Wann liefert Hajo Seppelt den 2. Teil der Mark Bonar Geschichte?

Hajo Seppelt ist immer wieder in diesen Tagen Gesprächspartner, so auch bei einer Telefonschalte der ARD während einer Tour de France Etappe am gestrigen Sonntag. Normalerweise schaue ich auf Eurosport punktuell die Tour, doch bei Werbeblöcken schalte ich dann kurzfristig auch schon mal um. Und siehe da, Hajo Seppelt kommt zu Wort. Telefonschalte nach Kanada. Stichwort Toronto. Okay, zum Radsport konnte er jetzt nichts erhellend neues beisteuern. Oder bin ich zu kritisch?

Dem gemeinen Gebührenzahler ist Hajo Seppelt eigentlich noch den 2. Teil seines Streifens über den englischen Gynäkologen Mark Bonar schuldig. Am 3. April 2016 flutete Seppelt die deutschen Wohnzimmer mit dem Bericht über den Sportflüsterer Bonar. In meiner Wahrnehmung kam der englische Gynäkologe wie ein pubertär schwätzender Prahler daher. Konkrete Namen wurden nicht genannt. Man konnte jedoch fast Angst bekommen, dass die englischen Fußballer demnächst alles in Grund und Boden rennen. Taten sie dann bei der EM in Frankreich jedoch nicht. Aber Bonar hatte ja zahlreiche Sportler auch aus anderen Sportarten nach eigenen Angaben mit leistungsstimulierenden Substanzen versorgt. Wie gesagt den 2. Teil über Mark Bonar mit konkreten Namen aus dem englischen Sport muss Seppelt noch liefern. Andererseits ist er ja auch im Dauerstress. Da legt er die journalistische Axt an den russischen Dopingsumpf an und fliegt nach Moskau. Später bekommt er vor laufender Kamera weibliche russische Hartnäckigkeit zu spüren. Hajo Seppelt reagiert nicht gelassen. Dann der Trip in die Türkei. Eine türkische Läuferin will ihre mehrjährige Sperre mit einer Beichte herunterdimmen. Und jetzt Toronto.

Am 6. April 2016 schrieb ich unter dem Titel Ein paar Worte zu Hajo Seppelt. Derweil geht der Playoff-Wahnsinn weiter.:

,,Nein, ich habe nie den Ehrgeiz gehabt Deutschlands Nummer 1 in Sachen Doping-Berichterstattung zu werden. Mich 365 Tage am Stück, 24 Stunden mit den unappetitlichen Dingen der Industriebranche Profisport zu beschäftigen, wäre mir dann doch monothematisch zu eng.  Auch meine Leser haben ja schöne Interessen. Die Besucherströme zum Countdown des Schach-WM Kandidatenturniers in Moskau im März 2016  oder der Sport am Bodensee: Auf den Spuren von Brigitte Bardot, Sophia Loren, Sean Connery und Co. sprechen da eine deutliche Sprache. Der Mensch mag nicht immer nur im Doping-Müll wühlen, sich damit auseinandersetzen und eigenes Sehverhalten ständig kritisch zu hinterfragen. Das Leben ist schön. Es hat viele Facetten zu bieten.“

Traveler Digital Camera

Foto:  © Michael Wiemer

,,Nichtsdestotrotz ist ernsthafte Auseinandersetzung von Journalisten mit dem Thema Doping wichtig. Siehe oben die Qualitätsarbeit bei Monitor im Jahr 1998. Später gab es dann eine Phase, wenn ich gefragt wurde, wer denn zuverlässig und seriös über Doping in Deutschland berichtet, dass ich die Namen Daniel Drepper, Jonathan Sachse und Jens Weinreich in die Runde warf. Sie hatten Drive, bedienten Blogs mit Texten, Quellen, interessanten Recherchen. Hajo Seppelt hatte ich zu jener Zeit nicht auf dem Notizzettel, wenngleich ich seine Arbeiten kannte. Hajo Seppelt war in den letzten Jahren fleißig. Im vorletzten Jahr dann seine Dokumentation „Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht.“ sowie 2015 „Geheimsache Doping: Im Schattenreich der Leichtathletik.“

Es hagelte Auszeichnungen. Zu Recht. Zwei seien an dieser Stelle erwähnt: 2016 gab es den Bud-Greenspan-Award der New York Television and Film Writers für die Dokumentationen „Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht“ und „Geheimsache Doping: Im Schattenreich der Leichtathletik“ und 2015 die bemerkenswerten Siegerpreise beim ersten weltweiten Journalistenwettbewerb „Sports Media Pearl Award“ des Weltverbands der Sportjournalisten (AIPS) in Abu Dhabi in der Kategorie Video documentary für den Film „Geheimsache Doping: Im Schattenreich der Leichtathletik“ und in der Kategorie Best investigative reporting.“

Doch zurück zum gestrigen Telefonstatement in der ARD während der Tour de France Berichterstattung. Hajo Seppelt blieb in Sachen Doping im Radsport vage. Kratzte noch nicht mal mitteltief an der Oberfläche. Die Schalte brachte für mich keine neuen Erkenntnisse in Sachen Radsport. Toronto hin oder her. Für die einen ist die spektakulär umstrittene Tour de France eh die größte rollende Apotheke der Welt. Für andere das faszinierendste Sportereignis auf unserem Planeten.

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