Wir wollen uns durch ein gutes Frühstück nicht die Sicht auf aktuelle Dinge vernebeln lassen.
Foto: © Michael Wiemer
ARD und ZDF fehlt weiter die moralische Legimitation. Freigeist Don Alphonso fragte kürzlich auf seinem Twitter-Account:
,,Was kostet
#sagsmirinsgesicht eigentlich so? Kann mir das mal jemand von den besserverdienden ARDlern ins Gesicht sagen?“
Die ARD blieb Don Alphonso die Antwort schuldig.
Frank Lübberding sezierte die Aktion ,,Sag´s mir ins Gesicht“ in der FAZ unter dem Titel Tagesschau-Chefredakteur wartet vergeblich auf Trolle.
ARD Mann Kai Gniffke hatte seinen Auftritt. Oder auch nicht. Frank Lübberding merkte in seinem FAZ Artikel letzte Woche dazu an:
,,Nicht jede Einladung wird bekanntlich angenommen. So erging es gestern Abend Kai Gniffke als Chefredakteur von „ARD-aktuell“. Ihm sollten Zuschauer auf Facebook live und ungeschnitten „ins Gesicht sagen,“ was gemeinhin unter Hasskommentaren verstanden wird, neudeutsch „hate speech“ genannt (Link zum Videomitschnitt). So saß er da und wartete auf jene Mitmenschen, die in den sozialen Netzwerken nicht nur ARD-Journalisten das Leben schwer machen. Gniffke wartete allerdings vergeblich. Es gab niemanden, der ihn mit Beleidigungen traktierte oder sich sonst im Ton vergriffen hatte.“
Soweit Frank Lübberding und seine Sicht auf die ,,Sag´s mir ins Gesicht“ Aktion und die ARD Personalie Kai Gniffke.
Dabei wäre ARD gut beraten sich der freien Marktwirtschaft zu stellen und selber die Aufhebung der Zwangsgebühren zu fordern. Dann den Markt entscheiden lassen. Warum zeigen sich die Sendeanstalten ARD und ZDF so mutlos? Kein Zutrauen zur eigenen Anziehungskraft ihres Programmes? So ganz frei auf dem Markt agierend, abhängig vom Bezahlwillen der Bevölkerung. Zeigen ob die Politberichterstattung, Sportberichterstattung, Kulturberichterstattung, Wissenschaftsberichterstattung oder der Volksmusiksektor genug Kunden findet, die bereit sind dafür zu bezahlen. Warum so mutlos? Warum einer Diskussion ausweichen, die längst überfällig ist. Ich will da die überbordenden Honorare für Moderatoren hier jetzt gar nicht thematisieren. Oder die Sache mit der Transparenz.
Die durch Zwangsgebühren gemästeten Sendeanstalten ARD und ZDF erinnern eher an die Planwirtschaft in der DDR, denn an eine freie Marktwirtschaft.
Wie sieht es eigentlich aus mit der Rechenschaftspflicht der ARD und ZDF gegenüber der Bevölkerung und damit der Gesellschaft?
Doch genug der Vorrede. Gelegenheit an dieser Stelle ins Archiv zu steigen.
Reblog: [vom 24. Juni 2016]
Ex-Kameramann Stefan Nowak zum alimentierten Fernsehen von ARD und ZDF
Ex-Kameramann Stefan Nowak war 20 Jahre in der Branche und stieg dann bewusst aus. Auf kameramann.de berichtet Brancheninsider Nowak über nachdenkenswerte Details die auch Nicht-Kameramänner lesen sollten. Unter dem Titel Das Ende der Leidenschaft zeichnet er ein nachdenklich stimmendes Bild:
,,Wem das klar geworden ist, der erkennt, dass es nicht besser werden wird. Die durchschnittlichen ARD/ZDF-Zuschauer sind 63 Jahre alt; die Privatfernseher gerade mal fünfzehn Jahre jünger. Dementsprechend grottoid ist der überwiegende Teil der ausgestrahlten Programme.“
Zum grottoiden Teil darf man getrost auch große Teile der aktuellen Fußballberichterstattung von ARD und ZDF bezeichnen. Persönlich bin ich durch geschmeidiges agieren bisher um KMH herumgekommen. Keine einzige Minute mit KMH. Doch ich will mich gar nicht an einzelnen Puzzlesteinen festbeißen. Wahrlich nicht. Andere Protagonisten und fragwürdige sowie marktschreierisch herkommende Konzeptversuche wie Beckmanns Sportschule sind auch nicht viel besser.
Gehen wir nochmals zu Stefan Nowak. Er bringt auch die fehlende Rechenschaftspflicht von ARD und ZDF sowie die monetäre Seite für die Beteiligten auf den Punkt:
,,Die Verantwortlichen in den Sendern interessiert das nicht; die Öffentlich-Rechtlichen muss es nicht interessieren, denn sie werden von der Gesellschaft ohne Rechenschaftspflicht zwangsalimentiert, und bei den Privaten dient das Programm ohnehin nur zum Füllen der Pausen zwischen den Werbeblöcken. Da zählen nicht Inhalte, sondern die Shareholder Value. Mittlerweile ist mir klargeworden, dass die sinkenden Budgets nur ein Teil des Problems sind. Die Sender und Produzenten wissen mittlerweile genau, dass sich in der Branche immer ein Arschloch finden wird, das gezielt zu den Gewerkschafts- und Berufsverbandstreffen geht, um dort die diskutierten und aufgerufenen Mindesthonorare in Erfahrung zu bringen. Dann geht dieser „Kollege“ oder die „Kollegin“ zum Sender oder Produzenten und unterbietet diesen Preis, kriegt also den Auftrag – und die Anderen schauen in die Röhre.“
Ja, das System ARD und ZDF gehört auf den Prüfstand. Wollen wir uns so ein System weiter leisten? Ohne Rechenschaftspflicht? Mit einem wie ein Alibischild vor sich hergetragenen Bildungsauftrag geplaudere. Echt jetzt? Es gibt da einen Bildungsauftrag? Der wird auch umgesetzt? Inklusive einer nervtötenden Fußballberichterstattung auf zwei Sendern mit flankierenden Nebengeräuschen. ARD und ZDF fehlt letztendlich auch die moralische Legitimation.
Übrigens Stefan Nowak hat für sich persönlich einen Ausweg aus der Situation gefunden. Der ehemalige Kameramann arbeitet heute im Ingenieurabbruch mit Spezialmaschinen. Zufrieden und ohne Bitterkeit. Arbeitsgeräte sind jetzt 100-Tonnen Longfront-Bagger oder auch 2-Tonnen Mini-Abbruchmaschinen, mit denen er Gebäudeanlagen zerlegt.