Sportinsider Jahresrückblick 2014 (Teil 5)

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, fast schneller wie der einstige Hoffnungsträger Mirko Slomka seinen Job beim Hamburger SV verlor.

Gelegenheit einen Blick auf das Sportjahr 2014 zurück zu werfen.

Die Fußball-WM war wieder ein mediales Massenphänomen. Nach dem Zitterspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen das Low Budget Team aus Algerien im Achtelfinale, dem knappen 1:0 gegen Frankreich im Viertelfinale gegen den Erzrivalen und das grandiose 7:1 im Halbfinale gegen Brasilien stand nach 1986 und 1990 ein weiteres Mal die Endspielpaarung Deutschland gegen Argentinien an. Vor der WM war Brasilien mein Favorit auf den Titel. Okay, klar danebengelegen. Auch nach dem WM Endspiel verhob ich mich ein wenig:

,,7 Spieler von Bayern München am Ende auf dem Platz. Kann eine sehr harte Saison für Pep Guardiola werden. 1974/75 zahlte Bayern einen hohen Preis für 6 Stammkräfte beim WM Erfolg 1974. Am Ende gab es nur Platz 10. Das wird diesmal nicht passieren, jedoch Borussia Dortmund wird ein ernsthafterer Jäger wie im vergangenen Jahr sein.“

Ein Blick zurück:

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (33)

Es konnte am Ende nur einen von zwei Gesichtsausdrücken geben.Traveler Digital Camera

Huch. Vor über drei Wochen hatte der in Buenos Aires lebende Journalist Christoph Wesemann ja prägnant auf seinem Blog Argentinisches Tagebuch angekündigt:

,,Ich setze trotzdem auf Argentinien, ich nehme sogar so Heimaturlaub, dass ich als Weltmeister in Berlin lande und im weißhimmelblauen Trikot von Diego Maradona ein Taxi winke. Und ich habe meinem Sohn versprochen, mir ein Tattoo stechen zu lassen. Ich weiß noch nicht, von wem oder von was, ob vom Dicken, von Che, den Malwinen oder doch vom Siegtorschützen im Endspiel, also Leo Messi, ist doch auch egal.”

Der Dicke hatte einst 1986 Deutschland besiegt. Nie dürfte ein Weltmeister stärker im Schatten eines einzelnen Fußballspielers gestanden haben. Das Genie Diego Maradona erzielte bei diesem Turnier in Mexiko grandiose 5 Tore und gab im Endspiel gegen die Beckenbauer Elf den entscheidenden Pass auf Burruchaga zum 3:2 Siegtreffer der Argentinier vor 114.600 Zuschauern in der 85. Minute. Lionel Messi konnte gestern Abend nicht aus dem Schatten vom göttlichen Diego steigen.

Nun ist die deutsche Fußballbilanz um einen Weltmeistertitel mehr angereichert. 24 Jahre hat es gedauert. Das ich das noch erleben durfte.Traveler Digital CameraDabei wollen wir auch nicht die absurden Rahmenbedingungen des gestrigen Finals unter den Tisch kehren. Sportspool.tv stellte treffend fest:

,,Polizei versetzt Rio in Ausnahmezustand. 26 000 Polizisten, Uniformierte, Militär. Für ein Endspiel um die Fußball-Weltmeisterschaft. Absurder geht es kaum. Unterdessen wurden 19 Personen in Rio festgenommen. Provisorisch. Weil sie der Polizei bekannt sind. So etwas kennt man nur aus Diktaturen. Journalisten vor Ort berichten aktuell von Behinderungen in der Arbeit von Medienvertretern. Ein Fußballfest sieht anders aus!”

Der Ostseepfarrer und die protestantische Pfarrerstochter waren auch vor Ort. Als Herr Gauck 2012 nach dem DFB Pokalfinale ein paar Tage später in München beim Champions-League Finale zwischen Bayern München und Chelsea weilte, manifestierte er nicht den Ruf eines Glücksbringers. Glück war gestern selbstverständlich auch eine Komponente. Geht Argentinien in Führung …. Dann würde es morgen in Berlin keine Feier geben.

Mario Götze und die Sache mit Adidas kontra Nike

Siegtorschütze Mario Götze. Wer hat eigentlich mehr gejubelt? Adidas oder Nike? Die Sportmarketingexperten rieben sich vor einem Jahr die Augen. Bei der Vorstellung von Mario Götze beim neuen Verein Bayern München, der seit Jahrzehnten von Adidas ausgerüstet wird, gab es diesen Coup im Stile des Guerilla-Marketings von Nike. Die Verantwortlichen von Adidas waren nicht begeistert. Mario Götze und der Fauxpas mit dem Nike Shirt sorgten für negative Schlagzeilen. Irgendwie hatte sich der aus Dortmund abgewanderte Jungstar damit seine Integration beim neuen Fußballverein selber erschwert. Der ehrgeizige amerikanische Player Nike hingegen konnte diese Aktion durchaus als Marketingerfolg für sich werten.

7 Spieler von Bayern München am Ende auf dem Platz. Kann eine sehr harte Saison für Pep Guardiola werden. 1974/75 zahlte Bayern einen hohen Preis für 6 Stammkräfte beim WM Erfolg 1974. Am Ende gab es nur Platz 10. Das wird diesmal nicht passieren, jedoch Borussia Dortmund wird ein ernsthafterer Jäger wie im vergangenen Jahr sein.

Übungsleiter Löw steigert sich

Noch ein Wort zu Übungsleiter Löw. Einen Weltmeistertitel 2014 hatte ich ihm nach dem vercoachten EM Halbfinale 2012 gegen Italien nicht zugetraut. Die Skepsis meinerseits wurde auch durch das Katastrophen-Trainingslager mit der Personalie Großkreutz, der Führerschein Geschichte, dem unsäglichen Autounfall mit Personenschaden nicht abgefedert. Im Achtelfinale gegen das Low Budget Team von Algerien hat einzig Neuer den Job von Joachim Löw gerettet. Ein Aus im Achtelfinale gegen die Nordafrikaner wäre in der Heimat nicht als Erfolg zu verkaufen gewesen. Danach hat Übungsleiter Löw viele Sachen richtig gemacht. Der Weltmeistertitel ist auch sein Verdienst. Er ist teilweise über seinen Schatten gesprungen. Stichwort Position von Lahm. Das Team hat er dann in den Spielen gegen Frankreich, Brasilien und Argentinien sehr gut eingestellt. Herzlichen Glückwunsch.

Sportinsider Jahresrückblick 2014 (Teil 4)

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, fast schneller wie der einstige Meistertrainer beim VfB Stuttgart, Armin Veh, die Brocken im Schwabenland hinschmiss. Jetzt soll es also wieder Altmeister Huub Stevens regeln. Inklusive seiner goldenen Regeln (via Stuttgarter Nachrichten).

Gelegenheit einen Blick auf das Sportjahr 2014 zurück zu werfen.

Die Fußball-WM war wieder ein mediales Massenphänomen. Nach dem Zitterspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen das Low Budget Team aus Algerien im Achtelfinale, dem knappen 1:0 gegen Frankreich im Viertelfinale gegen den Erzrivalen und das grandiose 7:1 im Halbfinale gegen Brasilien stand nach 1986 und 1990 ein weiteres Mal die Endspielpaarung Deutschland gegen Argentinien an. Ein Blick zurück:

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (32)Traveler Digital CameraNur gewonnene Endspiele bereiten Freude.

Deutschland – Argentinien

Sonntag, 13. Juli, 21.00 Uhr, Rio de Janeiro, im ARD

Beide traditionsreichen Fußballnationen haben in Ihrer Biografie die Signatur von verlorenen WM-Endspielen.  Die deutschen haben erstmalig in Wembley vor 48 Jahren so ein Brandzeichen bekommen. Es sollten drei weitere verlorene Endspiel dazukommen. Mit vier verlorenen WM-Finals führt die DFB-Elf vor den Niederlande, die auf drei Vizeweltmeisterschaften 1974, 1978 und 2010 schmerzhaft zurückblicken können. Deutschland schmerzt die Erinnerung an 1966, 1982, 1986 und 2002. Argentinien hat zwei tränenreiche Finalniederlagen von 1930 und 1990 in der Vita. Die durch und durch mit Schweiß getränkten Verlustendspiele brannten sich ein wie glühendes Eisen.

Die Argentinier sind für Übungsleiter Löw der unangenehmere Endspielgegner gegenüber den möglich gewesenen Kontrahenten Niederlande. Die argentinische Zeitung La Nacion hat es ganz gut auf den Punkt gebracht:

,,Argentinien ist Finalist wegen seiner Härte und seiner Aufmüpfigkeit.”

Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer hat vor 3 Jahren in seiner Brandrede damals die aktuelle Nationalmannschaft auch kritisiert. Es fehlten ihm Titel, überbordender Ehrgeiz, der Wille sich zum Erfolg notfalls auch zu quälen und der besessene Sammer verwies auf die großen Biografien von Bayern München Spieler , die diese auf dem  internationalen Parkett in der Vergangenheit erreicht hatten. So ganz nebenbei bekam die Frauennationalmannschaft auch noch einen mit. Sie hatte gerad durch fehlende Fokussierung die Heim-WM in den Sand gesetzt. Matthias Sammer meldet sich pünktlich vor Beginn des WM-Endspiels Deutschland gegen Argentinien in Rio auch mit einer Warnung in der tz.

,,Argentinien ist fußballerisch zu beachten, wir sollten nicht in Rückstand geraten.”

Auf geht`s. Nur gewonnene Endspiele bereiten Freude.

Sportinsider Jahresrückblick 2014 (Teil 3)

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, fast schneller wie der einstige deutsche Meister 1860 München seine Aufstiegsambitionen begraben musste. Gelegenheit einen Blick auf das Sportjahr 2014 zurück zu werfen.

Die Fußball-WM war wieder ein mediales Massenphänomen. Im Halbfinale gab es die Partie von Gastgeber Brasilien gegen Deutschland. 1:7. Coach Scolari seine Tage waren gezählt.  Die oft im Halbfinale der letzten Jahre hängengebliebenen Spieler von Übungsleiter Löw zogen grandios in das Endspiel gegen Argentinien ein. Ein Blick zurück:

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (29)

Ich bin noch wie im Trance.

7:1 Auswärtssieg in Belo Horizonte.

Der in Buenos Aires lebende Christoph Wesemann bringt auf Twitter zwei Sätze aus einem argentinischen Radio:

“Nie werdet ihr Brasilianer das 1:7 vergessen. Und falls doch, wird es immer einen Argentinier geben, der euch dran erinnert.”

Andererseits ist es schon blöd, wenn der Höhepunkt vor dem Finale war.

Jetzt also am Sonntag im Estádio do Maracanã in Rio de Janeiro gegen Argentinien. Die Statistik beider Mannschaften in den gegenseitigen Endspielen 1986 und 1990 steht 1:1. Am Wochenausklang wird es eine signifikante Verschiebung der Bilanz geben. Traveler Digital CameraArgentinien hatte 1986 das Finale gegen die Beckenbauer Elf mit 3:2 gewonnen. Es war die WM von Diego Maradona, dem Grenzgänger zwischen Genie und Wahnsinn. Aber er hatte auch eine funktionierende Mannschaft um sich. Sie kam auch mit den komplizierten klimatischen Bedingungen und den infrastrukturellen Gegebenheiten in Mexiko vor 28 Jahren gut zurecht. 1990 spielte Maradona immer noch für Argentinien. Aber die Dynamik, Leidenschaft gepaart mit unglaublichen Toren und dem finalen Biss war nicht mehr da. Der Einzug ins Endspiel gelang über das Elfmeterschießen gegen Italien im Halbfinale. Deutschland siegte dann im Finale von Rom mit 1:0.

Franz Beckenbauer liegt mit einer Prognose daneben

Beckenbauer prognostizierte damals seinem Nachfolger Berti Vogts, mit Blick auf die Wiedervereinigung und dem Reservoir an talentierten Spielern mit DDR Wurzeln, eine Unbesiegbarkeit auf Jahre. Nun, es kam bekanntermaßen etwas anders. Franz irrte ein wenig. Deutschland verlor 1992 gegen Dänemark das EM Halbfinale und schied 1994 und 1998 jeweils im Viertelfinale der WM aus. Gegner waren da Bulgarien und Kroatien. Einzig 1996 konnte die deutsche Elf letztmalig einen Titel bei der EM in England feiern. Über die Auftritte bei der EM 2000 und 2004 decke ich jetzt mal den Mantel des Schweigens.

Argentinien diesmal mit einem Lionel Messi in seinen Reihen

Nun, 24 Jahre nach der Nacht von Rom, hat Deutschland also wieder eine große Chance auf den Weltmeistertitel. Die Sehnsucht ist groß zwischen Rostock und Friedrichshafen. Der Kontrahent kommt wieder aus dem südamerikanischen fußballverrückten Land vom River Plate. Diesmal hat Argentinien einen Lionel Messi in den Reihen. Auch er hat eine funktionierende Mannschaft um sich. In der Vorrunde spielten sie sehr kräftesparend. In den anschließenden K.o. Spielen gegen die europäischen Teams der von Hitzfeld gecoachten Schweiz mit ihren Bundesligalegionären, dem mit vier Siegen hintereinander ins Turnier gestarteten Geheimfavorit Belgien und dem Vizeweltmeister Niederlande mit Robben und Co. ließen sie in 330 Minuten kein Gegentor zu. Wie einst 1990 qualifizierte man sich für das Finale über ein gewonnenes Elfmeterschießen.

Peter Stolterfoht hat sich heute auf der Titelseite der Stuttgarter Zeitung auch mit dem Stil der Elf von Übungsleiter Löw auseinandergesetzt und bescheinigt ihr einen stilvollen Umgang mit dem historischen Sieg gegen Gastgeber Brasilien. Er wirft aber auch einen Blick voraus und schreibt am Ende seines Leitartikels:

,,Wenn die deutsche Nationalmannschaft nach Deutschland zurückkehrt, wird ihr viel Sympathie entgegenschlagen. Das hat maßgeblich mit dem Auftritt in Belo Horizonte zu tun. Und selbst wenn nach dem Finale am Sonntag in Rio der WM-Pokal nicht mit im Flugzeug sein sollte, wird das Team von Joachim Löw zuvor sicher bewiesen haben, dass es nicht nur ein guter Sieger, sondern ein ebensolcher Verlierer ist. Das hätte dann auch wieder Klasse.”

Das Endspiel ist auch aus marketingtechnischer Sicht ein großartiger Coup für Adidas. Der Sportartikelhersteller stattet Deutschland und Argentinien aus. Nach dem frühzeitigen Ausfall ihres Klienten Spanien ist dieses Turnier vom Sportmarketing aus ideal für den Konzern aus Herzogenaurach gelaufen. Im Spiel um Platz 3 stehen sich am Samstag die Nike Teams Brasilien und Niederlande gegenüber. Frühzeitig ohne Chance auf Titelehren war Puma bei dieser Weltmeisterschaft. Vier Teams hatte Puma ins Achtelfinale gebracht. Nur eine Mannschaft weniger wie Nike und Adidas mit jeweils fünf. Doch die Puma Teams Chile, Uruguay, Schweiz und Algerien blieben alle in der ersten K.o. Runde hängen. Wer die Rivalität zwischen den fränkischen Playern Adidas und Puma kennt, kann sich in etwa die aktuelle Stimmungslage ausmalen.Traveler Digital CameraDas Finale wird in der ARD übertragen. Kommentator ist Tom Bartels. In der aktuellen Sport Bild wird er im Interview nach seinem persönlichen Sicherheitsgefühl in Brasilien gefragt. Reporter Bartels:

,,Rund um die Hotels und die Stadien stehen alle 50 Meter Polizei oder Militär. Solche Massen sind surreal. Ich gehe ohne Uhr, Kreditkarten, oft auch ohne Smartphone los. Nur mit etwas Bargeld.”

So, jetzt also noch 3 Tage bis zum Endspiel, dann steht auch der Weltmeister 2014 fest. Aus 32 Mannschaften haben sich zwei Anwärter darauf herauskristallisiert. Tief durchatmen.

Sportinsider Jahresrückblick 2014 (Teil 2)

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, fast schneller wie der einstige Double-Sieger Borussia Dortmund mit einer Handvoll Punkte auf Tabellenplatz 17 rutschte. Gelegenheit einen Blick auf das Sportjahr 2014 zurück zu werfen.

Die Fußball-WM war wieder ein mediales Massenphänomen. Im Viertelfinale stand der Klassiker Deutschland – Frankreich auf dem Programm. Da wurden Erinnerungen wach an …. Ein Blick zurück:

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (23)

Es war ein gnadenloses Spiel. Die Schlacht tobte und beinhaltete alles, was einen Fußball-Thriller ausmacht, von dem noch 32 Jahre danach gesprochen wird. Im Buch 1982 Spanien aus der  Reihe der WM-Bibliothek der Süddeutschen Zeitung bekommt das epische Halbfinale zwischen Deutschland und Frankreich auf den Seiten 82 bis 91 den gebührenden Platz in Wort und Bild. Traveler Digital Camera10 Seiten für das Drama von Sevilla. Jenes epochale und surreale Naturereignis. Dazu das mehrseitige Interview mit Harald Schumacher auf den Seiten 122 bis 127. Als Vergleich in der 86er Ausgabe der WM Bibliothek der Süddeutschen Zeitung bekommt das erneute Halbfinale Deutschland gegen Frankreich nur ganze 4 Seiten.

Zum Kraftakt 1982 sind hunderte von Artikeln geschrieben wurden. Unzählbare Kommentare veröffentlicht und ein jeder Rückblick auf das WM Turnier in Spanien vor 32 Jahren kommt ohne dieses spektakuläre Spiel nicht aus. Die Videozusammenfassung zigfach mit offenen Mund gesehen. Immer wieder. Und nochmals mit Gänsehaut angeschaut. Wahnsinn. Die 11-minütige Zusammenfassung des 82er Thrillers von Sport1 in der Rubrik SportHistory auf YouTube. Das schnelle Führungstor von Pierre Littbarski, der Elfmeterausgleich durch Michel Platini, dann jene verhängnisvolle 57. Minute bei der Attacke von Harald Schumacher gegen Patrick Battiston. Im oben erwähnten Interview mit Schumacher auf die Frage:

,,Als das Ausmaß seiner Verletzung bekannt wurde, hätten Sie ins Krankenhaus  fahren können?”

,,Völlig richtig. Und es tut mir leid, das ich es nicht gemacht habe. Berti Vogts hat es noch 2006 im ZDF ein Versagen der DFB-Delegation genannt, dass seinerzeit niemand mit mir ins Krankenhaus gefahren ist. Wäre mein damaliger Manager Rüdiger Schmitz an dem Abend in Sevilla gewesen, hätten wir Blumen gekauft und uns so lange an Battistons Krankenbett gesetzt, bis er uns gesagt hätte: Alles okay, es wird schon wieder.”

Später in der Verlängerung die Führung der Franzosen durch Marius Tresor in der 92. und Giresse zum 3:1 in der 108 Minute. Abwehrchef Tresor, dessen Schilderungen vom dramatischen Halbfinale und der Endspielerwartung 1998 im Fußball-Magazin France Football erschien, und auszugsweise von der Süddeutschen Zeitung im WM-Buch 1982 auf Seite 90 und 91 übersetzt wurde:

,,Ich bin in den Wolken. Giresse trifft zum 3:1, unglaublich. Wir sind im Finale.”

Nein, war Frankreich an jenem Abend in Sevilla am 8. Juli 1982 nicht. Auf der Bank war da noch ein Spieler von Bayern München. Mit Verletzung schleppte er sich durchs Turnier. Nach seiner Einwechslung in der 98. Minute erzielt Karl-Heinz Rummenigge 240 Sekunden später in der 102. Minute den Anschlusstreffer. Dann jener atemberaubende Fallrückzieher von Klaus Fischer in der 108. Minute gegen Frankreichs Keeper Ettori und das folgende Elfmeterdrama. Fehlschuss Stielike. Zweimal hält anschließend Bösewicht Schumacher die Elfmeter von Six und Bossis.Traveler Digital CameraDie Karriere von Mittelfeldstar Michel Platini blieb unvollendet. Seine Laufbahn wurde nicht durch den Weltmeistertitel gekrönt. Später schlug er dann die Funktionärslaufbahn ein, wo er mir wesentlich weniger gefällt wie seinerzeit als Spieler. Sowohl in Wort wie in Handlungen. Nein, ich bin kein Blatter Freund. Aber Platini fiel mir mehrmals unangenehm in den letzten Jahren auf. Dazu vielleicht zu gegebener Zeit mehr.

Erst Didier Deschamps, Fabien Barthez, Bixente Lizarazu, Laurent Blanc, Lilian Thuram, Frank Leboeuf, Stephan Guivarc´h, Patrick Viera, Christian Karambeu, Marcel Desailly Youri Djorkaeff, Zinedine Zidane, Emanuel Petit, Thierry Henry, David Trezueget und Co. holten 1998 im eigenen Land den Titel. Didier Deschamps werden wir auch heute wieder sehen. Er ist der smarte Coach der Franzosen im Jahr 2014. Nach dem Ausscheiden von US-Coach Klinsmann, hat er jetzt das Alleinstellungsmerkmal der 8 Trainer im Turnier. Er war als Spieler Weltmeister.

Über Übungsleiter Löw und das Algerien-Spiel inklusive Taktik und der Personalie Lahm etc. ist dieser Tage eigentlich in den Medien alles durcherzählt und dekliniert wurden. Neuer hielt Löw und die Mannschaft im Turnier. Kein Ruhmesblatt für die taktische Ausrichtung der Mannschaft. Doch das war Montag. Heute ist Freitag. Es ist eigentlich alles gesagt. Siehe hier, hier oder hier. Daher halte ich mich heute kurz. Die Chancen zwischen Deutschland und Frankreich stehen aus meiner Sicht bei 50% zu 50%.

Frankreich – Deutschland  

Freitag, 04. Juli, 18.00 Uhr, Rio de Janeiro, im ARD

Brasilien – Kolumbien

Freitag, 04. Juli, 22.00 Uhr, Fortaleza, im ARD

Im Zweiten Spiel am heutigen Tag dann noch der Gastgeber Brasilien gegen die unbequemen und starken Kolumbianer. WM-Favorit Brasilien ist bisher noch nicht richtig durchgestartet. Ihrem Spiel merkt man zuweilen noch deutlich den Erwartungsdruck an. Die PS, die Scolaris Team zweifellos unter der Motorhaube hat, wurden bisher noch nicht ansatzweise auf die Straße gebracht. Gelingt es ihnen, das Gaspedal durchzudrücken, wird es schwer. Nicht nur für Kolumbien sondern auch für den späteren Halbfinalgegner. Aber Gemach, gemach. In der Geschichte der WM gab es oft spätere Weltmeister die sich bis zum Viertelfinale sehr schwer taten und dann erst die Bremsen lösten.

Brasilien erwarte ich im Halbfinale.

Sportinsider Jahresrückblick 2014 (Teil 1)

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, fast schneller wie der einstige Formel-1 Weltmeister Vettel in der letzten Saison seine Runden für Red Bull drehte. Gelegenheit einen Blick zurück zu werfen.

Die Fußball-WM war wieder ein mediales Massenphänomen. Der Knackpunkt für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft war sicher das Achtelfinale. Ein Blick zurück:

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (22)Traveler Digital CameraDas Löw noch seinen Job hat, ist dem Glück von Neuer zuzuschreiben. Ja, diese Ausflüge vom ehemaligen Schalke Torwart sind keine Neuigkeit. Auch beim katastrophalen 0:4 gegen Real Madrid im Champions-League Halbfinale in Fröttmaning war er weit außerhalb des Strafraums aktiv. Da übrigens nicht immer souverän. Auch im DFB-Pokalfinale sahen die Zuschauer einen Ausflug. Meine Jahrhundertliebe zu mir:

,,Was macht er denn da draußen?”

Anschließend verletzte er sich bei der Aktion in Berlin an der Seitenlinie. Die dabei zugezogene Schulterverletzung hielt fortan die Nation in Atem. Dabei gab Neuer dem Balljungen die Schuld. Darüber konnte man geteilter Meinung sein. Mein Vater sagte immer: Bitte keine Ausreden.

Doch an jenem Montag gegen Algerien sicherte Manuel Neuer, diesmal bei seinen zahlreichen Ausflügen neben dem Können auch mit viel Glück den Sieg der deutschen Elf und hat bei Übungsleiter Löw einen gut. Oliver Fritsch, von mir sehr geschätzter Fußballjournalist und einstiger Gründer von indirekter-freistoss sowie Hartplatzhelden, findet kein Haar in der Suppe und flechtet auf Zeit Online Manuel Neuer Lorbeerkränze.

,,Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Zuschauer bereits daran gewöhnt, dass der deutsche Tormann ein fünfter Verteidiger ist und die vielen Lücken schließt, die ihm seine vier Nebenmänner lassen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Zuschauer daran gewöhnt, dass er die Sicherheit seines Tors weit davon entfernt verteidigt – an der Eckfahne, nahe der Mittellinie oder zur Not auch am Hindukusch.”

Diese Art des Torwartspiels wird sich auch auf den Bolzplätzen der Republik auswirken. Wollte früher jeder Tore wie Rekordtorschütze Gerd Müller schießen oder den Ball wie Netzer führen oder den Beckenbauer machen, prognostiziert Oliver Fritsch den Trend zum Torwart.

,,Man soll ja vorsichtig sein mit solchen Prognosen. Aber Neuer dürfte beim deutschen Sieg gegen Algerien ein epochales Spiel geboten haben, das künftige Generationen beeinflussen wird. Kinder, die das Spiel gesehen haben, wollen ab sofort Tormann werden – und zwar so wie Neuer.”

Kürzlich gab es ja das Ranking von Frank Rost über die besten deutschen Torhüter. Da belegte Manuel Neuer nur Platz 10. 5 Plätze hinter dem kürzlich zu Barcelona gewechselten  Marc-Andre Ter Stegen.

Abseits der WM schießen sich die Bundesligisten warm

Während die deutsche Elf sich 32 Jahre nach dem Thriller von Sevilla auf das Spiel gegen Didier Deschamps französische Auswahl vorbereitet, gibt es derweil die ersten Vorbereitungsspiele von Bundesligisten auf die neue Saison. Da greifen dann die gegnerischen Keeper zuweilen in einer inflationären Anzahl hinter sich. So gewinnt der neu in die Bundesliga aufgestiegene SC Paderborn in der Saisonvorbereitung bei Kreisligist SV 03 Geseke mit 14:0 (10:0). Auch der SC Freiburg hat sich warm geschossen.  Ihr ehemaliger Kulttrainer Volker Finke gab ja mit Kamerun nur eine kurze Visitenkarte in Brasilien ab. Eine enttäuschende Bilanz stand am Ende zu Buche. Doch ich will nicht abschweifen. Also zurück zum angekündigten Torfestival der Freiburger. Sie wollten den Paderbornern nicht nachstehen. Der SC Freiburg hat in der Vorbereitung auf die neue Saison einen ebenso lockeren Testspielsieg eingefahren. Die Breisgauer gewannen gegen den Bezirksligisten FV Tennenbronn 14:0 (5:0).

So locker wie die siegreichen Akteure bei beiden 14:0 Testspielsiegen möchte manch PR Berater auch seine Klienten präsentieren. Doch die Sache mit dem geplanten Image ist ja immer so eine Sache. Der Medienredakteur Jürn Kruse hat sich auf taz Gedanken über die Inszenierung der Nationalmannschaft gemacht, die inszenierten Bilder von den Strandläufen von Übungsleiter Löw und die gewünschte Botschaft: Wir sind locker.

,,Dabei kann dieses deutsche Nationalteam alles, nur nicht locker. Jede Regung folgt einem Plan, alles ist gestellt. Die Bilder, die in die Heimat gesandt werden, müssen übereinstimmen mit der Corporate Identity, die das DFB-Team mittlerweile umgibt.”

Jürn Kruse stellt dabei auch eine “Distanz” und “Kälte” fest.

,,Oder „Ein Land, eine Mannschaft, ein Traum“, wie es auf dem Mannschaftsbus heißt. Die Inszenierung eines Turniers, die 2006 begann und mit der Nominierung des Teams auf der Zugspitze (Motto für die EM in der Schweiz und Österreich: „Bergtour“) einen ersten grotesken Höhepunkt erreichte, ist gewuchert und strahlt nur noch Kälte und Distanz aus.”

Da wären wir für heute fast durch. Einen habe ich noch. Der ehemalige Handelsblatt Journalist Thomas Knüwer hat die WM nicht links liegen gelassen. Eine weitere Ausgabe vom Digitalen Quartett #65 unter dem Titel Die digitale WM gibt es.