Nachdenkenswert #141

,,Ich bin kein großer Telefonierer. Ich benutze auch keinen Computer. Das kostet viel zu viel Zeit. Glücklicherweise habe ich gute Mitarbeiter, die mir das abnehmen. Es ist für mich viel besser, mich auf mich selbst zu konzentrieren und mir nicht alle 30 Sekunden Sorgen zu machen, was andere Leute sagen.“ 

Sebastian Coe,

zweifacher Olympiasieger über 1500 Meter und britischer Cheforganisator des Olympia-Organisationskomitees, im Interview mit der FAZ

Der Computer bleibt aus

Weihnachten 2011 naht.  Ich habe keinen 500.000 EURO Kredit bei der Frau eines Freundes aufgenommen. Damit es keine Rückfragen gibt: Es wird auch von mir keine öffentlichen Urlaubslisten geben. Soviel Privatsphäre muss sein. Wo kämen wir denn dahin in Deutschland?

Themawechsel. Sport wird es auch 2012 geben. Es sind jedoch von mir noch keine Wetten auf den Europameistertitel der Elf von Übungsleiter Löw beim Buchmacher meines Vertrauens gesetzt worden. Nächstes Jahr steigt das 40. Jahr des Schachmatch des Jahrhunderts. Mal sehen ob eine deutsche Schachzeitung oder eine Schachwebsite den Mut und die Ausdauer hat das Ereignis über 365 Tage zu zelebrieren. Genug Stoff hat Bobby Fischer ja hinterlassen. Doch ich will mich jetzt nicht weiter in einen akribischen aufbereiteten Jahresvorblick für 2012 verlieren. Heute steht noch Kieser Training in Friedrichshafen an. Der Baum lächelt mich auch schon an. Er muss noch aus dem Netz befreit werden. Briefpost möchte ich auch noch einwerfen. Ich weiss, etwas spät. Doch immerhin.

Genug der Vorrede. Hiermit verkünde ich eine offizielle weihnachtliche Power-Blogpause. Es ist Zeit für eigene Rückblicke und einen Ausblick. Dies fernab vom Computer. Internet-Evangelist Jeff Jarvis wird darob vielleicht die Stirn runzeln. Mir egal.

Jede Leserin und jeder Leser möge für sich die Tage im Kreise lieber Menschen richtig gut und friedlich bestreiten. Das Jahr neigt sich gemächlich dem Ende zu und ein kleiner Neuanfang erwartet uns. Täglich grüsst das Murmeltier.

Vielen Dank allen Leserinnen und Lesern sowie weiblichen + männlichen Kommentatoren für die Teilnahme an diesem Blog hier. Ich wünsche gesegnete und erholsame Weihnachten, außerdem einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bleibt mir gewogen. Ich hoffe wir lesen uns hier in alter Frische wieder. 

Nachdenkenswert #101

,,Mit uns hätte man früher diese ganzen koordinativen Übungen, die wir heute machen, nicht machen müssen. Wir müssen den Jungs Bewegungsabläufe beibringen, die sie normalerweise schon viel früher hätten lernen müssen. Im Alter von 10 bis 14 Jahren. Zu meiner Zeit gab es damals nur den Sport. In der Schule und auch im Privatleben. Da sind wir auf die Straße gegangen, haben gekickt. Gegen die Mauer oder im Schulhof. Da müssen wir wieder hinkommen. Fernsehen, Computer – heute haben die Kinder doch einfach zu viele andere Dinge im Kopf. Und dann wundern wir uns, warum sie so dick sind.“

       Markus Babbel, Coach von Hertha BSC, im B.Z. Interview

Nachdenkenswert #29

,,Ich habe zum Freund meiner Tochter gesagt, er muss unbedingt die Festplatte meines alten Computers knacken. Da könnten noch Nachrichten von Kempter drauf sein, aber eigentlich hatte ich alle gelöscht. Das ging dann aber schneller als gedacht. Ich hatte die Dateien lediglich in meinen Papierkorb geschoben, den aber nicht geleert. Manchmal ist es eben auch besser, wenn man technisch nicht allzu viel drauf hat.“

    Manfred Amerell, im Interview mit der Augsburger Allgemeine

Schachweltmeister Anand vertraut dem Computer

Die FAZ veröffentlichte einen interessanten Artikel zum Schach. Die Technologie des Weltmeisters. Bobby Fischer holte sich die WM Krone im legendären Schachmatch des Jahrhunderts gegen Boris Spasskij noch ganz ohne elektronische Unterstützung. Heute ist dies anders.

,,Schach tatsächlich als eine Art Technologie begreifen zu können, ist Folge davon, dass leistungsfähige Computer und gewaltige Datenbanken mittlerweile unabkömmlich sind. Vielleicht mehr als alle übrigen Sportarten ist es beeinflusst worden vom digitalen Fortschritt. Noch in den fünfziger und sechziger Jahren versammelte jeder Spitzenspieler seinen Stab um ein physisch greifbares Spielbrett und besprach und analysierte gemeinsam bestimmte Zugfolgen auf ihre Schlagkräftigkeit. Mittlerweile flimmert das Brett digital auf einem Computerbildschirm. Schachprogramme mit Namen wie Rybka oder Fritz kommen wie herkömmliche Betriebssysteme regelmäßig in verbesserten Versionen auf den Markt.“

Auch Weltmeister Viswanathan Anand vertraut dem Schachcomputer. Der Datenbank mit der Schach-DNA. Er hat jedoch auch einen Stab an Spezialisten um sich herum. Akribisch wird er auf den WM Kampf in Sofia im April gegen Topalov vorbereitet. Einer der Spezialisten ist Hans-Walter Schmitt. Er ist im Team Anand für das Backoffice und seine internen Abläufe verantwortlich. Schmitt offenherzig:

,,Sogar eine Schachweltmeisterschaft funktioniert im Grunde wie ein Projekt in der Industrie.“

Aufgrund der Partiedatenbank weiß Anand genau welche Systeme sein Konkurrent Topalov bisher gespielt hat. Sein Beraterstab um Rustam Kasimdschanow, Peter Heine Nielsen, Radoslav Wojtaszek und Surya Shekhar Ganguly analysiert haarklein jede Stärke und Schwäche des Herausforderers. Mit welchen Stellungen hatte er Schwierigkeiten? Wo gibt es die Achillesferse?  Diese Hausarbeiten Macht die Gegenseite natürlich auch.

Bobby Fischer hatte einst 1972 in Reykjavik für adäquate Preisgelder gefochten und professionalisierte diesen Aspekt des Schachs. Anand und Topalov bekommen für ihren Antritt beim WM Kampf im April in Sofia jeweils eine Million Euro. Die Isländer hatten 1972 eine Preiskasse von 125 000 Dollar ausgesetzt.

Bei der Eröffnungszeremonie fehlte Fischer. Er wollte mehr Geld. Im Buch von Svetozar Gligoric Fischer Spasskij Schachmatch des Jahrhunderts äußerte sich der damalige 29-Jährige Bobby Fischer:

,,Cassius Clay würde nie damit einverstanden sein, wenn man ihm seinen Anteil am Eintrittsgeld striche.“

Der Schachkampf fand trotzdem statt. Der englische Schachfreund Jim Slater gab in letzter Minute 50 000 Pfund dazu.