DFB-Pokal 1. Runde 2014/2015 Nachlese

Kürzlich gab der Bundesligist VfL Wolfsburg beim Freundschaftsspiel gegen den FC St. Gallen im Bodenseestadion in Konstanz hier am Bodensee seine Visitenkarte ab.

Ich  merkte an:

,,Der Tag an dem Bernie Ecclestone nach dem 100 Millionen Dollar Deal den Gerichtssaal in München entspannt verließ, hielt dann am Abend hier am Bodensee in Konstanz noch ein Freundschafsspiel der vom VW Konzern unterstützen Fußballer vom VfL Wolfsburg gegen die Ostschweizer vom FC St. Gallen bereit. Die Mannschaft von Dieter Hecking hatte ja am Wochenende bei Cardiff City mit dem 3:3 ein Unentschieden hingelegt. Auch hier im Bodenseestadion von Konstanz kam der deutsche Meister von 2009 nicht über ein Unentschieden hinaus. Die Wölfe trennten sich vom FC St. Gallen 1:1. Das erfreulichste aus Wolfsburger Hinsicht war sicherlich das Dost Comeback in Konstanz. Ansonsten hat ein Testspiel vor 4.500 Zuschauern mit 10 Einwechslungen auf Seiten des Bundesligisten und 7 Wechseln beim FC St. Gallen nur begrenzten Aussagewert.“

Nun jener Bas Dost erzielte gestern nach dem Fehlschuss von Mannschafskamerad Naldo beim Elfmeterschießen gegen SV Darmstadt 98 den ersten Wolfsburger Treffer. Die WM-Teilnehmer Rodriguez, de Bruyne, Olic und Vierinha erzielten die anderen Elfmetertore für den VfL Wolfsburg. Nach 120 Minuten hatte es in Darmstadt keine Tore gegeben. Die favorisierte Mannschaft von Dieter Hecking gewann somit mit 5:4 nach Elfmeterschießen im Merck-Stadion am Böllenfalltor. Held des Abends war der Wolfsburger Keeper Max Grün. Der Satz des Tages stammte vom Darmstädter Coach Dirk Schuster:

„Heute stehen sich grundsätzlich zwei total verschiedene Welten gegenüber, da trifft ein Marktwert von knapp 175 Millionen Euro auf 7,5 Millionen.“

Wo Wolfsburg im Moment steht, eine Woche vor dem Bundesligaauftakt bei Bayern München, ist immer noch nicht genau zu beziffern. Nach dem 1:1 in Konstanz gegen den FC St. Gallen gab es ja die Heimpleite mit 1:5 gegen Atletico Madrid. Gestern dann jenes knappe Spiel in Darmstadt, die frisch aus der 3. Liga in die 2. Bundesliga aufgestiegen waren. Dieter Hecking hat noch viel Arbeit vor sich. Vom angesprochenen Marktwert, den generellen finanziellen Möglichkeiten der VW-Werkself, den seriösen Arbeitern Allofs und Hecking sowie dem Kader muss die Mannschaft eigentlich mehr machen wie den 5. Platz in der letzten Saison. Traveler Digital Camera

Da sage noch einer der Ostfußball sei tot

Dann lebte der Osten auf. Der Chemnitzer FC schlägt Mainz 05, der 1, FC Magdeburg kegelt den FC Augsburg aus dem Rennen und der Newcomer RB Leipzig zeigt dem Bundesligisten SC Paderborn in einer umkämpften Partie mit dem nötigen Glück in der Verlängerung die Grenzen auf. Heute hat der einstige Stammteilnehmer am Europapokal und achtfache DDR-Meister sowie siebenmalige FDGB-Pokalsieger Dynamo Dresden noch die Möglichkeit ein weiteres schönes ostdeutschen Fußballpokalpuzzleteil hinzuzufügen. Der Kontrahent heißt Schalke 04.

Demoralisierende Woche für den 1. FC Nürnberg

Manchmal kommt es knüppeldick. Ohne Dämpfung. Nach der 1:5 Klatsche im Frankenderby gegen Greuther Fürth musste der Club beim MSV Duisburg ran und schied aus. Schwere Woche für Martin Bader. Der 1. FC Nürnberg war 2007 Pokalsieger gegen den VfB Stuttgart geworden. Damals belegte man in der Liga Platz 6, zwei Plätze hinter Bayern München und nur einer vier Tore schlechteren Tordifferenz wie der Rekordmeister. Damaliger Erfolgscoach: Hans Meyer. Von diesen guten Zeiten sind die Nürnberger momentan meilenweit entfernt. Auch für den 2007er Pokalgegner vom 1. FC Nürnberg war der Aufgalopp im DFB-Pokal gleichbedeutend mit dem schnellen Abschied. Der VfB Stuttgart verlor beim Zweitligisten VfL Bochum. Dafür wirkte Armin Veh nach dem Spiel im Interview recht tiefenentspannt. Für Kulttrainer Peter Neururer war der Sieg seiner Bochumer „Keine Überraschung“.

Borussia Dortmund und Bayern München ohne Ausrutscher

Nein, Favoritenwetter konnten an Siegen von Borussia Dortmund und Bayern München in der normalen Spielzeit eigentlich nicht vorbeikommen. Jeweils 4:1 gewinnen die Borussen und Bayern bei den Stuttgarter Kickers und Preußen Münster. Ansonsten noch auffällig die Frühform von Kießling beim 6:0 Kantersieg bei Alemannia Waldalsgesheim. Der von Übungsleiter Löw verschmähte Stürmer erzielte 5 Tore. Ein ganz knappes Ergebnis gab es auch bei USC Paloma gegen Hoffenheim: 0:9. Auch nett der Sieg der vom einstigen Bundesligaspieler Hollerbach trainierten Mannschaft Kickers Würzburg gegen Fortuna Düsseldorf in der Verlängerung. Apropos Verlängerung. Die benötigte Werder Bremen auch gegen den FV Illertissen. Bei Robin Dutt frage ich mich übrigens ob er es nicht insgeheim in diesem Sommer bereut hat, den Posten des Sportdirektors beim DFB vor einem Jahr freiwillig gegen den Job bei Werder getauscht zu haben.

Alle bisherigen Ergebnisse gibt es hier beim kicker gut aufbereitet:

1. Runde des DFB-Pokals

Freitagspiele:

Wahnsinn in Chemnitz – Kießling nicht zu stoppen

Sonnabendspiele:

Glanzloses Schaaf-Debüt – Bochum wirf den VfB raus

Sonntagspiele:

Magdeburger Sensation – Wolfsburg dankt Grün

Lieber Fußballgott,

[Reblog vom 9. August 2013]

grüß Dich. Paulaner Cup, Telekom Cup, Uli Hoeneß Cup, Super Cup und Audi Cup. Es wird Zeit für ernsthaften Fußball. Pfeif den Fußballbetrieb zur Bundesliga wieder an.Traveler Digital CameraWarum bist Du eigentlich so unbarmherzig all die Jahre zu Schalke 04 und Bayer Leverkusen gewesen? Wenigstens der Leverkusener Elf von 2002 hättest Du einen Meistertitel geben können. Es war doch damals der beste Fußball national. Auch Schalkes zwischenzeitlichen Vorsprung 2007 vor den Konkurrenten hättest Du doch nicht wie ein Stück Butter in der Mittagshitze schmelzen lassen müssen. Am Ende wählst Du die Stuttgarter Variante. Die haben dann erfahrungsgemäß nach einer Meisterschaft immer ihre speziellen Probleme. Warum so kleinlich zu Bayer Leverkusen und Schalke 04? Der Werkself vom Automobilbauer hast Du 2009 auch eine Meisterschaft gegönnt. Manch normaler Fußballbürger war überrascht bei der improvisierten feierlichen Automesse in Wolfsburg wer mittlerweile alles zum VW Konzern gehört. In der Denkschublade waren Käfer, Golf, Polo oder Passat verankert. Und dann sieht das Publikum stylische Luxuskarosserien mit den Wolfsburger Spielern.Traveler Digital CameraHingegen 2001 hast Du es richtig gemacht. Nie aufgeben, der Glaube an sich selbst und ein unerschütterliches Selbstbewusstsein wurde von Dir gebührend belohnt. Inklusive der Dramatik für das Publikum. Ein Gläschen Heidsieck auf die Dramaturgie. Im vergangenen Jahr hattest Du keine Lust an einem Herzschlagfinale. Musste der Punkteabstand zwischen der Heynckes Elf und dem sich wenig glaubhaft zum Arbeiterverein 2013 stilisierenden Dortmundern jedoch so groß sein wie der Abstand der Umfragewerte zwischen Fußballfreundin Merkel und Schachspieler Steinbrück?Traveler Digital CameraLieber Fußballgott, was hast Du eigentlich gegen die Fußballvereine aus dem Osten? Lässt Dynamo Dresden, den VfB Leipzig (jetzt wieder unter 1. FC Lokomotive Leipzig firmierend), Hansa Rostock und Energie Cottbus einfach wieder aus der Bundesliga abschmieren. Okay, Hansa Rostock und Energie Cottbus hatten in der DDR Oberliga eher das Etikett Fahrstuhlmannschaft. Eine dieser berühmt-berüchtigten Serien von Hansa Rostock waren die 6 Abstiege und Aufstiege zwischen 1975 und 1980. Wahnsinn. Ich war damals am Ende der Serie 17. Aber Du bist ja ganz im inneren Deines Herzen auch ein Fußballromantiker und gibst einer aufstrebenden Leiziger Mannschaft die Chance sich in der Bundesliga in den nächsten Jahren zu etablieren. Dazu brauchte es eines seriösen österreichischen Unternehmens mit einem Marketinggenie Dietrich Mateschitz. Darauf ein gekühltes Red Bull.Traveler Digital CameraDu gehst ja mit Aufsteigern manchmal etwas mitleidslos um. Erinnert sei an die Ausflüge ins Oberhaus von Tasmania Berlin, Ulm oder im letzten Jahr Greuther Fürth. Hast Du bereits eine Entscheidung für dieses Jahr getroffen? Ich meine Eintracht Braunschweig war in der Historie Meister. Ohne jetzt bei Bruder Wikipedia nachzufragen, glaube ich, es war der 67er Jahrgang. Überragende Defensive. Später waren die Braunschweiger die ersten mit dem Mut zum Trikotsponsoring. Nein, darauf nicht einen Jägermeister. Ich muss hier noch seriös weiterarbeiten. Was machst Du mit Hertha? Diesem Hauptstadtverein der so zwischen manchen Berliner Stühlen sitzt? Ein wenig schläfrig bist Du ja manchmal schon. Sonst hättest Du bereits ein Bundesliga Duell Hertha gegen Union kreiert. Gemach, Gemach. Der 51. Saison folgen auch weitere Jahrgänge.Traveler Digital CameraMainz 05, Freiburg hast Du ja auch besonders lieb und in Dein Herz geschlossen. Ich will auch nächstes Jahr einen Streich in der Bundesliga haben. Bei Hannover 96 schwankst Du immer mal wieder. Der 1. FC Nürnberg, dank deiner Hilfe 2007 DFB-Pokalsieger, geht in seine 5 Bundesligasaison hintereinander im neuen Jahrtausend. Du magst Sie schon auch wieder. Anders wie bei 1860 München. Da bist Du irgendwie nachtragend. Irgendwie hast Du Dich auch an Schaaf sattgesehen gehabt. Schade . Ich hätte ihn auch dieses Jahr gerne noch auf der Bank gesehen. Lass mir übrigens Augsburg drin. Der Weinzierl ist mir sehr sympathisch. Ich kann mich doch auf Dich verlassen?Traveler Digital CameraTraditionell hat der HSV seit den Neunzigern einen schweren Stand. Lass sie doch vielleicht mal diesen DFB-Pokal gewinnen dieses Jahr. Diese lange titellose Serie geht doch ans Gemüt. Was hast Du eigentlich mit Eintracht Frankfurt dieses Jahr vor? Haben bereits die Banker bei Dir angerufen? Borussia Möchengladbach hast Du ja in den Siebzigern mit Titeln überhäuft. Waren die irgendwann mal undankbar zu Dir? Bin mir da nicht so sicher. Schaust ja gerne auch im Kraichgau vorbei. Der TSG Hoffenheim wolltest Du im letzten Jahr einen Denkzettel verpassen. Zwischenzeitlich hatte die Mannschaft auch bei mir einen schweren Stand. Der neue Coach, Herr Gisdol, macht Freude auf mehr. Vielleicht gelingt der Gang zu den Wurzeln zurück.

,,Wie sicher ist Ihr Job als Trainer?“

Hans Meyer, einst gefeierter Trainer vom 1. FC Nürnberg und später entlassener Coach des fränkischen Traditionsvereins mit der Lizenz zur Fahrstuhlmannschaft , kokettierte gerne auf Podiumsdiskussionen über das „Schmerzensgeld“ die ein Trainer bekommen würde. Inklusive des Risikos der Entlassung. Hans Meyer war der 65. Trainer in der Geschichte des am 4. Mai 1900 gegründeten Vereins. Nun jetzt hat es Gertjan Verbeek beim 1. FC Nürnberg erwischt. Das hatte sich angedeutet. Bereits gestern Abend sang die Nürnberger Zeitung das Abschiedslied, unterlegt mit zahlreichen Details. Da hat jemand dem Redakteur sehr präzise zugespielt. HAT-Tip geht an Kai Pahl von allesaussersport.

Die Sicherheit des Trainerjobs ist also wieder in den Fokus gerückt. Dieses Jahr verschliss alleine die Fußball-Bundesliga 8 Männer.

Bruno Labbadia war der erste am 26. August 2013 beim VfB Stuttgart. Es folgten Thorsten Fink mit der Demission beim Hamburger SV. Michael Wiesinger beim 1. FC Nürnberg, Mirko Slomka bei Hannover 96, Bert van Marwijk beim Hamburger SV, Thomas Schneider beim VfB Stuttgart, Sami Hyypiä bei Bayer Leverkusen  und jetzt also auch noch kurz vor Toresschluss Gert Jan Verbeek bei den Nürnbergern.

Zur Entlassung von Michael Wiesinger schrieb ich einst am 7. Oktober 2013 hier auf dem Blog unter Die Mechanismen der Branche:

,,Heute Abend wird in Nürnberg über die Personalie Michael Wiesinger gesprochen. Ein verpatzter Start in die Bundesliga mit dem vorläufigen Negativ-Höhepunkt einer 0:5 Niederlage gegen den einstigen Tabellennachbarn Hamburger SV wird die Verantwortlichen des Vereins eine Entscheidung fällen lassen. Bleibt Wiesinger Trainer vom 1. FC Nürnberg oder muss er den Platz räumen für einen Neuen?

Mein Bauchgefühl sagt mir: Man könnte das Bruttosozialprodukt der Bundesrepublik auf einen Trainerwechsel beim 1. FC Nürnberg setzen.

Nach Labbadia und Fink wäre dies am heutigen Montag die 3. Trainerentlassung der noch jungen Saison in der Bundesliga. Die Mechanismen der Branche sind unbarmherzig. Die Karawane zieht weiter.“

Langfristige Engagements wie einst von Otto Rehagel, Volker Finke, Winnie Schäfer oder Thomas Schaaf scheinen nach wie vor eher die Ausnahme in einer oft sehr hektisch und in Aktionismus verfallenden Szene zu sein.

Ein Trainer, der ebenfalls auf ein sehr langes Engagement verweisen kann ist Mister Volleyball Stelian Moculescu. Er ist seit 1997 beim VfB Friedrichshafen in der Verantwortung und wurde kürzlich im bemerkenswerten Südkurier Interview von Thomas Domjahn gefragt:

,,Wie sicher ist Ihr Job als Trainer?“

Der ehrgeizige Titelsammler Moculescu darauf:

,,Ich habe mir noch nie darüber Gedanken gemacht. Ich bin noch nie entlassen worden und war noch nicht arbeitslos.“

Momentan bereitet er sich auf die anstehenden Playoff-Finalspiele gegen den Erzrivalen Berlin Recycling Volleys vor.

Mein Bauchgefühl trügt nicht

Ich hätte mich gerne geirrt. Doch es ging seinen Gang. Im letzten Jahrzehnt hat der 1. FC Nürnberg eine Reihe von Übungsleitern verschlissen. Der erfolgreichste bleibt der in der DDR-Oberliga abgehärtete Hans Meyer. Platz 6 und der Sieg des DFB-Pokals im Jahr 2007 mit den anschließenden Spielen im UEFA-Cup.

Für Michael Wiesinger wird es wieder neue Aufgaben geben. Aber momentan dürfte sich die Situation so anfühlen …Traveler Digital CameraAm 24. Dezember 2013 hätte Wiesinger sein einjähriges gehabt. Es war ihm nicht vergönnt. Der Cheftrainerposten ist auch eine Art Schleuderkarussell. Irgendwie kommt mir dabei jedoch auch immer die Geduld zu kurz.

Reminiszenz an das Interview von Dirk Thiele und Hans Meyer

Beide gehörten zu den interessantesten Protagonisten des DDR Sport. Dirk Thiele auf Seiten der Sportmoderatoren im Fernsehen und Hans Meyer als erfolgreicher Fußballtrainer. Den FC Carl Zeiss Jena führte er nach einer imponierenden Serie in das Düsseldorfer Finale der Europapokal der Pokalsieger im Jahr 1981. Auf dem Weg dahin gab es unter anderen im Ernst-Abbe-Sportfeld das legendäre 4:0 gegen den AS Rom nach einer 0:3 Hinspielniederlage. Nach der Wende fand Thiele den Weg zu Eurosport. Meyer gelang über den Seiteneinstieg bei Twente Enschede der Weg in die Bundesliga. Höhepunkt war der DFB-Pokalsieg 2007 mit dem 1. FC Nürnberg gegen den damaligen Meister VfB Stuttgart. Im Interview kommt dann ab der 41. Minute auch der begnadete Fußballer Peter Ducke ( 3x DDR Meister, 3 x FDGB-Pokalsieger, Torschützenkönig, Sportler des Jahres der DDR, Fußballer des Jahres der DDR) auf die Bühne. Vorhang auf für bemerkenswerte 58 Minuten, die am 28. Oktober 2011 in der Goethe Galerie in Jena stattfanden.

Bayern München und das Prinzip Fernglas

Es war kein gutes Jahr für den FC Bayern München. Anfang des Jahres rumorte es. Die News-Ticker brachten dann die Meldung über den Äther: Trainerentlassung. Spieler sollen daraufhin gar gefeiert haben. Erzählt man sich hinter vorgehaltener Hand. Anschließend heuerte ein Altmeister auf der Trainerbank beim deutschen Rekordmeister an. Es reichte dennoch nur zu einer titellosen Saison. Ungewohnt für Münchner Verhältnisse. Eine Art Majestätsbeleidigung. Die Rede ist vom Jahr 2007. Im Pokalfinale siegte der fränkische Rivale 1. FC Nürnberg gegen den schwäbischen Vertreter VfB Stuttgart. In der Meisterschaft siegte die Mannschaft von Armin Veh. Jener VfB Stuttgart mit einem torhungrigen Mario Gomez konnte sich deutscher Meister 2007 nennen. Schalke 04 hatte fahrlässig den Titel verspielt. Nichts neues in Gelsenkirchen. Doch den größten Ärger gab es in München. Eine Saison ohne Titel: Tief durchatmen. Der wortgewaltige Europameister und Weltmeister aus der goldenen Ära des deutschen Fußballs in den siebzigern, Bayern München Legende Uli Hoeneß, ging unter die Philosophen und haute jene bedeutungsvollen Worte heraus:

,,Nächstes Jahr wird es bei uns eine klare Devise geben – und das vom ersten Spieltag an: Wir müssen dafür sorgen, dass nächstes Jahr wieder das Wehklagen einsetzt, wenn die anderen uns in der Tabelle mit dem Fernglas anschauen.“

Bayern München gelang dann in der Saison 2007/2008 jene philosophische Umsetzung des Prinzip Fernglas. Doch noch besser machte es der diesjährige Jahrgang. Zeitweise hatte man als geneigter Beobachter der Fußballszene den Eindruck, dass die Konkurrenz resigniert das Fernglas beiseite gelegt hat.

Eishockey-Event 2013 wirft seine Schatten voraus

Nein, heute kein Schach. Es sei denn hier, hier und hier.

In Nürnberg laufen die Vorbereitungen für ein Eishockey-Spektakel der besonderen Art auf Hochtouren.

Der Termin ist für Fans des schnellsten Mannschaftsspiels der Welt seit langen fest im Kalender verankert. Am 5. Januar 2013 begegnen sich unter freien Himmel die Thomas Sabo Ice Tigers und der Meister Eisbären Berlin.

Dafür wird das Fußballstadion vom 1. FC Nürnberg zur Eishockey-Arena umfunktioniert.

Seit knapp 3 Wochen (konkret ab dem 12. Dezember 2012) wird gewerkelt. Das Interesse am Eishockey-Event zwischen den Thomas Sabo Ice Tigers und den Eisbären Berlin ist riesengroß.

Die Tickets für Nürnberg gingen weg wie warme Semmeln. Der Bedarf an minutiös geplanten Sportgroßveranstaltungen mit dem Hauch des außergewöhnlichen ist in Deutschland noch nicht gedeckt.

Gabi Eisenack hat die Details vom Aufbau, den Wetteraussichten, dem Vorrat an Kältemaschinen, der Anzahl der beteiligten Firmen bei der Materialanlieferung etc. auf nordbayern.de zusammengetragen. Der Countdown läuft.

Meinen Lesern wünsche ich ein sehr spannendes Sportjahr 2013 mit stabiler Gesundheit und persönlichen Wohlergehen!

Die Sache mit dem Interesse für Olympia 2018

Die FAZ titelt zur Bewerbung für Olympia 2018: Zweifel über München. Noch 128 Tage bis zur Entscheidung über die Vergabe des monetären Mega-Events.  

Hier in Nürnberg ist von einer Aufbruchstimmung in puncto Olympia 2018  München wenig zu spüren. Der Franke hat an sich traditionell eher eine zurückhaltende Einstellung gegenüber der Landeshauptstadt. Die Menschen in der fränkischen Metropole haben keine blau-weißen Fahnen mit der Jahreszahl 2018 geflaggt. Es gibt hier einfach andere Themen. Wie geht es dem Club? Geht was mit der Quali für die Euro-League? Hoffentlich kommen die ICE Tigers in die Play-Offs!? Auch existenzielle Fragen, einst von Kulttrainer Hans Meyer formuliert, sind nicht von der Tagesordnung verschwunden. An den Zapfsäulen der Tankstellen wird E10 und die Preispolitik  der Ölmultis diskutiert. Auch das Thema Uni Bayreuth und der ehemalige Doktor mit dem Parteibuch der CSU ist noch nicht in den Archivschrank der Geschichte gelegt.

Nein, die Thematik Olympia 2018 ist in Nürnberg ein Randthema. Zeitungsleute sprechen und schreiben ja gerne von Relevanz. Tief durchatmen. Die Bewerbung für Olympia 2018 in München kann diese Relevanz in Nürnberg nicht aufweisen. Die Menschen kümmern sich hier um ihre Themen.

Kommt mit der Tabellenführung das Dortmunder Westfalenstadion zurück?

Nichts gegen unrasierte und schlecht frisierte Trainer. Doch es war absehbar, wann der kleine lustige Verein seine Position 1 auf der Flaniermeile der Bundesligatabelle abgeben mußte. Nun ist es geschehen. Die Tabellenführung eroberte Borussia Dortmund. Okay, Jürgen Klopp bin ich ja noch etwas sauer wegen 2008. In jenem Jahr wurde Klopp vom Kuratorium Gutes Sehen (KGS) zum ,,Brillenträger des Jahres 2008″ gekürt. Meine Person wurde geflissentlich bei der Wahl übergangen.

Doch zurück zur Dortmunder Spielstätte. Einst hatte Jürgen Klopp nach einem 1:1 seiner damaligen Mainzer Mannschaft in Dortmund gesagt:

,,Eines muss ich noch sagen – auch auf die Gefahr hin, dass ich der 60000 bin. Die Stimmung in diesem Stadion ist einfach geil.“

Besagtes Stadion nannte sich bis zum 1. Dezember 2005 Dortmunder Westenfalenstadion. Danach kam es aus monetären Gründen zur Umbenennung. Die Sehnsucht nach dem alten Namen ist bei einigen eingefleischten Dortmund Fans geblieben. Am 25. Januar 2010 outete sich Journalist Friedrich Küppersbusch in der unkonventionellen taz mit seiner Sehnsucht nach dem Westfalenstadion:

,,Nach dem Kampf um den viertschönsten Tabellenplatz der Liga gegen den HSV sang die Südtribüne vom allerschönsten. Und da wir ja mehr so Kumpeltypen sind allesamt, machen wir nicht nur den Gegnern die Lampe aus (13 Spiele ungeschlagen), sondern sicherheitshalber auch uns selbst. Vom Stadion prangte Samstag nach dem Spiel nur noch ,,IGAL DUA PARK“, dem Rest Leuchtbuchstaben hatte offenbar die Freude weggerissen. Ab Platz 1 heißt es wieder Westfalen,- und das ist gut so.“

Der streitbare Journalist Friedrich Küppersbusch kann jetzt erstmal den Tabellenplatz 1 genießen. Die Zwischenetappe sei ihm gegönnt. Eine Umbenennung zum Nulltarif in Westfalenstadion wird es vorerst in Dortmund nicht geben.

Auch in Nürnberg gibt es zur Zeit heftige Diskussionen um den Stadion Namen „easyCredit-Stadion“.   Oberbürgermeister Ulrich Maly, SPD-Parteigenosse, hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet.  Ihm fehlt leider die Leichtigkeit von Friedrich Küppersbusch.

Hinz und Kunz über den Sportmonat August

Hinz: Hallo Kunz. Ich hol nachher meine Frau vom Schneiderkurs ab, wollen wir trotzdem den Rückblick auf den Sportmonat August wagen?

Kunz: Hallo Hinz. Dann leg gleich los. Was hast Du heute auf der Agenda?

Hinz: Nun ich habe zum Beispiel die Schwimm EM von Budapest auf dem Zettel. Wahnsinn die Rekordflut vor einem Jahr bei der WM in Rom. Dann kam die neue Kleiderordnung und die Bestzeiten-Welle ebbte ab. Kannst Du mir eigentlich erklären worin das Geheimnis dieser Anzüge bestand?

Kunz: Wie Du weißt, zieh ich im Freibad eine ganz normale schwarze Badehose an. Aber ich kann mich an ein Interview von Britta Steffen mit Schrot & Korn vor 12 Monaten im August 2008 erinnern. Herr Ober, bitte zwei Espresso und zwei Stück vom gedeckten Apfelkuchen. Danke. Britta Steffen wurde gefragt: ,,Macht so ein Anzug so viel aus?“ Ihre Antwort:

,,Aber sicher. Als Frau erreiche ich eine Absprunggeschwindigkeit von etwa vier Meter pro Sekunde, die im Wasser sofort auf zwei Meter pro Sekunde heruntergebremst wird. Ein Anzug, der mich nur halb so stark bremst, verschafft mir auf den ersten 25 Metern einen Gewinn von einer Sekunde, ohne dass ich dafür mehr tun muss. Außerdem erhöht er wie ein Kompressionsstrumpf die Fließgeschwindigkeit des Blutes, es kommt mehr Sauerstoff in die Muskeln und die Entschlackung geht schneller. Die Muskeln sind stärker vorgespannt, ohne dass man dafür vor dem Wettkampf wertvolle Energie mit Kniebeugen vergeuden muss.“

Die Rekordwelle in Rom war ja auch etwas inflationär. Da fand ich Budapest mit den beruhigten Zeiten nach Änderung der Kleiderordnung okay.

Hinz: Oh, unser Kuchen und Espresso kommt. Danke. Paul Biedermann ist ja mittlerweile der Freund von Britta Steffen. Konnte er mit seiner EM Bilanz in Budapest zufrieden sein?

Kunz: Natürlich war er über die 400 Meter enttäuscht. Frankreichs Schwimmstar Yannick Agnel stahl ihm dort die Show. Doch der Hallenser ist keine Maschine. Für den einstigen durch die Seepferdchen Prüfung  gefallenen Biedermann war dann ja Gold über 200 m Freistil drin.

Hinz: Was sagst Du zum Aufreger in Herzogenaurach bezüglich dem Sponsoringengagement von Schaeffler bei Bayern München?

Kunz: Nun da gibt es wie immer zwei Seiten der Medaille. Reifenhersteller Continental ist seit vielen Jahren Sponsoring-Partner von Bayern München. Im Zuge des Neuerwerbs von Conti durch den Herzogenauracher Wälzlagerhersteller ergab sich dann das Sponsoring. Natürlich erinnert sich jeder an den Hilferuf nach Geld vom Staat und die legendären Bilder. Da wirkt ein Sponsoring beim Rekordmeister, Branchenführer und Championsleague-Finalist von 2010 auf den  ersten Blick vielleicht gewöhnungsbedürftig. Die Süddeutsche Zeitung titelte „Aber was ist mit uns?“ und bemerkte unter anderen an: 

,,Seit Jahren fordern Betriebsrat und Gewerkschaft vergeblich, die Beschäftigten in guten Jahren finanziell am Erfolg zu beteiligen. Bisher zeigten die Eigentümerfamilie und die Geschäftsleitung diesbezüglich stets die kalte Schulter. Umgekehrt aber, wenn die Zeiten schlecht sind, fordert Schaeffler von der Belegschaft regelmäßig Beiträge ein – etwa in Form von unbezahlter Mehr-, zuletzt in Kurzarbeit. Aber auch generell wird im Unternehmen an der Sinnhaftigkeit von Sportsponsoring durch einen Wälz- und Kugellagerhersteller gezweifelt.“

Schmunzeln muss ich dann jedoch über die Worte von Wolfgang Niclas, Bevollmächtigter der IG Metall Erlangen gegenüber dem Bayrischen Rundfunk:

 „Wenn schon, sollte Schaeffler das Geld lieber dem 1. FC Nürnberg geben, damit er wieder nach oben kommt. Die Bayern haben genug Geld.“

Vielleicht sollten die Verantwortlichen beim 1. FC Nürnberg einfach ihren Sportvermarkter Sportfive nach neuen Sponsoren fragen.

Hinz: Ich muss gleich los. Ich übernehm heute die Rechnung.

Kunz: Der Rechnungsübernahme ist hiermit zugestimmt.

Hinz: Die ersten Spiele der Bundesliga, 2. Bundesliga, 3. Liga etc. können wir ja sowieso noch nicht zu einer ersten seriösen Bilanz heranziehen.

Kunz: Meine Rede. Lass erstmal 10 Spieltage vergehen, dann macht eine erste Zwischenbilanz Sinn. Obwohl ja bei Schalke 04 neben dem katastrophalen Start in die Saison mit 0:6 Punkten, dem Debakel im Freundschaftsspiel gegen Bayer Leverkusen und dem Theater um die monetären Dinge der Baum jetzt schon brennt. Auf breitnigge gab es zu den in der Öffentlichkeit kolportierten finanziellen Zahlen eine mehr wie angeregte Diskussion.

Hinz: Was sagst Du eigentlich zum Sieg von Kaiserslautern gegen Bayern?

Kunz: Mein lieber Hinz, Du bist gerade dabei die gute Stimmung etwas zu trüben. Das ist eine einmalige Episode. Sie erinnert mich an die Zeilen von Franz Kafka an seine Freundin Milena:

,,Ich bin wirklich nur die Maus in deinem großen Haushalt, der man höchstens einmal im Jahr erlauben kann, offen quer über den Teppich zu laufen.“

Hinz: Herr Ober, stimmt so. Kunz noch zum Abschluß ein paar Worte zur zweiten nennenswerten Nachricht im August aus Herzogenaurach. Der Kontrakt von Usain Bolt mit Puma. Es soll der beste aktuelle Vertrag für einen Leichtathleten sein.

Kunz: Bisher galt ja Stabhochsprung-Queen Jelena Issinbajewa mit den kolportierten 7,5 Millionen Dollar von ihrem chinesischen Partner Li Ning als höchstdotierte Ikone in der Rubrik Mammon. Puma kokettiert einerseits mit dem neuen Kontrakt und der finanziellen Rekordmarke und nennt auf der anderen Seite keine konkrete Bolt Zahl. Mir sind die schnellen Beine von Arjen Robben eh lieber. Möge er eine gute und unkomplizierte Genesung haben.

Hinz: Lieber Kunz, ich muss los. Meine Frau wartet bestimmt schon beim Schneiderkurs. Es war schön mit Dir geplaudert zu haben. Bis bald. Ich wünsche Dir und Deiner Frau noch einen schönen Abend.