Erinnerungen von Boxchampion Henry Maske an die DDR

Guten Tag.

Spox, jenes im Markt ganz passabel etablierte Sportportal, hatte diese Woche zur Interview-Legendenwoche aufgerufen. Sie brachten Interviews mit der Handballikone Thiel, Schwimmstar Groß, Zehnkämpfer Busemann, Rallye-Fahrer Röhrl und Boxchampion Maske. Letzterer wuchs ja bekanntlich in der DDR auf, jenem sozialistischen Laborversuch, der 1989 ein jähes Ende fand. Der kapitalistische Laborversuch westwärts der Elbe hatte den ideologischen und ökonomischen Kampf gewonnen. Ein Jahr später gab es die D-Mark auch in Dresden, Oschatz, Gera, Rostock, Leipzig, Warnemünde etc. Wochen später dann am 3. Oktober 1990 die Deutsche Einheit. Henry Maske im Spox Interview  dem Titel „Bei McDonalds hieß ich Peter Sahr“ mit dem Rückblick auf seine 25 Jahre in der DDR, in der amerikanische Imbissketten nicht zum Straßenbild gehörten:

 ,,Es herrschte diese Freiheit und Entspanntheit, die ich gerade als kleiner Junge genossen habe. Wenn ich aus meinem Kinderzimmer geschaut habe, habe ich nur Wiesen und Felder gesehen, ein kleiner Bach, Hühner, Kühe. Meine Eltern mussten nicht die ganze Zeit auf mich aufpassen, ich konnte mich frei bewegen, ohne dass sie sich Sorgen machen mussten.“

Henry Maske traf als DDR-Boxer auch auf Kontrahenten aus der Bundesrepublik. Der spätere gesamtdeutsche Publikumsliebling zu jener Zeit:

,,Nein, wir haben uns gegenseitig respektiert. Aber es war jedem klar, dass diese Kämpfe eine spezielle Note hatten. Jede Niederlage wäre eine Klatsche für uns gewesen, die wir uns nicht leisten wollten. Dafür wurden wir auch viel zu gut gefördert. Sehen Sie: Wir trainierten in der Woche zehn- bis zwölfmal, die Boxer aus dem Westen nur vier- bis fünfmal. Natürlich kam es mal vor, dass einer von uns einen Kampf verloren hat. Aber das war eine Seltenheit.“

Doch in Sachen materieller Zuwendung für die Sportler hatten die Boxer aus der BRD selbstredend die komfortableren Autos. Henry Maske focht dies jedoch nicht an:

,,Auf der anderen Seite bekamen wir zu hören: „Ihr tut mir ja schon leid mit eurem Trabi.“ Aber mir war das egal, ich war stolz auf meinen Trabi. Und mit der Zeit haben wir gemerkt, dass auch im Westen bei weitem nicht alles Gold ist, was glänzt.“

Okay, das lasse ich mal so stehen.

Insgesamt muss ich Spox ein Kompliment für die Interview-Legendenwoche mit Thiel, Groß, Röhrl, Busemann und Maske machen. Das waren zum Teil sehr rockige Interviews, Facetten wurden hervorgeholt, die selbst eingefleischten Sportfans nicht immer geläufig gewesen sein sollten. Gerne mehr davon.

Sport am Bodensee: Spanisch mit Großmeister Zugurds Lanka und ein Weltrekord von 120,52 Metern

Guten Morgen.

Für alle Schachfreunde in der Bodenseeregion gibt es heute eine kleine Empfehlung von mir. Großmeister Zugurds Lanka gibt sich die Ehre. Bei den Schachfreunden Wetzisreute ist heute ab 20.30 Uhr Spanisch mit GM Zugurds Lanka angesagt. In 2 Stunden wird der lettische Spezialist für die Spanische Eröffnung in die Feinheiten hineingehen. Das ist Teil 1. Der 2. Teil wird von Zugurds Lanka dann am 9. April 2015 ab 20.30 Uhr im Vereinsheim Wetzisreute, Alte Schule in Schlier gehalten. Wer obige Verlinkung verpasst hat, alle Einzelheiten inklusive Anmeldemöglichkeit gibt es hier.  Spanisch ist von  mir in den Fernschachturnieren in meiner Jugend gerne gespielt worden. Von der Beliebtheit hat die Spanische Eröffnung nichts eingebüßt. Beim Schach-WM Kampf 2014 im olympischen Medienzentrum in Sotschi zwischen Magnus Carlsen und Viswanathan Anand gab es in 11 Partien 4 mal die Spanische Eröffnungen. 2013 in Chennai wurde von beiden Protagonisten der Weltschachbühne in 10 Partien ebenfalls Spanisch vierfach gewählt.

Die Aqua-Fisch und ein Weltrekord von 120,52 Metern

Was haben wir diese Woche am Bodensee noch auf dem Programm? Da wäre die Aqua-Fisch in Friedrichshafen, die Internationale Messe für Angeln, Fliegenfischen und Aquaristik. Die beiden Sportjournalisten Jürgen Schmieder und Johannes Aumüller, im Oktober 2014 hier im Sportinsider Interview, haben in Ihrem Werk Sport – Das Buch auf Seite 11 bis 14 den Angelsport gebührend hervorgehoben.

Traveler Digital Camera

Unter dem Punkt Beeindruckendster Flugweg ist dann auch jener Weltrekord von Jens Nagel festgehalten:

,,Der Flug des 18-Gramm-Gewichts an der Angel von Jens Nagel im Jahr 2012 in Tallinn. Es flog 120,52 m weit – Weltrekord.“

Aber die fleißigen Sportjournalisten Schmieder und Aumüller haben auch die beste Sportlerin im Angelsport recherchiert, Maßstab war die Anzahl der WM-Titel. Jetzt bitte festhalten. Es kommt eine unglaublich klingende Zahl. 67 Weltmeistertitel. Nein, es ist kein Schreibfehler…

,,Jana Maisel, Sie errang 67 WM-Titel, womit sie in Deutschland sportartenübergreifend die Einzelathletin mit den meisten WM-Titeln ist. Von fünf Weltrekorden, die es im Castingsport gibt, hält sie drei: 516,860 Punkte im Fünfkampf, 748,310 Punkte im Allround und 98,22 m in Gewicht Multi Weit.“

Übrigens die Aqua-Fisch öffnet am morgigen Freitag ihre Pforten und schließt dann am Sonntag, den 8. März.

Boxen in Wittenhofen und Langenargen mit SwissBoxing und BC Zürich

Für alle Freunde des Boxsports gibt es in der Bodenseeregion zwei interessante Termine. Am 06.03.2015 gibt es die Boxveranstaltung in Wittenhofen ab 20.00 Uhr in der Alfons-Schmidmeister-Halle. Der umtriebige Veranstalter Uwe Hamann hat neben Boxern aus Baden-Württemberg auch zwei Sportler aus Nordrhein-Westfalen aufzubieten. Sie treffen auf das Boxteam SwissBoxing aus der Schweiz. Uwe Hamann hat früher selbst geboxt und im Interview mit dem Südkurier befindet er:

,,Ich habe einen hohen Anspruch an diese Veranstaltung.“

Veranstalter Hamann ist auch sichtlich stolz.

,,Schließlich ist das Deggenhausertal die Schatzkiste des deutschen Boxsportverbandes. Ich bin froh und stolz, dass wir wieder eine so tolle Veranstaltung auf die Beine gestellt haben.“

Uwe Hamann schwört auch auf die Atmosphäre in der Alfons-Schmidmeister Halle.

Schwenk nach Langenargen. In meinem lieblichen Nachbarort sind es noch zwei 76 Tage bis zum Match Race Germany 2015. Am Wochenende ist erst mal Boxen angesagt. Am 07.03.2015 gibt es ab 20.00 Uhr das Aufeinandertreffen vom Boxteam Langenargen gegen den Boxclub Zürich.

Sport am Bodensee Terminkalender

05.03.2015 Segeln: Jugendversammlung vom Yacht-Club Radolfzell 

05.03.2015 Schach: Spanisch mit GM Zugurds Lanka bei SF Wetzisreute ab 20.30 Uhr

05.03.2015 Segeln: Icebreaker – Party für Clubmitglieder im Vela – vom Yacht-Club Radolfzell ab 18.00 Uhr

06.-08.03.2015 Messe: Aqua-Fisch Internationale Messe für Angeln, Fliegenfischen und Aquaristik in Friedrichshafen 

06.03.2015 Boxen: Boxveranstaltung in Wittenhofen ab 20.00 Uhr in Alfons-Schmidmeister-Halle

07.03.2015 Fußball: FV Ravensburg – Bahlinger SC ab 15.00 Uhr

07.03.2015 Volleyball: Volley YoungStars – Oshino Volley Eltmanns ab 16.00 Uhr

07.03.2015 Handball: SV Allensbach – HSG Bensheim-Auerb. ab 19.30 Uhr

07.03.2015 Boxen: Boxteam Langenargen – Boxclub Zürich ab 20.00 Uhr

08.03.2015 Volleyball: Volley YoungStars – SV Fellbach ab 16.00 Uhr

13.03.2015 Segeln: Jugendarbeitsdienst beim Yacht-Club Radolfzell

14.03.2015 Schach: Schulmeisterschaft in Friedrichshafen im Karl-Maybach-Gymnasium ab 14.00 Uhr

13.03.2015 Eishockey: EV Lindau – EHC Waldkraiburg ab 20.00 Uhr

14.03.2015 Volleyball: Volley YoungStars – L.E. Volleys ab 16.00 Uhr

14.03.2015 Basketball: TSV Eriskirch – TV Konstanz 2 (Männer) ab 18.00 Uhr

14.03.2015 Basketball: TV Konstanz – BSG Ludwigsburg ab 19.00 Uhr

14.03.2015 Handball: Alpla HC Hard – Bregenz Handball ab 19.00 Uhr

14.03.2015 Handball: Kadetten Schaffhausen – GC Amicitia Zürich ab 19.30 Uhr

14.03.2015 Handball: HSG Konstanz – TV Hochdorf ab 20.00 Uhr

15.03.2015 Volleyball: Volley YoungStars – GSVE Delitzsch ab 14.00 Uhr

15.03.2015 Fußball: FC St. Gallen – FC Basel ab 16.00 Uhr

15.03.2015 Basketball: Baskets Konstanz – SG Heidelberg-Kirchh. ab 17.30 Uhr

15.03.2015 Eishockey: Ravensburg Towerstars – Löwen Frankfurt ab 18.30 Uhr

20.03.2015 Eishockey: Ravensburg Towerstars – Löwen Frankfurt ab 20.00 Uhr

21.03.2015: Segeln: Arbeitsdienst im Clubgelände beim Yacht-Club Radolfzell

21.03.2015 Fußball: FV Ravensburg – FC 08 Villingen ab 15.00 Uhr

21.03.2015 Handball: Bregenz Handball – SG INSIGNIS HB Westwien ab 19.00 Uhr

21.03.2015 Handball: HSG Konstanz – SG H2 KU Herrenberg ab 20.00 Uhr

22.03.2015 Basketball: TSV Eriskirch – TSG Sölfingen 2 ab 17.00 Uhr

 26.03.2015 Handball: Kadetten Schaffhausen – Wacker Thun ab 19.30 Uhr

28.03.2015 Handball: SV Allensbach – TSV Travemünde ab 19.30 Uhr

28.03.2015 Basketball: Baskets Konstanz – TBB Trier II ab 20.00 Uhr

29.03.2015 Basketball: TV Konstanz – MTV Stuttgart ab 17.30 Uhr 

Die Auswahl der Termine ist subjektiv und unvollständig.

Boxtermine 2015 und eine kleine Reminiszenz an den Kampf des Jahrhunderts zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier

Nein, mein Vater folgte nicht einer Empfehlung meiner Lehrer. Es war seine eigene Entscheidung, seinen Sohn zu später Stunde zu wecken. Boxen war angesagt. Hochklassiger Boxsport mit dem großen Ali.  Muhammad Ali, jener charismatische, selbstbewusste und die Massen elektrisierende Schwergewichtsboxer. Der Champion. Es gibt Sportereignisse die überdauern den normalen 24 Stunden Tag. Über diese legendären Highlights wird auch Jahrzehnte danach noch leidenschaftlich gesprochen. Mein Vater weckte mich damals an jenem 8. März 1971. Nein, die Schule musste noch etwas warten. Es war Zeit für etwas ganz besonderes. Kein normaler Boxkampf. Muhammad Ali gegen Joe Frazier. Er sollte als Kampf des Jahrhunderts in die Geschichte eingehen. Das kleine TV-Gerät sandte die schwarz-weiß Bilder aus dem New Yorker Madison Square Garden in die Wohnstube meiner Eltern. Faszinierend. Auf YouTube habe ich diese historische Sequenz herausgekramt.

Okay, da wird man ein wenig wehmütig. Das war Sportgeschichte. Heute schreiben wir das Jahr 2015. Die aktuellen Boxer mit Ali oder Frazier zu vergleichen wäre nicht fair. Die Sportplattform Spox hat für das beginnende hiesige Boxjahr die nächsten interessanten Termine mit entsprechendem Begleitext der einzelnen Kämpfe online gestellt unter dem Titel Die anstehenden Box-Highlights.

17. Januar: Bermane Stiverne (CAN – 24-1-1) – Deontay Wilder (USA – 32-0-0) in Las Vegas

24. Januar: Tony Thompson (USA – 39-5-0) – Odlanier Solis (CUB – 20-2-0) in Düsseldorf

06. Februar: Jermain Taylor (USA – 33-4-1) – Sergio Mora (USA – 27-3-2) in Biloxi

21. Februar: Gennady Golovkin (KAZ – 31-0-0) – Martin Murray (GBR – 29-1-1) in Monte Carlo

21. Februar: Arthur Abraham (GER – 41-4-0) – Paul Smith (GBR – 35-4-0) in Berlin

28. Februar: Tyson Fury (GBR- 23-0-0) – Christian Hammer (GER – 17-3-0) in London

14. März: Sergey Kovalev (RUS – 26-0-1) – Jean Pascal (CAN – 29-2-1) in Montreal

25. April: Wladimir Klitschko (UKR – 63-3-0) – Bryant Jennings (USA – 19-0-0) in New York

Gefährliche Sportarten

Es soll Krankenversicherung geben, die teilen Sportarten in risikoarm und risokoreich ein. Machen wir den Praxistest. Die basketballaffine Familie Wulff betreibt eher eine risikoarme Sportart. Bettina Wulff, Ehegattin vom Bundespräsidenten, erklärte im vergangenen Jahr im Interview auf Zeit Online auf Fragen zum Sport Basketball:

ZEITmagazin: Sie haben Basketball im Verein gespielt. Gibt es im Schloss Bellevue einen Korb?

Wulff: Nein, aber bei uns zu Hause, vor der Garage. Und wir versuchen, alle zwei, drei Wochen in einer Halle mit den Sicherheitsbeamten zu spielen. Das macht großen Spaß.

ZEITmagazin: Wer ist besser, Sie oder Ihr Mann?

Wulff: Ich natürlich. Ich bin auch die Einzige, die gegen meinen Mann richtig verteidigt, die anderen halten sich zurück.

Nun, das hätte ich mir früher in der Schule beim Basketball auch gewünscht, dass sich die anderen etwas zurückhalten. Risikoarm. War nicht der Fall. Ich war aber auch nicht mit dem Talent von Michael Jordan oder Dirk Nowitzki gesegnet. Es gibt jedoch auch die richtig risikoreichen Sportarten. Beispiel kommt postwendend. In der ersten Ausgabe des outdoor Magazins 2012 wurde von Paddel-Queen Freya Hoffmeister berichtet. Ihre sportliche Vita umfasst 2386 gepaddelte Kilometer um Neuseeland in 70 Tagen sowie 13 790 Kilometer um Australien in 332 Tagen. Alleine das klingt hart. Doch die Risiken lauern auch in Form von hyperaktiven Haien. Einer hinterliess sogar deutliche Spuren. Freya Hoffmeister im Interview mit outdoor.

,,Der Allerletzte. Es war sechs Uhr und gerade mal hell, als aus dem milchigen Wasser das Viech auftauchte, sein Maul aufriss und in mein Heck biss. Passend zum Kieferabdruck muss der Körper wohl so groß wie mein Boot gewesen sein. Gesehen hab ich nichts, nur den Stoß gehört und gefühlt. Auch das er zugebissen hat, habe ich anfangs gar nicht bemerkt. Beim Umdrehen sah ich etwas auf dem Deck liegen. Ein Zahn? Erst zu Mittag habe ich dann registriert, dass hinten das ganze Abteil abgesoffen war. Das war der einzige Moment der Australienreise, an dem ich wirklich gezweifelt habe, ob es das Risiko wert ist. Nach zwei Stunden hatte ich das Leck repariert, und weiter ging´s.“

Bei diesen Erzählungen vom Kampf mit Haien und Wellen muss doch jedem Sachbearbeiter einer Krankenversicherung der Angstschweiss von der Stirn tropfen. Unglaublich. Die Schublade riskoarme Sportart bleibt da verschlossen wie einst der Mund von Boxer Norbert Grupe im legendären ZDF Interview. Sportinterviews im Fernsehen sollen in der Regel ja einen offenen Dialog bilden. Kein Monolog. Am 21. Juni 1969 stellte der Sportmoderator Rainer Günzler im ZDF-Sportstudio dem Boxer Norbert Grupe einige Fragen zum verlorenen Boxkampf gegen den Argentinier Oscar Bonavena. Das missglückte „Gespräch“ kostete den bedauernswerten Rainer Günzler den Job. Für die jüngeren Freunde des Sports hier nochmals ein Blick in das Archiv.

Da verblassen so manche Interviews mit diesen ewigen Worthülsen, Floskeln und Standardsätzen von Sportlern (nach Bundesligaspielen öfters zu hören). Manchmal wünscht man sich wieder solche legendären Momente der Ruhe.

Flauschcontent für alle Freunde von Adidas und Muhammad Ali

Ich habe ja durchaus eine kleine Schwäche für gut gemachte Werbefilme mit Protagonisten aus der großen Sportwelt. Hier ein Fundstück mit Boxlegende Muhammad Ali und dem Sportartikelhersteller Adidas.

Hier noch ein wenig Bonusmaterial von mir für meine treuen Leserinnen und Leser.

So schaut die aktuelle Website von Muhammad Ali aus. Menschenskinder, wie die Zeit verinnt. Vorige Woche feierte der Sportler des Jahrhunderts am 17. Januar seinen 70. Geburtstag. Einst weckte mich mein Vater zu seinen großen Kämpfen. Das waren noch Zeiten. Da wurde keinem Chefredakteur auf die Mobilbox gesprochen – Ich bin gerade auf dem Weg zum Emir-.

Nachdenkenswert #98

,,Für das Boxen an sich und auch angesichts der Popularität der beiden Boxer gehört dieser Kampf sicherlich in eine Reihe mit Ali gegen Foreman, Tyson gegen Holyfield und Witali gegen Lewis. Es ist ein Traumkampf, ohne Zweifel.“

Fritz Sdunek, Boxtrainerlegende, über den bevorstehenden Kampf zwischen Wladimir Klitschko und David Haye im Spox Interview

Der Kampf des Jahrhunderts

Es gibt Sportereignisse die überdauern den Tag. Über sie wird auch Jahrzehnte danach gesprochen. Heute vor 40 Jahren weckte mein Vater mich. Nein, die Schule musste noch etwas warten. Es war Zeit für etwas besonderes. Kein normaler Boxkampf. Muhammad Ali gegen Joe Frazier. Das kleine TV-Gerät sandte die schwarz-weiß Bilder in die Wohnstube. Faszinierend.

Christian Eichler hat in der FAZ einen sehr lesenswerten Rückblick auf den Fight zwischen Ali und Frazier geschrieben.

,,Der „Kampf des Jahrhunderts“ zwischen Joe Frazier und Muhammad Ali am 8. März 1971 im New Yorker Madison Square Garden bot vor 40 Jahren etwas so Epochales, dass ihm Abermillionen ihren Schlaf vor einem normalen Arbeits- oder Schul-Dienstag opferten.“

Mein Vater redete noch Tage später vom Kampf. Auf dem Schulhof tauschte ich mich mit meinen Schulkumpels aus. Damals haben wir die historische Dimension vielleicht nicht instinktiv fühlen können. Mit Superlativen wird gerade im Sport inflationär gehandelt. Superstar, Mega-Event, Sporthelden, Jahrhundertspiel, Match des Jahrhunderts, Jahrhundertflug, Sensationssieg, Spektaktulärer Weltrekord für die Ewigkeit, Jahrhunderttor etc. Das nutzt sich ab.

 Doch der Boxfight Ali gegen Frazier, jenes Sportereignis mit der Bezeichnung – Kampf des Jahrhunderts – zeigt keinerlei Abnutzungserscheinung. Er berührt mich immer noch emotional sehr tief.

Max Schmeling hat den Hitlergruß nie benutzt

Die Boxikone Max Schmeling ist in historischen Filmaufnahmen verdammt nah dran an Adolf Hitler. Jetzt wird Schmelings Leben in einem Film erzählt. Die Hauptrolle spielt Henry Maske. Filmstart in Deutschland ist der 7. Oktober 2010.

Der Boxliebling des vereinten Deutschlands äußerte sich kürzlich im Interview mit der Süddeutschen Zeitung über den Schmeling-Film. Maske lehnt in seiner Rolle den Hitlergruß ab.

,,Der wirkliche Schauspieler muss Dinge tun, die er normalerweise nie tun würde. Ich bin aber kein Schauspieler und gehöre zu einer Generation, denen bestimmte Worte nicht leichtfallen.“

In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung am 16. September 2010 gibt es dazu folgenden Leserbrief von Frau Brigitte Maibohm aus München.

Ich war durch meinen verstorbenen Mann nahezu 40 Jahre eng mit Max Schmeling befreundet und will mich zur letzten Antwort von Henry Maske äußern (,,Siebenstellig war meine Gage auf alle Fälle“, 27. August). Es ist lobenswert, wenn Herr Maske im Film den Gruß ,,Heil Hitler“ ablehnt – jedoch gefällt mir die Begründung dafür nicht. Schmeling hat während des Dritten Reiches den Gruß nie ausgesprochen. Mehr noch, er hat es stets abgelehnt, Adolf Hitler mit ,,Mein Führer“ anzusprechen, er hat ihn immer nur ,,Herr Reichskanzler“ genannt.“ 

Der Gruß mag eine Formalie gewesen sein, die Nähe von Schmeling zu Hitler war es nicht. Diktatoren schmücken sich gerne mit dem Ruhm „Ihrer Sportler“. Hitler machte da keine Ausnahme. Es ist vielleicht müßig, zu fragen, wieviel Nähe zum Diktator Sportler wie Max Schmeling zulassen konnten oder mußten. Ich will da gar nicht moralisch drüber richten.

____________________________________________________________

Artverwandte Artikel zum Thema

Hitlers nützliche Idole

„Der Führer bittet zum Tee“

Boxer, Legende, Menschenfreund 

______________________________________________________

Unter Strom oder das etwas andere Interview

Sportinterviews sollen in der Regel ja einen Dialog bilden. Am 21. Juni 1969 stellte der Moderator Rainer Günzler im ZDF-Sportstudio dem Boxer Norbert Grupe einige Fragen zum verlorenen Boxkampf gegen den Argentinier Oscar Bonavena. Das missglückte „Gespräch“ kostete Günzler den Job.

Wer mehr über den kommunikativen Boxer erfahren will findet hier die eine oder andere interessante Lektüre:

1. Für alle Fälle Fäuste

2. Norbert Grupe ist tot

3. Norbert Grupe – Wikipedia