Nachdenkenswert #388

„Ich werde jetzt aber nicht auf die Mannschaft draufschlagen.“

Joe Zinnbauer, Trainer vom FC St. Gallen, sein Team verlor 2 Tage nach der Premiere der Wortschöpfung „Leidenschaftsmonster“ von Matthias Sammer das Heimspiel gegen den FC Basel ziemlich leidenschaftslos mit 0:7. Bayern München Leihgabe Gianluca Gaudino erzielte dabei ein Eigentor zum 0:3. Ebenso sein Mannschaftskollege Angha zum 0:2. Zur Halbzeit lag der FC St. Gallen mit 0:1 zurück.

Als Sergey Karjakin mit Magnus Carlsen in Moskau Metro fuhr

Nein, ich habe keine Berührungsängste mit russischen Websiten.

In puncto Schachberichterstattung sind sie den deutschen Online Seiten der medialen Flaggschiffe wie FAZ, Südddeutsche Zeitung, Zeit oder Spiegel so überlegen wie einst die sowjetische Schachära dem Westen zwischen 1948 und 1969. Nehmen wir nur das Wochenmagazin Zeit. Sie haben seit Jahren einen Mehrautorenschachblog mit Johannes Fischer, Ilja Schneider und Dennes Abel. Doch in Sachen Power und Kontinuität konnte man den Lakmustest kürzlich beim Schach-WM Kandidatenturnier im März in Moskau machen. Zum auf 14-Runden veranschlagten Schachhighlight erschienen ganze 5 (kein Schreibfehler) Beiträge auf dem Schachblog von Zeit Online. Das ist wenig. Der letzte Beitrag zum WM-Kandidatenturnier erschien auf dem Mehrautorenblog am 20. März um 21.22 Uhr von Johannes Fischer unter dem Titel Kandidatenturnier 2016: Karjakin und Aronjan immer noch in Führung. Da waren 8 von 14 Runden in der russischen Metropole gespielt.

Aber wir wollen uns gar nicht an Zeit Online festbeißen. Da gab es ja dieses Jahr bereits heftige Diskussionen in Deutschland nach dem Eilenberger Text zum fehlenden Migrationshintergrund der Deutschen Handballnationalmannschaft. Die Kritik am polemischen Text von Eilenberger führte zu einem Abschalten der Kommentare unter dem Artikel bei Zeit Online. Handball-world.com las dem bis dato nicht durch Handball-Expertise aufgefallenen Wolfram Eilenberger die Leviten unter dem Titel: Weltanschaung: Versenkt im Sehnsuchtsloch oder Kabinenpredigt für Eilenberger.

In Sachen Power und Kontinuität der Schachberichterstattung konnte mich auch ein Johannes Aumüller bei der Süddeutschen Zeitung nicht hinter dem Ofen vor locken. Doch wir wollen die eingangs erwähnten russischen Websiten nicht aus dem Auge verlieren. Sei es das Interview auf sport-express.ru mit Herausforderer Sergey Karjakin über das millionenschwere Superteam hinter dem Norweger Magnus Carlsen und den eigenen Bestrebungen mit Hilfe von russischen Sponsoren und Russlands Sportminister Mutko so ein Team zusammenzustellen. Oder auch das bemerkenswerte Interview mit Boris Spasskij.

Ilja Triswjatski schrieb vor zwei Jahren am 14. April 2014 auf Russia Beyond the Headlines einen Artikel unter dem Titel Sergey Karjakin: Russlands neuer Schach-König und ließ den Großmeister eine kleine Anekdote erzählen:

„Jeder, der denkt, dass Carlsen und ich Erzfeinde sind, liegt falsch. Wir sind nur dann Gegner, wenn wir einander in einem Schachspiel gegenübersitzen. Außerhalb der Turniere sind wir Freunde. Wir schreiben uns häufig über das Internet und telefonieren über Skype. Ich kann mich beispielsweise noch daran erinnern, als er und ich in Moskau während eines Turniers bis in die frühen Morgenstunden kegeln waren. Als wir uns um sechs Uhr schließlich voneinander verabschiedeten, wollte Magnus plötzlich unbedingt wissen, wie unsere Metro aussieht. Wir gingen also in eine Metrostation hinein, wo uns auf einmal einige Jungs entgegenliefen. Wir waren zuerst etwas erschrocken, aber es stellte sich heraus, dass die Jungs Carlsen erkannt hatten und einfach nur ein Foto mit ihm machen wollten. Magnus war ziemlich erstaunt.“

Das lasse ich mal so stehen.

Meinen Lesern wünsche ich eine schöne Woche.