Es ist ein bitterer Gang für Hansa Rostock. Dem Abstieg aus der Bundesliga folgte jetzt der Rutsch vom 2. Unterhaus in die Niederungen der 3. Liga. Nun hat Hansa ja mit Abstiegen in der Vereinsgeschichte reichlich Erfahrungen gesammelt. Der Begriff Fahrstuhlmannschaft passte in der DDR perfekt zu Hansa Rostock. Von 1975 bis 1980 gab es 6 Ab- und Aufstiege in Serie.
Was sagt eigentlich Rostocks Oberbürgermeister zum Absturz? In der Ostsee-Zeitung sieht er die Dinge gar nicht so dramatisch:
,,Natürlich sei eine Bundesliga- Mannschaft ein tolles Aushängeschild für jede Stadt, bedauert auch Oberbürgermeister Roland Methling (UBR) den Abstieg. „Der FC Hansa hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Rostock auch in Westdeutschland einen Namen gemacht hat.“ Die dritte Liga sei aber „imagemäßig kein Untergang“, tröstet der Rathauschef. Zumindest nicht für die Stadt — denn die könne sich auf viele andere Imageträger verlassen. „Aida-Schiffe, die Hanse Sail, die Universität Rostock und der Alte Strom“, zählt Methling auf.“
Wohltuend soviel Gelassenheit im Umgang mit den Tränen einer ganzen Region. Das Leben geht weiter. Auch in der 3. Liga. Das schöne an Abstiegen ist ja die Möglichkeit eines Aufstiegs mit den verbundenen Feierlichkeiten. Natürlich sieht das nicht jeder in der Stadt Rostock so gelassen. Der Sportminister Lorenz Caffier (CDU) wird in der Ostsee-Zeitung mit klaren Erwartungen an die Verantwortlichen von Hansa zitiert:
,,Ich erwarte von den Verantwortlichen eine klare Analyse der Fehler und Versäumnisse. Es darf nicht weiter rumexperimentiert werden.“
Es werden auch monetäre Mittel vom Politiker Caffier (CDU) in Aussicht gestellt. Hansa Rostock soll aktuell mit 9 Millionen Euro Schulden belastet sein. Ich lege mich hiermit fest: Die nächsten Jahre werden steinige Wegzeiten für den Fußballverein aus dem Norden.
Ein Freund von mir ist Rechtsanwalt in Saarbrücken. Er ist fußballbegeistert. Mein Ratgeber in Rechtsfragen hat seine Mannschaft noch in der Bundesliga im Stadion live erlebt. Es durfte sogar der Sohn von Franz Beckenbauer in der Mannschaft vom 1. FC Saarbrücken mitspielen. In der Saison 1992/93 war das. Trainer Peter Neururer. Dann folgten schlimme und noch schlimmere Jahre. Sie gipfelten 2008 im Absturz in die Fünftklassigkeit. Danach gab es 2009 und 2010 jeweils Aufstiege. Nun spielt der 1. FC Saarbrücken, sehr zur Freude von meinem Freund, wieder in der 3. Liga. Dort trifft der Verein in der Saison 2010/2011 auf Hansa Rostock.