Staatspräsident Andrea Pirlo

Kann sich jemand den niederländischen Fußballnationalspieler Arjen Robben als Schachgroßmeister vorstellen? Vielleicht ist der Schachwelt ein bemerkenswertes Talent durch die Lappen gegangen. Die Printausgabe vom Focus Nr. 24/12 berichtete kürzlich über die Ambitionen und Fähigkeiten von Arjen Robben in seiner Kindheit.

,,Seine zweite Schwäche blitzt immer dann auf, wenn es im Spiel nicht gut läuft – jener aus unbändigem Ehrgeiz entspringende Zorn, den Robben schon als Kind aufwies. Einerseits war er damals der beste Fußballer seiner Schule, der beste Tennisspieler und der beste Schachspieler. Andererseits konnte er schlecht verlieren.“

Das mit dem verlieren hat er bei der Fußball-EM ja in dreifacher Folge erlebt. Die Laune muss doch auf dem Tiefpunkt sein. Andererseits hat so ein frühzeitiges heimrobben ja auch Vorteile. Jetzt ist wieder ein wenig Zeit für Schach da. Andere Mannschaftskameraden aus dem Verein von ihm wie Buchautor Lahm oder der beim Greifswalder SC und Hansa Rostock groß gewordene Kroos haben derweil noch ein dickes Brett zu bohren.

Apropos Schach. Interessant fand ich ja den Spielort der aktuellen Deutschen Mannschaftsblitzmeisterschaft in Aachen. Impressionen aus der City-Kirche gibt es ausführlich bei chessbase. Die Zuschauerzahlen belohnten den Mut der Veranstalter.

Ungewöhnlich auch der Spielort am Wochenende beim 6. Dachsteinwelterbe Schnellschachturnier auf der Schönbergalm in Obertraun. Alle Infos wie Preisgeld, Turnierbeginn, Modus oder Nenngeld gibt es hier.

Der italienische Schachgroßmeister Fabiano Curano musste kürzlich beim Tal Memorial 2012 in Moskau nur dem norwegischen Jungstar Magnus Carlsen den Vortritt lassen. Das mit dem Vortritt haben seine Landsleute mit den Fußballstollen in der Halbfinalpartie gegen die DFB-Elf nicht vor. Andreas Rüttenauer lässt am Beispiel von Weltmeister Andrea Pirlo die Gelassenheit und Vorfreude auf das Match erahnen. Der Journalist schreibt in der taz:

,,Am Donnerstag spielen die Italiener in Warschau gegen Deutschland um den Einzug ins Finale. Pirlos Kommentar dazu: „Der Bessere möge gewinnen.“ Ein bisschen grinsen muss er jetzt doch. Er weiß, so etwas können Staatspräsidenten sagen oder Kirchenführer. Aber doch nicht er.“

Na denn.

Nachdenkenswert #60

Längst scheint akzeptiert, dass zum Berufsbild eines gestandenen Profis gehört, den Erfolg mit allen Mitteln – auch unerlaubten – anzustreben. Wäre es nicht ein Gebot der Fairness für Manuel Neuer gewesen, zum Schiedsrichter zu gehen und zu sagen, dass der Ball hinter der Linie war? Aber sicher! So laufen die Spiele auf Bolzplätzen und in Parks ab. Da funktioniert Fairplay ohne Schiedsrichter, Chip im Ball oder Videobeweis. Und: Warum sollte das im Profisport anders sein? Weil es um viel Geld geht? Betrug ist also okay, wenn man ihn begeht, um noch reicher und schöner zu werden? Welch perverser Gedanke!

Andreas Rüttenauer, in einem Kommentar in der taz gegen den

Einsatz eines Videobeweis und dem Blick auf das Verhalten von

Torwart Manuel Neuer im Spiel gegen England

Sportredakteure haben es auch nicht leicht

Nicht nur das ZDF hat intensiv Personal nach Südafrika geschickt. Auch die taz berichtet nicht vom einheimischen Fernsehsessel, sondern leistet sich Berichterstattung vor Ort. Sportredakteur Andreas Rüttenauer ist für die unkonventionelle Zeitung in Südafrika. Bei einer Busfahrt nimmt keiner Notiz von ihm. Etwas überzogen titelt er seine Kolumne mit Höllenfahrt im ÖPNV:

,,Obwohl ich mein Fifa-Lätzchen mit der Akkreditierung um den Hals hängen hatte, wollte sich niemand im Bus für mich interessieren. Fast ärgerte mich das. Da war keiner, der mich gefragt hätte, woher ich komme, was ich bei der WM mache und wie ich Südafrika finde. Stattdessen wurde ich behandelt wie ein ganz gewöhnlicher Fahrgast – und als solcher irgendwo in der Innenstadt wieder aus dem Bus entlassen.“

Sportredakteure haben es auch nicht leicht. Andreas Rüttenauer bekam dann sogar noch ein Anschluß-Taxi um die Rückkehr ins Quartier problemlos zu komplettieren.