Es war ein gnadenloses Spiel. Die Abnutzungs-Schlacht tobte und beinhaltete alles, was einen Fußball-Thriller ausmacht, von dem noch 34 Jahre danach gesprochen wird. Im Buch 1982 Spanien aus der Reihe der WM-Bibliothek der Süddeutschen Zeitung bekommt das epische Halbfinale zwischen den damals beide in Adidas-Trikots auflaufenden Teams von Deutschland und Frankreich auf den Seiten 82 bis 91 den gebührenden Platz in Wort und Bild.
Foto: © Michael Wiemer
10 Buchseiten für das Drama von Sevilla. Jenes epochale und surreale Naturereignis. Dazu das mehrseitige Interview mit Torwart Harald Schumacher auf den Seiten 122 bis 127. Als Vergleich, in der 86er Ausgabe der WM Bibliothek der Süddeutschen Zeitung bekommt das erneute Halbfinale Deutschland gegen Frankreich nur ganze 4 Seiten eingeräumt.
Zum Kraftakt 1982 sind ja hunderte von Artikeln geschrieben wurden. Unzählbare Kommentare veröffentlicht und ein jeder Rückblick auf das WM Turnier in Spanien vor 34 Jahren kommt ohne dieses spektakuläre Spiel nicht aus. Die Videozusammenfassung habe ich mehrfach mit offenen Mund gesehen. Immer wieder.
Und nochmals mit Gänsehaut angeschaut. Wahnsinn. Die 11-minütige Zusammenfassung des Thrillers von Sevilla von Sport1 in der aufgelegten Rubrik SportHistory auf YouTube. Das schnelle Führungstor von Pierre Littbarski, der Elfmeterausgleich durch Michel Platini, dann jene verhängnisvolle 57. Minute bei der Attacke von Harald Schumacher gegen Patrick Battiston. Im oben erwähnten Interview mit Schumacher antwortete der Keeper auf die Frage:
,,Als das Ausmaß seiner Verletzung bekannt wurde, hätten Sie ins Krankenhaus fahren können?“
,,Völlig richtig. Und es tut mir leid, das ich es nicht gemacht habe. Berti Vogts hat es noch 2006 im ZDF ein Versagen der DFB-Delegation genannt, dass seinerzeit niemand mit mir ins Krankenhaus gefahren ist. Wäre mein damaliger Manager Rüdiger Schmitz an dem Abend in Sevilla gewesen, hätten wir Blumen gekauft und uns so lange an Battistons Krankenbett gesetzt, bis er uns gesagt hätte: Alles okay, es wird schon wieder.“
Später in der Verlängerung in Sevilla die Führung der Franzosen durch Marius Tresor in der 92. und Giresse zum 3:1 in der 98. Minute. Abwehrchef Tresor, dessen Schilderungen vom dramatischen Halbfinale und der Endspielerwartung 1998 im Fußball-Magazin France Football erschien, und auszugsweise von der Süddeutschen Zeitung im WM-Buch 1982 auf Seite 90 und 91 übersetzt wurde:
,,Ich bin in den Wolken. Giresse trifft zum 3:1, unglaublich. Wir sind im Finale.“
Nein, war Frankreich an jenem Abend in Sevilla am 8. Juli 1982 nicht. Auf der Bank war da noch ein Spieler von Bayern München. Mit Verletzung schleppte er sich durchs Turnier. Nach seiner Einwechslung in der 98. Minute erzielt Stürmer Karl-Heinz Rummenigge 240 Sekunden später in der 102. Minute den Anschlusstreffer. Dann jener atemberaubende Fallrückzieher von Klaus Fischer in der 108. Minute gegen Frankreichs Torwart Ettori und das folgende Elfmeterdrama. Fehlschuss von Stielike. Zweimal hält anschließend Bösewicht Schumacher die Elfmeter von Six und Bossis.
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Die Karriere von Mittelfeldstar Michel Platini blieb unvollendet. Seine Laufbahn wurde nicht durch den Weltmeistertitel gekrönt. Später schlug er dann die Funktionärslaufbahn ein, wo er mir wesentlich weniger gefiel wie seinerzeit als Spieler. Sowohl in Wort wie in Handlungen. Nein, ich bin kein Blatter Freund gewesen. Aber Platini fiel mir mehrmals unangenehm in den letzten Jahren auf. Dazu vielleicht zu gegebener Zeit mehr. Was macht eigentlich der Ex-UEFA Präsident Platini momentan?
Erst Didier Deschamps, Fabien Barthez, Bixente Lizarazu, Laurent Blanc, Lilian Thuram, Frank Leboeuf, Stephan Guivarc´h, Patrick Viera, Christian Karambeu, Marcel Desailly Youri Djorkaeff, Zinedine Zidane, Emanuel Petit, Thierry Henry, David Trezueget und Co. holten 1998 im eigenen Land den Titel für Frankreich. Didier Deschamps werden wir auch heute wieder sehen. Er ist der smarte Coach der Franzosen an der Seitenlinie.