Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (21)

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (21)

Eigentlich ist es noch zu früh um Zeugnisse auszuteilen. Doch der Fußballjournalist Jan Christian Müller hat auf Frankfurter Rundschau für Joachim Löw ein kleines Zwischenzeugnis ausgestellt.

,,Diesmal kam die deutsche Mannschaft mit dem Schrecken davon. Aber natürlich hätte Skhodran Mustafi niemals zur Startelf gehören dürfen. Der 22-Jährige ist ein guter Innenverteidiger, aber es war fahrlässig, den armen Kerl nach seiner völlig missglückten zweiten Halbzeit gegen Ghana  noch einmal aufzubieten. Mustafis Unsicherheit breitete sich im Nu auf die ganze deutsche Mannschaft aus, die praktisch nur noch mit zehn Mann auf dem Feld war. Man fragt sich, wie die keineswegs nachvollziehbare Entscheidungsfindung beim Bundestrainer  zustande kam.“

Auch von Sportspool.tv gibt es keine guten Noten für Übungsleiter Löw.

,,Denn weder Brasilien, noch Argentinien, Frankreich oder Holland überzeugen in Offensive, wie Defensive. Dennoch kann man sich fast sicher sein: Löw und sein Stab werden es diesmal wieder vergeigen. Da macht eine Freistossvariante das Team vor aller Welt lächerlich, verdeutlicht das Festhalten an einer Abwehrformation aus vier Innenverteidigern nur: hier sind starrsinnige Blender am Werk, die ihr Handwerk nicht beherrschen. Dafür aber Millionen kassieren. Noch ist Zeit umzudenken – ein Endspiel zwischen Holland und Deutschland wäre einfach ein Traum.“

Ja, eine Neuauflage der 1974 Finalpaarung von München wäre eine phantastische Geschichte. Doch das werden wir wohl mit 99,99% Sicherheit nicht erleben. Der in seiner 20-Jährigen Trainerlaufbahn im Männerbereich mit zwei überschaubaren Titeln (1997  DFB-Pokal mit dem VfB Stuttgart gegen das drittklassige Team von Energie Cottbus und die österreichische Meisterschaft mit dem FC Tirol Innsbruck 2002) zu Buche stehende Übungsleiter Löw  dämpfte vor der WM im stern Interview die Erwartungen selbst:

,,Titel sind die Krönung. Aber mein Seelenheil hängt ganz und gar nicht von diesen Tagen in Brasilien ab. Geht es um das Seelenheil, da blickt man doch auf viel mehr, nicht nur auf vergängliche Triumphe. Ein Sieg mehr, eine Niederlage mehr – ich glaube nicht, dass dies am Ende die entscheidende Rolle spielt.”

Noch Fragen?

Apropos Fragen. Boris Büchler hatte Fragen. Abwehrspieler Per Mertesacker konnte damit nicht gelassen und charmant mit umgehen. Frank Lübberding beglückwünscht in der faz den Reporter: Herzlichen Glückwunsch, Boris Büchler!

,,Insofern gewährte Per Mertesacker nach dem Achtelfinalspiel gegen Algerien ungewohnte Einblicke in seinen Gemütszustand. Er kanzelte den ZDF-Reporter Boris Büchler live ab (Video). Jede Frage nach der Qualität des deutschen Spiels erschien ihm als Majestätsbeleidigung. Er wisse nicht, was die Leute von ihm und der Nationalmannschaft wollten. Schön spielen und wieder ausscheiden, wie in den vergangenen Turnieren?“

Nun, da verkennt Mertesacker generell etwas. Die Niederlagen 2012 im EM-Halbfinale gegen Italien, die Verlustpartie gegen Spanien 2010 und das mutlose Endspiel 2008 gegen Torres und Co. in Wien waren ja keine schönen Spiele. Es waren arg verkrampfte Spiele, taktisch vercoachte Niederlagen und teilweise mutlos agierende Spieler, denen die Courage sowie der unbedingte Siegeswille im entscheidenden Moment fehlte. Immer wenn es um die Wurst ging, wirkte das Spiel blockiert.  Ja, lieber Per Mertesacker die deutsche Mannschaft schied die letzten Jahre sehr oft aus, sie spielte in jenen verlorenen Spielen jedoch nicht schön.

Trauma für Puma im Achtelfinale

Am heutigen Ruhetag kann auch ein erstes Zwischenfazit nach dem Achtelfinale gezogen werden in Sachen Sportmarketing und Sponsoring. Die Sportartikelfirmen Nike und Adidas hatten jeweils 5 Mannschaften ins Achtelfinale gebracht. Puma 4. Burrda und Lotto Sport jeweils ein Team. Für Puma entwickelte sich die Runde der letzten 16 zu einem Trauma. Chile flog raus, Uruguay flog raus, Algerien flog raus und gestern flog leider auch noch die Schweiz raus. Hier unten am Bodensee wird gerne auch von der Vierländerregion gesprochen. Dem Fürstentum Liechtenstein, Österreich, Deutschland und der Schweiz.Traveler Digital Camera

Die Sympathien für die Eidgenossen hier am Bodensee waren klar vorhanden. Es wäre jetzt nicht die Fahne auf Halbmast geflaggt worden, wenn Argentinien im Elfmeterschießen zum Beispiel gegen die Schweiz rausgeflogen wäre. So musste auch das letzte Team im Puma Dress Abschied von dieser WM nehmen. Das ist bitter aus marketingtechnischer Sicht für die Franken in Herzogenaurach. Puma kann nicht mehr in Live-Übertragungen vom Werbeeffekt der Trikots in diesem Turnier profitieren. Apropos bitter. Puma verlor in drei direkten Duellen mit dem fränkischen Konkurrenten Adidas. Kolumbien (Adidas) setzte sich gegen Uruguay (Puma) ohne Beißer Suarez durch, Deutschland traditionell in Adidas Hemden schickte Algerien in Puma Kleidung nach Hause und die Schweiz in Puma Sportkleidung verlor gegen die von Adidas ausgestatteten Argentinier. The Wall Street Journal hatte ja unlängst treffend getitelt Fußball-WM 2014 wird zur Materialschlacht der Ausstatter und dabei auch auf Einzelverträge von Spielern ein Auge geworfen.

,,Puma, derzeit mitten in einem Restrukturierungprogramm, will zur WM wieder das sportliche Image schärfen. Mit markanten Einzelspielern wie Dante, Marco Reus oder Cesc Fàbregas, die dank der freien Schuhwahl Puma-Treter tragen werden, will der Raubkatzenkonzern für Aufsehen sorgen. „Als kleinerer Herausforderer muss man besonders kreativ sein. Mit innovativem Marketing war Puma immer für eine Überraschung gut, das werden wir auch in Brasilien unter Beweis stellen“, sagt Puma-Sprecher Ulf Santjer. Auch eine Schuhinnovation stehe noch bevor.“

Das mit den Einzelspielern von Puma hat dann auch keine ganz so glückliche Fügung gehabt. Der Bundesligaspieler Marco Reus nahm aufgrund seiner im Armenien Benefizspiel in Mainz zugezogenen Verletzung gar nicht am Turnier teil, Spanien ist bereits wieder zu Hause und Bayern München Verteidiger Dante kam über die Reservistenrolle auf der Bank beim von Nike gesponserten Team Brasilien bisher nicht hinaus. Cesc Fabregas kam auch nur zu zwei überschaubaren Kurzeinsätzen in der Vorrunde. Im Spiel gegen die Niederlande wurde er beim Stande von 1:4 eingewechselt. Zwei Minuten später erzielte der unglaubliche Arjen Robben jenes Weltklassetor zum 1:5 Endstand. Im bedeutungslosen dritten Spiel gegen Australien wurde Fabregas dann in der 68. Minute eingewechselt.

Derweil haben die großen Player Nike und Adidas noch einige heiße Eisen im Feuer. Aber heute ist Ruhetag, da wollen wir auch noch nicht zu sehr in die nächste Runde schauen.

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