Update:
Tief durchatmen. Gibt es das 3. Remis hintereinander? In der russischen Universitäts- und Sportstadt Sotschi, in der in diesem Jahr bereits die olympischen Winterspiele, die Paralympics und das Treffen der Formel-1 Boliden inklusive ihrer Starpiloten Hamilton, Rosberg und Vettel stattfand, treffen am Donnerstag im olympischen Medienzentrum der junge Mann aus Norwegen, Schachweltmeister Magnus Carlsen, sowie der lebenserfahrene Herausforderer Viswanathan Anand aus Indien zur 9. Partie im WM-Kampf 2014 an.
Aktueller Zwischenstand: 4,5:3,5 für Carlsen.
Bei 6,5 Punkten gibt es den Weltmeistertitel. Der Norweger kann sich also auch durch Punkteteilungen an die Titelverteidigung heranschieben. Kontrahent Anand steht nach der doppelten Schachblindheit vom Samstag unter Druck. Ein Rückstand im Match gegen den smarten Carlsen ist unangenehm. Kommt heute eine Szilianische Verteidigung von Anand aufs Schachbrett mit scharfen Spiel und Verwicklungen? Greift der von den Medien gern mit Tiger von Madras betitelte Ex-Weltmeister vehement in der 9. Partie an?
Kommentator Bernd Schroller ist mit dem Live-Ticker auf Spiegel Online ab 13.00 Uhr deutscher Zeit dabei.
Heute die 8. Partie im olympischen Medienzentrum von Sotschi zwischen Viswanathan Anand, der heute mit den weißen Figuren eröffnet, und Magnus Carlsen.
Der kompetente Bernd Schroller ist mit dem Live-Ticker auf Spiegel Online ab 13.00 Uhr dabei.
Gelegenheit für mich, noch einen Blogbeitrag von mir vom 26. März 2010 aus dem Archiv zu holen. Bobby Fischer ist mein Lieblingsspieler in der Schachgeschichte. Ich war vor 42 Jahren in jenem bemerkenswerten WM-Jahr 1972 beim Schachmatch des Jahrhunderts 9-Jahre alt.
Reblog (vom 26. März 2010)
Reykjavik, 1972. Der 29-Jährige amerikanische Großmeister Bobby Fischer fordert die 25 Jahre währende russische Vorherrschaft im Schach heraus. Sein Konkurrent ist Boris Spasskij. Zwischen 1951 und 1969 fanden alle Kämpfe um die Schachweltmeisterschaft in Moskau statt. Spasskij ist 36 Jahre alt und geht als Titelverteidiger ins Rennen.
Vor dem WM Kampf gab Bobby Fischer selbstbewußt ein Statement ab:
„Möglicherweise wird es das größte sportliche Ereignis der Geschichte. Bedeutender sogar als der Kampf Frazier-Ali…“
Bobby Fischer gewinnt mit 12,5 : 8,5 gegen den Großmeister aus Leningrad. Das Schachmatch war nicht nur für ein paar Millionen Schachspieler auf der Welt interessant. Selbst Leser ohne Kenntnisse des Königlichen Spiels griffen begierig zur Zeitung. In einer Zeit des kalten Krieges war es auch ein Duell der Systeme. Man mag solche Stilisierungen für übertrieben halten, jedoch entsprach es dem damaligen Zeitgeist.
Ich selber war damals 9 Jahre alt. Mit 6 Jahren hatte ich das Schachspiel von meinem Vater gelernt. Er sah 1960 bei der Schacholympiade in Leipzig Bobby Fischer live gegen Michail Tal. Die Erinnerung steckte tief in ihm. Für den Schachkampf gegen Boris Spasskij drückte er Bobby Fischer die Daumen. Jeden Schnipsel aus der Zeitung las mein Vater mir vor. Im Radio wurde stündlich nach Nachrichten gesucht. Nein nicht die allgemeine Weltlage. Nicht der Wetterbericht. Nachrichten aus Reykjavik waren das Ziel.
Bobby Fischer kämpfte unablässig für bessere und professionelle Bedingungen der Schachspieler. Er brachte mit Vehemenz das Thema Preisgelder auf den Tisch. Über die Jahre beklagte der Amerikaner den Austragungsmodus der Turniere. Oft waren ja in den Qualifikationsturnieren mehrere Russen am Start. Da wurden sich Kräfteschonend die Remise zugeschoben.
Bobby Fischer hielt sich bereits in den 60igern für den besten Schachspieler der Welt. 1972 in Reykjavik bewies er es der ganzen Schachwelt. Das Wunderkind war mit 14 USA Meister und mit 15 Schachgroßmeister. Mit 29 krönte er seine Schachlaufbahn und wurde Weltmeister.