzen ein neues Buch über den amtierenden Schachweltmeister Magnus Carlsen von Dagobert Kolmeyer auf dem Markt. Amazon hat es im Angebot. Auch auf ebay ist es mir schon über den Weg gelaufen. Hier am Bodensee in Friedrichshafen führt die größte Buchhandlung vor Ort keine Schachbücher. Schade. Komme mir bitte keiner mit Klagen über das ach so böse Internet. Von Schachjournalist und Buchautor Raymund Stolze stammen folgende Worte:

,,Zu meinem Verleger Manfred Olms habe ich einmal gesagt, dass er eigentlich verrückt ist, Schachbüchern den Weg ins Leben zu ermöglichen – reich werden kann man mit den heutigen Auflagen wahrlich nicht.“

Ich mag Schachbücher ja sehr.  Dabei scheint der Markt an Büchern über den amtierenden norwegischen Schachweltmeister zu boomen. Siehe auch den Beitrag von Frank Rieger auf Schachwelt über das Buch von Vassilios Kotronias mit dem Titel Carlsen´s Assault on the Throne. Der beim Gashimov Memorial bis zum gestrigen Tag mit 2,5 aus 3 gut gestartete Schachmozart ist IN. Gar keine Frage. Ein paar Bücher verträgt der Markt schon noch. Dagobert Kohlmeyer stellt sein neues Schachbuch über Magnus Carlsen in Kürze persönlich vor.

                                

Der 1946 in Jena geborene Dagobert Kohlmeyer ist ein fleißiger Autor. Er studierte Germanistik und Slawistik in der DDR und übersetzte über 40 Schachbücher vom russischen ins deutsche. Darunter solche Hochkaräter wie die Arbeiten von Weltmeister Wassili Smyslow, Anatoli Karpow und Garri Kasparow oder Vizeweltmeister Viktor Kortschnoi, Alexei Suetin, Artur Jussupow etc. Zahlreiche Werke hat er selbst auch geschrieben. Seine Beschreibungen über das Rematch von Bobby Fischer gegen Boris Spasskij 1992 habe ich einst in einem Antiquariat erstanden.

Doch  jetzt ist Carlsen Zeit.

Im Rahmen eines Lasker-Treff der Emanuel Lasker Gesellschaft gibt es am Dienstag, den 29. April 2014 um 18.30 Uhr im Café Sibylle Karl-Marx-Allee 72 in 10243 Berlin-Friedrichshain (U-Bhf. Strausberger Platz) ein Gespräch mit Paul Werner Wagner und dem Schachbuchautor Dagobert Kohlmeyer. Schachpublizist Kohlmeyer wird das Buch Magnus Carlsen … kam, zog und siegte präsentieren und ein wenig über seine zahlreichen Begegnungen mit den Schachgrößen dieser Welt plaudern.

Derweil powert erfreulicherweise das Schachblog von Zeit Online. Die Themenauswahl von Johannes Fischer und Ilja Schneider gefällt mir ausgesprochen gut. Heute gibt es wieder frischen Content vom ehemaligen Schachzooblogger Ilja Schneider. Er hat sich heute die Entmündigung des Schachzuschauers vorgenommen.

Da wir vorhin bei Schachbüchern waren. Johannes Fischer hat ja auch einen eigenen Blog Schöner Schein. Dort hatte er kürzlich einen dieser schönen Texte verfasst, die er mit folgenden Worten einleitete.

,,Früher entdeckte man vergriffene Bücher im Antiquariat, heute sucht man sie im Internet. Man bekommt die Bücher leichter, aber macht weniger Entdeckungen. So weiß ich nicht, ob ich im Internet je über Chess to Enjoy von Andy Soltis gestolpert wäre. Entdeckt habe ich dieses hübsche Buch während einer USA-Reise in einem kleinen Antiquariat in der Nähe von Lexington, der Hauptstadt von Kentucky.“

Morgen gibt es dann auch noch eine ganz schöne Neuigkeit vom “Presseattaché vom Team Anand”, dem Kultblogger Eric van Reem.

Bleiben Sie mir gewogen und einen schönen Abend noch. Es spielt ja heute die Mannschaft von Magnus Carlsen, jenes königliche Real Madrid. Der Norweger wird also einen etwaigen Sieg der Madrilenen anders empfinden wie der einstige Dynamo Dresden Spieler und jetzige Bayern Sportchef Matthias Sammer. Schaun mer mal.

Wer kein Fußball mag, schaut sich vielleicht jenes geschmeidige Interview mit Magnus Carlsen und dem amerikanischen Moderator Charlie Rose an. Gut investierte 26 Minuten. Bisher gab es für das Video auf YouTube 152.759 Abrufe. Der smarte Journalist Rose interviewte bereits Warren Buffett, Larry Ellison, Quentin Tarantino sowie Barack und Michelle Obama.

Neues Buch über Bobby Fischer von Dagobert Kohlmeyer

Voriges Jahr jährte sich der 40. Jahrestag des Schachmatch des Jahrhunderts zwischen den Protagonisten Bobby Fischer und Boris Spasskij. Speziell die Aura von Bobby Fischer, eng zwischen Genie und Wahnsinn angesiedelt, mit einem überragenden Verständnis für das königliche Spiel ausgestattet, führte immer wieder zu Buchveröffentlichungen. Den Klassiker zum grandiosen Schachkampf gab es bereits 1972.Traveler Digital CameraTraveler Digital CameraTraveler Digital CameraDas legendäre Schachbuch von Großmeister Svetozar Gligoric über jene Tage von Reykjavik mit dem Titel Fischer  Spasskij Schachmatch des Jahrhunderts aus dem Jahr 1972 nehme ich auch heute noch mindestens 1 – 2 mal die Woche in die Hand. Genial geschrieben. Jede Partie von Großmeister Wolfgang Unzicker nachgespielt  und überprüft. Dazu die ins Detail gehenden Texte von Svetozar Gligoric mit den einzelnen Etappen des Thrillers. Ein Versuch in die Tiefen der Denkweise von Bobby Fischer zu stoßen, dabei die äußeren Rahmenbedingungen, sowohl auf der schachpolitischen  wie auf der weltpolitischen Bühne beleuchtend. Auch immer mit einer fairen Sichtweise auf Boris Spasskij. Ein grandioses Buch.

41 Jahre nach dem Schachmatch des Jahrhunderts gibt es ein weiteres Buch über Bobby Fischer. Dagobert Kohlmeyer hat sich an das Thema herangewagt. Der Schachjournalist ist ein profunder Kenner der Schachszene und hat seinem Buch den Titel Bobby Fischer – Zwischen Ruhm und Wahn gegeben.

Professor Christian Hesse hat sich das Werk näher angeschaut und auf chessbase eine interessante Rezension verfasst. Für alle Fischer Fans eine unbedingte Leselektüre. Hesse selbst hat mich einst vor Jahren selber angenehm überrascht. In einer Nürnberger Buchhandlung nahe der Lorenzkirche gibt es ein Regal mit Schachliteratur. In Deutschland nicht selbstverständlich. Darin fand ich auch das Buch von Professor Christian Hesse Expeditionen in die Schachwelt. Ein Meisterwerk. Seit 1991 ist er Professor für Mathematik an der Universität der Landeshauptstadt Stuttgart. Schachjournalist Dagobert Kohlmeyer hätte sich keinen besseren und kompetenteren Rezensenten wünschen können.

Dagobert Kohlmeyer erinnert auf chessbase an Bobby Fischer

Es war das Schachmatch des Jahrhunderts. Auf immer wird es mit dem Namen eines außergewöhnlichen Schachspielers verbunden sein. 

Auf chessbase erinnert Dagobert Kohlmeyer an den unvergesslichen Bobby Fischer. Heute vor 5 Jahren schloss Bobby Fischer für immer die Augen.

Dagobert Kohlmeyer hat sorgfältig Stimmen von Vishy Anand, Vlastimil Hort und Peter Leko über das Schachgenie zusammengetragen. Also unbedingt lesen.

Schacholympiade Istanbul im Rückblick

Die Schachnation Armenien ruht sich nicht auf ihren Lorbeeren aus. Ihr Sieg bei der Schacholympiade in Istanbul bei den Männern ist die Fortsezung der Erfolge von 2006 und 2008. Drei Goldmedaillen im Zeitraum von 6 Jahren ist beachtlich. Der eine oder andere Schachfreund wird sich fragen: Was ist mit der großen Schachnation Russland los? Nun, im chessbase Interview mit Weltmeister Anatoli Karpow bringt Dagobert Kohlmeyer einige Puzzleteile für eine Antwort zusammen. 2002 gelang Russland mit Garri Kasparow letztmalig der Sieg bei der Schacholympiade. So eine Persönlichkeit wird schmerzhaft vermisst:

,,So etwas macht den Unterschied. Es fehlt eine Führungsfigur. Zu unserer Zeit war das anders. Da zählte nur der Sieg, etwas anderes kam gar nicht in Frage. Neben dem schachlichen Können braucht es Persönlichkeiten, richtige Leader, die das Team entsprechend anführen und motivieren. So etwas vermisse ich seit vielen Jahren.“

Oh ja, Garri Kasparow vermisse ich auch. Das Schach ist durch seinen Abschied von der aktiven Laufbahn am Brett ärmer geworden. Auffallend im Interview mit Karpow ist auch der mehrfach angesprochene fehlende Teamgeist im russischen Team.

Doch nun zu den unsrigen. Der amtierende Europameister Deutschland (Nein, kein Schreibfehler) kam nicht in die Top Ten. Sie belegten einen achtbaren 12. Platz und machten das Debakel von Sibirien vor 2 Jahren damit vergessen. Mehr Schachförderung, professionelles Sponsoring für die Spitzenspieler, Schaffung von Rahmenbedingungen für Spitzenleistungen werden in Deutschland immer wieder angemahnt. Die meisten Spieler haben Nebenschauplätze. Müssen berufliche Alternativen prüfen bzw. investieren da schon nicht unerhelbliche Zeit. Deutschland ist keine Schachnation. Schade eigentlich.

Die deutschen Frauen kamen ebenfalls nicht in die Top Ten und belegten am Ende Platz 11. Auch dies keine Überraschung. Für die Schachspielerinnen aus Deutschland sind die Rahmenbedingungen für professionelles Schach ebenfalls schwierig. Nicht umsonst trainiert Elisabeth Pähtz türkische Schachtalente. Die Thueringer-Allgemeine schreibt:

,,Enttäuscht zeigt sich die Nachwuchs-Weltmeisterin von 2002 und 2005 aber schon vom Deutschen Schachbund. Bis auf eine „Sonderförderung als Zwölfjährige“ habe sie nie viel erhalten. Die Honorare „wurden zwar zuletzt angehoben“, räumt die Tochter von Großmeister und Trainer Thomas Pähtz ein. Doch ansonsten hätten Privatsponsoren überwiegend für ihre Förderung gesorgt. Obwohl sie schon als Kind beim Duell Garri Kasparow gegen den „Rest der Welt“ mit Zugvorschlägen half und für Aufsehen sorgte, reichte es mangels Unterstützung nicht zur ganz großen Karriere.“

Wer beide Endtabellen nochmals in Ruhe studieren will, erhält jetzt einen kleinen Verlinkungsservice von mir. Hier geht es zur Tabelle der Männer. Die Tabelle der Frauen gibt es hier in der kompletten Übersicht. Bei den Frauen siegten die Schachspielerinnen aus Russland hauchdünn vor China.

Zwei große Schachspieler fehlten bei der Olympiade in Istanbul. Magnus Carlsen und Schachweltmeister Viswanathan Anand. Auch schade. Das fernbleiben von Anand hat Tradition. Der junge Carlsen legte dieses Jahr eine Pause ein.

Nachdenkenswert #145

,,Er war ein bedeutender Champion. An ihn wird man sich immer als einen der größten Schachspieler aller Zeiten erinnern. Welche Lehren sollten Schachspieler aus dem Leben und Werk Bobby Fischers ziehen? Es ist wichtig, ein großes Ziel zu haben. Fischer hatte eine Berufung, schon als er jung war. Als ihn zum ersten Mal traf, war er gerade 15 und ich 23 Jahre alt. Wir sprachen oft miteinander. Ich brauchte aber nicht mehr als fünf Minuten mit ihm zu reden, um zu erkennen, dass er die innere Passion hatte, Weltmeister zu werden. Diese Entschlossenheit war sehr beeindruckend und durch nichts zu erschüttern.“

Fridrik Olafsson, isländischer Großmeister, Wegbegleiter von Bobby Fischer, im Interview mit Dagobert Kohlmeyer auf chessbase

Levon Aronian, Boris Spasskij, Bobby Fischer und der Sprung vom Sekt zu Champagner

Im vergangenen Jahr schrieb ich am 1. Februar meine 10 Erkenntnisse vom Tata Steel Chess 2011 in Wijk aan Zee auf. Unter Punkt 4 erschien:

4. Aronian ist weiter schwer in einer Turnierpartie zu schlagen

,,Er ist für jeden Schachspieler der Welt schwer zu spielen. Levon Aronian, Tal-Memorial Sieger 2010 und amtierender Blitzschachweltmeister, verlor in den Niederlanden keine einzige Schachpartie. Er macht kaum Fehler, spielt hochkonzentriert und ist sicherlich noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen. Auf seine weitere Schachkarriere darf man gespannt sein.“

Diesmal verlor Levon Aronian zwei Partien gegen den Tabellenzweiten Carlsen und gegen den Vorletzten Navara. Doch dafür durfte er diesmal gar den Turniersieg mit nach Hause nehmen. Chesstigers hat wie immer alles vorbildlich aufbereitet. Text, alle Spielpaarungen und Turniertabelle sowie eine Reihe von Videos. Levon Aronian, Magnus Carlsen etc. Also schaut´s rein. Die obig gelegte Verlinkung zu chesstigers steht stabil.

So jetzt aber noch eine Sektflasche aufgemacht und auf den 75. Geburtstag von Boris Spasskij angestoßen. Ein aktuelles und sehr lesenswertes Interview ist Dagobert Kohlmeyer mit dem Schachheld und Weltmeister von 1969 sowie unvergesslichen Mitgestalter des Schachmatch des Jahrhunderts gelungen. Hier bei chessbase gibt es das komplette Interview.

Chessbase weist auch auf einen Artikel in Märkische Oderzeitung über die Leningrader Schachlegende hin. Dort wird unter anderen auf die monetäre Pionierarbeit von Bobby Fischer hingewiesen.

,,Dank Fischers Hartnäckigkeit sind die Honorare der Schachspieler bei WM-Kämpfen und großen Turnieren in den vergangenen Jahrzehnten bedeutend gestiegen.“

Darauf dann ein Gläschen Champagner. Dabei kommt mir der Verweis auf Fischers finanziellen Kampf für ordentliche Preisgelder bekannt vor. Am 21. April 2010 schrieb ich hier auf dem Blog:

,,Bobby Fischer holte Schach aus der Nische heraus. Er professionalisierte die Sportart wie kein zweiter vor ihm. Unerbittlich kämpfte der amerikanische Großmeister für adäquate Preisgelder.“

Stammleser wissen von meinem Faible für Bobby Fischer. Demzufolge gab es damals im April auch noch etwas obendrauf von mir:

,,1972 holte sich Bobby Fischer dann im Schachmatch des Jahrhunderts gegen Boris Spasskij den Weltmeistertitel. Sein damaliger WM-Kampf in Reykjavik begann auch mit einer zeitlichen Verzögerung. Grund war nicht die isländische Vulkanasche, sondern noch nicht eingelöste finanzielle Forderungen. Der Kampf wurde um zwei Tage verschoben. Hinter den Kulissen wurde gerungen. Der isländische Schachverband blieb jedoch bei seinem finanziellen Standpunkt. Fischer lenkte nicht ein. Er war in New York geblieben. Jim Slater, Inhaber einer Investmentbank, schoß in letzter Minute 50 000 Pfund zu. Dies entsprach damals 125 000 Dollar.“

Mein Lieblingsfoto von dem Schachmatch des Jahrhunderts ist dieses hier.

Geburtstagsjubilar Boris Spasskij und der leider viel zu früh verstorbene Bobby Fischer beim Königlichen Spiel. Ich bin jedesmal sehr angetan von diesem Foto. Es zeigt die Intensität des Kampfes, es lässt sich erkennen wie offensiv Fischer agierte und welch feiner Schachspieler, auch im Augenblick der Niederlage, Boris Spasskij blieb. Dabei bin ich nun wirklich kein Experte für Körpersprache. Aber schaut es Euch selber ein paar Minuten versunken an. Nicht hektisch anklicken und wieder auf die nächste Welle zureiten. Sich ein wenig Zeit nehmen und sich einfühlen in das Foto.

Der Schachjournalist

Es gibt kaum ein Land mit einem bedeutenden Schachturnier, wo er die letzten Jahre nicht vor Ort dabei war. Seine Begegnungen mit Schachlegenden wie Miguel Najdorf sind legendär. Der Schachjournalist schrieb Bücher, er produzierte unzählige Artikel über Schach, er fotografierte die Großmeister und kennt beide deutschen Gesellschaftssysteme aus eigener Erfahrung. Vor dem Zusammenbruch des Laborversuchs DDR übersetzte er russische Schachbücher.

Vom Re-Match des Jahrhundertkampfs zwischen Boris Spasskij und Bobby Fischer im Jahr 1992 habe ich auch ein Buch von ihm. Im Antiquariat erstanden. Lesenswert. Er machte in jenem Jahr auch Bekanntschaft mit den Bodyguards von Schachgenie Bobby Fischer. Der Schachjournalist interviewte während seiner Laufbahn Schachgrößen wie Boris Spasskij, Andrej Lilienthal, Wassili Smyslow, Wolfgang Uhlmann, Anatoli Karpow, Artur Jussupow, Wladimir Kramnik oder Peter Leko.

 Die Rede ist von Dagobert Kohlmeyer. Der großen Zahl gratulierender Schachfreunde schließe ich mich gerne an. Passend zu seinem 65. Geburtstag am 23. Mai 2011 gab er Frank Hoppe ein rockiges sowie lesenswertes Interview auf ChessBase und äußerte sich auch zum Dornröschenschlaf in vielen Zeitungsredaktionen beim Thema Schach:

,,Ich finde, es gehört zur Kultur einer Redaktion, Schach im Blatt zu haben. Es gibt leider nur ganz wenige Redaktionen, die das tun: Helmut Pflegers Schachkolumne in der Zeit, die Welt am Sonntag, die Berliner Zeitung, wo Paul Werner Wagner jeden zweiten Samstag etwas schreibt. Man kann sie an einer  Hand abzählen, und das finde ich schade, denn Schach ist ein Teil des Weltkulturerbes. Jede Redaktion die etwas auf sich hält, sollte Schach den ihm gebührenden Raum einräumen.“

Streifzug durchs Netz

Heute ein kleiner Streifzug durchs Netz. Wer kennt ihn nicht. Einst moderierte er das ZDF Sportstudio. 1998 überbrückte er mit Marcel Reif  den Madrider Lapsus des eingefallenen Tor bei der Champions-League Partie Real Madrid gegen Borussia Dortmund. Die Rede ist von Günther Jauch. So nebenbei moderiert er auch seit 20 Jahren Stern TV. Stefan Niggemeier führte ein rockiges Interview mit Günther Jauch. Es gibt fein gefahrene verbale Konter und selbstbewußte Antworten. 

,,Wenn Sie 20 Jahre lang zuverlässig zwischen 16 und 23 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe produzieren, sind sie wechselseitig doch etwas entspannter. Vor allem haben wir ja schon an vielen Ufern gestanden. Frau Schreinemakers gegen uns, stundenlang, als Raab anfing mit „TV-Total”, Kerner sowieso. Da hat man viele kommen und gehen sehen.Und fast jeden Mittwoch Champions-League, DFB Pokal oder Länderspiele gegen uns. Und trotzdem: Ich behaupte, dass es kein Magazin gibt, das sowohl formal als auch inhaltlich so frei arbeiten kann wie wir. Uns sagt wirklich keiner was. Das ist ein unglaubliches Privileg gerade im Fernsehen, wo es von Controllern, Bedenkenträgern, Marktforschungsgläubigen und CD-Verkäufern nur so wimmelt.

Wer die obige Ausfahrt zum Interview verpasst hat, hier geht es zum kompletten Interview entlang.

Rainer Calmund gibt dem Magazin W&V ein typisches Calli Interview. Er nimmt offensiv Stellung zu seinen Werbeeinsätzen bei Müller Milch, Katjes, Adler und Co. Er hat keine Angst, dass die Zuschauer einen Sättigungsgrad ob seiner TV-Präsenz bekommen. Calmund nimmt auch Stellung zum Einsatz der neuen Medien, um die Marke Calmund zu promoten.

,,Mit der Gründung von Calli.tv, meinem wöchentlichen Fußball-Videoblog, bei dem es aber auch andere, meist spontane, Beiträge aus aller Welt zu sehen gibt, wurde die Marke Calmund im Web fest etabliert. Darauf folgte ironcalli.de, die Website zu meinem Abnehmprojekt mit Joey Kelly, die regelmäßig mit Trainingskalender und Ernährungsplänen, Videos und Blogeinträgen bestückt wurde, um die Fans und Mitleidenden immer auf dem aktuellsten Stand zu halten. Mithilfe von Twitter gelang es uns, Neuigkeiten noch schneller zu kommunizieren und, was noch wichtiger ist, sofort Feedback von den Usern zu erhalten.“

Die Playoff-Spiele im Eishockey gehen in die entscheidende Phase. Das Finale findet ohne die Eisbären statt. Sie verabschiedeten sich beizeiten gegen die Augsburger Panther. Tilman Pauls vom Eishockey Blog interviewt Kevin vom eisbaerlin-blog. Trotz der nicht wahrgenommenen Favoritenrolle gibt es jedoch eine positive Sicht der Dinge.

,,Aber gerade so etwas braucht das deutsche Eishockey auch einmal – Abwechslung. In den letzten fünf Jahren gab es nur zwei Meister (viermal Eisbären, einmal Mannheim). Dieses Jahr wird es einen neuen Meister geben. Egal, wer es am Ende wird. Er wird zum aller ersten Mal Meister werden.“

Für alle Schachfreunde gibt es noch einen ganz feinen Verweis auf ein Miguel Najdorf Interview auf chessbase. Vorige Woche am 15. April wäre der argentinische Großmeister 100 Jahre alt geworden. Dagobert Kohlmeyer hat ihn zu Lebzeiten des öfteren gesprochen und erinnert an einen ganz Großen der Schachgeschichte und seine Partien gegen die kubanische Regierung.

,,1962 gewann ich das Großmeisterturnier von Havanna. Damals kamen Fidel Castro und Ernesto Che Guevara täglich in den Turniersaal, um die Partien zu verfolgen. Einmal fragte mich Che Guevara, ob ich nicht eine Blindsimultan-Vorstellung für die kubanische Regierung geben wollte. Ich wunderte mich etwas über diese ungewöhnliche Bitte, sagte aber natürlich zu.

Die Partie gegen Fidel Castro endete mit einem Remis. Schwieriger gestaltete sich da schon die Partie gegen Che Guevara.

Am ersten Brett spielte Fidel Castro, am zweiten sein Bruder Raul, am dritten Kubas Präsident Oswaldo Dorticos. Weiter folgten etliche Minister, und am achten Brett saß Che Guevara. Nach einer Stunde einigte ich mich mit Fidel Castro auf Remis. An den anderen Brettern stand ich besser, außer am achten. Ich bot also Che Guevara ebenfalls Remis an. Als Antwort erfolgte ein Redeschwall: „Remis? Um keinen Preis! Sie haben wohl vergessen, dass ich früher schon einmal gegen Sie spielte? Das war 1947 in Mar del Plata. Als Medizinstudent bekam ich von Ihnen beim Simultan ein schreckliches Matt in wenigen Zügen vorgesetzt. Viele Jahre habe ich davon geträumt, Revanche dafür zu nehmen. Also, entweder ich verliere jetzt oder ich gewinne. Aber ein Remis wird es nicht geben!“ So sprach Che Guevara, und die Partie wurde fortgesetzt. Ich gewann sie schließlich. Mein Gegner lächelte und gratulierte mir herzlich.“

So für heute soll damit der kleine Streifzug durchs Netz beendet sein.