Cadel Evans triumphiert bei der Tour de France

Die Entscheidung ist durch. Der Australier Cadel Evans gewinnt die 98. Tour de France. Er darf und wird die Abschlussfahrt nach Paris genießen wie einen Ferienausflug auf dem Rad. Jan Ullrich wurde kürzlich im Interview mit Radsport-News nach dem Tourfavoriten 2011 gefragt und antwortete: 

,,Ich glaube, dass es dieses Jahr richtig spannend wird. Neben Contador gibt es so viele gute Leute. Die Schleck-Brüder und Cadel Evans. Ivan Basso steht auch auf meiner Liste. Es sind wirklich viele gute Leute. Andreas Klöden ist auch ein potenzieller Tour-Favorit. Man kann es schwer sagen.“

Die Schleck Brüder, und da insbesondere Andy, waren mein Tipp. Nein, meine Leser müssen sich keine Gedanken über etwaige finanzielle Verluste meinerseits Gedanken machen. Ich habe noch nie den Toursieger bei einem Buchmacher gewettet. Auch zu Zeiten von Tourdominator Lance Armstrong nicht. So eine Höllentour hat etliche Unwägbarkeiten, ein kleiner Sturz, ein Hungerast oder eine Unaufmerksamkeit im falschen Moment und der Tipp ist hin. Wer hätte denn vor der Tour 2011 gedacht, dass Andreas Klöden nicht bis nach Paris durchkommt? Da setzte ich doch demnächst lieber auf den Meisterschaftssieg von Bayern München in der Bundesligasaison 2011/2012. Eine sichere Bank. 

Doch zurück zu Cadel Evans. 2007 und 2008 war der Radsportcrack bereits jeweils zweiter der Tour. 2009 wurde Evans Straßenradweltmeister. Der heute 34-Jährige wechselte erst im Jahr 2001 so richtig in den Straßenradsport. Vorher fuhr der Australier intensiv Mountainbike. Angesichts seines Toursiegs bei der Frankreichrundfahrt 2011 darf auch über den Eintrag zum Thema Fahrertypus bei Wikipedia geschmunzelt werden:

,,Cadel Evans ist ein relativ typischer Allrounder. Er ist ein guter Zeitfahrer, insbesondere auf schwierigem Terrain, sowie ein guter Kletterer an gleichmäßigen, langen Anstiegen. Seine Schwächen sind, dass er Tempowechsel am Berg nicht gut mitgehen und er auch für einen Rundfahrer nicht gut sprinten kann. Zudem fährt er sehr defensiv und greift selten selbst an. Seine Stärke ist, dass er sehr konstant fährt und somit eher selten in den hinteren Rängen zu finden ist.“

Cadel Evans war alles andere wie defensiv. Er entreißt Andy Schleck das gelbe Trikot auf der vorletzten Etappe und wird der erste Australier ganz oben auf dem Podium in Paris sein. Evans hatte bis zum entscheidenden Zeitfahren den Vorsprung der Schleck Brüder nicht zu groß werden lassen, war in den Bergen wachsam und spielte seinen Trumpf in Grenoble souverän aus.

Tour de France: Die Entscheidung naht

Gestern haben die Schleck Brüder ernst gemacht. Angriff. Das Team Leopard Trek fand ja am 9. Mai 2011 Einzug in mein Ranking der 10 sympathischsten Mannschaften:

9. Leopard Trek (Radsport)

,,Jetzt werden sich einige Leser die Augen reiben oder vielleicht leise die Faust in der Tasche ballen. Gemach,Gemach. Nun, dieses Ranking ist meine persönliche Auflistung der aktuell 10 sympathischsten Mannschaften. Ich bin heiß auf das Auftreten der Schleck Brüder und der deutschen Voigt, Gerdemann, Wegmann und des Schweizer Zeitfahrspezialisten Cancellara sowie des Australiers Stuart O´Grady. Das ein Luxemburger Immobilienunternehmer ca. 15 Millionen Euro investiert und das vielleicht stärkste Radsportteam der Welt auf die Beine stellt und den Toursieg bei der Höllentour in Frankreich anpeilt ist bemerkenswert. Zwischenruf meines Superhirns: Was machen eigentlich die Sponsoraktivitäten der Telekom im deutschen Radsport?“

Das  Gelbe Trikot konnten sich die Schleck Brüder dann gestern jedoch noch nicht schnappen. Da hat immer noch der Franzose Thomas Voeckler Gefallen dran gefunden. Am Mittwoch ging die FAZ in einem Artikel der Frage nach: Kommt auch für Voeckler der Hammer? Der geballten Kraft des Luxemburger Bruderpaares war am Donnerstag keiner gewachsen. Voeckler behielt das begehrte Gelbe Trikot insbesondere aufgrund seines vorher erarbeiteten Zeitvorsprungs. Doch die Sekunden schmelzen. Die Schlecks sind sehr nah ran gekommen. Es lauert jedoch auch noch Cadel Evans. Zwischen diesem Quartett wird die Tour entschieden und Sportjournalist Jonathan Sachse (Live vor Ort)  wägt die Chancen der einzelnen Radcracks auf seinem Blog ab. Haben wir nicht einen vergessen? Gourmet Alberto Contador  büßte gestern Zeit ein. Schlechtes Frühstück?! Unzureichende Nährstoffe? Fehlende Vitalisierungscocktails? 

Heute ist die Zielankunft in Alpe d’Huzes. Legendär. Eurosport.yahoo hat eine Vorschau auf die 19. Etappe der Tour de France mit den geografischen Höhepunkten gebracht. Das Streckenprofil ist beeindruckend. Tief durchatmen. Da ist man dankbar, nicht selber rauffahren zu müssen. Es bloggt sich einfach leichter. Heute Abend werden meine Liebste und ich noch ein wenig im flachen Teil am Bodensee radeln. Zu dem Zeitpunkt wird der Etappensieger feststehen. Die Entscheidung in der Gesamtwertung naht. Es wird heute angegriffen werden. Da bin ich mir sicher.