Guten Abend. Kürzlich stellte ich Maik Pflaum, seit Jahren ein intimer Kenner der Produktionsbedingungen der Sportartikelindustrie sowie der Outdoorhersteller, für die Christliche Initiative Romero (CIR) tätig und Mitglied im Steuerungskreis des Textilbündnisses, folgende Fragen mit der Bitte um ein Statement:
,,Wie schätzen Sie denn die aktuellen Bemühungen der Outdoor Industrie und der Sportartikelhersteller im Hinblick auf faire Produktionsbedingungen ein? Wie ist der Status Quo? Inwieweit klafft eine Lücke zwischen Ankündigungen und Umsetzungen?“
Die aussagekräftige und detaillierte Antwort von Maik Pflaum war am 29. September, einen Tag vor dem ,,Fashion Fairday“ unter Outdoor Industrie und Sportartikelhersteller und der Status quo in puncto fairer Produktionsbedingungen nachzulesen.

Foto: © Michael Wiemer
Diese Woche gab es eine Pressemitteilung mit der Ankündigung der nächsten Phase im Textilbündnis. Hier der komplette Wortlaut:
Stellungnahme der Zivilgesellschaft im Bündnis für nachhaltige Textilien zur Mitgliederversammlung 2016
Im Textilbündnis beginnt die nächste Phase
Unsere Erwartungen an die Mitglieder
22. November 2016 – Der Steuerungskreis hat Ende Oktober nach langen, nicht immer leichten Verhandlungen den Startschuss für die nächste Phase des Textilbündnisses gegeben. Die Zivilgesellschaft im Textilbündnis begrüßt diese Einigung und sieht dies als wichtigen ersten Schritt hin zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Wertschöpfungskette. Alle Mitglieder müssen nun bis Ende Januar 2017 eigene Umsetzungsziele, sogenannte Roadmaps, erstellen. Die Roadmaps werden die Bereiche benennen, in denen die Mitglieder ihre Lieferanten schrittweise auf bessere Arbeitsbedingungen verpflichten. Die Roadmaps sind also zentrale Leitfäden, an denen abgelesen werden kann, was und wie viel die Mitglieder, insbesondere Unternehmen, aber auch die öffentliche Hand bei der Beschaffung von Textilien, im Textilbündnis in der kommenden Zeit zu leisten bereit sind.
Aus Sicht der Zivilgesellschaft im Textilbündnis sind für wirkungsorientierte und anspruchsvolle Roadmaps die nachfolgenden Aspekte zentral:
1. Eine anspruchsvolle Roadmap muss ein Ziel zur Umsetzung von existenzsichernden Löhnen in der eigenen Wertschöpfungskette enthalten.
2. Die Ziele in diesen anspruchsvollen Roadmaps dürfen sich nicht auf die erste Lieferkettenstufe, die Konfektion, beschränken, sondern müssen auch Maßnahmen in der tieferen Wertschöpfungskette, wie zum Beispiel eine Steigerung in der Beschaffung nachhaltiger Naturfasern, enthalten.
3. Die Veröffentlichung der Roadmaps ist im ersten Jahr freiwillig. Die Zivilgesellschaft erwartet aber, dass ein großer Anteil der Mitglieder ihre Roadmaps bereits im ersten Jahr öffentlich zugänglich machen.
4. Transparenz ist auch über die Roadmaps hinaus ein entscheidendes Kriterium für den künftigen Erfolg des Textilbündnisses. Zu Maßnahmen der Transparenz gehört die Offenlegung der Zulieferer durch die Unternehmen.
Diese Aspekte erwarte die Zivilgesellschaft insbesondere von den Mitgliedsunternehmen des Textilbündnisses, die sich zu den Ambitionierten zählen.
Die ersten wichtigen Hürden hat das Textilbündnis in diesem Jahr genommen. „Damit aber Verbesserungen durch das Textilbündnis bei den Arbeiter_innen in den Produktionsländern ankommen“, so Tim Zahn, der Koordinator der Zivilgesellschaft im Textilbündnis “müssen noch weitere wichtige Entscheidungen im Textilbündnis getroffen werden“. Dazu gehöre die Überprüfung der Roadmaps und der später folgenden Fortschrittsberichte durch eine unabhängige Instanz (den sog. unabhängigen Dritten). „Hierbei kommt es für die Zivilgesellschaft vor allem darauf an, dass eine wirksame Begleitung dieser Instanz durch ein paritätisch aus den Anspruchsgruppen im Bündnis besetztes Gremium erfolgt.“, so Zahn weiter. Für die Evaluation der Zielerreichung müssen vor allem die Wirkungen aller Maßnahmen der Mitglieder auf Arbeiter_innen – und nicht allein deren Durchführung – im Mittelpunkt stehen.
Weiterführende Informationen:
www.saubere-kleidung.de/index.php/kampagnen-a-themen/csr-staatl-regulierung/599- buendnis-fuer-nachhaltige-textilien-stellt-wichtige-weichen-fuer-die-umsetzung
www.ci-romero.de/textilbuendnis
Kontakte:
Tim Zahn
Koordinator der Zivilgesellschaft im Bündnis für nachhaltige Textilien koordinator@nro-textilbuendnis.de, Tel.: 0176 4765 6294
Zivilgesellschaftliche Mitglieder im Steuerungskreis des Textilbündnisses:
Gisela Burckhardt, FEMNET/CCC, gisela.burckhardt@femnet-ev.de, Tel.: 0152 01774080 Berndt Hinzmann, INKOTA-netzwerk/CCC, hinzmann@inkota.de, Tel.: 0160 94 69 87 70 Maik Pflaum, Christliche Initiative Romero/CCC, pflaum@ci-romero.de, Tel.: 0911 214 2345
24 Organisationen der Zivilgesellschaft sind Mitglieder des Textilbündnisses, die von folgenden drei NGOs im Steuerungskreis vertreten werden: Christliche Initiative Romero, FEMNET, INKOTA-netzwerk. Alle drei sind auch Trägerorganisationen der Kampagne für Saubere Kleidung / Clean Clothes Campaign.