Ungebremst bewegen wir uns auf die OutDoor 2017 zu. Gestern die mentale Einstimmung mit Teil 1 unter dem Thema – Die Sache mit dem Publikumstag für die OutDoor -. Der Countdown läuft. Gelegenheit ins Archiv zu steigen (ohne Funktionskleidung) um einen unlängst verfassten Text zum Thema Outdoor wieder ans Sonnenlicht zu holen. Der Fokus lag auf Globetrotter Chef Thomas Lipke mit seinem FAZ-Interview vor vier Jahren, das Outdoor Blogger Network, die Seewoche, Outdoor-Legende Bernd Kullmann, die Schwierigkeit gute Outdoor Blogs aus der Masse zu filtern, gute Beispiele für Outdoor Blogs wie Abenteuer Sport von Stefan Nestler oder bodensee-overlander von Bernd Schmidt und seiner Frau Claudia, das Statement von Maik Pflaum von CI Romero zu meiner Frage: Wie schätzen Sie denn die aktuellen Bemühungen der Outdoor Industrie und der Sportartikelhersteller im Hinblick auf faire Produktionsbedingungen ein? Wie ist der Status Quo? Inwieweit klafft eine Lücke zwischen Ankündigungen und Umsetzungen?
Outdoor Firmenprofile waren auch dabei. Dann das Outdoor Filmfestival. Ja, und ich drücke mich auch nicht vor unangenehmen Themen. Greenpeace hatten wir ebenfalls dabei. Stichwort Outdoor-Report 2016 mit dem oft umwelt- und gesundheitsschädlichen PFC.
Genug der Vorrede.
Reblog: [vom 23. März 2017]
Outdoor-Rundschau von Michael Wiemer
Guten Tag. Es war der Sommer 2013. Da ließ Globetrotter Chef Thomas Lipke im bemerkenswerten FAZ-Interview über Outdoor, Umsätze der Branche, Outdoor-Jacken für die U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit, Wanderschuhe oder Rucksäcke bei Aldi oder Tchibo, die vermeintliche Spießigkeit beim Thema Wandern und deren Wandlung bei jungen Leuten und einen überschätzten Outdoor-Markt in der Nische aufhorchen. Thomas Lipke wurde unter anderen gefragt:
,,Der Outdoor-Markt ist lange rasant gewachsen auf einen Branchenumsatz von zuletzt etwa zwei Milliarden Euro, jetzt geht er zurück. Warum?“
Darauf Globetrotter Unternehmenslenker Lipke mit prägnanten Worten:
,,Daran sind wir selbst nicht ganz unschuldig. Globetrotter ist über Jahre zweistellig gewachsen, damit ist der Markt für andere natürlich attraktiv geworden. Jeder hat sein Glück versucht: Die Hersteller haben expandiert, viele neue Marken sind hinzugekommen. Doch der Markt wurde überschätzt, Outdoor ist immer noch eine Nische. Jetzt müssen alle ihre Erwartungen mal wieder auf ein vernünftiges Maß zurückschrauben.“
Das lasse ich mal so stehen.
Foto: © Michael Wiemer
Heute schreiben wir das Jahr 2017. Der Sommer steht bevor. Hier am Bodensee ist die Branchenmesse OutDoor vom 18. bis 21. Juni 2017 terminiert. Im vergangenen Jahr schaffte es das Outdoor Blogger Network auf die Titelseite der Seewoche. Die Messe selbst ist, anders wie bei der Eurobike oder Interboot immer noch eine Messe ohne Zugang für den normalen Kunden. Die OutDoor kommt auch 2017 ohne Publikumstag daher. Okay.
Wer tiefer in das Thema fehlender Publikumstag der OutDoor eintauchen möchte, dem sei mein Text Bodensee-Overlander mit rockigen Jahresrückblick 2016 an die Hand gegeben. Da wird auch an die Worte vom Jahresanfang 2014 von Markus Held, Generalsekretär der European Outdoor Group (EOG), via Südkurier erinnert.
Genug der Vorrede. Hinein in eine Outdoor-Rundschau.
Outdoorgeflüster
Was haben das Skifreeride-Abenteuer Now!, das Skitouren-Porträt One Step, das Alpinkletterer-Drama von der Lalidererspitze In letzter Sekunde, die Skipersiflage A Mords Sauhaufen in an z’kloan Zelt, die Bike-Park-Humoreske Out of Mind sowie das Kajak-Abenteuer in Kirgisien mit dem Titel Eyes of God gemeinsam? Alle sechs Kurzfilme werden im Rahmen vom Bayerischen Outdoor Filmfestival am 29. März und 2. April in Bad Tölz gezeigt. Die Organisatoren Andreas Prielmaier und Tom Dauer sind selbst Filmemacher und Outdoor Spezialisten. Beide haben Gebirge in Südamerika oder im Himalaya erkundet.
Doch die Filme werden auch in anderen bayerischen Städten gezeigt. Die Premiere war in Nürnberg, eine Stadt die meine Jahrhundertliebe und ich auch sehr gut kennen. Bevor wir an den Bodensee zogen lebten wir jahrelang in der Stadt der Kaiserburg. Im Kultkino Casablanca war diese Woche am 21. März der Start der Tour für das Bayerische Outdoor Filmfestival. Auf alpin.de gibt es ein Interview mit Tom Dauer. Der Organisator und einer der Gründer des Bayerischen Outdoor Filmfestivals wird auch nach seinem Lieblingsfilm der Tour gefragt und merkt an:
,,Der Film, der mich als Kletterer am meisten fasziniert ist „In letzter Sekunde“. Darin geht es um eine dramatische Rettungsaktion an der Laliderer-Nordwand im Karwendel. Dort sind zwei junge Kletterer 1979 durch einen Wettersturz in Bergnot geraten und konnten durch das Zusammenspiel von über 200 Bergrettern nach tage- und nächtelangem Einsatz heil aus der Wand gebracht werden. Das ist für mich ein leuchtendes Beispiel für Hilfs- und Aufopferungsbereitschaft in der Bergszene.“
Die weiteren Termine vom Outdoor Filmfestival:
- Fr. 24.03.2017, 20:00 Uhr (ausverkauft) und 28.03, 20:00 Uhr München
- Mo. 27.03.2017, 19.30 Uhr Kempten
- Mo. 27.03.2017, 20.30 Uhr Regensburg
- Mi. 29.03.2017, 20:00 Uhr und So. 02.04.2017, 15:00 Uhr Bad Tölz
- Do. 30.03.2017, 20:00 Uhr und So. 02.04.2017, 15:00 Uhr Hausham
- Fr. 31.03.2017, 20:00 Uhr Bad Endorf
Mehr Infos gibt es auch auf der offiziellen Webseite des Outdoor Filmfestivals auf boff-film.de
Outdoor Kritik
Ich will mich auch nicht um die unangenehmen Themen drücken. Die Outdoor-Bekleidung stand in den letzten Jahren wiederholt in der Kritik. Erinnert sei an den Outdoor-Report 2016 von Greenpeace. Tief durchatmen. Greenpeace schrieb damals einleitend
,,Der Outdoor-Report 2016 von Greenpeace zeigt: Ein Großteil der Produzenten für Outdoor-Ausrüstung nutzt PFC, um Kleidung, Schlafsäcke und Zelte wasserabweisend herzustellen. Doch PFCs sind oft umwelt- oder gesundheitsschädlich. Die englischsprachige Studie stellt anschaulich dar, welche Mengen PFC in den getesteten Produkten gefunden wurden und erläutert, warum diese Substanzen gefährlich für Mensch, Tier und Natur sein können.“
Hier gibt es die Zusammenfassung des Outdoor-Report 2016 von Greenpeace in deutsch.
Greenpeace ist ja für seine Hartnäckigkeit bekannt. Die Beharrlichkeit zeigt Ergebnisse. Im vergangenen Monat merkte die Umweltschutzorganisation an:
,,Immer mehr Outdoorausrüster verzichten in ihren Textilien auf gefährliche Chemikalien: Auch ein Erfolg der Detox-Kampagne von Greenpeace. Seit dem Jahr 2011 engagiert sich Greenpeace mit der Kampagne „Detox“ zur Entgiftung der Textilindustrie. Die Umweltschützer fordern von den Unternehmen, bis zum Jahr 2020 auf alle gefährlichen Chemikalien in ihren Zulieferketten zu verzichten und besonders die per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) als eine der vorrangig gefährlichen chemischen Stoffgruppen zu verbannen.“
Hier geht es zum Factsheet: Outdoor ohne gefährliche PFC von Greenpeace.
Auch Arbeitsbedingungen in der Outdoor-Branche sind immer wieder ein Thema. Erinnert sei an den damals stark beachteten Artikel von Susanne Amann auf Spiegel Online unter dem Titel Studie: Outdoor-Hersteller fallen bei sozialer Verantwortung durch vom 13. Juli 2010.
Mit den Bedingungen der Herstellung von Outdoor-Bekleidung beschäftigt sich seit Jahren auch die Christliche Initiative Romero (CIR). Maik Pflaum ist dort ein kompetenter Ansprechpartner für Arbeitsrechte und die Kampagne Saubere Kleidung. Auf der Webseite ci-romero.de gibt es mehr Informationen. Ein wenig Archiv-Material gibt es auch an die Hand.
Im September 2016 fragte ich Maik Pflaum, langjähriger intimer Kenner der Produktionsbedingungen der Sportartikelindustrie und der Outdoorhersteller hier auf sportinsider unter dem Titel Outdoor Industrie und Sportartikelhersteller und der Status quo in puncto fairer Produktionsbedingungen:
Wie schätzen Sie denn die aktuellen Bemühungen der Outdoor Industrie und der Sportartikelhersteller im Hinblick auf faire Produktionsbedingungen ein? Wie ist der Status Quo? Inwieweit klafft eine Lücke zwischen Ankündigungen und Umsetzungen?
Maik Pflaum:
,,Hier gibt es viel Licht und Schatten.
Sehr ärgerlich sind die Zustände in der Sportbekleidungsindustrie: Hier hat sich seit 10 oder 15 Jahren nichts Substantielles bewegt. Ärgerlich deswegen, weil hier drei Konzerne den Weltmarktmarkt dominieren: Nike, Adidas-Reebok und Puma. Es wäre ein leichtes, sich gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Sie lassen ja sowieso in den gleichen Fabriken fertigen und hätten die Nachfragemacht, Dinge zu bewegen. Aber das Gegenteil ist der Fall: es wird immer weiter versucht, noch billiger produzieren zu lassen. Damit den Aktionär*innen neue Rekordgewinne in Aussicht gestellt werden können. Wer für Adidas oder Nike oder Puma fertigt und sich krank schuftet, verdient in aller Regel nicht genügend, um den Grundbedarf einer Durchschnittsfamilie abdecken zu können. „Fair Play“ sieht anders aus!
Bei den Outdoor-Herstellern hat sich viel getan. Viele wurden seit unserer Kampagne ab 2009 Mitglied in der Fair Wear Foundation(FWF). Das ist m.E. nach die fortschrittlichste und anspruchsvollste Kontrolleinrichtung im Bereich der Arbeitsrechte. Jack Wolfskin, Vaude, Deuter, Schöffel,… Die Liste der Mitglieder ist zum Glück lang. Alle arbeiten engagiert mit, lernen voneinander. Wie sich die einzelnen Unternehmen bewähren, kann transparent auf der Seite der FWF im jeweiligen Brand Performance Check (www3.fairwear.org/36/brands/) nachgelesen werden. Einziger Schwachpunkt: auch hier liegen die Löhne oftmals noch nicht auf Grundbedürfnis-Niveau, und das Engagement, dies zu erreichen, müsste bei den meisten höher sein.“
Soweit Maik Pflaum von CI Romero.
Outdoor Blogs
Einer meiner Lieblings Outdoor Blogs nimmt nach einer Auszeit im Januar wieder Fahrt auf. Grund der Auszeit waren die Vorbereitungen für die bevorstehende Abenteuerreise mit dem Land Rover. Das Fahrzeug ist über 20 Jahre alt. Auf bodensee-overlander wird mit Liebe zum Detail vom bevorstehenden Outdoor-Abenteuer berichtet. Der neueste Beitrag unter dem Titel Der Weltreise Cut-Over Plan kommt gewohnt rockig daher.
Ein weiteres Outdoor Lieblingsblog von mir ist Stefan Nestler und sein Blog Abenteuer Sport. Er ist vielleicht der beste Outdoor-Blogger Deutschlands. Frisch und gut zu lesen ist sein neuester Blogbeitrag unter dem Titel Steck vor Everest-Expedition: ,,Eher spät als früh.“ Journalist Stefan Nestler hat den Schweizer Topbergsteiger Ueli Steck interviewt. Lesenswert.
Outdoor Presse
Auf kress.de gab es kürzlich folgende Nachricht zu lesen:
,,Mal was Neues: Olaf Beck, bislang Chefredakteur des Motor Presse Stuttgart-Titels „Outdoor“, hat sich umorientiert und innerhalb des Verlags die Leitung der neuen Unit „Content Solutions“ im Sportbereich übernommen. Dort werden auch die bestehenden Content-Marketing- und Corporate-Publishing-Aktivitäten gebündelt. Sein „Outdoor“-Nachfolger kommt aus der Redaktion.“
Nachfolger von Olaf Beck und neuer Chefredakteur beim Titel „Outdoor“ ist der Journalist Alex Krapp (43). Er war bisher geschäftsführender Redakteur des Blatts.
Outdoor Legende
Bernd Kullmann ist eine lebende Outdoor-Legende. Noch heute bemerkenswert und immer wieder in Insiderkreisen gerne erzählt, die Besteigung des Mount Everest 1978 in Jeans der Marke Levis. Er schrieb als Mister „Deuter“ und Geschäftsführer auch die Erfolgsgeschichte des Rucksack-Herstellers. Im Februar gab es ein bemerkenswertes Interview mit ihm auf der Messewebseite der ISPO München unter dem Titel Berg-Legende Bernd Kullmann: ,,Ich vermisse Mut und Risiko in der Outdoor-Branche“. Lesenswert. Die gut sortierten Fragen stellte Julian Galinski.
Outdoor Bücher
Ich mag ja Outdoor Bücher.
Foto: © Michael Wiemer
Es wird auch dieses Jahr weitere Outdoor-Bücher auf dem Markt geben. So hört man.
Am 19. Mai 2017 erscheint in Deutschland das Buch Der Abenteurer: Alles was man über Outdoor wissen muss von Fritz Meinecke.
Am 31. Mai 2017 kommt das Buch Bushcraft 101 – Überleben in der Wildnis / Der ultimative Praxisführer von Dave Canterbury. Ein weiteres Werk in der Sparte der Survival Literatur. Irgendwie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es Survival Praxisführer mittlerweile wie Sand am Meer gibt.
Outdoor Termine
Reinhold Messner hat auch dieses Jahr wieder einen gut gefüllten Tournee-Kalender. alle Termine gibt es hier auf seiner Webseite. Er wird im November hier am Bodensee auch im Graf-Zeppelin Haus auftreten. Sein nächster Auftritt ist am 1. April in München.
Wer Informationen zu Outdoor Entwicklungen und Hintergründen, Hinweise auf Termine, gute Linkverweise oder lesenswerte Outdoor-Blogtexte hat, kann diese gerne an mich per E-Mail senden:
michael.wiemer@gmx.net
Für heute ist Michael Wiemer mit seiner Outdoor-Rundschau durch. Meinen zahlreichen Lesern wünsche ich eine gute Woche.