Mythos Motivation

Einst galt er als Motivator der Extraklasse. Davon ist nicht mehr viel übrig, oder täuschen die Ergebnisse? Er wollte die letzten Spiele durchstarten. Eine eigene Tabelle definieren. Eine Art Reste-Punktetabelle. Sein Team sollte als Tabellenführer dieser selbst ausgerufenen Punktewertung agieren. Jetzt droht der Absturz. Dies ist Wasser auf die Mühlen für alle Skeptiker von Motivationsreden, Trainern mit dem Ruf eines Motivators oder den vielen Anbietern von Referenten in der Motivationsszene. Trainer Daum und der Mythos Motivation… Erhält er nochmals Nahrung am Wochenende? 

Zwischenstopp

Japan tschernobylt weiter an einer nicht beherrschbaren Katastrophe. Die Bilder der Atomkraftwerksbetreiber von Fukushima erinnern fatal an die Ratlosigkeit des ZK der SED in der Endphase der Dämmerung der DDR. Hilflos und sinnlos. Wer solche atomaren Betreiber im eigenen Land hat braucht keine Feinde mehr.

Derweil dreht sich die kleine Welt in Deutschland weiter. Auf dem Weg vom Bodensee zurück nach Nürnberg, mit Zwischenstopp in München, gibt es fast stündlich neue Wasserstandsmeldungen aus dem Lager der FDP. Westerwelle will den Parteivorsitz abgeben. Den Vizekanzler auch. Außenminister will er bleiben. Hhm.

Fußball wurde auch noch gespielt. In Dortmund darf bereits das Buffet für die Meisterfeier geordert werden. Bayern München will nicht in die Euroleague. Die charismatischen und polarisierenden Trainer Magath und Daum teilen sich die Punkte.

Das neue Kuschelnest von meiner Liebsten und mir ist derweil zu 95% am Wochenende am Bodensee gemalert worden.

 

Reminiszenz an den Auftritt von Daum mit Hoeneß und Heynckes im ZDF Sportstudio

Ich bin ja im sozialistischen Laborversuch DDR aufgewachsen. Sonnabend war Fußballzeit. Nach dem Update der aktuellen Oberligaergebnisse incl. Livebesuch und der anschließenden Sportschau mit den Fußballstars aus dem Westen wurde auch das ZDF Sportstudio am Abend geschaut. Einer der unterhaltsamsten Momente breitete sich  damals im Wortduell zwischen Christoph Daum und Uli Hoeneß aus. Früher warf man ja Speere. In der Neuzeit flogen Worte.

Kasperletheater

Das Trainerkarussell dreht sich schneller wie gedacht. Hatte nicht gerade Ex-Eintracht Coach Michael Skibbe durch den Sieg gegen St. Pauli seinen Kopf aus der Entlassungs-Schlinge gezogen? Bums. Da wird der charismatische Christoph Daum neuer Trainer in der Bankstermetropole. Der newsticker von süddeutsche.de bringt chronologisch alle bisherigen Trainerwechsel der Saison 2010/2011. Das ich das noch erleben darf im Frühjahr 2011. So ganz leise war Daum ja nie. Er ist auch keine graue Maus. Bestes Entertainment ist garantiert. 

Auch der Wortwechsel via Medien zwischen Ralf Rangnick und Felix Magath stellt beste Unterhaltung im Sinne des klassischen Kasperletheaters dar. Wie hab ich die Vorstellungen als Kind gemocht. Ein Kasper, ein Polizist, ein Krokodil etc. Sagenhafte Dialoge mit erhobenen Zeigefinger. Die Nachmittage waren unterhaltsam.

In puncto Unterhaltung  steht der einstige Meister von 1966, der so oft auf die Tradition pochende TSV 1860 München, in nichts nach. Gut dem einen oder anderen nervt vielleicht das gejammere der Kätzchen über fehlendes Geld. Bayern Präsident Uli Hoeneß hätte dem aktuellen Zweitligisten Geld gegeben. Der SZ sagte er:

,,Wir hätten der Landesbank die acht Millionen Euro für zwei Prozent Zinsen zur Verfügung gestellt, und die Landesbank hätte das Geld dann für vier Prozent an die Löwen weiterverleihen können.“

Den Bremser soll Wirtschaftsminister Zeil (FDP) gespielt haben. Menschenskinder. Fast ein Thema für Hart aber fair. Natürlich hat Uli Hoeneß akribisch genaue wirtschaftliche Überlegungen. Ein insolventes 1860 München bedeutet das alleinige stemmen aller finanzieller Verpflichtungen in der Sportstätte an der Autobahn. 1860 in der Bayernliga hat jedoch fernab von den monetären Überlegungen auch Charme. Zumindest für Vereine wie SV Seligenporten, TSV Großbardorf, 1. FC Eintracht Bamberg, 1. FC Schweinfurt 05 oder TSV 1860 Rosenheim. Die aktuellen Bayernligisten werden sich über die Patina des Namens TSV 1860 München und des einen oder anderen zusätzlich neugierigen älteren Zuschauers sowie erhöhten Medienaufkommens freuen. 

Trainer-Hopping

Derzeit ist Jobsicherheit für Fußballtrainer so weit entfernt, wie die NASA Zentrale vom Mond. Die Verweildauer auf dem Stuhl hat abgenommen. In Stuttgart hat es sich ausgebabbelt. Damit haben   von den 18 Bundesligisten, die am 1. Januar 2009 in der Bundesliga am Start waren, nur noch 3 Vereine ihren Trainer seit Jahresbeginn beschäftigt. Inflationär.

Die Auserwählten sind Trainer Thomas Schaaf in Bremen, Ralf Rangnick in Hoffenheim und Jürgen Klopp in Dortmund. 3 von 18. Unglaublich. Damit ist Klopp auf Platz 3 der aktuell dienstältesten Übungsleiter. Er trat seinen Job bei der Borussia erst vor Saisonbeginn 2008/2009 an. Was läuft da eigentlich schief ? Langfristigkeit und nachhaltige Traineraufbauarbeit sieht anders aus. Entwicklung braucht Zeit.

Natürlich hat jeder der 15 Vereine mit vollzogenen Trainerwechsel seit 1. Januar 2009 gute Gründe. Wie immer. Es sind auch unterschiedliche Beweggründe. Keine Frage. Hans Meyer wollte in Mönchengladbach nicht mehr weiter machen. Klinsmann und Bayern passte einfach nicht. Bielefeld agierte einen Spieltag vor Saisonende in hyperaktiver Manier und schickte Michael Frontzeck nach Hause. Der Kölner Coach Christoph Daum konnte sich nicht gegen das viele Geld aus Istanbul wehren. In Bochum war der Schweizer Trainer Koller nicht mehr von den Fans gelitten. Mehrfach die Klasse gehalten. Geschenkt. Dankbarkeit gibt es offenbar nicht. Ich will hier nicht alle 15 Beispiele einzeln aufbröseln.

Etwas mehr Geduld und Gelassenheit wäre allen Beteiligten zu wünschen.