Nein, der deutsche Schachsport ist nicht auf Rosen gebettet. Die Männer holten 2011 die Europameisterschaft. Einen Titel, der so schnell in der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit unterging wie an manchen Dezembertagen die Sonne hier unten am Bodensee in den späten Nachmittagsstunden.Jetzt also die Mittelstreichung durch das BMI. Ein schwerer Königsangriff. Norbert Wallet nimmt sich auf Stuttgarter Nachrichten der Thematik an und leitet seinen Artikel mit folgenden Worten ein:
,,Das deutsche Schach ist in heller Aufregung. Das Bundesinnenministerium (BMI) hat dem Deutschen Schachbund mitgeteilt, dass es dem Verband die Fördermittel streicht. Es geht um jährlich 130 000 Euro. Ein kleiner Betrag – dessen Wegfall aber eine große Wirkung erzeugt. Mit dem Geld finanziert der Schachbund die Stellen des Bundestrainers und des Sportdirektors. Betroffen von der Entscheidung ist ein Verband mit mehr als 90 000 Mitgliedern, der größer ist als der Eishockey- und Hockeyverband, größer auch als der Ruderverband.“
Schach ist Hochleistungssport. Deutschland hat einen Weltmeister wie Emanuel Lasker in seinen historischen Annalen. Wer gesehen hat wie intensiv sich ein Magnus Carlsen im vergangenen Jahr körperlich auf sein Duell gegen Vishy Anand vorbereitete, kann keine Zweifel daran haben. Schach ist psychische und physische Schwerstarbeit im Segment Leistungssport. Ich empfehle jedem der Schach jetzt in die Kulturecke abtun will, ihm jegliche „eigenmotorische Aktivität“ abspricht, sich auch die Hochleistungssportliche Vorbereitung von Bobby Fischer auf das Schachmatch des Jahrhunderts 1972 anzusehen. Zu sehen im Dokufilm Zug um Zug in den Wahnsinn von Liz Garbus. Danach kann es keinen Zweifel geben: Schach ist Leistungssport. Am 7. Dezember 2011 schrieb ich nach der Ausstrahlung auf Arte hier im Blog unter dem Titel: Bobby Fischer: Zug um Zug in den Wahnsinn oder der vergebliche Versuch einer objektiven Rezension:
,,Für Bobby Fischer Freunde, Fans, Nostalgiker, Schachspieler wie mich gab es reichlich bekanntes Bildmaterial und auch einiges neues. Die Sequenzen zum Beispiel von Fischers gnadenlosen Fitnessprogramm vor dem Schachmatch des Jahrhunderts waren spektakulär. Die Aufnahmen im Wasser beim Schwimmen, seine Situps, sein Ehrgeiz bei diesen körperlichen Trainingseinheiten waren intensiv. Leibesübungen unter professioneller Anleitung. Atemtechnik. Mentalpower wie sie auch Boxlegende Ali zeigte. Dabei sah ich erstmals auch einen nackten Bobby Fischer. Normalität beim Duschen.“
Der Deutsche Schachbund erfährt zur Zeit sehr viel Sympathie aus den verschiedensten Richtungen. Akribisch haben sie auch eine Themenseite zur Mittelstreichung durch das BMI eingerichtet und füllen es permanent mit den neuesten Entwicklungen, Kommentaren und Äußerungen vom Bundestrainer bis zur Schachspielerin. Ein Blick zur Vertiefung der Ereignisse lohnt. Hier geht es zur BMI-Spezialseite.