Die Schachfiguren sind verstaut. Die Schachuhren angehalten. Die Live-Ticker über Khanty Mansiysk im März 2014 bereits wieder Geschichte. Nach dem WM-Kandidatenturnier ist vor dem WM-Kampf. Bernd Schroller auf sportal:.
,,Der Ort der kommenden Weltmeisterschaft steht ja noch aus. Anand wird gefragt, wo er gerne spielen würde. Es ist ihm egal, er gibt nur zu Bedenken, dass ausgerechnet in seiner Heimatstadt Chennai sein Schach eher schwach war.“
Vishy Anand war der große Gewinner in der sibirischen Erdölstadt und überraschte zahlreiche Experten mit seinem Comeback. Zur Erinnerung zum Beispiel vielleicht die Einschätzung von Deutschlands Nummer 1, Mannschaftseuropameister von 2011, Großmeister Arkadi Naiditsch auf Schach-Ticker vor Beginn des Turniers:
,,Wahrscheinlich ist „ Vishy“ der beste Spieler der letzte 20 Jahre. Er hat wirklich alles erreicht im Schach, was nur möglich war. Es gab Zeiten, da war Anand zudem, fast unbesiegbar in Schnellschach und Blitz. Was aber seine Leistungen der letzten Jahre angeht, so sind so doch eher bescheiden geworden. So spielt er deutlich langsamer als früher, versucht keine Risiken mehr einzugehen und scheint außerdem sehr glücklich zu sein, wenn die Partie endlich zu Ende ist. Sein WM-Match gegen Carlsen war auch mehr ein Schlachtfeld als ein Duell zwischen Herausforderer und Weltmeister.“
Johannes Fischer bilanziert auf chessbase das Kandidatenturnier und erinnert ebenfalls an die Expertenmeinungen, die Anand gar einen Start ausreden wollten:
,,Kaum einer der Experten hatte Anand vor dem Turnier als möglichen Sieger getippt. Nach für Anands Verhältnisse durchwachsenen Turnierergebnissen in den letzten Jahren, der klaren 3,5:6,5 Niederlage gegen Magnus Carlsen beim WM-Kampf im November 2013 und Anands viertem Platz beim Meisterturnier in Zürich Anfang des Jahres waren einige Experten sogar der Meinung, es wäre das Beste, wenn Anand auf die Teilnahme am Kandidatenturnier verzichten würde, um jüngeren Spielern wie Hikaru Nakamura oder Fabiano Caruana eine Chance zu geben.“
Inwieweit Vishy Anand dem amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen Paroli bieten kann, steht selbstverständlich auf einem anderen Blatt. Ich erwarte einen durchaus härteren Fight wie in Chennai. Der indische Schachheld präsentierte sich psychisch wie physisch in frischerer Form wie im November 2013 beim C&A Duell. Unter Umständen muss der norwegische Champion im erneuten WM-Schachmatch über die volle Distanz
Der Eingangs erwähnte Bernd Schroller war auch bei Spiegel Online fleißig und titelt über Vishy Anand Der Altmeister kann es noch.
,,Der Ex-Weltmeister spielte in Chanty-Mansijsk sein bestes Turnier seit Jahren und blieb als einziger Spieler im Feld ohne Niederlage. Nur in der vorletzten Runde gegen Sergej Karjakin musste er etwas zittern, verteidigte aber das Endspiel mit einem Turm gegen zwei Leichtfiguren über 50 Züge sehr geschickt bis zur Punkteteilung. Im Gegensatz zum WM-Kampf gegen Carlsen konnte Anand hier auch wieder mit seinem breiten Eröffnungswissen glänzen.“
Der “Presseattaché vom Team Anand”, der unermüdliche niederländische Kultblogger Eric van Reem, hat die 14. Runde wieder schön auf Chees in Tweets aufgedröselt. Vishy Anand erzielte bei diesem Kandidatenturnier exakt die gleiche Punktzahl wie Magnus Carlsen in London 2013.
The game did not take very long. After 34 moves and 90 minutes of play, Anand and Svidler finished their tournament. @dilipvanaman: “Vishy secures 8 1/2 points/14 rounds. Coincidence ? Same points as @MagnusCarlsen in the 2013 Candidates”. @bandrinath: “+3 – 0 = 11. Who would have thought? A polite slap to all those who said “he” is over!!” @unudurti: “In effect, Anand needed only 6 Whites. Respect”.
Einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Kandidatenturnieren von London 2013 und Khanty Mansiysk 2014 gibt es denn doch auf den ersten Blick. Vishy Anand blieb im Gegensatz zu Magnus Carlsen ungeschlagen.