Das Leichtathletik-WM Blog von Sportspool.tv

Es liegt Jahrzehnte zurück. Die Zeit war auf 8 Wochen Sommerferien eingestellt. Die Begebenheit trug sich im Kinderferienlager in Friedrichroda zu. Ausgestattet mit dem Wissen der Sport-Tageszeitung Deutsches Sportecho konnte ich alle aktuellen Weltrekorde der Leichtathletik aufsagen. Ich war damals 12 Jahre alt. Heute muss ich schon den einen oder anderen Weltrekord googeln. Ich schau mir allerdings auch die Statistiken nicht mehr so intensiv wie damals an. Deutsches Sportecho gibt es ja auch nicht mehr. Sie veröffentlichten immer regelmäßig die Leichtathletik-Jahresweltbestenliste und die entsprechenden Weltrekorde dazu. So prägte es sich in meiner Großhirnrinde signifikant ein. Ich hatte wirklich alle Weltrekorde der Leichtathletik drauf. Die Kinder in meiner Ferienlagergruppe fragten mich durcheinander ab und ich zeigte keine einzige Schwäche in meinen Antworten. Ob die 8,90 von Bob Beamon oder die 2,00 Meter von Rosi Ackermann – ich hatte alle Daten der Leichtathletik-Weltrekorde im Kopf.

Springen wir in das Jahr 2011 zurück. Sie ist schon einige Tage in Bewegung. Die Leichtathletik-WM im südafrikanischen südkoreanischen Daegu. Das WM-Blog von sportspool.tv bringt in komprimierter Form eine lesenswerte Presseschau für alle Freunde der Leichtathletik heraus. Der Bogen wird gespannt von der Flucht von Betty Heidler aus dem Trainingslager über das hochinteressante Interview mit dem DLV-Vizepräsident Lohre (kleiner Seitenhieb an den Kaiser inclusive)  zum Thema Doping bis hin zur PR-Gag Nummer von Bolt oder der Veränderung einer deutschen Stabhochspringerin.

Pressespiegel Leichtathletik-EM 2010 in Barcelona

Huch, die Leichathletik-EM in Barcelona ist auch bereits wieder Geschichte. So richtig spektakulär war sie nicht. Eher Hausmannskost. Kein Robert Harting mit zerissenem Nike-Shirt wie beim WM Gold in Berlin 2009. Keine Ariane Friedrich mit einem siegreichen Ende im Hochsprung-Krimi mit vorhersehbaren Ende. Mir persönlich fehlte auch Stabhochsprung Queen Jelena Issinbajewa. Ein kleiner Blick in den Pressespiegel.

Die Süddeutsche Zeitung geht der Frage nach: Wie viele Mitarbeiter braucht eine Leichathletik-EM Sendung?

,,Überhaupt nicht bescheiden wollten sich ARD und ZDF offenbar bei der Entsendung von Mitarbeiter. 177 sind es derzeit in Spanien. Öffentlichkeitswirksam – bei Bild – beschwerte sich nun der medienpolitische Sprecher der FDP, Burkhardt Müller-Sönksen: ,,Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Deutschen bei solchen Großereignissen das größte Aufgebot stellen.“ Die Crew der Rai soll 81 Personen umfassen, die der BBC nur 49. Auf jeden deutschen aktiven EM-Teilnehmer, so eine Rechnung, sollen beinahe drei Mitarbeiter von ARD und ZDF kommen.“

Thomas Hahn erinnert in seinem Kommentar Die Leichtathletik kämpft für die Süddeutsche Zeitung auch an die überzogene Schelte nach den ersten zwei Tagen ohne Medaillen für das deutsche Leichtathletikteam in Barcelona:

,,Die Kritik am deutschen Team nach den ersten beiden medaillenlosen EM-Tagen ist überzogen gewesen. Die leistungssportliche Ausrichtung des Verbandes DLV sieht Führung mit Rücksicht auf den freien Wettbewerb der Ideen vor und ein strenges Bekenntnis gegen dopingförderndes Anspruchsdenken – das bleibt auch dann richtig, wenn die deutsche Mitfavoritin ihr Diskus-Finale verpatzt.

Die FAZ zieht eine Bilanz aus deutscher Sicht und titelt Der deutsche Weg heißt Individualismus. Sie verweist unter anderen auf die sehr bemerkenswerten und recht unterschiedlichen Ausgangspositionen der Goldmedaillengewinnerinnen:

,,Von der angehenden Ärztin Linda Stahl, die in ihrer Freizeit zweimal täglich Speerwerfen trainiert, über die Polizeiobermeisterin Betty Heidler, die Hammerwerfen als Beruf versteht und ein Jurastudium als Hobby pflegt, bis zur Sprinterin Verena Sailer, die mit gestrecktem Bein durch die Halle hoppelt und an Maschinen trainiert, die ihr Trainer zusammengeschweißt hat, stehen diese drei Europameisterinnen für die ganz individuellen Wege zum persönlichen Erfolg.“

So ganz ohne Blick auf den Medaillenspiegel geht es dann auch bei der FAZ nicht. Die heilige Kuh Nationenwertung ist immer ein Dauerthema.

,,Die Führung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes hat in Spanien erlebt, dass ihr Ziel, die Nummer eins in Westeuropa zu werden, offenbar (noch?) ein bisschen hoch gegriffen ist. Obwohl die deutsche Nationalmannschaft 16 Medaillen gewann – und damit mehr als bei der EM vor vier Jahren in Göteborg und bei der Heim-WM im vergangenen Sommer – hatten das britische und das französische Team, ganz zu schweigen vom überlegenen russischen, deutlich öfter gesiegt.“

Die Nationenwertung kennt einen souveränen Sieger. Russland. Nicht überraschend. Zeit Online widmet sich dem Thema Warum die Russen die EM dominiert haben.

,,Die Russen haben in quasi allen Bereichen ein Reservoir an Talenten. Die treiben sich durch gegenseitigen Konkurrenzkampf nach oben, am Ende schaffen es die körperlich und mental stärksten ins Nationalteam. Die Athleten, die dann bei einem Höhepunkt antreten, sind enorm nervenstark, weil sie diese Wettkampfhärte im eigenen Land hatten ausgiebig trainieren können.“

Die Berliner Morgenpost wirft einen Blick auf den letzten Wettkampftag und titelt Ein glänzendes Finale und widmet sich Weitsprung-Europameister Christian Reif:

Schon in der Qualifikation hatte es Christian Reif sehr spannend gemacht: Erst im dritten Versuch sicherte er sich den Platz im Endkampf, allerdings mit 8,27 Meter. Das war dann auch der weiteste Satz aller Teilnehmer, und der Deutsche hatte damit seine europäische Jahresbestleistung eingestellt. Und gestern im Finale ging’s ihm erst einmal genauso: erster Versuch ungültig, der zweite nur 7,87 Meter, das Aus drohte.

Dann war Nervenstärke gefragt. Christian Reif zeigte eine bemerkenswerte mentale Kraft.

„Doch dann: 8,47 Meter im dritten Versuch, die klare Führung. Noch keiner sprang 2010 weltweit weiter. Gleich um 20 Zentimeter verbesserte der Saarbrücker seine persönliche Bestweite. Niemand sollte mehr weiter springen. Und dann konnte man den 25-Jährigen kaum noch einfangen.“

Der nächste Höhepunkt in der Leichtathletik findet am 19. August statt. Ein Spektakel. Die Rede ist vom Züricher Diamond-League-Meeting.

Sponsorspiegel 23.01.10

Im wöchentlichen Sponsorspiegel wollen wir heute einen Blick auf die Deutsche Sporthilfe werfen. Seit einiger Zeit dringt an das Ohr des normalen Bürger seit Anfang des Jahres der Ruf nach finanzieller Hilfe für die Sportler. Die Rede war von 600 Euro Verdienst, einer 60 Stunden Woche, beruflicher Ausbildung neben dem Training. So wurden in überregionalen Zeitungen wie der SZ Stellenanzeigen mit „humorvollen“ Text geschaltet.

Sportler hoffen auf Volkssponsoring titelt hr online seinen Artikel über die  von der Sporthilfe initiierte Kampagne „Dein Name für Deutschland“. Für 3 Euro Monatsbeitrag könne jeder Bürger offizieller Sponsor der Spitzensportler in Deutschland werden. Die Weltmeisterin im Hammerwerfen von 2007, Betty Heidler, verweist auf das „Schlange stehen von Sponsoren“ in ihrer Sportart.

„In meiner Sportart stehen auch nach dem Gewinn von WM-Medaillen die Sponsoren nicht klopfend vor der Tür“.

Das sieht ja bei Fußballern etwas anders aus. Betty Heidler mag da gerne Lukas Podolski fragen. Er hat in jungen Jahren neben exhorbitanten Gehältern auch lukrative Werbeverträge vorzuweisen. Woran liegt es? Welche Sportart liegt medial in der Sonne? Welche Sportarten fristen ein Dasein im Schatten?

Wenn Betty Heidler im oben erwähnten Artikel von hr online dann jedoch einen Vergleich mit dem normalen Bürger wagt, bin ich mir nicht sicher, ob sie damit Sympathie und Verständnis für ihre Situation erreicht.

„Wenn die 60 Stunden in der Woche arbeiten und Überstunden machen, dann lassen sie sich das auszahlen, können sich dafür was kaufen. Ich habe nur im Sommer die Möglichkeit, um Preisgelder zu kämpfen.“

Auch Kugelstoßerin Nadin Kleinert hatte im alten Jahr auf die unbefriedigende Situation an der Sponsorenfront aufmerksam gemacht. Doch der normale Bürger ist dafür nicht verantwortlich. Der Managementtrainer Dr. Rainhard K. Sprenger spricht in seinen Seminaren gerne vom:

 „Der Tod des Glücks ist der Vergleich.“

In Deutschland wird kein Mensch gezwungen die Laufbahn eines Leistungssportler einzugehen. Es gibt für die Sportler keinen Garantieschein auf sportlichen Erfolg und Ruhm und Geld. Wer durchkommt wie einst Boris Becker oder Steffi Graf, Michael Schumacher oder Michael Ballack, Dirk Nowitzki oder die Klitschko Brüder, kassiert auch überdurchschnittliche Summen. Gepaart ist sportlicher Erfolg jedoch auch mit klugen Management und der erfolgreichen Vermarktung der Sportler.  

Michael Ballack ging eben konsequent seinen Weg aus dem grauen Karl-Marx-Stadt über Kaiserslautern, Leverkusen und dem deutschen Rekordmeister Bayern München. Danach ging es in die Weltstadt London zu Chelsea. Sein aktueller Wochenverdienst soll bei 135.000 Euro liegen. Richtig gelesen. 135.000 Euro pro Woche. Ballack Berater Michael Becker leistet einen exzellenten Job. 

Die Klitschko Brüder werden ebensfalls ausgezeichnet vermarktet. Ein Blick auf die Homepage der Klitschko Management Group GmbH zeigt dies deutlich. Die Boxer haben neben ihrer sportlichen Stärke auch Geschäftssinn und präsentieren sich selbstbewußt. Textpassage auf der Website:

„Als Testimonial fungieren die promovierten Sportwissenschaftler seit Jahren aufmerksamkeitsstark für ihre Partner in TV, Online, Rundfunk und Print.“

Übrigens der 19 Jährige Schachspieler Magnus Carlsen aus Norwegen konnte im vergangenen Jahr einen Sponsorenvertrag über 240.000 Euro für zwei Jahre an Land ziehen. Sponsor Artic Securities. Das war 12 Tage vor seinem 19. Geburtstag.

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