Die FAZ veröffentlichte einen interessanten Artikel zum Schach. Die Technologie des Weltmeisters. Bobby Fischer holte sich die WM Krone im legendären Schachmatch des Jahrhunderts gegen Boris Spasskij noch ganz ohne elektronische Unterstützung. Heute ist dies anders.
,,Schach tatsächlich als eine Art Technologie begreifen zu können, ist Folge davon, dass leistungsfähige Computer und gewaltige Datenbanken mittlerweile unabkömmlich sind. Vielleicht mehr als alle übrigen Sportarten ist es beeinflusst worden vom digitalen Fortschritt. Noch in den fünfziger und sechziger Jahren versammelte jeder Spitzenspieler seinen Stab um ein physisch greifbares Spielbrett und besprach und analysierte gemeinsam bestimmte Zugfolgen auf ihre Schlagkräftigkeit. Mittlerweile flimmert das Brett digital auf einem Computerbildschirm. Schachprogramme mit Namen wie Rybka oder Fritz kommen wie herkömmliche Betriebssysteme regelmäßig in verbesserten Versionen auf den Markt.“
Auch Weltmeister Viswanathan Anand vertraut dem Schachcomputer. Der Datenbank mit der Schach-DNA. Er hat jedoch auch einen Stab an Spezialisten um sich herum. Akribisch wird er auf den WM Kampf in Sofia im April gegen Topalov vorbereitet. Einer der Spezialisten ist Hans-Walter Schmitt. Er ist im Team Anand für das Backoffice und seine internen Abläufe verantwortlich. Schmitt offenherzig:
,,Sogar eine Schachweltmeisterschaft funktioniert im Grunde wie ein Projekt in der Industrie.“
Aufgrund der Partiedatenbank weiß Anand genau welche Systeme sein Konkurrent Topalov bisher gespielt hat. Sein Beraterstab um Rustam Kasimdschanow, Peter Heine Nielsen, Radoslav Wojtaszek und Surya Shekhar Ganguly analysiert haarklein jede Stärke und Schwäche des Herausforderers. Mit welchen Stellungen hatte er Schwierigkeiten? Wo gibt es die Achillesferse? Diese Hausarbeiten Macht die Gegenseite natürlich auch.
Bobby Fischer hatte einst 1972 in Reykjavik für adäquate Preisgelder gefochten und professionalisierte diesen Aspekt des Schachs. Anand und Topalov bekommen für ihren Antritt beim WM Kampf im April in Sofia jeweils eine Million Euro. Die Isländer hatten 1972 eine Preiskasse von 125 000 Dollar ausgesetzt.
Bei der Eröffnungszeremonie fehlte Fischer. Er wollte mehr Geld. Im Buch von Svetozar Gligoric Fischer Spasskij Schachmatch des Jahrhunderts äußerte sich der damalige 29-Jährige Bobby Fischer:
,,Cassius Clay würde nie damit einverstanden sein, wenn man ihm seinen Anteil am Eintrittsgeld striche.“
Der Schachkampf fand trotzdem statt. Der englische Schachfreund Jim Slater gab in letzter Minute 50 000 Pfund dazu.