Gashimov Memorial: Real Madrid Fan Magnus Carlsen mit 6,5 aus 10 und dem Turniergewinn

Was für eine letzte Woche im April für Schachweltmeister Magnus Carlsen. Gestern Abend zerlegt seine Lieblingsmannschaft Real Madrid den Titelverteidiger Bayern München und zieht souverän in das Champions-League Finale ein. Heute gewinnt er die abschließende Partie in Runde 10 (Hier geht es zur offiziellen Turnierseite) gegen seinen Angstgegner Fabiano Caruana. Damit ist der norwegische Champion auch Turniersieger. Seine Niederlagen in Runde 4 und 5 gegen den ehrgeizigen Fabiano Caruana und willensstarken Teimour Radjabov (blieb gegen den Weltmeister mit 1,5 aus 2 ungeschlagen) sowie den zwischenzeitlichen gewöhnungsbedürftigen vorletzten Tabellenplatz zur Halbzeit, konnten dann letztendlich doch zu einem guten Ende gewendet werden. Auch das zeichnet einen starken Klassenbesten beim königlichen Spiel aus.

Zeit zum durchatmen. Vielleicht die günstige Gelegenheit ein kleines Symbolfoto in Sachen Tiefenentspannung mit einzufügen. Schnappschuss vom Simultanschach im österreichischen Kunsthaus Bregenz gegen Großmeisterin Eva Moser vom vergangenen September. Erinnere mich immer wieder gerne daran.Traveler Digital Camera

Stefan Nestler fragt: ,,Quo vadis, Everest?“

Traveler Digital Camera

Reinhold Messner ist nicht nur eine Bergsteigerlegende und Grenzgänger, sondern auch ein Medienstar. Er lässt kein Medium aus, um Klartext zu sprechen. Auch in Sachen Mount Everest. Sei es im Fernsehen wie im vergangenen Jahr bei der Sendung Talk im Hangar 7 auf Servus.tv mit Moderatorin Imke Köhler und den illustren Studiogästen wie Unternehmer Wolfgang Nairz (er leitete 1978 die österreichische Everest Expedition), ohne künstlichen Sauerstoff Mount-Everest Bezwinger Peter Habeler, der Sportpsychologe Andreas Marlovits, Tourismusforscher Kurt Luger oder Speedbergsteiger und Geschäftsführer Benedikt Böhm. Schnell zum Basislager am Mount Everest geschaltet und der telegene Reinhold Messner, 1978 Partner von Peter Habeler bei der Erstbesteigung des Mount Everest ohne Unterstützung durch künstlichen Sauerstoff, kommt in die guten Wohnzimmerstuben oder Hotelzimmer via Bildschirm. Oder sei es per Buch. Der Grenzgänger hat eine Meinung und äußert sie.Traveler Digital Camera

Oder sei es per Webauftritt oder Gesprächen mit Zeitungen und Magazinen. Im  Interview mit der Stuttgarter Zeitung unter dem Titel Dieser Everest-Tourismus ist Selbstbetrug nimmt er Stellung zu den aktuellen Entwicklungen und mahnt an:

,,Denn die jetzige Form des Everest-Tourismus ist Selbstbetrug. Die Leute geben viel Geld aus und glauben, sie haben den Everest bestiegen. In Wirklichkeit haben sie den Everest nicht verstanden und nicht bestiegen und stattdessen viele Leute in den Tod laufen lassen. Die Verantwortung dafür tragen nicht die Klienten, sondern die Organisatoren. Die Klienten sind der naive Teil von etwas, das völlig widersinnig ist: Sie kaufen sich ein Prestige, das gar nicht käuflich ist.“

18. April 2014. Es war kein guter Karfreitag 2014 im Khumbu-Eisbruch. Ein unheilvoller Tag. Eine menschliche Tragödie, die vielleicht den Wendepunkt in der Geschichte des Mount Everest bedeuten könnte. Der unbarmherzige Lawinentod erschütterte die Mount Everest Welt. Die traurige Bilanz: 16 Tote waren zu verzeichnen. Familien weinten und trauerten. Stefan Nestler fragt auf seinem Blog Abenteuer Sport zu Recht Quo vadis, Everest?

,,Die Lawine im Khumbu-Eisbruch am Karfreitag könnte zum tiefen Einschnitt in der Geschichte des Mount Everest werden. Erstmals seit dem Beginn kommerzieller Expeditionen zum höchsten Berg der Erde Ende der 1980er Jahre wird in diesem Frühjahr so gut wie sicher kein zahlender Kunde von der nepalesischen Seite aus den Gipfel erreichen. Die Saison ist beendet, nicht offiziell, aber de facto. Alle großen Expeditionsmannschaften haben das Basislager geräumt, viele Bergsteiger sind inzwischen in Kathmandu eingetroffen.“

Sportjournalist Stefan Nestler ist ein profunder Kenner der Bergszene.  Erinnert sei an seine früheren Blogs wie dem Nordpol-Blog 2009, Manaslu-Blog 2007 oder Everest-Blog 2005. Sie waren gekennnzeichnet von intensiver Sachkenntnis, authentischer Nähe zum Geschehen der unberechenbaren Schönheiten der Bergwelt , intensiven Berichten bis hin zur Extrem-Reportage vom Nordpol, klugen Gedanken und tiefen Analysen.

Am Mount Everest ist der Machtkampf entbrannt. Es wird mit harten Bandagen gekämpft. Eine kleine gewaltbereite Gruppe von Sherpas agiert mit intensiver Gewaltandrohung. So zitiert der für die Deutsche Welle arbeitende Stefan Nestler den Amerikaner Greg Paul, der Blogger war Ostern mit Himalayan Experience unterwegs und bloggt seine Erlebnisse auf Greg Climbing, mit folgenden Worten:

“Den Sherpas der Teams wurde gesagt, ihre Beine würden gebrochen, wenn sie Kunden auf den Everest führten“.

Stefan Nestler erinnert auch an die Gewalt im vergangenen Jahr gegenüber  Ueli Steck, Simone Moro und Jon Griffith.

Quo vadis, Everest?

Bayern München: Keine Nacht der Helden

Tief durchatmen. Dieses Jahr wird es ein Champions-League Finale ohne deutsche Beteiligung geben. Mit Harald Schmidt Humor könnte man anmerken: Positive Nachricht – Hat Übungsleiter Löw die Bayern Spieler eine Woche eher zur Verfügung.

2010 sah ich das Finale von Bayern München mit Coach van Gaal gegen Mourinhos Inter Mailand mit meiner Jahrhundertliebe in einem Nürnberger Multifunktionskino auf großer Leinwand. Nach dem 0:1 Rückstand sagte ich zu meiner Liebsten:

,,Das war´s. „

Auch gestern war ich nach dem 0:1 Rückstand von Ramos überzeugt, die Sache ist durch. Dabei hatte der 116-fache spanische Nationalspieler und Verteidiger  bereits im Training in der Allianz Arena deutlich gezeigt wie eminent torgefährlich er beim Eckball ist. Die phantastischen Bilder vom vergangenen Jahr wird es für Bayern München und die Fans damit 2014 nicht wieder geben können.Traveler Digital Camera

Ich will jetzt nicht mit dem Holzhammer auf die Mannschaft, den Trainer oder etwaige Formschwächen von einzelnen Spielern drauflos hämmern. Oder die Turbulenzen vom Hoeneß Prozess im März thematisieren. Die Mannschaft war voriges Jahr mit jenem Momentum ausgestattet, was dieses Jahr einfach fehlte. Jene Wucht, Dynamik, unbändige Laufbereitschaft mit dem Zug zum Tor, die Erarbeitung und eiskalte Nutzung von Torchancen auf internationalen Parkett, der absolute Siegeswille, die Fokussierung auf die Spiele und der Hunger nach dem sehnsüchtig herbeigesehnten Champions-League Titel waren dieses Jahr so nicht vorhanden.

Vom Biotop Barcelona nach München

Nach so einer Niederlage ist es immer leicht alles am neuen Trainer festzumachen. Ich war immer etwas skeptisch in Sachen Hype um die Neuverpflichtung von Guardiola. Er hatte ein Jahr ohne Trainertätigkeit hinter sich. Die Zeit bei Barcelona war zuweilen zum Schluss etwas von Götterdämmerung geprägt. Der Wechsel in eine neue Liga und ein anderes Land ist auch immer von Unwägbarkeiten gezeichnet. Coach Pep Guardiola hatte noch nicht bewiesen, dass er außerhalb des Biotops Barcelona funktioniert. Ich stand damals bei der Bekanntgabe seines Trainerengagement bei Bayern mit dieser Meinung nicht alleine da. Auch der Titelsammler par excellence – Mister Handball vom Champions-League Gewinner THW Kiel – , Alfreð Gíslason, wies damals auf etwaige Probleme der Umstellung vom inneren Zirkel der Katalanen auf die Gegebenheiten des deutschen Rekordmeisters hin. Sebstverständlich hat Pep Guardiola souverän und mit zahlreichen Rekorden garniert die Bundesliga von der Tabellenspitze aus beherrscht und den nationalen Titel von Vorgänger Jupp Heynckes verteidigt. Eine deutsche Meisterschaft mit Bayern München einzufahren gelang auch Trainern wie Felix Magath, der momentan den englischen Abstiegskandidaten FC Fulham trainiert. Der Anspruch der Bayern und ihrer Führungsriege ist international. Da schmerzt das deutliche Ausscheiden gegen Real sehr.

Nachdenkenswert #231

,,Die Fernsehgelder sind unheimlich angestiegen. Da kommt jedes Vierteljahr eine Zahlung. Die Sponsoren kommen und gehen und müssen immer wieder neu überzeugt werden. Da ist das Fernsehgeld eine sichere Sache. Die jährlichen Steigerungen bis zur Saison 2016/2017 sind vom Ligaverband bereits ausgehandelt. Vor allen Dingen für Union ist das gut. Das trifft natürlich alle Vereine. Es gibt aber einige Vereine, die erheblich mehr ausgeben, weil sie unbedingt aufsteigen müssen. Dazu gehört Union nicht.“

Michael Kölmel, Filmunternehmer, Gründer des Filmverleihs Kinowelt, bei Union Berlin finanziell involviert, im Interview mit der Berliner Zeitung

Gashimov Memorial: Real Madrid Fan Magnus Carlsen mit 5,5 aus 9 und eine mutig terminierte Buchlesung

Der Tod kommt immer zu früh. So erschütterte die Schachwelt am 11. Januar 2014 die Nachricht aus Heidelberg vom Tod eines Menschen und talentierten Schachspielers. Er wurde zum Namensgeber des aktuell laufenden Turniers. Alleine der Einstiegssatz bei Wikipedia zu Vugar Gashimov zeigt es schmerzhaft deutlich, er ist viel zu früh von uns gegangen:

,,Vüqar Həşimov bzw. Vugar Gashimov,[1] (* 24. Juli 1986 in Baku, Aserbaidschanische SSR, Sowjetunion; † 11. Januar 2014 in Heidelberg, Deutschland[2]) war ein aserbaidshanischer Schachspieler.“

Mit 27 Jahren die Welt zu verlassen, ist entschieden zu früh. Vugar Gashimov unterlag im schweren und unbarmherzigen Kampf gegen einen Gehirntumor.

Heute ist auch der Termin zur Lesung für interessierte Schachfreunde mit dem neuen Buch über Magnus Carlsen von Schachjournalist Dagobert Kohlmeyer im Rahmen eines Lasker-Treff der Emanuel Lasker Gesellschaft um 18.30 Uhr im Café Sibylle Karl-Marx-Allee 72 in 10243 Berlin-Friedrichshain (U-Bhf. Strausberger Platz). Paul Werner Wagner moderiert. Dagobert Kohlmeyer stellt das Schachbuch Magnus Carlsen … kam, zog und siegte vor.  Siehe auch meinen ausführlichen Hinweis bei Gashimov Memorial: Magnus Carlsen mit 2,5 aus 4 und ein neues Buch über ihn. Durchaus mutig terminiert, an einem Abend mit einem Champions-League Spiel von Bayern München gegen Carlsen seine Lieblingsmannschaft Real Madrid im Halbfinale.

Weil die Real Sequenz mit Magnus Carlsen unmittelbar nach seinem WM-Sieg ein so schönes Geburtstagsgeschenk von Präsident Florentino Perez an den Champion war, hier nochmals zum genießen.

Apropos Buch. Kürzlich plauderte ich ein wenig über die Samstagspost an Michael Wiemer und Himmlische Züge. In dem 160 Seiten starken Buch erzählt Martin Breutigam auch von einem Schachtalent der besonderen Art, dem späteren Schachweltmeister Magnus Carlsen:

,,Ein Name ist zweifellos eng mit seinem Aufstieg verbunden: Simen Agdestein. Der Hüne war fast 20 Jahre lang die Nummer eins in Norwegen, bevor Carlsen ihn 2006 ablöste. Schon an einem Winterabend des Jahres 2000 hatte Agdestein im kleinen Kreis erzählt, was für einen besonderen Schüler er neuerdings habe. Agdestein spielte damals für den Delmenhorster Sk in der Schachbundesliga und berichtete seinen Teamkollegen in einem Restaurant in der niedersächsischen Provinz von einem neunjährigen Talent. Na ja, war man geneigt zu sagen, Talente gibt es viele.“

In der heutigen 9. Runde des Gashimov Memorials war dann jenes mittlerweile 23 Jahre alte Schachtalent auch wieder aktiv. Wenn es mal wieder länger dauert … Für mich persönlich sind Partien mit 80 Zügen nach wie vor mit einem besonderen Flair umgeben. Ab 100 Züge gibt es dann in der Regel von mir Bonuspunkte. Im heutigen Duell zwischen Teimour Radjabov und Schachweltmeister Magnus Carlsen gab es den Durchbruch der Schallmauer von 100 Zügen. Nach 101 Zügen war die Partie beendet. Radjabouv und Carlsen bekommen verdientermaßen von mir ihre Bonuspunkte. Mit dem heutigen Remis hat der Schachweltmeister jetzt 5,5 aus 9. Am letzten Apriltag gibt es dann die abschließende 10. Runde. Alle Daten sowie die Spannungsbögen inklusive Bildmaterial gibt es gewohnt solide auf chessbase aufbereitet.

Derweil kann Real Madrid Fan Magnus Carlsen sich bereits auf das heutige Spiel mit dem gut gemachten Live-Ticker der tz aus München einstimmen.

Die Nacht der Helden

Es kann ein großer Fußballabend werden. Der Weg nach Lissabon ist nur noch ein Spiel entfernt. Im Bestfall 90 Minuten. In der nervenaufreibenderen Variante 120 Minuten. In der Thriller-Version mit anschließenden Elfmeterschießen. Die Chance auf eine Nacht der Helden ist da. Die Bilder vom vergangenen Traumjahr sind auch im Jahr 2014 fest verankert, wie hier auf dem Münchner Flughafen. Traveler Digital Camera

Im vergangenen Jahr hatte Bayern München in der entscheidenden Phase der Saison das Momentum. Im Viertelfinale und dem sich anschließenden Halbfinale erzielte die Elf von Jupp Heynckes 11:0 Tore in den Duellen mit Juventus Turin und dem FC Barcelona. Dieses Momentum auf internationalen Parkett hat Bayern dieses Jahr noch nicht. Die Form schien gar nach der früh eingetüteten Bundesliga mit anschließender Meisterfeier in Berlin stark nach unten zu zeigen.

Alte Kämpen wie Kahn oder Helmer erinnerten in diesen Tagen an das Jahr 1999. Vorzeitige Meisterschaft. Der Traum vom Triple war da. Anschließend gab es die Last-Minute Niederlage gegen Manchester in Barcelona im Champions-League-Finale und die DFB-Pokalpleite gegen Werder Bremen. Aus 3 mach 1. Für Bayern München damals entschieden zu wenig. Wäre dieses Jahr nicht anders. Nach der Enttäuschung von 1999 dauerte es ganze 14 Jahre um den sehnsuchtsvollen Traum vom Triple bayrische Wirklichkeit werden zu lassen. Ein Ausscheiden im Halbfinale wäre eine Enttäuschung. Ein anschließender Verlust des Pokals in Berlin gegen den ungeliebten Erzrivalen Borussia Dortmund würde die souveräne nationale Meisterschaft fast bis zur Unkenntlichkeit verblassen lassen. Auch ohne den ehrgeizigen Uli Hoeneß in Amt und Würden gibt es bei Bayern München nur ein Credo: Erfolg definiert sich in messbaren Titeln. Traveler Digital Camera

Traveler Digital Camera

Doch Bayern München hat alles noch selber in der Hand. Es kann heute die Nacht der Helden werden. Dafür wird es einer Leistungssteigerung bedürfen, alle zuletzt gezeigten Leistungen dürften nach Lage der Dinge gegen ein Real Madrid in Top Form nicht reichen. Statistik hin oder her. Kai Pahl fragt auf allesaussersport:

,,Was in Madrid Sorgen machte, sofern man es mit den Bayern hält, war u.a. auch die individuell schwache Leistungen u.a. von Mandzukic und Ribéry. Zumindest Ribéry hat gegen den Sparringspartner aus Bremen sich ein bisschen freispielen können. Sorgen dürfte aber die Anfälligkeit der Defensive machen – zwei Tore gegen Bremen zugelassen. Was wird passieren wenn die Herren Ronaldo (2 Tore gg Osasuna), Bale (sollte wieder zurück sein), Benzema (pausierte am Samstag) und Di Maria sich brandschatzend durch die Hälfte fräsen?“

Ja, die Anfälligkeit in der Defensive war zuletzt augenscheinlich. Auch gegen Werder Bremen. Bei einem Gegentreffer müsste Bayern bereits 3 Tore schießen. Die Arithmetik von K.o. Spielen ist gnadenlos einfach.

Arjen Robben war voriges Jahr im Champions-League-Endspiel in Wembley gegen Borussia Dortmund der Siegtorschütze. Er bringt das Ziel von Bayern München auf den Punkt mit seinem Statement:

“Wir sind noch immer hungrig und können mit dieser Mannschaft Geschichte schreiben, wenn wir ins Finale kommen.”

Arjen Robben spielte übrigens ja einst selbst bei Real Madrid. Seinen ursprünglich auf 5 Jahre angelegten Vertrag, den er am 22.08.2007 bei den Königlichen begann, spielte er nicht bis zum Ende runter. Am 28.08.2009 kam der Wechsel zu Bayern München zustande. Auch deutsche Spieler gaben ihre Stippvisite beim Madrider Vorzeigeclub ab. So auch ein Spieler der den Sprung von Borussia Mönchengladbach nach Spanien schaffte. Kürzlich beim SWR UniTalk am Monatsanfang mit dem smarten Günter Netzer in Konstanz, äußerte sich der einstige Real Madrid Spieler kritisch gegenüber Statistiken. Ich will sie dennoch nicht ganz unter den Tisch fallen lassen. In den letzten 7 Heimspielen in einer K.o. Runde in der Königsklasse gegen Real Madrid erzielte Bayern München folgende Ergebnisse:

2011/2012 Bayern München – Real Madrid 2:1

2006/2007 Bayern München – Real Madrid 2:1

2003/2004 Bayern München – Real Madrid 1:1

2001/2002 Bayern München – Real Madrid 2:1

2000/2001 Bayern München – Real Madrid 2:1

1999/2000 Bayern München – Real Madrid 2:1

1987/1988 Bayern München – Real Madrid 3:2 

Die Krux mit den Statistiken. Die Bilanz aus den letzten 7 K.o. Duellen mit den Madrilenen mit 6 Siegen und einem Unentschieden liest sich gut. Keines dieser Ergebnisse würde für den Titelverteidiger Bayern München jedoch heute zum Einzug in das Finale nach Lissabon reichen.

Nachdenkenswert #230

,,Carlo Ancelotti greift tief in die Trickkiste. Vor dem Halbfinal-Rückspiel der Champions League beim FC Bayern (Di., 20.45 Uhr/ZDF) versucht es der Real-Madrid-Coach angesichts der miserablen Bilanz der Königlichen in München mit Psychologie. „Zu diesem Zeitpunkt ist der psychologische Aspekt wichtiger als der taktische“, sagte er dem „Champions Magazine“ der UEFA. Statistik gewinnt keine Spiele, versichert Ancelotti. „Ob wir das Finale erreichen, hängt nur von uns ab.“ Und immerhin: Die Ergebnisse der letzten sieben Madrid-Pleiten in München würden Real alle zum Final-Einzug reichen.“

Carlo Ancelotti, gewann als Spieler zweimal den Europapokal der Landesmeister 1989 und 1990 sowie als Trainer den Nachfolgewettbewerb Champions-League 2003 und 2007 jeweils mit dem AC Mailand, möchte gerne beim Halbfinalrückspiel mit Real Madrid bei Bayern München autark bleiben und lässt zdfsport.de prägnant Ancelotti setzt auf Psychologie titeln

Update: Da hat sich bei zdfsport.de ein kleiner Fehler eingeschlichen. Korrekt müsste es heißen: Die letzten sieben Ergebnisse von Real Madrid bei Bayern München in den K.o. Spielen der Königsklasse würden zum Einzug in das Finale reichen. Wenn man genau hinschaut , hat Real Madrid in der Zwischenrunde C 1999/2000 mit 1:4 bei Bayern München verloren. Siehe auch die Statistik der historischen Duelle von Bayern München mit Real Madrid in der Königsklasse auf weltfussball.de.

Gashimov Memorial: Magnus Carlsen mit 5 aus 8 und ein Blick auf seinen Angstgegner

Die jüngeren Schachfreunde halten den Hype um Magnus Carlsen in einer Sportart, die sonst oft den Ruf einer Randsportart hat, vielleicht für eine Premiere. Fast spielerisch leicht schaffte es der Norweger in die Schlagzeilen. Schach ist verstärkt durch den Schachmozart In. Gar keine Frage. Das gilt natürlich nicht flächendeckend. Selbst die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARD und ZDF haben so ihre lieben Schwierigkeiten beim bestücken des Videotextes mit Schachnachrichten. Ergebnisse der Schachbundesliga oder über das Gashimov Memorial mit Magnus Carlsen findet der geneigte Zuschauer selbst mit dem Fernrohr von Franz Beckenbauer aus dem Sky Spot mit Jürgen Klopp nicht. Aber andere Sportarten haben da auch so ihre Schwierigkeiten. Einst brachte es der erfolgreiche und charismatische Manager des deutschen Basketballmeisters Brose Baskets Bamberg, der auch einem Abwerbungsversuch von Bayern München widerstand, der geschätzte Wolfgang Heyder 2009 in der 84. Ausgabe des Magazins Bamberg Mohr Stadtillu auf den Punkt:

,,Im Prinzip ist es ja bedauerlich, das die Öffentlich-Rechtlichen ihrem Auftrag einer breiten Berichterstattung nicht nachkommen, dass die halt auch nur nach Quote gehen. Da gibt´s dann eben Fußball, Fußball, Fußball und dann vielleicht mal Automobilsport und dann noch ein bisschen Wintersport mit Biathlon, aber alles andere wird relativ verdrängt.

Magnus Carlsen schaffte es im November 2013 immerhin in die Morgennachrichten von ARD und ZDF. Dies war einst Georgios Souleidis gar einen kleinen Blogbeitrag wert unter dem Titel Magnus zieht.

,,Urplötzlich durchzuckt es mich. Der Typ, der für die Sportnachrichten zuständig ist, fängt an über die Schach-WM zu reden. Ich schaue hoch und trau meinen Augen nicht. Tatsächlich sendet das Moma einen Beitrag über zwei Minuten mit Bildmaterial aus Chennai in die deutschen Wohnstuben. Der Beitrag dreht sich hauptsächlich um Magnus Carlsen.“

Doch es gab bereits vor 42 Jahren beim Schachmatch des Jahrhunderts mit Bobby Fischer einen absoluten Medienstar. Im Buch von Jan Stradling Wenn Sport Geschichte schreibt  vermerkt er im Kapitel Der Bauernraub auf den Seiten 130 bis 141 über die Magnetwirkung auf die Medien unter anderen diese nachdenkenswerten Sätze:

,,In Scharen strömten ausländische Medien- und Pressevertreter in die isländische Hauptstadt Reykjavik, wo das Match ausgetragen werden sollte. Das Ereignis fesselte die Menschen in aller Welt. Fischers Porträt prangte auf den Titelblättern von Zeitschriften wie Life, Newsweek und Time. Schachbretter waren ausverkauft, Songs wurden geschrieben, und die Popularität des Spiels stieg sprunghaft an.“

Der Kampf um die Aufmerksamkeit von Lesern auf den Online Plattformen von Magazinen wie Der Spiegel oder der Wochenzeitung Die Zeit wird auch durch die Schachberichterstattung geführt. Das königliche Spiel ist momentan in der Ära Magnus Carlsen verstärkt In. Der Schachspieler aus Norwegen schaffte es gar in die Bild am Sonntag und das sonst mit Schach eher sparsam umgehende Blatt stellte den frischgebackenen Weltmeister kurz in 13 Punkten nach dem WM-Sieg gegen Anand unter dem prägnanten Titel Schach-Genie hat Angst vor dem Intelligenztest vor. Der Norweger wird selbstverständlich auch gut vermarktet und cool in Szene gesetzt. Sponsor G-Star Raw überlässt da nichts dem Zufall. Der grandiose Ulrich Stock einst am 31. Oktober 2013 in dem Kultartikel inklusive dem anschließendem Interview mit Carlsen auf Zeit Online vor dem WM-Kampf gegen Anand:

,,Carlsen dagegen, der weltbeste Schachspieler: eine schwarz-weiße Gestalt mit finsterem Blick. Die Modefirma kleidete ihn ein und ließ ihn von Anton Corbijn fotografieren. Wochenlang war das Plakat in Europas Innenstädten zu sehen. Es sollte junge Menschen zum Kauf einer Jeans verleiten. Sie konnten sich auch das Poster kaufen, um es übers Bett zu hängen.“

Deutschland hat optimistisch betrachtet fast 100.000 Schachspieler im Deutschen Schachbund organisiert. Okay, die letzten Jahren waren etwas rückläufig bei den Mitgliederzahlen. An den Wert aus dem Jahr 2006 mit 97.184 Mitgliedern ist der DSB nicht ganz wieder herangekommen. Doch die Schachbegeisterung in Deutschland lässt sich nicht nur auf Mitglieder im DSB reduzieren. Seit 2014 gibt es auch die Angebote auf Facebook und Twitter vom Deutschen Schachbund.

Es soll ca. jeder 4. Deutsche Schach spielen können. Kein zu unterschätzendes Potenzial im medialen Wettstreit um Leser. In die Printausgabe vom ehrwürdigen Spiegel vom 18. November 2013 hatte es Schach ebenfalls ganz geschmeidig geschafft. Stolz verkündete das Hamburger Nachrichtenmagazin eine Rekordzahl in Sachen Zugriff auf den Online-Schachticker vom Spiegel. Von 1,5 Millionen Klicks in der 4. Partie der Schach-WM Partie zwischen Vishy Anand und Magnus Carlsen war da zu lesen.  Die Begegnung ging über 64 Züge. Das war damals das vierte Remis hintereinander in Chennai.  Da stand es im vielbeachteten WM-Match noch 2:2. Dann kam der vorentscheidende Doppelschlag vom norwegischen Herausforderer. Vielleicht kommt Schach in Zukunft auch noch kontinuierlicher in der Berichterstattung zu Wort. Da ist noch Luft nach oben. Der Carlsen Hype trägt schon noch eine Weile. Oder? Dabei hat auch der norwegische Jungstar weltliche Schwächen. Doch dazu gleich.

Zu großer Form lief am Wochenende Ilja Schneider auf dem Schachblog von Zeit Online auf. Der deutsche Vizemeister im Blitzschach bei der Einzelmeisterschaft im Jahr 2008 hat sich in einen beachtlichen Rhythmus gebloggt. Unter dem Titel Huch, Magnus Carlsen hat verloren! wirft Ilja Schneider einen Blick auf den Schachweltmeister und seinen Angstgegner Fabiano Caruana. Der 29-Jährige Internationale Meister Schneider arbeitet dabei auch die Unterschiede der beiden jungen Profischachspieler heraus.

,,Carlsen bloggt, stellt Videos ins Netz, er treibt unzählige Sportarten. Von Caruana weiß man noch nicht einmal genau, wo er wohnt. Es wurden zwar beide noch nie mit einer Frau an ihrer Seite gesehen. Carlsen wurde trotzdem unter die Sexiest Men of 2013 gewählt, Caruana gilt einfach als Nerd. Aber offensichtlich trainiert er hart, wahrscheinlich mehr als Carlsen.“

Okay, meine Stammleser werden sich an meinen feinen recherchierten Artikel Ein paar Worte zum Rücktritt von Schachweltmeister Carlsen erinnern. Im Zuge der Tradition des gepflegten Aprilscherzes hatte ich in Sachen Frau beim Schachmozart ein wenig Tempogewinn eingebaut.

,,Gerüchte über eine Veränderung im Privatleben, es soll eine bezaubernde Frau im Leben vom 23 Jährigen Schachgenie seit dem Besuch bei Real Madrid an seiner Seite sein, verdichteten sich.“

In Sachen Aprilscherz war ich nicht der einzige Schachfreund. ChessBase powerte mit der Geschichte unter dem Titel WM-Match findet in Norwegen statt. Der Kampf Anand vs Carlsen sollte auf einer Ölplattform stattfinden. Höhepunkt der gut inszenierten Story inklusive Bildern und Videos war jenes Interview mit dem norwegischen Erdöl- und Energieminister Erik Blodøksja.

,,Und wie kommen die Spieler dort hin?

Es gibt einen Helikopter-Shuttle. Etwa 150 km Entfernung, das ist mit dem Helikopter in weniger als einer Stunde erledigt.

Und was ist mit Zuschauern und Journalisten?

Zuschauer? Ach so, die werden über das Internet versorgt. Wer will, kann natürlich gerne auch persönlich kommen. Allerdings auf eigene Kosten. Aber wir stellen Stühle auf.“

Doch zurück in die Gegenwart. Es scheint mir auch generell so, dass Zeit Online mit dem Schachblog und seinen Akteuren (nicht zu vergessen der geschätzte Johannes Fischer) einen guten Griff getan hat in puncto Drive, Texten die den Tag überdauern und  dem scharfen Blick hinter die Kulisse der Schachszene. Weiter so! Gerne mehr davon. Auch im Hinblick auf das WM Match zwischen Vishy Anand und Magnus Carlsen.anand - carlsen deep game

Apropos Magnus Carlsen. Heute stand ja bereits die 8. Runde beim über 10 Runden ausgelegten Gashimov Memorial an. Schachweltmeister Magnus Carlsen hatte sich gestern ja den Platz an der Sonne wieder zurückerobert. Sonntag, nicht der schlechteste Tag für die Erlangung der Tabellenspitze. Zwischenzeitlich hatte er ja in Runde 4 und 5 zwei Niederlagen gegen Fabiano Caruana und Teimour Radjabov hintereinander quittieren müssen und rutschte zwischenzeitlich auf den vorletzten Tabellenplatz, einen für den 23-Jährigen Schachweltmeister gewöhnungsbedürftigen 5. Platz nach Runde 5 ab. Nach dem heutigen Tag mit dem Remis von Magnus Carlsen gegen Sergey Karjakin, die Einzelheiten hat gewohnt zuverlässig André Schulz auf ChessBase zusammengefasst, führt der Weltmeister weiterhin die Tabelle an. Gefolgt von seinem Angstgegner Fabiano Caruana.

Das soll es für heute gewesen sein. Meinen treuen Lesern wünsche ich einen schönen Abend.

Vielleicht noch ein paar Schachlesehinweise:

Joe´s Schachblog mit der Frage: Wer war der stärkste Schachspieler aller Zeiten?

Ein zeitloser Artikel von Johannes Fischer auf seinem wunderbaren Blog Schöner Schein über die Erinnerungen an Sotschi: Ein potemkinisches Turnier.

Deutschlands Champion von 2010, Niclas Huschenbeth, mit Impressionen vom Final Four 2014

Harald Schmidt erzählt die Franz Beckenbauer Story

Mir fehlt er schon. Deutschlands schärfster Intellektueller. Er brachte die Dinge auf den Punkt. Seine Zunge hatte bisweilen die Schärfe eines mit Chili überwürzten Menüs beim Asiaten. Zeit ein wenig in Nostalgie zu machen.

[Reblog vom 26. Februar 2010]

Harald Schmidt ist Entertainer und ausgewiesener Fußballexperte.

Keiner kann Zusammenhänge so prägnant auf den Punkt bringen wie der Adolf-Grimme-Preisträger. Mit Hilfe der Playmobil Figuren erklärt er allen Fußballfreunden die Geschichte von Franz Beckenbauer. Weggefährten wie Uli Hoeneß, Paul Breitner oder Sepp Maier werden dabei nicht vergessen.

Beckenbauers Geschichte braucht einen 2. Teil. Harald Schmidt knüpft spielerisch an Malente an und bringt auch König Johan ins Spiel. Der Niederländer Cruyff war der große Protagonist während der WM 74. Den Weltmeisterpokal hielt jedoch Kaiser Franz in den Armen.

 

Spektakuläres Auftaktmatch in der Max-Schmeling-Halle vor 7.247 Zuschauern

Die Berlin Recycling Volleys und der VFB Friedrichshafen boten beste Werbung auf der deutschen Volleyballmesse. Der Auftakt im Playoff-Finale war spektakulär und beste Werbung  für die Sportart. Am Mittwoch heißt es dann am Bodensee in der ZF Arena auf ein Neues.Traveler Digital Camera