Warum ich Blogs wie Abenteuer Sport mag

Ab und an werde ich gefragt, was für mich die Faszination von Blogs ausmacht. Nun, es sind die individuellen Texte, Erfahrungen, Sichtweisen der jeweiligen Blogger. Die enorme Spannbreite der Gefühle, die ausgebreitet wird. Manch Blogbeitrag wird unter großen Kraftanstrengungen erstellt. Nehmen wir als aktuelles Beispiel Stefan Nestler mit seinem Blog Abenteuer Sport.

,,Die Tarnung war mäßig, um nicht zu sagen dilettantisch. Auf meinem Visumantrag stand als Berufsbezeichnung „selbstständiger Historiker“, was immerhin einen Funken Wahrheit enthielt, weil ich einst im Nebenfach „Neuere Geschichte“ studierte. Hätte ich den Chinesen reinen Wein eingeschenkt und mich als Journalist geoutet, hätte ich höchstwahrscheinlich kein Visum erhalten. Schließlich werden die DW-Internetseite und auch mein Blog in China blockiert, wovon ich mich in Kaschgar selbst überzeugen konnte. Auf ein Mikrofon hatte ich wohlweislich verzichtet, um Scherereien an der Grenze aus dem Weg zu gehen.“

Stefan Nestler, im Hauptberuf Journalist für die Deutsche Welle, hatte aus Sicherheitsgründen auch das Logo seines Auftragsgebers auf dem Handy überklebt. Aus sicherheitstechnischen Aspekten löschte er die dienstlichen Telefonkontakte. Ebenso die Mailkontakte. Auch die zahlreichen SMS Kontakte wurden gelöscht. Der erfahrene Expeditionsreporter bloggte denn auch kontinuierlich. Trotz aller Widrigkeiten.

Dieses Ringen um einen Blogbeitrag,  ausgelebte Individualität, bei Stefan Nestler auch im Licht der Stirnlampe erstellte Texte, begeistern mich immer wieder und machen einen großen Teil der Faszination von Blogs für mich aus.

Bekenntnisse eines Sportbloggers

Ich bin der, der ohne Masterplan bloggt.

In der Regel langweilen mich Dispute über die Meinungshoheit zwischen Sportjournalisten und Sportbloggern. Beide haben ihre Berechtigung. Der Sportjournalist ist nicht zwingend der unterhaltsamere. Okay, einige Cracks gibt es natürlich auch in den Redakteursstuben Deutschlands. Manch einer hat sich auch vom Diktat der Redaktionskonferenzen gelöst und ist freischaffend tätig. Die individuelle Jagd nach Schreibaufträgen ist damit in der Regel eröffnet. Freie Sportjournalisten scheinen oftmals neben der Textarbeit auch noch viel Aufwand für Ihre Vermarktung zu betreiben (müssen). Da sind dicke Bretter zu bohren. In meiner Kindheit wollte ich auch Sportjournalist werden. Zum Glück kam es anders.

Ich mag keinen Apfelmüll. Markenfetischismus erreicht in der Regel mein Herz nicht. Steve Jobs hielt ich nie für einen Arbeitgebergott. Berichte über Arbeitsbedingungen in einer Fabrik in China machen nachdenklich und lassen keinerlei Begeisterung für irgendein Produkt aus dieser Stätte der Angst aufkommen. Da müssen laut einem taz Artikel Blut am Apfel Netze an den Fassaden installiert werden um weitere Selbstmorde zu verhindern.

Doch zurück zum Sport.

Bei den Boxhelden Frazier und Ali galten meine Sympathien immer letzteren. Ich hab einen Faible für Reinhold Messner, Stefan Nestler, Gerlinde Kaltenbrunner, Rumäniens Weltklassetorwart Cornel Penu und seine Szene mit Wolfgang Lakenmacher in Berlin im Handball-WM Endspiel 1974, Wieland Schmidt,  Bayern München, RB Leipzig, Dieter Mateschitz, die Fußballelf von Helmut Schön in München gegen die Niederlande beim WM-Triumph 74, Paul Breitner, Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Gerd Müller, Oliver Kahn, Jürgen Klopp,Hans Meyer, die Pferderennbahn im Scheibenholz in den 80igern mit den Jockeys Jürgen Szydzik, Dietmar Hartung, Martin Rölke, Angelika Glodde, Lutz Pyritz, Jochen Potempa, Schachweltmeister Bobby Fischer und die Story vom Schachmatch des Jahrhunderts, Sebastian Vettel, Dirk Bauermann, Wolfgang Heyder und seine Arbeit bei den Brose Baskets Bamberg, Heiner Brand, Jürgen Croy, gut gemachte Schachwebsiten, Sportblogs wie allesaussersport, Trainer Baade, rotebrauseblogger, breitnigge, indirekter-freistoss …. und die vielen anderen guten Sportzeilenmanufakturen (Kleiner Blick auf meine Blogroll zeigt weitere Perlen).

Ich wundere mich über PR-Aktionen mit falsch aufgestellten Schachbrett, wie kürzlich bei den SPD-Genossen Steinbrück und Schmidt zu beobachten. War sie letztendlich vielleicht gewollt, die Aufmerksamkeit um eine Buchveröffentlichung auf Kosten des regulären Schachspiels? Andererseits habe ich in Oberstdorf beim Großschach auch schon falsch aufgestellte Grundstellungen gesehen. Vielleicht überbewertet dies auch ein einst erfolgreicher Jugendschachspieler wie ich.

Stichwort Jugend. In diesen Zeiten damals im sozialistischen Laborversuch der Spießbürger Honecker und Co. holte ich die eine oder andere Medaille beim Turnierschach. Ohne Doping. Bevor Leser jetzt wild bei wikipedia schauen oder in der Google Suchzeile hektisch nach Statistiken suchen, spart Euch die Zeit.

Meine Erfolge waren im Bezirk Leipzig regional beschränkt, zu historischen unvergessenen Zeiten, wo Robotron, ein DVZ (Datenverarbeitungszentrum), Maschinenbaukombinate mit 40.000 Mitarbeitern, Schlangen vor dem örtlichen Gemüseladen, große Zeitungen mit sozialistischen Power-Botschaften, sehr dominante Medaillenspiegel der DDR-Leistungssportler gegenüber den westlichen Athleten aus Frankreich, England oder der BRD (erinnert sei an die Bilanz bei den Olympischen Spiel in Montreal 1976) und vieles andere mehr den Gang des Alltags begleiteten. Das Internet war weit weg. Nein, es wird die nächsten 5 Jahre keine Memoarien von mir geben. Also liebe Verlage, spart Euch bitte die Anfragen.

Manchmal wünsche ich mir Interviews von Sportlern im Stil von Klaus Kinski. Unvergesslich diese Sequenzen des emotionalen und extrovertierten Schauspielers. Aber auch die Interviews von Erfolgscoach Hans Meyer haben Kultcharakter.

Dynamo Dresden oder Hansa Rostock kann ich mir auch gut in der vierten Liga vorstellen. Die Welt würde sich weiter drehen. Es gibt keinen Grund einen Ostbonus zu fordern. Was sollen da Traditionsvereine aus Essen, Braunschweig, Düsseldorf, Saarbrücken, Uerdingen, Unterhaching oder die Kätzchen aus München sagen. Andererseits stellt sich die Frage warum Eintracht Frankfurt recht glimpflich bei Zuschauerauschreitungen davon kommt. Ach, wie war das eigentlich damals mit der Lizenz für Borussia Dortmund als das finanzielle Kartenhaus einzustürzen drohte? Es sollte auch keinen Westbonus, Nordbonus oder Südbonus geben. Thema Gerechtigkeit – Mahatma Ghandi bitte übernehmen Sie.

Schiedsrichter haben es nicht leicht. Gerade in diesen Zeiten. Mein Idol aus der Jugend war Rudi Glöckner. Jener Referee aus Markranstädt pfiff das legendäre Fußball-WM Endspiel Brasilien-Italien in Mexiko 1970. An ihn kam später keiner ran. So ähnlich muss das eigentlich mit der Markenbildung funktionieren. Schuhe x (oder wir können hier ruhig auch Namen nennen: Adidas, Puma, Nike, Reebok etc.) in der Jugend getragen, und später hat es jeder andere Anbieter schwer in den Kopf und das Herz zu kommen. Heute früh bin ich übrigens mit meiner Jahrhundertliebe am Bodensee gejoggt. Ich trug NO-Name Laufschuhe. Dabei habe ich in meinem Leben bereits Adidas Schuhe, Nike-Fußbekleidung und Puma-Treter angehabt und mit Ihnen auch etliche Kilometer zurückgelegt.

Folgende Sportarten habe ich in meinem Leben bereits ohne Profi-Status ausgeführt: Schach, Fußball, Handball, Badminton, Squash, Volleyball, Laufen über gepflegte 10 Kilometer (Stammleser wissen von meiner Meinung zum Thema Marathon), Hallenfußball, Radfahren mit normalen Rädern, Basketball (oh ich erinnere mich schmerzlich, da verfluchte ich immer meine kleine Körpergröße von 178 cm oder hatte ich generell im Schulsport mental nicht die Anthony Robbins Einstellung?), Bergwandern, Berge mit über 1200 Meter Höhenunterschied bestiegen, Couchrelaxen bei Sportsendungen und Live-Übertragungen aller Art, Schwimmen, Wandern, extensives Lesen von Sportartikeln in den verschiedensten Zeitungen und Magazinen, Kraftsport bei Kieser Training und natürlich noch eine ganze Reihe an Übungen aus dem Schulsportunterricht wie Kugelstoßen, Hochsprung, Bocksprung (Turnen habe ich gehasst)… So jetzt ist aber gut. Sonst kommt noch ein Therapeut auf die Idee, er müsste bei mir eine Art Psycho-Klempner Behandlung einleiten. Nix da.

Ich gehe relativ entspannt mit grammatikalischen Fehlern oder dem einen oder anderen Rechtschreibebrüchlein um. Dieser Blog hat bewusst kein Lektorat. Wer mit der Lupe nach Rechtschreibefehlern und grammatikalischen Fehlpässen sucht wird also sicherlich fündig werden. Gemach, gemach. Dabei waren meine Aufsätze oder Noten generell im Deutsch Unterricht an der 35. Polytechnischen Oberschule in Leipzig (Virchowstraße) gar nicht so übel. Doch ich blogge wie eingangs erwähnt ohne Masterplan und konsultiere auch keine ehemalige Deutschlehrer. Okay? Ich bitte daher meine Leser aber vom zusenden eines Exemplars Konrad Duden abzusehen. Ich würde momentan nicht reinsehen. Vielleicht bin ich da auch etwas eigen. Es ist so.

Ein paar Prognosen dürfen zum Ende nicht fehlen. Im deutschen Volleyball wird der VfB Friedrichshafen seinen achten Meistertiel in Serie einfahren. Die Fußball-Bundesliga wird den Rekordmeister Bayern München am Ende der Saison auf Platz 1 sehen. Das Basketballprojekt mit Dirk Bauermann wird dieses Jahr noch keine deutsche Meisterschaft bringen. Im Handball wird THW Kiel vorne sein. Im Fußball wird RB Leipzig, jene Mannschaft mit der Spielstätte im einstigen legendären Zentralstadion, den Aufstieg in die 3. Liga feiern können. 2012 wird es zum 40. Jahrestag vom Schachmatch des Jahrhunderts das eine oder andere neue Buch geben. So weiter lehne ich mich für heute nicht aus dem Fenster. Im deutschen Eishockey mag ich mich nicht festlegen. Noch nicht.

Ich wünsche allen Lesern ein phantastisches Wochenende.

Schach: Jan Gustafsson geht online und andere offline

Die spanische Schach-Einzelmeisterschaft findet dieses Jahr vom 04.09 bis 12.09 auf Teneriffa statt. Deutschlands Schachgroßmeister Jan Gustafsson coacht das verheißungsvolle Talent Ivan Salgado Lopez. Anschließend geht es mit dem Coaching bei der Schacholympiade im sibirischen Khanty-Mansijsk vom 21. September bis 3. Oktober weiter. Gustafsson nimmt die Mannschaft von Dänemark als Honorartrainer unter seine Fittiche. Anschließend beginnt für ihn mit der OSG Baden-Baden am 9. Oktober die Schachbundesliga. Seit neuestem ist Jan Gustafsson im Netz mit eigener Website und Kolumne vertreten. Mal sehen wie lange der Atem für kontinuierliche Online Auftritte reicht. 

Derweil hat diese Woche Ilja Schneider die Einstellung vom Schachblog Der Schachzoo mitgeteilt. Er hatte ja mit Jörg Hickl die großen Auftritte während des WM Kampfs zwischen Anand und Topalov bei der Live-Berichterstattung auf der Schachwelt. Das war ganz großes Kino. Ilja Schneider will seine eigene Schachstärke verbessern und setzt Prioritäten:

,, Kurzum, ich müsste mich auch außerhalb der zahlreichen Turniere mehr mit Schach beschäftigen. Viel mehr.Wie es auch die ganzen anderen Guten machen, oder zumindest die Erfolgreichen.
Und was mache ich? Ich schalte zuhause meinen Laptop ein und verbringe 2-3 Stunden im Schachzoo, wo ich zumeist ausführlich meine Colorado- und Trompowsky-Partien kommentiere, die ich vorher (und das ist vielleicht sogar das Schlimmste!) vielleicht auch noch – zumindest unterbewusst – EXTRA aufs Brett gebracht habe, um sie danach der Fan-Gemeinde präsentieren zu können?! 3 Stunden, die man hätte auch gut in Königsindisch stecken können?! Bei aller Liebe, aber Freunde, ihr müsst mir zustimmen: Das ergibt einfach keinen Sinn.“
 

Knapp zwei Wochen vorher hatte der Schachtrainer Frank Große aus Leipzig mit seinem Blog Schachtraining das Handtuch geworfen. Sein Abschiedstext las sich so:

Liebe Blogleser, momentan fehlt es mir an Zeit, Kraft und Motivation den Blog wieder zu beleben.
Aus diesem Grund stelle ich das Angebot bis auf weiteres ein!

Ein weiteres Schachblog war bereits am 20. April zu Grabe getragen werden. Die Fahnen auf Halbmast. Stefan Löffler zog den Stecker und verabschiedete sich mit folgenden Zeilen vom Schachblog:

,,Nun zieht der Schachblogger die Konsequenzen. Der Schachblog wird abgedreht. Aber nur um an anderer Stelle, vielleicht ohne einige Spitzen und Insidereien, dafür gegen ein geringes Honorar weitergeführt zu werden.“

Die neue Stelle mit dem monetären kleinen Honorar ist die Schachwelt. Dort flutscht es allerdings auch nicht wie gewünscht. Stefan Löffler titelt desillusioniert Blogger verpisst euch, keiner vermisst euch?

Ein wenig wundere ich mich schon. Bloggen verlangt Leidenschaft, Herzblut, Ausdauer, Spaß und einen aufrechten Gang. Das schnelle und massive Schließen von Schachblogs macht mich nachdenklich.