Nach der Fußball-WM 2014: Stuhlwechsel

Es wird sich bis zum kleinsten Fanclub von Felipe Scolari herumgesprochen haben: Der Weltmeistertrainer von 2002 erlebte die Demission. Dafür gab es 7:1 Gründe. Jetzt soll es also der neue Coach Dunga richten. Er trainierte die brasiliansiche Elf von 2006 bis 2010. Damals gab es im WM-Jahr in Südafrika die schmerzhafte Niederlage gegen die Niederlande im Viertelfinale. Ob mit dem Trainerwechsel bereits alles getan ist, möchte ich bezweifeln. Irgendwie hat der brasilianische Fußball auch eine Identitätskrise.Traveler Digital Camera Reformen ist ja ein etwas abgegriffenes Wort geworden. Doch sie scheinen nach dem Destaster der Heim-WM unumgänglich zu sein. Kein einziges überzeugendes Spiel in sieben Partien und der Abschluss mit 1:10 Toren gegen die europäischen Mannschaften Deutschland und Niederlande. Das ist mehr wie ein geplatzter WM-Traum. Bereits gegen Chile schlitterte Felipe Scolari knapp am Aus vorbei. Erinnert sei an den chilenischen Lattentreffer in der 120. Minute und jene unglaublichen Knieszenen brasilianischer Akteure vor dem Elfmeterschießen, die Beistand von ganz oben suchten. Der Rekordweltmeister schien bereits da dem unglaublichen Erwartungsdruck nicht gewachsen zu sein.

Felipe Scolari hatte bei der siegreichen WM 2002 ja eine Betonabwehr anrichten lassen. In den vier K.o. Spielen inklusive dem gewonnenen Endspiel gegen Deutschland ließen die Brasilianer nur ein Gegentor durch den Engländer Owen zu. Auch bei der jetzigen WM hatte der Coach eine namhafte Abwehr zur Verfügung. Auf dem Papier. In den entscheidenden Momenten agierten sie bewegungslos wie Gaderobenständer. Physisch und psychisch knickte die Mannschaft nach den Gegentoren zum 0:1 gegen Deutschland und die Niederlande ein. Den allgewaltigen Verbandsfunktionären schliefen in jenen Augenblicken die Gesichtszüge ein.

Nein, mit dem Stuhlwechsel wird es nicht getan sein. Sportspool.tv wies unmittelbar nach der WM auf folgendes hin:

,,Brasilien, das ‚Land des Fußballs‘, wird Jahre brauchen, um sich von dieser WM zu erholen. Zwar sind die WM-Trainer von 1994 und 2002 – Perreira und Scolari – nun nicht mehr am Ruder, der neue brasilianische Verbandsboss Marco Polo Del Nero (links im Bild) steht jedoch nicht für Aufbruch und frischen Wind. Del Nero – noch vom geschassten CBF-Boss Ricardo Teixeira im Frühjahr 2012 installiert – ist ein Vertreter des alten, korrupten Systems. So lange sich im brasilianischen Fußball nichts grundlegend ändert, wird der sehnsüchtig erwartete sechste Stern ein Traum bleiben.“

Ja, das sehe ich auch so.