Bei der Blitz-WM 2010 in Moskau wird Levon Aronian Blitzweltmeister

Levon Aronian ging mit 1,5 Punkten Vorsprung vor Magnus Carlsen in den abschließenden 3. Tag der Blitz-WM 2010 in Moskau. Es standen nochmals 10 Runden auf dem Programm. Carlsen hatte 2009 die Blitzschachweltmeisterschaft vor Anand mit 31 Punkten gewonnen. Der indische Schachheld kam auf 28 Punkte. Diesmal war Viswanathan Anand nicht am Start. Ihn sehen wir erst wieder beim London Chess Classic vom 8. bis 15. Dezember am Start. Noch eine kleine Notiz möchte ich nachtragen. Magnus Carlsen erhielt in Moskau rückwirkend für sein Schaffen im vergangenen Schachjahr den Schach-Oscar 2009 von der russischen Zeitschrift 64.

            Turm in der Schlacht

             © Michael Alber: Pixelio

Die Blitz-WM 2010 sah ja nach dem ersten Tag Magnus Carlsen und Levon Aronian mit jeweils 10 Punkten vorn. Am zweiten Tag grüßte Levon Aronian dann ganz alleine von der Tabellenspitze mit 18,5 Punkten. Er hat momentan einen Lauf. Erst am vergangenen Sonntag gewann er zusammen mit Karjakin das Tal-Memorial Turnier durch die Sonneborn-Berger Wertung. Aronian konnte gleich in Moskau bleiben. Nach Moskau ist vor Moskau gewesen.

Levon Aronian gewann am Ende mit 24,5 Punkten vor Teimour Radjabov mit 24 und Magnus Carlsen mit 23,5. Hier die komplette Turniertabelle mit allen Partien. Der Spannungsbogen kann dort nochmals gut rausgelesen werden.

Für alle Freunde der Geschichte der Weltmeisterschaften im Blitzschach gibt es Lesestoff auf Wikipedia. Auch die vor der offiziellen Einführung der Blitz-WM durchgeführten bestbesetzten Weltturniere im Blitzschach fehlen nicht.  Klangvolle Namen wie José Raúl Capablanca, Bobby Fischer, Garri Kasparow oder Michail Tal tauchen dort auf. Da bekomme ich Lust eine kleine Blitzpartie in der Thalia-Buchhandlung am Wochenende in Nürnberg zu spielen.

Ein Dank geht an den russischen Verband und seinen Live Video Stream. Das war ganz großes Kino. Ich liebe das Internet und seine Möglichkeiten.

Nach Moskau ist vor Moskau

Zielfotofinish beim Tal-Memorial in Moskau. Am Ende mußte die Wertung nach Sonneborn-Berger zu Rate gezogen werden. Chesstigers seziert den Endkampf in der Turniertabelle.

,,Das erste Kriterium bei Punktgleichheit sollte der direkte Vergleich sein, doch da die drei Spieler allesamt untereinander remisiert hatten, musste das nächste Kriterium – das so genannte „Koya-System“ – angewendet werden. Dort werden die Punkte addiert, die man gegen die Spieler erzielt hat, die im Wettbewerb 50 Prozent oder mehr erzielt haben. Aber auch dort waren alle drei Spieler absolut gleich, also musste Kriterium Nummer 3 – die Sonneborn-Berger-Wertung – bemüht werden, und diese entschied letztlich, dass Aronian und Karjakin gemeinsam das Turnier gewannen, und Mamedyarov nur der dritte Rang blieb.“

            Turm in der Schlacht

             © Michael Alber: Pixelio

Zum Nachlesen für alle Freunde der Feinwertung gibt es hier auf wikipedia die entsprechenden Erklärungen zur Sonneborn-Berger Thematik. Am Ende also teilt sich der Turnierfavorit von Jan Gustafsson, Levon Aronian, den Sieg beim Tal-Memorial mit Sergej Karjakin. Mein persönlicher Favorit Kramnik landet auf einem Platz unter ferner liefen. Soll ich den Mantel des Schweigens drüber hängen? So leicht will ich es Wladimir Kramnik dann auch wieder nicht machen. 2 Niederlagen gegen die Turniersieger und eine Reihe von Remispartien sorgten für Rang 7. Das Wort Enttäuschung trifft es ganz gut. Mit einer Prognose hatte ich jedoch den richtigen Riecher. Vor Beginn der letzten zwei Runden beim Tal-Memorial in Moskau schrieb ich hier:

,,Für jeden Schachspieler gibt es noch zwei volle Punkte zu gewinnen. Angesichts der Remisflut fast nicht zu glauben, dass ein Spieler seine letzten zwei Partien gewinnt. In den letzten 20 Partien in Moskau gab es 17 Remis und nur 3 Siege.“

Es gelang wirklich keinem Spieler in Runde 8 und 9 beide Schachpartien zu gewinnen. Kleines Trostpflaster für meine Fehlprognose mit Kramnik. Jetzt aber Deckel zu. Die Sache wird nicht mehr erwähnt.

Nach Moskau ist vor Moskau. Dem Tal-Memorial schließt sich nahtlos die Blitzschachweltmeisterschaft mit einem illustren Teilnehmerfeld in der russischen Metropole  an. Magnus Carlsen, norwegisches Wunderkind und beliebt bei den Sponsoren, tritt als Titelverteidiger an. 12 Tage vor seinem 19. Geburtstag gewann Carlsen im vergangenen Jahr vor Anand und bekam als Blitzschachweltmeister einen neuen Sponsoring Vertrag. Der Finanzdienstleister Artic Securities sah das Potenzial von Magnus Carlsen und investierte 240 000 Euro in eine auf vorerst 2 Jahre ausgelegte Sponsorpartnerschaft. Erfolg macht sexy.