CIR: Ein Adidas-ArbeiterInnen Blog

Adidas schaffte es heute in die Schlagzeilen. Der Kurs rutschte ab. Zweistelliger prozentualer Kursverlust an der Börse. Aber das nehme ich mir vielleicht ein andermal vor. Der DAX-Wert bedarf einer Analyse. Standen nicht erst kürzlich zwei Mannschaften in Adidas Trikots im Endspiel der Fußball-WM 2014? Doch die Dinge sind komplexer. Einbrechendes Russland Geschäft. Die Golf Sparte schwächelt. Doch wie gesagt: Vielleicht ein andermal.

Heute möchte ich auf ein Adidas-ArbeiterInnen Blog verweisen. Die Christliche Initiative Romero (CIR) hat  seit vielen Jahren immer wieder Mut bewiesen. Rückgrat und Beharrlichkeit in der Berichterstattung über die Zustände in der Sportbekleidungsindustrie gezeigt. Im Adidas-ArbeiterInnen Blog der CIR heißt es:

,,Dieser Blog gibt Einblick in die Leben von drei Adidas-ArbeiterInnen aus Kambodscha.   Sarin, Van und Chroeng wurden im April und Mai 2014 interviewt. Die Blogs wurden aus den Transkriptionen der Interviews ins Englische und Deutsche übersetzt. Und auch wenn es Übersetzungen sind, so sind es doch ihre eigenen Worte und Meinungen. Um ihre Identität zu schützen, wurden ihre Namen geändert.“

Es sind sehr nachdenklich stimmende Einblicke in die Lebens- und Arbeitswelt von drei Adidas-NäherInnen aus Kambodscha.

Nachdenkenswert #243

,,Nachdem das Nachrichtenmagazin Der Spiegel Puma mit den Vorwürfen konfrontierte, antwortete der Konzern mit dem Abbruch der Produktionsbeziehungen zu Florenzi. (DER SPIEGEL, Nr. 27, S. 65 und Spiegel Online Artikel) Dies ist absolut inakzeptabel: Zuerst lässt Puma die NäherInnen unter miserablen Bedingung schuften und wenn die Öffentlichkeit dahinter kommt, versucht man sich aus dem Staub zu machen und überlässt die ArbeiterInnen ihrem Schicksal.

Bitte unterstützen Sie unsere Forderungen an Puma nach Verantwortung! Schicken Sie Protestmails an Puma, in denen Sie den Konzern auffordern, sich nicht vor der Verantwortung zu drücken und weiterhin in Florenzi fertigen zu lassen UND dafür zu sorgen, dass die Arbeitsrechtsverletzungen sofort abgestellt werden.

Sie haben zwei Möglichkeiten, eine Protestmail an Puma zu schicken:

1. Über das Protestmail-Tool der CIR

2. Über unsere Petition auf der erfolgreichen Protestplattform change.org

__________________________________________________________________________________________________

Die Christliche Initiative Romero bleibt an der kritischen Geschichte von Spiegel Online Textilfabrik in El Salvador: Dumpinglöhne für Puma-Shirts sehr beharrlich dran und bietet aktive Protestmöglichkeiten.

Über die Christliche Initiative Romero (CIR):

,,Die Christliche Initiative Romero (CIR) setzt sich seit 1981 für Arbeits- und Menschenrechte in Ländern Mittelamerikas ein. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Unterstützung von Basisbewegungen und Organisationen in Nicaragua, El Salvador und Guatemala sowie die Kampagnen- und Bildungsarbeit in Deutschland. Ziel ist, durch solidarisches Handeln eine Brücke zwischen den Ländern des Südens und Deutschland zu schlagen. Im Sinne ihres Namensgebers, des 1980 ermordeten salvadorianischen Erzbischofs Oscar Arnulfo Romero, setzt sich die Christliche Initiative Romero gegen Ungerechtigkeitsverhältnisse ein und ergreift Partei für die Armen.“

Digitale Pressemappen zur WM-Kampagne „FAIR PLAY – fair pay“

Traveler Digital CameraDie Marketingaktivitäten der großen Sportartikelhersteller im Hinblick auf die bevorstehende WM sind in vollen Gange. Adidas, Nike, Puma. Trainer Baade sprach kürzlich von „Big Zweieinhalb“. Die Christliche Initiative Romero schaut seit Jahren hinter die Kulissen der Bekleidungsindustrie, spricht Missstände offen an, setzt sich seit 1981 für bessere Arbeits- und Menschenrechte in Ländern Mittelamerikas ein. Schwerpunkt von CIR ist die Unterstützung von Basisbewegungen und Organisationen in Nicaragua, El Salvador und Guatemala sowie die Kampagnen- und Bildungsarbeit in Deutschland.

Die ehemalige Adidas Näherin Estela Ramirez sprach auf  ihrer Rundreise durch Deutschland auch auf der Hauptversammlung von Adidas, jenem fränkischen Sportartikelhersteller der kürzlich von Oliver Fritsch auf Zeit Online kritisch unter die Lupe genommen wurde. Dabei erlebte er auch diese Erfahrung in Sachen fehlender Transparenz:

,,Unsere sportpolitischen Fragen wollte Adidas nicht beantworten. Etwa, wie Hainer den Fall Hoeneß bewerte, ob das Unternehmen plane, sich als Namenssponsor des neuen DFB-Nachwuchsleistungszentrums zu bewerben, ob es seine Geschichte unter Horst Dassler aufarbeite und was mit der Vorlieben-Kartei passiert sei.“

In unserer Zeit der Informationsüberflutung ist es ja gar nicht immer so einfach stringent an den Themen, Informationen, Handlungssträngen, Entwicklungen dranzubleiben und ihnen zu folgen. Oder? Nebelkerzen auszuweichen bzw. sie zu erkennen. Ein Thema auch sehr hartnäckig zu verfolgen. Daher habe ich zur besseren Übersicht die in den letzten Wochen erschienen Pressemitteilungen, das Interview mit Estela Ramirez, die Antwort von Adidas auf die Petition für würdige Löhne etc., in der Form der digitalen Pressemappen zur WM-Kampagne „FAIR PLAY – fair pay“ von CIR hier komplett aufgeführt:

Digitale Pressemappen  zur WM-Kampagne „FAIR PLAY – fair pay“

Es ist teilweise schwer verdauliche Kost.

Klartext von Oliver Fritsch in Sachen Adidas auf Zeit Online

Es gibt in Deutschland schon noch Fußballjournalisten mit Rückgrat. Die unbeirrt recherchieren, Tabuthemen angehen und auch vor großen Namen nicht einknicken. Es kann den Adidas Marketingverantwortlichen nicht gefallen haben, was der unerschrockene Oliver Fritsch bei Zeit Online heute schrieb. Er blickt hinter die Fassade, hat sich in Bücher vertieft die kritisches zum Sportartikelhersteller festgehalten haben. Bemerkenswert auch die Kommentare zum über 3 Seiten gehenden Artikel von Oliver Fritsch. Horst Dassler, Geldkoffer, der Deal mit dem DFB, die Beziehung vom ehemaligen Adidas Mann Robert Louis-Dreyfus zu  Uli Hoeneß und der Grundstock für die Börsenspekulationen, selbst Erich Honecker erscheint in einer Randnotiz, der Gegenwind für Herbert Hainer bei der kürzlichen Aktionärsversammlung in Fürth, die kritische Stimme von Markus Dufner vom Dachverband der Kritischen Aktionäre, Bodenverlust im Konkurrenzkampf mit Nike, Arbeits- und Menschenrechte kommen im Text vom Fußballinternetpionier Fritsch vor. Auch Maik Pflaum von Romero kommt zu Wort.Traveler Digital Camera

Stammleser werden sich an meine Beiträge zur Christlichen Initiative Romero erinnern. So gab es unter anderen die E-Mail an Adidas Chef Herbert Hainer: NäherInnen verdienen einen Lohn zum Leben zu lesen. Jene Protestmail ist immer noch im aktiven Status bei Romero. In einer Zeit der Reizüberflutung ist es ja nicht immer einfach das eigene Phlegma zu überwinden. Oliver Fritsch zeigt beim Zeit Online Artikel am Ende übrigens ein prägnantes Flashmob Video. Nicht gerade imagefördernd für Adidas.

Maik Pflaum hatte auch jenes erschütternde Interview mit der ehemaligen Adidas-Näherin Estela Ramirez geführt. Jeder sollte sich die Zeit nehmen zum kompletten Interview von Estela Ramirez im PDF Format. Unbedingt noch konzentriert vor Beginn der Fußball WM lesen. Eine sehr wichtige Pflichtlektüre. Hier geht es zum  Interview_mit_Estela_Ramirez unter dem Titel “Wir müssen unsere Kräfte globalisieren”.

Wer weiter in die Thematik einsteigen will, dem sei ein ausführlicher Besuch des Online-Auftrittes von Romero empfohlen. Hier geht es zur Website von Christliche Initiative Romero.

E-Mail an Adidas Chef Herbert Hainer: NäherInnen verdienen einen Lohn zum Leben

Heute ist in Fürth die Adidas-Hauptversammlung. Die Christliche Initiative Romero erwartet eine turbulente Hauptversammlung und merkt an:

,,Am 8. Mai spricht Ex-Adidas Näherin Estela Ramirez, die auf Einladung der CIR auf Vortragsreise in Deutschland ist, als kritische Aktionärin auf der HV des Sportgiganten in Fürth. Ihre Forderung: Play Fair – pay fair! Da die NäherInnen in Adidas weltweiten Zulieferfabriken noch immer keine würdigen Löhne erhalten, wird Estela gegen die Entlastung des Vorstandes stimmen.“

Diese Woche hatte ich ja bereits auf das Interview von Estela Ramirez mit Maik Pflaum, verantwortlich für Arbeitsrechte und die Kampagne für saubere Kleidung bei Christliche Initiative Romero, hingewiesen.

Hier geht es zum kompletten Interview von Estela Ramirez als PDF Dokument. Unbedingt lesen. Eine Pflichtlektüre. Interview_mit_Estela_Ramirez unter dem Titel “Wir müssen unsere Kräfte globalisieren”.

Was kann man selber tun? Jetzt. Da gibt es auf der Website von Christliche Initiative Romero die Protestmail Näherinnen verdienen einen Lohn zum Leben mit folgenden Inhalt.

Sehr geehrter Herr Hainer,

ich will, dass die Frauen und Männer, die meine Kleidung nähen, genug verdienen, um ihre Familien zu ernähren, ihre Miete zu bezahlen und ein menschenwürdiges Leben zu führen.

Die Wirklichkeit sieht für viele von ihnen anders aus. NäherInnen überall auf der Welt müssen jeden Tag hart arbeiten, um überhaupt über die Runden zu kommen. Sie können trotzdem kaum die grundlegendsten Dinge des Lebens kaufen.

Ich will, dass sich das ändert. Ein existenzsichernder Lohn ist ein Menschenrecht, für alle Menschen überall.

Ich finde es ist an der Zeit, allen ArbeiterInnen in der Bekleidungsindustrie einen Lohn zum Leben zu zahlen. Ich unterstütze den Aktionsaufruf und fordere die Marken und Modehändler und politischen Entscheidungsträger auf:

– den existenzsichernden Lohn als Grundrecht aller ArbeiterInnen öffentlich anzuerkennen;
– ihre Verantwortung für die Einführung eines existenzsichernden Lohns für ArbeiterInnen in der Bekleidungsindustrie zu akzeptieren;
– konkrete und messbare Schritte festzulegen, die dazu führen, dass NäherInnen einen Lohn zum Leben verdienen.

Bitte halten Sie mich über Ihre weiteren Schritte auf dem Laufenden.

Mit freundlichen Grüßen

Offene Fragen

Nein, ich bin nicht Dr. Allwissend. Nicht auf alle Fragen habe ich auch eine Antwort. Quo vadis, Everest? Darauf wissen selbst Branchenkenner wie Bergsteigerlegende Reinhold Messner oder Bergexperte und Blogger Stefan Nestler keine patentierbare Antwort. Oder nehmen wir den spektakulär anmutenden Prozess um den umtriebigen, smarten und selbstbewussten Formel 1 Chefverkäufer Bernie Ecclestone in München. Wie wird das Urteil aussehen? Oder, um in der bayerischen Landeshauptstadt zu bleiben, wann wird die ausgefallene Nacht der Helden neu aufgelegt? Ich weiß es nicht. Real Madrid brauchte immerhin nach dem Champions-League Sieg gegen Bayer Leverkusen im Jahr 2002 ganze 12 Jahre um wieder in ein Endspiel der Königsklasse einzuziehen. Ich kann es beim besten Willen nicht prognostizieren, wann die Elf um Torwart Manuel Neuer erneut eine Chance erhält bzw. sich erarbeitet.

Ich persönlich kann auch für mich noch nicht die Frage beantworten ob ich nächstes Jahr hier am Bodensee beim 12. Fischbach-Halbmarathon dabei sein werde. Ich lese zur Zeit gerade eines der Kultbücher von Achim Achilles. An Motivation soll es also nicht fehlen. Dabei lässt Achilles ja kein Aspekt des Läuferlebens im Buch Achilles´ Verse Band II aus. So auch nicht die Frage der Ernährung. Seine Gattin hatte ihn ja von Bergen mit Pasta umgestellt auf Salat und eine kalorienbewusstere Ernährung. Nun, dies liest sich dann im Kapitel Never Change a winning Sieben-Gänge-Menü unter anderen auf Seite 91 so:

,,Während die Kinder an ihrer Pizza herumsäbeln, werde ich zu Salat mit Lammstreifen verdonnert. Nette Vorspeise. Für Hasen. Mona behauptet, sie habe nie Hunger, weil sie viel Wasser trinke. Zum Glück verschwindet sie deswegen dauernd zur Toilette. „Papa hat Pizza geklaut“, petzt mein Sohn Karl. Tolle Brut, kaum in der Pubertät, schon so loyal wie Andrea Nahles. Mona gießt mir zur Strafe noch mehr Wasser in den Weißwein.“

Da bekommt man glatt Lust zum Italiener meiner Wahl hier am Bodensee sofort aufzubrechen. Um in der Bodenseeregion zu bleiben: Auch ob die große Sehnsucht nach einem Titel gestillt wird, kann ich nicht mit der Gewissheit eines Sonnenaufganges vorhersagen. Die Männer von Stelian Moculescu stehen nach der Niederlage in Berlin und dem 1:2 Serienrückstand mit dem Rücken an der Wand.

1. Finalspiel: 27. April  Berlin Recycling Volleys – VfB Friedrichshafen 2:3
2. Finalspiel: 30. April   VfB Friedrichshafen – Berlin Recycling Volleys 1:3
3. Finalspiel: 03. Mai (19.30 Uhr) Berlin Recycling Volleys – VfB Friedrichshafen 3:1
4. Finalspiel: 07. Mai (20 Uhr) VfB Friedrichshafen – Berlin Recycling Volleys

evtl. 5. Finalspiel, 11. Mai (16 Uhr) Berlin Recycling Volleys – VfB Friedrichshafen

Auch in Sachen Oscar Pistorius und seinem diese Woche weiter fortgesetzten Prozess mit der Anhörung weiterer Zeugen und eines Psychologen sind noch viele offene Fragen.

Dann wäre da noch die Sache mit den unzufriedenen Adidas Aktionären, die dies im Vorfeld offensiv kommunizierten. Wie wird die Hauptversammlung in der Stadthalle Fürth am 8. Mai enden? Aktionäre sind ja die eine Seite der Medaille. Da gibt es auch noch die andere. Die oft im verborgenen liegt. Schattenseiten, die es nur ganz selten auf die Titelseiten schaffen. Werden sich die Arbeitsbedingungen der Näherinnen verbessern? Hat das Thema überhaupt eine Chance in deutschen Medien? Kommt Estela Ramirez auf ihrer Rundreise durch Deutschland, die sie auch nach Franken führt, zu Wort? Die Präsidentin der salvadorianischen Gewerkschaft SITRASACOSI, die Nähberufe organisiert (Schuster und der NäherInnen) hat viel und sehr nachdenkliches sowie entlarvendes zu erzählen. Die Christliche Initiative Romero:

,,Früher arbeitet Estela Ramirez viele Jahre lang in der Fabrik „Hermosa“(s.u.), die für Adidas produziert hat. In ihrer Vortragsreise berichtet Estela Ramirez über die Probleme und Herausforderungen in den Bekleidungsfabriken ihres Landes. Gewerkschaftliche Unterdrückung erlebte sie hautnah als sie vor Jahren mit ihren Kolleginnen eine Gewerkschaft gründete.“

Frau Ramirez ist jetzt auch die engagierte Vorsitzende der Gewerkschaftsföderation FUERSA und der Gewerkschafts-Liga für Unternehmensverantwortung. Ihre Rundreise durch Deutschland dauert vom 4. Mai bis 14. Mai. Ihre Vorfreude auf die Fußball-WM hält sich in Grenzen. Im Interview mit Maik Pflaum, verantwortlich für Arbeitsrechte und die Kampagne für saubere Kleidung bei Christliche Initiative Romero, äußert sie ihre Wut:

,,Es macht mich wütend, wie die Sportlerinnen den Marken zur WM Glanz verleihen. Da fehlt die Solidarität mit den Näherinnen. Wie kann man die Augen vor der Realität der Arbeiterinnen derart verschließen.?“

Estela Ramirez zu den menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen:

,,Der Arbeitsdruck ist sehr hoch, nicht nur vor der WM. Ein gravierendes Problem sind die gesundheitlichen Folgen der sich ständig wiederholenden Bewegungen. Viele ArbeiterInnen erkranken an entzündeten Harnwegen, weil sie zu wenig trinken, um aus Angst vor der Schelte der AufseherInnen keine Zeit mit Toilettengängen zu verlieren. Die Hygienebedingungen auf den Toiletten sind katastrophal; Atemwegserkrankungen weit verbreitet. Das alles ist Ausdruck struktureller Gewalt. Die Fabriken generieren psychische Gewalt durch den Arbeitsdruck und die Härte der VorarbeiterInnen, aber auch wirtschaftliche Gewalt durch extrem niedrige Löhne. Aktuell verdienen NäherInnen nur 202 US-Dollar brutto pro Monat und sehen sich gezwungen, unzählige Überstunden zu leisten.“

Hier geht es zum kompletten Interview von Estela Ramirez als PDF Dokument. Unbedingt lesen. Eine Pflichtlektüre. Interview_mit_Estela_Ramirez unter dem Titel „Wir müssen unsere Kräfte globalisieren“.