Kommentar von Michael Wiemer zur Fußball-Bundesliga 2014/2015 (3)

Nach dem Rückblick auf die Saison beim Branchenprimus Bayern München und dem ambitionierten Vizemeister VfL Wolfsburg dröseln wir heute die Tabelle weiter auf. Es geht mit dem Tabellendritten der Fußball-Bundesliga 2014/2015 weiter. In aller Ruhe.

Heute Borussia Mönchengladbach.

Michael Wiemer über die Platzierung von Borussia Mönchengladbach

Borussia Mönchengladbach war in den Siebzigern ein Versprechen. Sie heimsten Titel ein und machten sich mit ihrem Angriffsstil Freunde über die regionalen Grenzen. Die Fohlen Elf begeisterte mit atemberaubenden Fußball. 1970, 1971, 1975, 1976 und 1977 wurde Borussia deutscher Meister. Dazu kam die Vizemeisterschaft in den Jahren 1974 und 1978 sowie DFB-Pokalsieger 1973. Jenem Pokalfinale mit der spektakulären Selbsteinwechslung von Günter Netzer, der im vergangene Jahr hier am Bodensee in der Uni Konstanz über seine Laufbahn inklusive den Umständen seiner Einwechslung entspannt plauderte.

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Auch auf internationalen Parkett gab es für Borussia Mönchengladbach großartige Erfolge die sich heute noch auf dem Vereinsbriefkopf gut machen. UEFA-Cup Sieger 1975 und 1979. Dazu der Einzug ins UEFA-Cup Finale in den Jahren 1973 und 1980. 1977 war Borussia Mönchengladbach zudem Finalist im Europapokal der Landesmeister gegen den FC Liverpool in Rom. Doch wir wollen nicht zu sehr in Nostalgie baden. Am 1. August 2015 feiert Borussia Mönchengladbach seinen 115. Geburtstag der Gründung. Schneidig sahen die Herren um 1900 aus.

Schwenk in die Neuzeit. Borussia Mönchengladbach wird in der Bundesligasaison 2014/2015 zu Recht Tabellendritter und schafft die direkte Qualifikation für die Champions-League. 19 Siege, 9 Unentschieden und nur 6 Niederlagen (Bayern München und der VFL Wolfsburg mussten 5 Verlustpartien hinnehmen) ergaben 66 Punkte und ein Torverhältnis von 53:26. Die Borussia mit dem souveränen Torwart Sommer musste die zweitwenigsten Gegentore in der Saison nach Bayern München hinnehmen. In der vergangenen Saison waren es 43 Gegentreffer und insgesamt 55 Punkte bei 11 Niederlagen. Verbunden mit dem Tabellenplatz 6 im Sommer 2014. Der Trend zeigt bei der Mannschaft von Lucien Favre nach oben. 2011 musste Borussia ja bekanntlich gar um den Abstieg bangen und sich in die Nervenprüfung Relegation in zwei Duelle mit dem VfL Bochum begeben. Jetzt kann man genüsslich die Duelle des Hamburger SV mit dem Karlsruher SC von der Couch aus beobachten.

Michael Wiemer über Max Eberl

Erfolg hat viele Väter. Im Misserfolg ist man Waisenkind. So der Volksmund gerne an Stammtischen. Der Erfolg von Borussia Mönchengladbach hat aber auch zwei Namen. Zum Trainer kommen wir gleich. Jetzt wird hier erst eine Lanze für Sportdirektor Max Eberl gebrochen. Ich mag seine unaufgeregte Art. Sein Geschick in Interviews, das verschmitzte Lächeln. Kein Jammern wenn Leistungsträger in den letzten Jahren (erinnert sei an Dante oder Reus) den Weg in monetär stärkere Fußballclubs suchten. Er fand immer wieder neue Spieler, harmonierte mit dem Trainer sehr gut zusammen. Spieler die nicht zu halten waren wurden durch smarte Transfers ersetzt. Nehmen wir für die letzte Saison nur die Torwartposition. Marc-André ter Stegen wechselste letzten Sommer von der Borussia zum FC Barcelona und hat in Kürze einen Betriebsausflug mit den Katalanen nach Berlin im Terminkalender. Max Eberl holte Keeper Yann Sommer vom FC Basel. Ein weiterer gelungener Transfercoup vom Sportdirektor.

Michael Wiemer über den Trainer vom VfL Wolfsburg

Soll ich ehrlich sein? Als Lucien Favre damals in Berlin im Hotel Adlon eine Pressekonferenz einberief um seine Sicht der Dinge in Sachen Demission bei Hertha BSC darzulegen, dachte ich: Ihn werden wir wohl nicht wieder in der Bundesliga sehen. Das fand ich schade. Vom Typ mochte ich ihn. Die Pressekonferenz muss man sich erst mal trauen. Das zog er durch. Aber Bundesligavereine sind ja zuweilen sehr nachtragend. Es wird zwar auch immer ein Charakterkopf auf der Trainerbank ins Anforderungsprofil geschrieben, jedoch zu viele Ecken und Kanten schreckt Präsidenten sowie Sportdirektoren auch oft ab. Selbstverständlich gab es damals in Deutschland ein großes Medienecho auf den Auftritt von Lucien Favre im Nobelhotel Adlon. Tauchen wir doch einfach in einen Text von Welt Online unter dem Titel Die Selbstmontage des höflichen Monsieur Favre aus dem Herbst 2009.

,,Die private Pressekonferenz des früheren Hertha-Trainers Lucien Favre geriet zu einer Farce im Berliner Hotel „Adlon“. Der Schweizer demontierte sich bei seiner Abschiedsrede selbst. Nach dieser Vorstellung dürfte es für den 51-Jährigen schwer werden, noch einmal einen Bundesligisten zu trainieren.“

Nun, Max Eberl hatte im Februar 2011 den Mut Lucien Favre nach Gladbach zu holen. Die Borussia stand im tiefen Abstiegskampf. 7 Punkte Rückstand auf einen Relegationsplatz. Tabellenschlusslicht. Es gibt bequemere Ausgangspositionen für einen Coach. Der Schweizer Trainer brachte die Mannschaft über die besagte Relegation mit Bochum in den sicheren Bundesligahafen. Favre ist ein Trainer, der die Puzzleteile geschickt zusammensetzt, der Mannschaft eine Spielphilosophie nicht nur als schicke Phrase sondern als Erfolgswerkzeug mit an die Hand gibt. Als Spieler war er 1983 Schweizer Fußballer des Jahres. Lucien Favre wird eine akribische Arbeitsweise nachgesagt. Er tüftelt an jedem Detail. Er ist konsequent bei der Ausübung dieser Detailarbeit.

Michael Wiemer vergibt eine Zeugnisnote für Borussia Mönchengladbach

Tabellenplatz 3 mit 66 Punkten und dem Einzug in die Champions-League ist aller Ehren Wert. Unter Berücksichtigung der Ausgangslage ist dies sehr gut. Die Mannschaft wirkte gefestigt, war in der Lage auch Spitzenduelle wie bei Bayern München zu gewinnen. Gladbach war für die Bundesligakonkurrenten kein Wunschgegner. Ambitionierte Mannschaften wie Schalke oder Borussia Dortmund distanzierte man mit 18 bzw. 20 Punkten. Max Eberl und Lucien Favre strahlen eine Ruhe aus, die ich im hektischen Bundesligaalltag als sehr angenehm empfinde. Borussia Mönchengladbach bekommt von mir für den 3. Platz in der Bundesligasaison 2014/2015 die Zeugnisnote 1.

Kommentar von Michael Wiemer zur Bundesliga 2014/2015 (1)

Skandal: Die finanzschwächeren Clubs des SC Paderborn und SC Freiburg müssen in die 2. Bundesliga absteigen. Nein, so hoch würde ich den Abstieg der punktearmen Vereine nicht hängen wollen. Geld alleine sortiert die Fußballbundesligatabelle nicht. Augsburg hätte da ja andererseits auch nie auf dem 5. Platz landen dürfen, vor finanziellen Schwergewichten wie Schalke 04 mit dem russischen Trikotsponsor Gazprom und dem an der Börse notierten Borussia Dortmund, bei verdienter Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb bei seriöser Arbeit von Coach Weinzierl. Übrigens die beiden Ruhrgebietsmannschaften werden die nächste Saison mit einem neuen Trainer beginnen. Aber dröseln wir die Analyse zur abgelaufenen Bundesligasaison 2014/2015 von oben auf. In aller Ruhe.

Heute Bayern München.

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Michael Wiemer über die Platzierung von Bayern München

Der deutsche Rekordmeister beendet die Saison souverän auf Tabellenplatz 1 und feiert den Meistertitel dann dennoch ein wenig Freude gebremst. Zum Glück brachten die Frauen, die ebenfalls deutscher Meister wurden, ein wenig positive und ausgelassene Stimmung auf den Balkon auf dem Marienplatz in München. Okay, der Fluch der Triple Erwartungshaltung zog die Stimmung bereits spürbar nach unten. Das Elfmeter-Aus im DFB-Pokalhalbfinale gegen Borussia Dortmund und das klare 0:3 im Hinspiel des CL-Halbfinales beim Starensemble FC Barcelona und der damit vorhersehbaren verpassten Reise zum Finale nach Berlin hätten sich die Verantwortlichen und Spieler von Bayern München anders vorgestellt.

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Michael Wiemer über 33 Punkte Vorsprung auf einen Erzrivalen

Doch wir wollen hier ja über die abgelaufene Bundesligasaison reden. Da war die Meisterschaft beizeiten und sehr souverän eingetütet. 10 Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten VfL Wolfsburg. 20 Gegentore weniger wie die Wölfe. 80:18 Tore. 25 Siege und 4 Unentschieden in 34 Spielen. Nach der vorzeitigen Meisterschaft war der Spannungsbogen nicht mehr so hoch, so dass Niederlagen wie zu Hause gegen Augsburg oder in Freiburg die Bilanz sogar etwas trübten. Doch am Ende standen zum Beispiel 33 Punkte Vorsprung auf den Erzrivalen Borussia Dortmund zu Buche. Auch 18 Punkte auf die Elf von Bayer Leverkusen, den Tabellenvierten mit der monetären Power vom Bayer Konzern im Rücken,  lesen sich nicht schlecht. Nein, für die deutsche Fußballmeisterschaft muss sich Bayern München nicht entschuldigen. Auch wenn es nach einer Phrase klingen mag, wer nach 34 Spieltagen so dominant die Bundesligatabelle anführt hat zu Recht den Meistertitel errungen.

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Michael Wiemer über den Trainer von Bayern München

Felix Magath holte einst in seinen ersten beiden Trainerjahren bei Bayern München jeweils das Double. Er musste in der Saison darauf seinen Hut nehmen. Die nationale Bilanz in Deutschland von Pep Guardiola mit 2 Meistertiteln und einem DFB-Pokalsieg liest sich auf den ersten Blick nüchtern im Vergleich zu der Bilanz von Felix Magath. Der Katalane verwies kürzlich nach dem Aus gegen Barcelona im CL-Halbfinale auf die 4 Titel in seinem ersten Jahr. Er hatte UEFA-Supercup und Weltpokal mit eingerechnet. Doch diese beiden Wettbewerbe haben in Deutschland nicht einen so hohen Stellenwert, das Nonplusultra ist im internationalen Klubfußball für den deutschen Fußballfan und Interessierten nach wie vor der Gewinn der Champions-League.

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Das neue Saisonziel wird sicher Richtung Triple gehen. Pep Guardiolas Ehrgeiz ist noch nicht gestillt. Das schwere Erbe von Jupp Heynckes trat er 2013 selbstbewusst an. Begleitet von einem deutschen Medienhype, der den Katalanen fast in den Status eines Messias erhob. Dem Hype misstraute ich damals und wurde bestätigt. Aber um mich geht es hier nicht.

Michael Wiemer vergibt eine Zeugnisnote für Bayern München

Wenn der Blick nur auf den Meisterwettbewerb fällt und DFB-Pokal und Champions-League Aus bewusst ausgeklammert werden, kommt man nicht Drumherum eine gute Note zu verteilen. Selbstverständlich trübte das klare 1:4 am 18. Spieltag beim VfL Wolfsburg oder die Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach inklusive dem Spannungsabfall zum Saisonende etwas den Gesamteindruck. Doch angesichts der klaren Punktedominanz auf die Konkurrenz, dem bemerkenswerten Torverhältnis und dem Verletzungspech – hier seien nur Robben und Ribery erwähnt – gibt es von mir die Zeugnisnote 1.

Anstoß

Heute erfolgt also wieder der Anstoß. Der Kampf um die Fernbedienung in den deutschen Haushalten nimmt wieder an Intensität zu. Gelegenheit das Musikvideo der Berliner Band COSMA zur Einstimmung auf die Ballsaison zu nehmen.

Vor 40 Tagen erzielte der noch sehr junge Mario Götze in Rio de Janeiro das Siegtor gegen Argentinien im WM-Endspiel. Nach langen 24 Jahren ist die Fußballnationalmannschaft Deutschlands wieder Weltmeister in der Königsdisziplin.

Nun also wieder der Beginn des Ligaalltags. Erleben wir wieder die Langeweile in der Bundesliga und die Geschichte mit dem Frosch und dem Mann mit Hund?

Es ist in den letzten Tagem des öfteren in diversen Medien darüber sinniert worden, dass Bayern München nach einer WM-Saison so seine Schwierigkeiten hätte. Nun, ein Blick auf die Meister in der Saison nach der Weltmeisterschaft sei darum erlaubt:

Saison 2010/2011: Borussia Dortmund

Saison 2006/2007: VfB Stuttgart

Saison 2002/2003: Bayern München

Saison 1998/1999: Bayern München

Saison 1994/1995: Borussia Dortmund

Saison 1990/1991: 1. FC Kaiserslautern

Saison 1986/1987: Bayern München

Saison 1982/1983: Hamburger SV

Saison 1978/1979: Hamburger SV

Saison 1974/1975: Borussia Mönchengladbach

Saison 1970/1971: Borussia Mönchengladbach

Saison 1966/1967: Eintracht Braunschweig

Aber grau ist alle Statistik. Also fangt an zu spielen.

Schneller wie Usain Bolt …

[Reblog vom 27. August 2013]

Durchatmen. Tief durchatmen. Der schwäbische Fußballbundesligist VfB Stuttgart wird vom fränkischen Sportartikelhersteller Puma ausgestattet. Auch Sprintstar Usain Bolt läuft für Puma. Der Mann aus Jamaika ist sehr schnell. Doch noch schneller agierte der VfB Stuttgart bei der Entlassung von Trainer Bruno Labbadia nach nur 3 Punktspielen in der neuen Bundesligasaison. Der 1. Wechsel auf der Trainerbank in der noch jungfräulichen Phase des Spielbetriebs im Oberhaus.Traveler Digital CameraDie üblichen Phrasen werden der Entlassung hinterhergeschickt. Der Trainer hat bereits im Trainingslager die Mannschaft nicht mehr richtig erreicht. So in etwa blubberte es von der Pressekonferenz und von da in alle medialen Kanäle. Warum ging man dann mit ihm überhaupt in die neue Saison? Drei punktlose Spiele sind kein schöner Auftakt. Da gibt es nichts zu beschönigen. Doch die Entlassung ist dann doch sehr schnell über die Bühne gegangen. Der VfB Stuttgart stand voriges Jahr im DFB-Pokalfinale. Bruno Labbadia hatte die Mannschaft bis nach Berlin gecoacht. Ein wenig mehr Dankbarkeit hätte er vielleicht verdient gehabt. Oder?

Meine Phrasenliste bei Trainerentlassungen

Wir mussten im Abstiegskampf die Reißleine ziehen.

Die sportliche Entwicklung der letzten Woche ließ uns keine andere Wahl.

Der Trainer hat die Mannschaft nicht mehr erreicht.

Wir wollten neue Reizpunkte setzen und den Spieler die Ausrede nehmen, sich hinter dem Trainer zu verstecken.

Die Kommunikation zwischen Vereinsführung und Trainer war gestört.

Die Spieler haben sich bei unserem Manager mehrfach über den Trainer und sein überhartes Training beschwert.

Der Trainer vermittelte uns nicht mehr den Eindruck die Kurve zu kriegen.

Im Interesse des Vereins mussten wir handeln.

Der Trainer zeigte sich beratungsresistent gegenüber den Ratschlägen vom Verein.

Die Außendarstellung war bedenklich geworden.

Der Trainer hat sich nicht mit dem Verein und seiner Region identifizieren können.

Die sportliche Talfahrt wollen wir aufhalten. Dazu war ein personeller Wechsel auf der Trainerbank notwendig.

Die Chemie stimmt zwischen Mannschaft und Trainer nicht mehr.

Die Langeweile in der Bundesliga und die Geschichte mit dem Frosch und dem Mann mit Hund

Also, ich will ja keinem in Leverkusen oder Dortmund zu nahe treten, aber die Meisterschaft in der Bundesliga ist durch. Die große Langeweile um den Kampf um Platz 1 ist ein Fakt, an dem bis zum Saisonende nicht mehr gerüttelt werden wird. Okay, es gibt noch ein paar spannende Momente im Abstiegskampf, und der hat ja durchaus immer wieder für Schlagzeilen, Dramatik und ganz großes Kino gesorgt. Vor 30 Jahren gab es in der DDR-Oberliga den atemberaubenden Hitchcook-Thriller BSG Chemie Leipzig im legendären Abstiegskampf 1984 gegen den 1. FC Union Berlin. Augenzeugen bekommen heute noch feuchte Augen. Das war Dramatik pur. Kraftvolle Emotionen, gegen die manch Hollywood Blockbuster wie ein zahmes Kätzchen daherkommt. Vielleicht gibt es ähnliches dieses Jahr in der Bundesliga. Schaun mer mal.

Die Langeweile an der Gipfelspitze der Bundesliga ist natürlich auch bereits in der einen oder anderen Geschichte erarbeitet worden.

Da ist ein ehrlicher und solider Autofahrer, seit Jahren konsequentes Nicht-Mitglied eines kürzlich in die Schlagzeilen geratenen Automobilvereins, sehr besorgt. Sein Hund, ein Labrador mit ungefälschten Papieren, ist über das Wochenende schwer erkrankt. Herrchen ist sehr besorgt und will ihn in die nächstgelegene Tierklinik fahren. Er fährt auf der Landstraße schnell. Plötzlich bremst er abrupt, wie einst Deutschland im Halbfinale der EM von Italien ausgebremst wurde. Auf der asphaltierten Straße war eine komplette Froschfamilie von links nach rechts unterwegs. Der umsichtige Mann steigt aus seinem Auto aus, einst bekam sein Fahrzeugtyp eine Auszeichnung eines großen Automobilvereins (ist dieser Tage revidiert), und schaut vor die Motorhaube. Eine lebendige Froschfamilie blinzelt ihn an. Das Familienoberhaupt, ein stolzer und großer sowie sattgrüner Frosch öffnet sein Maul und spricht den Mann an:

,, Vielen Dank für Dein Bremsmanöver. Ich besitze Zauberkräfte. Du hast einen Wunsch frei.“

Der 46-Jährige Mann überlegt nicht lange und sagt:

,,Okay, wenn Du zaubern kannst, dann heile meinen Hund. Er ist sehr schwer erkrankt.“

Der Frosch beäugt den Labrador und schüttelt den grünen Kopf von links nach rechts und wieder nach links und sagt nachdenklich mit gedämpfter Stimme:

,,Du, es tut mir wahnsinnig leid. Da ist nichts zu machen. Gibt es eventuell einen anderen Wunsch?“

Der nie in einem Automobilverein als Mitglied registrierte Fahrer öffnet die Beifahrertür. Aus dem Handschuhfach seines deutschen Autos mit provinziellen Wolfsburger Wurzeln holt er einen Borussia Dortmund Fanschal heraus. Mit dem Merchandisingartikel in der Hand fragt der Autofahrer den Frosch:

,,Mach doch bitte die Bundesliga wieder spannend.“

Der selbstbewusste Frosch verdreht die Augen und schnappt für einen Moment nach Luft.

,,Lieber Mann, dann zeige mir doch den Hund noch mal.“

So ist die Faktenlage.

Bundesliga, Leichtathletik-WM und Schach-Weltcup

Der Tag bräuchte 48 Stunden. Prioritäten ordnen. Bundesliga, Schach-Weltcup und Leichtathletik-WM in Moskau. Volles Programm. Meine Jahrhundertliebe mag gerne einen Ausflug in die Natur machen. Oberstdorf mit einer Wanderung auf Einödsbach. Der südlichste ganzjährig bewohnte Ort der Bundesrepublik Deutschland. Wer gibt mir 48 Stunden statt der limitierten 24 Stunden? Bundesliga Start in Deutschland, Bayern München und Borussia Dortmund holen die erwarteten drei Punkte. Auch anderswo rollt der Ball wieder. Erster Sieg vom Aufsteiger AS Monaco im charmanten Nachbarland Frankreich in Ligue 1 gegen Girondins Bordeaux. Bei dem Investitionsvolumen der Monegassen kann dies nur eine Zwischenetappe sein. Mal sehen wohin die Reise der aufgerüsteten Mannschaft geht. Es sind immer wieder diese 144 Euro Finanzpower vom russischen Milliardär und Investor Dimitri Rybolowlew kolportiert worden. Da will einer hoch hinaus. Lehrbücher über ehrgeizige Ziele nehmen Rybolowlew eines Tages vielleicht mit auf.

Trikotsponsor Deutsche Bahn AG mit Schwierigkeiten über der Woche

Während die Deutsche Bahn AG vorige Woche so ihre Schwierigkeiten in puncto Klimaanlage, pünktlichen Ankommen im innerdeutschen Zugverkehr sowie dem Image und Diskussionen um die Personalpolitik hatte, strahlt Hertha mit dem Schriftzug DB vom Trikotsponsor von der Tabellenspitze hinunter. Zum Glück hatten die Neffen ein Abteil mit funktionierender Klimaanlage bekommen. Das ihre Ankunft sich um viele Stunden verspätete ist wieder eine Geschichte die ich ein andermal erzähle. Die mitgegebene Verpflegung war von meiner Jahrhundertliebe und mir für die planmäßigen 3 Stunden Zugfahrt ausgelegt. Doch zurück zur Hertha. Erster Tabellenführer der neuen Saison. Klingt feierlich. Auch bei Nike dürfen die Champagnerkorken knallen. Die Spieler haben das Nike Erkennungszeichen vom Ausstatter auf dem Trikot. Der amerikanische Sportartikelhersteller hatte ja mit den Personalien Lance Armstrong und Oscar Pistorius rückblickend in den letzten Monaten nicht ganz so glückliche Momente in Sachen Sponsorengagement.

Sportmarketing in Reinkultur: Usain Bolt und sich immer wieder stellende Fragen

Das spektakulärste Ereignis dieses Wochenendes ist das Phänomen Usain Bolt. Unter sportmarketingtechnischen Gesichtspunkten ist er ein Glücksfall für Puma. Während Konkurrent Adidas vor Wochen sein Sprinter-Aushängeschild Tyson Gay aus dem Schaufenster nehmen musste, hat Usain Bolt alle Aufmerksamkeit der Welt auf sich. Überhaupt dieser Sprinter aus Jamaika. Gerade Bolt hat alles was gutes Marketing auszeichntet. Eine überragende Performance, eine Show mit Alleinstellungsmerkmal, eine Sportdisziplin der auch offenbar zig Dopingfälle der Vergangenheit und die aktuelle Situation nichts anhaben können in ihrer Faszination für das Publikum weltweit. Schnellster Mann der Welt. Weltrekorde, die in einer atemberaubenden Dominanz die Rekordmarken der Vorgänger pulverisieren. Dazu diese unheimliche Lockerheit. Dieses Lächeln. Diese Gesten. Macht heute ein Kind diese Gesten nach, ist sofort allen klar wer gemeint ist.

Bolt hat jedoch auch Gegenwind. Kritiker werfen ihm ein wenig Clownerie vor. Und dann ist da noch das böse Wort mit D….., was wie ein Damoklesschwert über der Sprinterszene generell schwebt. Leichtathletikfreunde am Stammtisch stellen sich die Frage: Ist Usain Bolt sauber? – Wer will dafür die Hände ins Feuer legen? – ist darauf meine Antwort. Traveler Digital CameraEs ist heiß.

Aus der russischen Metropole Moskau berichtet derweil  Claus Dieterle in der FAZ über den sauberen Blitz aus Jamaika.

Schach-Weltcup in Tromsö und Frankreichs 88. Schach-Einzelmeisterschaft

Ansonsten läuft der Schach-Weltcup von Tromsö an. Alle Infos hat, wie bereits von mir diese Woche verkündet, Thomas Richter auf Schach-Ticker aufgedröselt. Auch ein Blick auf ChessBase lohnt sich für alle Schachfreunde. Frankreich hat ebenfalls schachliche Feinkost zu bieten. Die charmante Stadt Nancy im Nordosten des Landes ist Austragungsort vom 11. bis 23. August für die 88. Schach-Einzelmeisterschaften. Das prächtige Palais des Sports in der Nähe von Gentilly bildet eine festliche Kulisse als Spielort. Alle Infos in puncto Teilnehmerfeld und Spielansetzung gibt es auf Schach-Ticker.

Lieber Fußballgott,

grüß Dich. Paulaner Cup, Telekom Cup, Uli Hoeneß Cup, Super Cup und Audi Cup. Es wird Zeit für ernsthaften Fußball. Pfeif den Fußballbetrieb zur Bundesliga wieder an.Traveler Digital Camera

Warum bist Du eigentlich so unbarmherzig all die Jahre zu Schalke 04 und Bayer Leverkusen gewesen? Wenigstens der Leverkusener Elf von 2002 hättest Du einen Meistertitel geben können. Es war doch damals der beste Fußball national. Auch Schalkes zwischenzeitlichen Vorsprung 2007 vor den Konkurrenten hättest Du doch nicht wie ein Stück Butter in der Mittagshitze schmelzen lassen müssen. Am Ende wählst Du die Stuttgarter Variante. Die haben dann erfahrungsgemäß nach einer Meisterschaft immer ihre speziellen Probleme. Warum so kleinlich zu Bayer Leverkusen und Schalke 04? Der Werkself vom Automobilbauer hast Du 2009 auch eine Meisterschaft gegönnt. Manch normaler Fußballbürger war überrascht bei der improvisierten feierlichen Automesse in Wolfsburg wer mittlerweile alles zum VW Konzern gehört. In der Denkschublade waren Käfer, Golf, Polo oder Passat verankert. Und dann sieht das Publikum stylische Luxuskarosserien mit den Wolfsburger Spielern.Traveler Digital CameraHingegen 2001 hast Du es richtig gemacht. Nie aufgeben, der Glaube an sich selbst und ein unerschütterliches Selbstbewusstsein wurde von Dir gebührend belohnt. Inklusive der Dramatik für das Publikum. Ein Gläschen Heidsieck auf die Dramaturgie. Im vergangenen Jahr hattest Du keine Lust an einem Herzschlagfinale. Musste der Punkteabstand zwischen der Heynckes Elf und dem sich wenig glaubhaft zum Arbeiterverein 2013 stilisierenden Dortmundern jedoch so groß sein wie der Abstand der Umfragewerte zwischen Fußballfreundin Merkel und Schachspieler Steinbrück?Traveler Digital CameraLieber Fußballgott, was hast Du eigentlich gegen die Fußballvereine aus dem Osten? Lässt Dynamo Dresden, den VfB Leipzig (jetzt wieder unter 1. FC Lokomotive Leipzig firmierend), Hansa Rostock und Energie Cottbus einfach wieder aus der Bundesliga abschmieren. Okay, Hansa Rostock und Energie Cottbus hatten in der DDR Oberliga eher das Etikett Fahrstuhlmannschaft. Eine dieser berühmt-berüchtigten Serien von Hansa Rostock waren die 6 Abstiege und Aufstiege zwischen 1975 und 1980. Wahnsinn. Ich war damals am Ende der Serie 17. Aber Du bist ja ganz im inneren Deines Herzen auch ein Fußballromantiker und gibst einer aufstrebenden Leiziger Mannschaft die Chance sich in der Bundesliga in den nächsten Jahren zu etablieren. Dazu brauchte es eines seriösen österreichischen Unternehmens mit einem Marketinggenie Dietrich Mateschitz. Darauf ein gekühltes Red Bull.Traveler Digital CameraDu gehst ja mit Aufsteigern manchmal etwas mitleidslos um. Erinnert sei an die Ausflüge ins Oberhaus von Tasmania Berlin, Ulm oder im letzten Jahr Greuther Fürth. Hast Du bereits eine Entscheidung für dieses Jahr getroffen? Ich meine Eintracht Braunschweig war in der Historie Meister. Ohne jetzt bei Bruder Wikipedia nachzufragen, glaube ich, es war der 67er Jahrgang. Überragende Defensive. Später waren die Braunschweiger die ersten mit dem Mut zum Trikotsponsoring. Nein, darauf nicht einen Jägermeister. Ich muss hier noch seriös weiterarbeiten. Was machst Du mit Hertha? Diesem Hauptstadtverein der so zwischen manchen Berliner Stühlen sitzt? Ein wenig schläfrig bist Du ja manchmal schon. Sonst hättest Du bereits ein Bundesliga Duell Hertha gegen Union kreiert. Gemach, Gemach. Der 51. Saison folgen auch weitere Jahrgänge.Traveler Digital CameraMainz 05, Freiburg hast Du ja auch besonders lieb und in Dein Herz geschlossen. Ich will auch nächstes Jahr einen Streich in der Bundesliga haben. Bei Hannover 96 schwankst Du immer mal wieder. Der 1. FC Nürnberg, dank deiner Hilfe 2007 DFB-Pokalsieger, geht in seine 5 Bundesligasaison hintereinander im neuen Jahrtausend. Du magst Sie schon auch wieder. Anders wie bei 1860 München. Da bist Du irgendwie nachtragend. Irgendwie hast Du Dich auch an Schaaf sattgesehen gehabt. Schade . Ich hätte ihn auch dieses Jahr gerne noch auf der Bank gesehen. Lass mir übrigens Augsburg drin. Der Weinzierl ist mir sehr sympathisch. Ich kann mich doch auf Dich verlassen?Traveler Digital CameraTraditionell hat der HSV seit den Neunzigern einen schweren Stand. Lass sie doch vielleicht mal diesen DFB-Pokal gewinnen dieses Jahr. Diese lange titellose Serie geht doch ans Gemüt. Was hast Du eigentlich mit Eintracht Frankfurt dieses Jahr vor? Haben bereits die Banker bei Dir angerufen? Borussia Möchengladbach hast Du ja in den Siebzigern mit Titeln überhäuft. Waren die irgendwann mal undankbar zu Dir? Bin mir da nicht so sicher. Schaust ja gerne auch im Kraichgau vorbei. Der TSG Hoffenheim wolltest Du im letzten Jahr einen Denkzettel verpassen. Zwischenzeitlich hatte die Mannschaft auch bei mir einen schweren Stand. Der neue Coach, Herr Gisdol, macht Freude auf mehr. Vielleicht gelingt der Gang zu den Wurzeln zurück.

„Und natürlich immer fettarm.“

Er hat in der Bundesliga das Tor von Mannschaften gehütet, die nicht zur Creme des deutschen Fußballs gehören. Jetzt macht er große und positive Schlagzeilen bei Swansea City. Die Rede ist von Gerhard Tremmel. Er sprach diese Woche Klartext. Das rockige Interview liest sich auf Spiegel Online unterhaltsam und enthält auch einen Seitenhieb auf die vorgegebene fettarme Ernährung in Deutschland, die der Keeper erlebte. Die Reaktion seiner Frau blieb nicht aus:

,,Natürlich, wir waren erst vergangene Woche gemeinsam weg, nachdem wir Chelsea aus dem Ligapokal geschmissen haben. Alle waren dabei. Wenn die Jungs hier trinken, dann trinken sie richtig. Als ich noch in der Bundesliga gespielt habe, ging es vor allem darum, möglichst hart zu trainieren, manchmal zweimal am Tag. Vor dem Spiel sollte ich nicht zu wenig essen, aber auch nicht zu viel. Und natürlich immer fettarm. Alles wurde einem bis ins kleinste Detail vorgegeben. Das war furchtbar. Ich fühlte mich oft ausgelaugt, übertrainiert. Meine Frau sagte mir damals: Du siehst aus wie ein Zombie.“

Nun, die Sache mit dem Zombie hat sich jetzt auf der Insel wohl gelegt.

Nachdenkenswert #144

,,Das Image der Schiedsrichter ist nicht berauschend. Das fängt da an, wie Trainer und Spieler die Unparteiischen kritisieren. Auch die Medien forcieren die Fehlentscheidungen. Zum Beispiel im Fernsehen: Wenn der Spieler wenige Zentimeter im Abseits stand, wird von einer klaren Abseitsposition gesprochen. Das Wort „klar“ passt überhaupt nicht. Ich würde mir wünschen, dass man respektvoller miteinander umgeht. Auch ein Journalist sollte sich einmal in die Situation hineinversetzen und selbst ein Spiel leiten. Dann wäre festzustellen, wie schwierig es ist, in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung zu treffen.“

Bastian Dankert, Sportwissenschaftler im Landesfußballverband Mecklenburg-Vorpommern und ab der neuen Saison nach 17 Jahren an der Pfeife erstmalig Schiedsrichter in der Bundesliga, im Interview auf dfb.de