Nachdenkenswert #170

,,93 Vereine konkurrieren fortan in 5 Ligen um groteske 3 Aufstiegsplätze in die Bedeutsamkeit: Was für Millionen Zuschauer der Sportschau ab 18 Uhr ein nettes Aufwärmprogramm ist, war hinsichtlich dieser Kommerzialisierung der Sargnagel für zahlreiche Traditionsvereine. Preußen Münster hat den Absprung geschafft und lebt. Carl-Zeiss Jena, TuS Koblenz, Rot-Weiß Oberhausen, Eintracht Trier und Rot-Weiss Essen sind mausetot. Oder hört noch jemand ihre Stimmen, und wie sie singen, oh wie schön das alles ist?“

     Søren Feyerabend, Spiritus Rector von kabinentraktate.wordpress.com

     im lesenswerten Text Die Stadt der Lichter und Lenker

Knackt RB Leipzig die 10.000 Zuschauer Marke?

Das interessanteste Fußballprojekt Deutschlands nimmt langsam Konturen an. Seit Saisonbeginn ist der Viertligist im Videotext von Sport1 oder den Pay-TV Sendern ARD und ZDF zu finden. Nach drei Unentschieden setzte die Elf mit dem Sieg bei Holstein Kiel eine erste Duftmarke. Heute steht im ehemaligen Stadion der Hunderttausend die Partie gegen den 1. FC Magdeburg an. Nach den bisherigen Zuschauerzahlen, von rotebrauseblogger schön aufbereitet, bahnt sich eine Zahl von 10.000 an.

Der 1. FC Magdeburg ist der einstige Sieger im Europapokal der Pokalsieger von 1974. Dieses Kunststück schaffte kein weiterer DDR-Fußballverein. Carl Zeiss Jena scheiterte mit Trainer Hans Meyer 1981 an Dynamo Tbilissi und der 1. FC Lokomotive Leipzig 1987 in Athen an Ajax Amsterdam. In der Magdeburger Geschichtsstunde von 11Freunde unter dem Titel Ein Traum in Malimo heißt es unter anderen:

,,Es war ein Triumph in einem merkwürdigen Spiel. Nicht mal 5000 Zuschauer waren zugegen, weil die Fans des 1. FC Magdeburg nicht reisen durften, weil die Holländer sich nicht für das Finale interessierten und weil die Tifosi die Partie schon vor dem Anpfiff entschieden wähnten. Hier die Weltstars aus Mailand um Gianni Rivera und Karl-Heinz Schnellinger, dort eine Magdeburger Regionalauswahl. International unbekannte Burschen: Manfred Zapf, Jürgen Sparwasser, Axel Tyll und Wolfgang »Paule« Seguin, dazwischen ein Junge aus der Bezirksliga-Reserve, Helmut Gaube, den Trainer Heinz Krügel für den gesperrten Klaus Decker in die Mannschaft genommen hatte. Er verfolgte Weltstar Rivera über neunzig Minuten auf Schritt und Tritt. „

Nun, die Zahl 5000 ist kein Schreibfehler. Diese Zuschauermarke wird heute in der Red Bull Arena locker überschritten. Für die oft erwähnte Tradition kann sich der 1. FC Magdeburg heute nichts mehr kaufen. Bei RB Leipzig ist Geld kein Problem. Red Bull hat tiefe Taschen, es gibt trotzdem kein finanzielles Harakiri wie bei Manchester City und den Millionen aus der Welt des Scheichs. Die finanzielle Power soll RB Leipzig bis in die Bundesliga tragen. Heute steht erstmal das Spiel in der Regionalliga Nord an. 3 Punkte, das knacken der Zuschauermarke von 10.000 und ein gutes Fußballspiel wären ein guter Zwischenschritt.