Reblog: „Die Italiener dopen. Die Franzosen dopen. Die Holländer dopen. Die Schweizer dopen. Die Belgier dopen. Die Briten … Nur die Deutschen Radsportler sind sauber.“

Das Dauerthema Doping hat wieder die Aufmerksamkeit. Hajo Seppelt und Felix Becker schauen erneut hinter die Kulissen. Die WDR Pressemitteilung liest sich einleitend so:

,,Das hat die ARD/WDR-Dopingredaktion bei gemeinsamen Recherchen mit der Londoner „Sunday Times“ herausgefunden. Ein Investigativ-Team der „Sunday Times“ und ein von der ARD/WDR-Dopingredaktion eingesetzter Lockvogel haben die Doping-Methoden des Londoner Arztes Dr. Mark Bonar aufgedeckt. Demnach versorgt Bonar in London seit Jahren englische Top-Athleten mit allem, was schneller und stärker macht und verboten ist. Das zeigen Hajo Seppelt und Felix Becker in ihrem Film. Zu sehen ist er am Sonntag, 3. April 2016, um 18.00 Uhr in der „Sportschau“ im Ersten und um 22.15 Uhr in „sport inside“ im WDR Fernsehen.“

Doping ist ein Grundrauschen der Industriebranche Profisport. Auch hier auf sportinsider habe ich mich nie um das unappetitliche Thema Doping gedrückt. Gelegenheit ins Blogarchiv zu steigen.

Reblog [vom 21. Juli 2015]: „Die Italiener dopen. Die Franzosen dopen. Die Schweizer dopen. Die Belgier dopen. Die Briten … Nur die Deutschen Radsportler sind sauber.“

Die Sehnsucht nach schönen Themen ist bei meinen Lesern da. Hin und wieder bringe ich da ja auch Texte und Bilder, die hoffentlich diese Sehnsucht erfüllen.

Foto:  © Michael Wiemer

Doch wir wollen die unangenehmen Themen nicht auf immer und ewig ausblenden. Das käme sonst nur irgendwann als Bumerang zurück. Nein, manchmal ist sogar ein bewusster Blick in die Abgründe einer Sportart nötig. Bitter nötig. Darum heute ein kleiner Rückblick.

Es war eine Tour de France, die in die Geschichte als aufsehenerregender Doping-Skandal unter dem Namen Festina-Affäre Einzug in die Geschichtsbücher fand und heute auch bei Wikipedia nachzulesen ist. Die Höllentour stand kurz vor dem Abbruch. Zum damaligen Zeitpunkt galt der Skandal als größte Dopingaffäre in der Sportgeschichte.

189 Fahrer gingen an den Start. Paris sah am Ende nach diversen Rückziehern und Ausschlüssen von Teams nur 96 klassifizierte Lohnfahrer. Das deutsche Team Telekom stellte den Gesamtzweiten mit Jan Ullrich. Sieger der Frankreichrundfahrt wurde ein gewisser Marco Pantani. Für das Radsportteam Telekom gingen neben Jan Ullrich der Sprintstar Erik Zabel, Rolf Aldag, Udo Bölts, Francesco Frattini, Christian Henn, Jens Heppner, Bjarne Riijs und Georg Totschnig an den Start. Wir reden vom Jahr 1998. In jenem Jahr strahlte die ARD die Sendung Monitor mit dem Moderator Klaus Bednarz aus. Er stand noch für kompetenten Journalismus und begrüßte sein Publikum damals mit folgenden Worten:

,,Nun, wie angekündigt zu dem Thema, das spätestens seit der Tour de France die gesamte Sportwelt in Atem hält: Das Thema Doping. Und hier scheint es eine Art himmlisches Wunder zu geben. Alle dopen, nur die Deutschen nicht. Und das ausgerechnet im Zeitalter der Globalisierung. Die Italiener dopen. Die Franzosen dopen. Die Schweizer dopen. Die Belgier dopen. Die Briten … Nur die Deutschen Radsportler sind sauber. So jedenfalls stellen es die Deutschen Radsportfunktionäre dar. In Wirklichkeit wird auch im Deutschen Radsport gedopt bis sich die Lungen blähen und die Muskeln platzen. Und zwar nicht nur bei den Profis sondern auch bei den Amateuren und sogar bei Jugendfahrern. Ein Bericht von Wolfgang Bausch, Fred Kowasch und Jo Angerer.”

Hier geht es zum Video des Originalfilmbeitrages bei Monitor aus dem Jahr 1998. Diese 9:50 Minuten für jenes bemerkenswerte sporthistorische Zeitdokument sollte sich jeder nehmen.

Nachdenkenswert #383

 ,,Es scheint, als würde die Gesellschaft nur noch Gewinner honorieren. Gewinnen um jeden Preis – als Ausdruck und Auswuchs der modernen Leistungsgesellschaft! Der Fan spiegelt sich in seinem Idol, das er anhimmelt und imitiert. Der Familienvater spiegelt sich im Sohn oder der Tochter und projiziert all seine Sehnsüchte in die Kinder. Funktionäre und Manager spiegeln sich im System, das sie vom Schreibtisch aus versuchen zu kontrollieren.“

Bernd Fisa, PR-Profi, einst Pressesprecher von Michael Schumacher bei Ferrari, zeitweiliger Berater von FIFA-Präsident Sepp Blatter, Kommunikationschef bei der Fußball-EM 2008, leitete zeitweise das Red Bulletin im Interview mit salzburg24.at unter dem Titel „Der Sport ist genauso kaputt wie unsere Gesellschaft“