Warum es von mir zum neuen Bobby Fischer Film keine objektive Rezension geben kann

Stammleser kennen meinen Faible für Bobby Fischer. Bereits beim Film Bobby Fischer: Zug um Zug in den Wahnsinn schrieb ich einst am 7. Dezember 2011 über die Unmöglichkeit einer objektiven Rezension und merkte einleitend an:

,,Ich habe keine Fernsehzeitung. Doch die wichtigen Sendungen erreichen einen auch per Hinweis aus der Leserschaft. Schach im TV. Es war keine verlorene Lebenszeit. Die 90-minütige Dokumentation auf arte von Liz Garbus über den begnadeten Schachweltmeister von 1972. Dortmund gegen Marseille war nie eine ernsthafte Option. 22.00 Uhr war am Dienstagabend arte Zeit. Zug um Zug in den Wahnsinn – Die Legende von Bobby Fischer. Ich habe jede Minute des Films intensiv eingeatmet. Klar, ich bin Fischer Fan. Habe das Schachmatch des Jahrhunderts 1972 aus der Perspektive eines damals 9-Jährigen erlebt. Emotional tief verankert.“

Ich bin also befangen bei Bobby Fischer.

Damals schrieb ich am Ende des Artikels folgende Worte:

,,Das Leben von Bobby Fischer passt freilich nicht in einen 90-minütigen Film. Alleine über das Schachmatch des Jahrhunderts in Reykjavik 1972  könnte es einen mehrstündigen Dokumentationsfilm geben. Würde ich mir den Film Zug um Zug in den Wahnsinn auch im Kino anschauen? Ist das Werk auch Nicht-Schachspielern zu empfehlen? Wird der Mythos Fischer zerstört mit dieser Doku? Diese Fragen kann und will ich jetzt gar nicht abschließend beantworten. Vielleicht braucht es da auch bei mir etwas Bedenkzeit.“

Ich bin nach wie vor Bobby Fischer Fan, kenne zahlreiche Stellen aus der von meinem Vater mir vererbten Schachbibel auswendig und atme seit Jahrzehnten alle Puzzlesteine von Bobby Fischers Leben auf.

Fotos:  © Michael Wiemer

Mein Vater erlebte Bobby Fischer noch live bei der Schacholympiade 1960 in Leipzig. In dem Duell mit Michail Tal, den damaligen Weltmeister und genialen Schachgeist. Dieses Foto ging um die Welt. Wahnsinn. Was für ein Moment. Während der Schacholympiade lernte mein Vater meine Mutter kennen. 3 Jahre später kam ich auf die Welt.

Nein, ich bin wahrlich nicht unbefangen in Sachen objektiver Rezension eines Bobby Fischer Films. Meine Leserschaft wird (hoffentlich) dafür Verständnis haben müssen.

Ich wünsche ein schönes Wochenende.