Nachdenkenswert #167

,,Für ein richtig gutes Buch mit aufwändiger Fadenheftung und Schutzumschlag kann ich mich immer noch begeistern. Der Klassiker „Mein System“ von Aaron Nimzowitsch ist eines meiner Lieblingsbücher. Auch schöne Schachfiguren mag ich sehr, z.B. edle Staunton Figuren die für mich die Nachhaltigkeit wertbeständiger Arbeit versinnbildlichen.“

     Günter Niggemann, erfolgreicher Schachhändler, im sportinsider Interview

Sportinsider Interview mit Jens-Erik Rudolph

Es gibt in Deutschland noch Schachbuchverlage mit individueller Note und Liebe zum Detail. Der Jens-Erik Rudolph Verlag ist längst ein Geheimtipp für Freunde des besonderen Schachbuchs.  Im hart umkämpften Buchmarkt hat der Verleger und Schachenthusiast seine erfolgreiche Nische gefunden. Jens-Erik Rudolph gibt im Interview Einblick in die faszinierende Welt der Schachklassiker und seiner Geschichte. Er erzählt von seiner Liebe zu Büchern, der Arbeit am aktuellen Band 10 und hält eine Laudation auf seine persönliche Schachpersönlichkeit der Geschichte.

sportinsider: Herr Rudolph, wie sahen die ersten Eröffnungszüge beim Rudolph-Verlag aus? Welche Intention spielte bei der Gründung des Verlags die entscheidende Rolle?  

Jens-Erik Rudolph: In der Systematik der Schacheröffnungen würde die Gründung meines Verlages vermutlich als unorthodoxe Flügeleröffnung klassifiziert werden. Das Zentrum (sprich den Buchmarkt)habe ich nämlich erst im Mittelspiel meines Berufslebens besetzt. Die vorhergehenden Entwicklungszüge bestanden u.a. in einer kaufmännischen Ausbildung , einem Informatik-Studium, verschiedenen Berufstätigkeiten, einer 30-jährigen aktiven Schachlaufbahn im Verein und exzessivem Bücherkonsum, dem für lange Zeit einzigen Berührungspunkt zu dieser Branche.

Mich interessierte schon immer die Geschichte des Schachspiels. Die kompromisslosen Wettkämpfe der alten Meister faszinieren mich mehr als computergenerierte eröffnungstheoretische Neuerungen im 25. Zuge. Leider sind viele ältere Schachbücher heutzutage vergriffen oder lediglich als fotomechanische Nachdrucke erhältlich . Das Ziel meines Projektes „Schachklassiker“, welches im Zentrum meiner bisherigen Verlagsaktivitäten steht, ist es daher, Meilensteine der Schachliteratur in einem zeitgemäßen Layout verfügbar zu machen. Dies betrifft Dauerbrenner wie Siegbert Tarraschs „Das Schachspiel“, aber auch zu Unrecht in Vergessenheit geratene Werke wie z.B. „Anastasia und das Schachspiel“ von Wilhelm Heinse aus dem Jahre 1803.

sportinsider: Was und warum ist Ihr Lieblingsbuch aus dem eigenen Verlagsangebot? 
 

Jens-Erik Rudolph: Mein Favorit ist „Die Meister des Schachbretts“ von Richard Réti, ein ganz außergewöhnliches Lehrbuch. Persönlich habe ich in schachlicher Hinsicht aus diesem Buch wohl den größten Nutzen gezogen. Ich kann es heutigen Vereinsspielern nur wärmstens ans Herz legen. Réti konzipierte sein Werk vordergründig als Partiensammlung (von Anderssen bis Aljechin) entwickelte aber gleichzeitig eine Ideengeschichte des Schachspiels. Er hatte nämlich bereits frühzeitig erkannt, dass man sich mit der historischen Fortentwicklung des Schachspiels befassen muss, um zu einem besseren Schachverständnis zu gelangen. In seinen hervorragenden Partiekommentaren widmete er sich vor allem den zugrundeliegenden Plänen und Ideen und vermittelte dem Leser so auf verständliche Weise sein tiefes Wissen.  

sportinsider: Herr Rudolph, wie schätzen Sie den Markt für Schachbücher in Deutschland ein? Wo gibt es Potenziale?  

Jens-Erik Rudolph: Der Markt für Schachbücher ist hart umkämpft. Die Buchverlage konkurrieren dabei nicht nur untereinander, sondern auch mit anderen Medien (z.B. Internet, DVD). Die Kunden sind also in der glücklichen Lage, aus einem sehr vielfältigen Angebot wählen zu können. Für die Zukunft bin ich sehr gespannt, ob die viel diskutierten eBooks nun auch den deutschen Schachbuchmarkt erobern können. Erste Versuche mit diesen Formaten sind bereits zu beobachten. Die Verbreitung der entsprechenden Lesegeräte ist hierzulande aber noch ausbaufähig, so dass eine endgültige Prognose schwerfällt. Mein Verlag ist aber für den Fall der Fälle bereits gut vorbereitet.  

sportinsider: In der Vorweihnachtszeit beginnt das nachdenken über Geschenke. Hier dürfen Sie 10 Gründe nennen warum ein gutes Schachbuch zur Zeit des Schenkens eine gute Idee ist?

Jens-Erik Rudolph: Der zehnte Grund erscheint in diesen Tagen. Mit ,,Mein System“ von Aaron Nimzowitsch ,,nullt“ die Schachklassiker-Reihe erstmals und die Bandzählung wird somit zweistellig. Die anderen neun Gründe können SIe sich nun vermutlich auch schon denken.

sportinsider: Welche Erwartungen knüpfen Sie an Ihren aktuell erscheinenden Band 10? Erzählen Sie ein wenig über die Entstehungsgeschichte, die investierte Zeit und der Freude an der Arbeit daran.  

Jens-Erik Rudolph: Für das erste kleine Verlagsjubiläum habe ich mir natürlich ein ganz besonderes Werk ausgesucht. „Mein System“ von Aaron Nimzowitsch ist eines der erfolgreichsten und meistgelesenen Schachbücher aller Zeiten. Ein wahrer Klassiker, der in meiner Reihe natürlich auf keinen Fall fehlen darf. Mit diesem Lehrbuch haben inzwischen Generationen von Schachspielern ihre Spielstärke gesteigert. Ich muss gestehen, dass ich es selbst erst jetzt bei Arbeit an der Neuausgabe studiert habe. Vielleicht hat mich dieser Mangel auf dem Niveau eines durchschnittlichen Vereinsspielers verharren lassen?! Die anstehenden Mannschaftskämpfe werden zeigen, ob sich die intensive Arbeit mit diesem Standardwerk (für die Erstellung der Neuausgabe habe ich übrigens ungefähr 3 Monate benötigt) auch bei meiner eigenen Spielstärke positiv auswirken wird. 

sportinsider: Welche Buchprojekte sind im Rudolph-Verlag für 2011 angedacht? 

Jens-Erik Rudolph: Die Schachklassiker-Reihe wird natürlich auch in 2011 fortgesetzt werden. Geplant sind ca. 6 weitere Bände pro Jahr. Zunächst wird es die Fortsetzung von ,,Mein System“ geben. ,,Die Praxis meines Systems“ soll als Band 11 bereits im ersten Quartal 2011 erscheinen. Danach wird voraussichtlich eine Biografie über einen der großen alten Meister — Adolf Anderssen den Schöpfer der sogenannten ,,Unsterblichen Partie“ — folgen. Es sollen in 2011 aber auch die ersten ,,neuen“ Schachbücher in meinem Verlag erscheinen. Außerdem werde ich vielleicht auch eines meiner nichtschachlichen Steckenpferde in das Verlagsprogramm integrieren.

sportinsider: Wer ist Ihr bedeutendster Schachspieler in der Geschichte des Königlichen Spiels? Wie würde Ihre Laudatio auf Ihn lauten? 

Jens-Erik Rudolph: Als Hobbyspieler möchte ich mir eine solche Einschätzung eigentlich nicht erlauben. Ich denke nicht, dass meine bescheidenen Schachkenntnisse für eine qualifizierte Würdigung der großen Schachdenker hinreichend sind. Ich vertraue in diesem Zusammenhang lieber dem Urteil Bobby Fischers, welcher seinen Landsmann Paul Morphy in seiner Liste der besten Spieler aller Zeiten auf Platz 1 gesetzt hat! Würde Morphy heute leben, so vermutete Fischer, würde er ebenfalls alle Kontrahenten überragen. Ich war von der Lebensgeschichte und dem Spiel Paul Morphys auch schon immer besonders fasziniert. Den ersten Hardcover-Band der Schachklassiker-Reihe habe ich aus diesem Grund auch diesem amerikanischen Schachgenie gewidmet. Morphy war, mit seiner auf schnelle Entwicklung ausgerichteten Spielweise, seiner Zeit meilenweit voraus und den anderen Meisterspielern seiner Zeit haushoch überlegen. Fast alle Kontrahenten, zumindest diejenigen, die sich anzutreten trauten, konnte er in direkten Duellen deutlich besiegen.

sportinsider:  Herr Rudolph ich bedanke mich herzlich für das Interview und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg.

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Weitere Informationen zum Schachbuchverlag von Jens-Erik Rudolph im Internet gibt es für alle Schachfreunde und Liebhaber des Königlichen Spiels unter:

                              www.schachklassiker.de

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Sportinsider Interview mit Günter Niggemann

Seit 25 Jahren gibt es eine interessante Adresse für alle Schachfreunde . Was einst mit einem kleinen Schachhandel begann hat sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Im Interview gibt Günter Niggemann Einblicke in das Geschäft mit dem Schachversand, erzählt über die Anfänge des Geschäfts und seine spannenden Momente mit Schachbüchern, Schachfiguren sowie Schachcomputern. 

Sportinsider: Herr Niggemann, wie wird man in Deutschland einer der spannendsten Anbieter im Schachversand?

Günter Niggemann: Indem man nicht einhält an sich und seiner Idee zu arbeiten, die Entwicklungen des Marktes genau beobachtet und dabei aber vor allem auch die Wünsche seiner Kunden nicht aus den Augen verliert.

sportinsider: Können Sie kurz die entscheidenden Spielzüge beim Aufbau von Schach Niggemann erklären?

Günter Niggemann: Es begann alles vor gut 25 Jahren mit einem kleinen Schach-Handel. Zu jener Zeit war ich als Vorstandsmitglied der Schachgesellschaft Köln Porz schachlich aktiv und habe u.a. 1983/84 als Turnierleiter das Porz Open organisiert und betreut.

Hinzu kam mein Faible für Schachcomputer, der mir zuvor einige interessante Beratertätigkeiten für die damals größten Schachcomputerhersteller eintrug. Aus der ein oder anderen Enttäuschung über vermeidliche Fehlentscheidungen der Hersteller entwickelte sich dann der Wunsch, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und es auf diese Weise besser zu machen. Den Schwerpunkt sollten eine fachlich kompetente Beratung und die Auswahl geeigneter Schachcomputer für jeden Schachfreund bilden. Mein stetiges Bemühen um den optimalen Service wurde von den Kunden honoriert, das Geschäft wuchs und gedieh. Mit sieben Vollzeit- und bis zu fünf Teilzeitmitarbeitern sind wir heute nicht nur der in Deutschland, sondern in ganz Europa – wahrscheinlich sogar der weltweit – führende Schachvertrieb.

Sportinsider: Was sind Ihre Lieblings-Artikel im Sortiment und warum?

Günter Niggemann: Für ein richtig gutes Buch mit aufwändiger Fadenheftung und Schutzumschlag kann ich mich immer noch begeistern. Der Klassiker „Mein System“ von Aaron Nimzowitsch ist eines meiner Lieblingsbücher. Auch schöne Schachfiguren mag ich sehr, z.B. edle Staunton Figuren die für mich die Nachhaltigkeit wertbeständiger Arbeit versinnbildlichen.

Sportinsider: Wieviel Kunden bedienen Sie im Jahr? Wie groß ist Ihr Kundenstamm?

Günter Niggemann: Gegenwärtig nähern wir uns dem 60.000 Kunden weltweit. In Europa beliefern wir zudem allein ca. sechzig weitere Schachspezialhändler und darüber hinaus auch viele große und kleinere Buchhandlungen. Pro Jahr versenden wir so ca. 17.000 bis 20.000 Pakete in die gesamte Welt.

Sportinsider: Welche Philosophie leben Sie in der Firma Schach Niggemann?  

Günter Niggemann: Grundgedanke ist es, jede Bestellung und Lieferung so zu behandeln, wie wir uns dies selbst als Kunden wünschen und auch erwarten würden. So wird z.B. jeder Artikel vor dem Versand erst noch einmal eingehend auf Qualität, Funktionalität und ordnungsgemäßen Zustand geprüft. Selbstverständlich wissen auch wir, dass dort wo Menschen arbeiten, Fehler nie ganz auszuschließen sind. Daher ist es mindestens genauso wichtig, im Falle berechtigter Reklamationen nicht nur umgehend den ohnehin bestehenden rechtlichen Anspruch auf eine zufriedenstellende Regelung zu erfüllen, sondern jeden Kunden über diese Verpflichtung hinaus auch wirklich zufrieden zustellen, schließlich leben wir auch von der Qualität unserer Kundenbeziehungen.

Sportinsider: Wer ist Ihr Schachspieler in der Geschichte des Königlichen Spiels?

Günter Niggemann: Ganz eindeutig: Vlastimil Hort! Seine schachliche Kompetenz ist herausragend, dazu kommt der ihm innewohnende Schach spielende ‚Schwejk‘ – eine im positiven Sinne verstandene Schlitzohrigkeit. Mit seiner unnachahmliche Art hat er das Schachspiel populär gemacht, versteht er es doch wie kein zweiter, mit unterhaltsamer Gewitztheit, einem überragenden Fundus über die Jahre gesammelter Anekdoten sowie tiefem Schachverständnis, selbst Außenstehenden das Schachspiel anschaulich zu vermitteln. Dieses sichere Wandeln zwischen zwei ganz unterschiedlichen Welten ist einfach faszinierend! Dabei ist Vlastimil Hort über die all die Jahre Mensch geblieben.

sportinsider: Herr Niggemann, wie sehen Sie die Entwicklung im Schach – Stichwort Computer – in den nächsten Jahren?

Günter Niggemann: Das Computerschach hat in den letzten vier Jahrzehnten einen kometenhaften Aufstieg durchlaufen, angefangen von den einfachen Automaten bis schließlich zum Sieg über die stärksten menschlichen Spieler. Konnte aber vor zwanzig Jahren noch von Quantensprüngen in der Entwicklung gesprochen werden, sind diese mittlerweile nicht mehr zu erwarten.

Die meisten der Schachprogramme sind ja schon heute dem Großteil der Menschheit überlegen. Gegen die aktuellen Spitzenprogramme mit Spielstärken von über ELO 3.000 können selbst die besten Spieler der Welt – der derzeitige Weltmeister liegt bei ca. ELO 2.800 – kaum mehr bestehen, so dass der PC mit Schachprogramm als Spielpartner, wenn er in seiner Spielstärke nicht künstlich ‚gebremst‘ wird, nur selten zum Einsatz kommt. Dafür ist er als nahezu unfehlbarer Assistent bei Analysen von Schachpartien und Stellungen nicht mehr wegzudenken.

Sicherlich wird seitens der Softwarehersteller in dieser Richtung weiter an der Qualität und der Spielstärke der Programme gearbeitet, wenn auch der Mensch als Gegner schon lange keine Herausforderung mehr darstellt. Die Programmierer machen sich aber weiter an die Verfeinerung bereits bestehender Ansätze, über kurz oder lang wird vielleicht ein Schwenk zur Künstlichen Intelligenz gelingen. Die ist jedoch alles noch reine Zukunftsmusik. In jedem Fall dürfen wir auf die weiteren Entwicklungen gespannt sein.

sportinsider:  Herr Niggemann ich bedanke mich herzlich für das Interview und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg.

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Weitere Informationen zu Schach Niggemann im Internet gibt es für alle Schachfreunde und Liebhaber des Königlichen Spiels unter:

www.niggemann.com    und    www.schachversand.de

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