Schach WM-Kandidatenturnier Khanty Mansiysk: Vishy Anand nimmt die Tabellenführung mit in den Ruhetag

Die 6. Runde ist auch bereits wieder Geschichte. Vishy Anand nimmt die Tabellenführung mit in den Ruhetag am Donnerstag. Wenn dies so weiter geht, bekommt die Schachwelt eine Neuauflage des Duells C&A.anand - carlsen sexta partida carlsen wins again-

Der heutige Tag war durchaus auch wieder turbulent. Auf Anands Hauswebsite Chess-Tigers hat der fleißige Mike Rosa unter dem Titel  Candidates 2014 – Verpasste Chancen, gelassene Federn & nicht geschüttelte Hände die 6. Runde gut zusammengefasst.

,,Gerupft wurde auch Anand-Verfolger Peter Svidler und zwar von Shakhriyar Mamedyarov. Na ja, eigentlich lief Svidlers Holländer ganz gut, und er machte bis zu einem gewissen Punkt Vieles richtig, aber dann setzte für rund 20 Minuten sein Gehirn aus (O-Ton Svidler), und schwupps stand er auf Verlust. Ähnlich erging es auch Dmitry Andreikin gegen Levon Aronian. Doch im Gegensatz zu Svidler konnte sich dessen Landsmann erbittert verteidigen und so gerade noch ein haltbares Turmendspiel mit Minusbauer erreichen. Wenig später musste Aronian einsehen, dass er die Chance auf die geteilte Tabellenführung für heute verspielt hatte. Anand führt nun vor dem morgigen Ruhetag mit 4/6 vor Aronian mit 3,5.“

Zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk dröselt Mike Rosa die Ereignisse von heute auf mit Ergebnissen, Tabelle, Bildern und Schachpartie sowie den Ansetzungen der nächsten Runden.

Vishy Anand also auch heute nicht von der Tabellenspitze zu verdrängen. Zeit dem sympathischen Ex-Schachweltmeister noch ein wenig zu würdigen in Form einiger Fotos vom englischen Profifotografen Ray Morris-Hill. Aufgenommen beim Chess Classic 2013, dem ersten Wettkampf von Anand nach dem Kampf gegen Carlsen in Chennai. Ray Morris-Hill hat mir dankenswerterweise die Fotos zur Verfügung gestellt. Seine Website ist rmhphotos.eu

Am Freitag spielt Vishy Anand mit den schwarzen Figuren gegen Peter Svidler. Mike Rosa hat sich bereits festgelegt:
,,Am Freitag steht die letzte Runde der ersten Turnierhälfte an, und ich erkläre spontan das Duell Svidler gegen Anand zum Kracher des Tages. Ach ja, wer nicht selbst mitzählt: Mittlerweile steht es 9:1 für Weiß!“
Vishy Anand kann am Freitag dann auch etwas für die 9:1 Statistik tun.

Live-Stream 6. Runde beim Schach WM-Kandidatenturnier in Khanty Mansiysk

Kann Ex-Schachweltmeister Vishy Anand seine Führung heute in der 6. Runde im sibirischen Khanty Mansiysk verteidigen? Er hat heute den Anzugsvorteil gegen Sergey Karjakin.  Topalov spielt gegen Kramnik. Aronian hat Andreikin als Kontrahenten. Mamedyarov beginnt gegen Svidler.

++++++++++++++++++++++Hier geht es zum Live-Ticker  +++++++++++++++++++++++++++++++

Soweit ich es überblicke hat der österreichische Sportwettenanbieter bwin keine Quoten für das laufende Schach WM-Kandidatenturnier aufgelegt. Unter der Rubrik Schach läuft zur Zeit eine einzige angebotene Wette. Wer wird 2014 Schachweltmeister?

Magnus Carlsen notiert mit einer Quote von 1,40

Ein anderer Spieler mit 2,80

Zum letzten WM-Schachkampf ging Magnus Carlsen mit einer 1,30 Quote in den Kampf gegen Vishy Anand. Aber bis zum WM-Match ist ja noch etwas Zeit. Der Austragungsort ist noch nicht fest. Der Herausforderer auch noch nicht.

Übrigens die einzige gestrige Gewinnpartie von Khanty Mansiysk zwischen Peter Svidler und Veselin Topalov bekommt wieder aus Spanien eine ganz besondere humorvolle Würdigung. candidatos ronda 5

Ansonsten habe ich die letzten Tage zahlreiche E-Mails bekommen. Hinweise auf Live-Ticker, neue Schachblogs etc. Werde dazu heute hier noch einiges schreiben. Bis später.

So bin wieder da.

Bevor wir uns der E-Mail Post annehmen, möchte ich den neu dazugekommenen Lesern gerne noch einen kurzen Text von mir vom 17. Februar 2011 rebloggen:

Die erotischste Schachszene in der Filmgeschichte

Über Schachspieler gibt es eine Unmenge an Klischees. Einige halten sich davon hartnäckig. Schachspieler sind langweilig. Schachspieler sind Eigenbrötler. Schachspieler sind schlecht angezogen. Schachspieler bekommen keine Freundin ab. Schachspieler haben keine Coolness. Schachspieler sind nicht sexy.

Das kann ich so nicht stehen lassen. Steve McQueen widerlegt in folgender erotischer Schachszene im Film The Thomas Crown Affair mit Faye Dunaway alle obigen Klischees.

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Doch nun zur frischen elektronischen Post. Der ehemalige Pressereferent beim Deutschen Schachbund, Schachpublizist und Autor Raymund Stolze, gab mir einen Hinweis auf einen Schachblog von Zeit Online mit Ilja Schneider.  Der in Moskau geborene  Schachspieler Schneider selbst hängte einst seinen eigenen Schachblog Schachzoo an den Nagel. Da fehlte das Durchhaltevermögen. Auf Schach-Ticker schrieb ich einst am 17. Oktober 2013 zum Dilemma deutscher Schachblogs:

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Schön, dann kann es frisch und munter losgehen. Ohne Umwege zur 12. Ausgabe von Im Internet gefunden. Einst hängte er seinen Schachblog am 20. April 2010 nach 1438 Tagen an den Nagel. Schade. Es war immer ein Grundrauschen an vielfältigen Kommentaren zu vernehmen. Manch Artikel wirkte über den schnellen Tag im Netz. Die Rede ist von Stefan Löffler. Im Autorenblog der Schach-Welt blieb er den Schachfreunden mit Online-Affinität erhalten. Sein aktueller Blogbeitrag beschäftigt sich mit einer internationalen Schachpersonalie:

Wer sich gewundert hat, wo der mit großen Plänen angetretene Schachvermarkter und früher in Russland erfolgreiche Medienunternehmer Andrew Paulson seit dem Kandidatenturnier und mehreren verlegten Grandprixturnieren geblieben ist, hat nun die Antwort.

Aus marketingtechnischen Gründen hätte Stefan Löffler aus meiner Sicht durchaus zweigleisig fahren können. Den eigenen Schachblog aufzugeben war vielleicht etwas übereilt. Andererseits war 2010 wohl auch kein gutes Schachbloggerjahr. Ilja Schneider schloss am 30. August den Schachzoo und Frank Große stellte im selben Jahr sein Schachtraining im Netz ein. Ex-Schachblogger Schneider versuchte es später nochmals mit einer Schachzoo light Version. Der letzte Beitrag datiert vom 30. September 2011. Seit über zwei Jahren ist dann auch wieder Ruhe eingekehrt.

Recht ruhig geht es auch auf den Schachblogs von Frank Hoppe und Georgios Souleidis zu. Dabei kommen beide mit selbstbewussten und kraftvoll klingenden Namen im Internet daher. Auf blog.schachbulle.de ist das Blog vom 49-Jährigen Schachfunktionär Hoppe zu finden. Letzter Eintrag datiert vom 3. Mai 2013. Das Schachblog Entwicklungsvorsprung.de von Georgios Souleidis hatte kürzlich eine Beitragspause zwischen dem 24. Juli und 29. September gehabt.

Der meinungsstarke Starblogger Andrew Sullivan fasste einst in seinem Werk  Warum ich blogge auf Seite 104 seine Sicht der Dinge prägnant zusammen:

Ein Reporter kann warten- muss warten-, bis alle Informanten die Ergebnisse seiner Recherche bestätigt haben. Ein Romanautor kann Monate oder Jahre verbringen, bevor er der Welt seine Wörter vorlegt.

Für Blogger ist immer heute der Abgabetermin.

Bloggen verhält sich deshalb zum Schreiben wie Extremsportarten zu Leichtathletik: mehr Freistil, unfallgefährdeter, weniger regelgebunden, lebendiger. Bloggen bedeutet in vielerlei Hinsicht laut herauszuschreiben.

Da will ich Sullivan nicht widersprechen.

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Also, man darf gespannt sein wie intensiv das Durchhaltevermögen von Ilja Schneider auf dem Zeit Online Schachblog ausgeprägt ist.

Post bekam ich dieser Tage auch vom sympathischen niederländischen Kultblogger Eric van Reem und Teamfotograf im A-Team von Vishy Anand in Sachen Eigenmarketing. Er hat einen neuen Schachblog unter dem Titel Chees in Tweets aufgelegt.

Der exzellente Ulrich Stock schrieb zu Eric van Reem bei der letzten Schach-WM auf Zeit Online unter dem Titel Nur aus Liebe zum Schach:

,,Sein Mitstreiter Eric van Reem heißt bei mir „Presseattaché vom Team Anand“, eine Bezeichnung, in der sich das Französische von Attaché und das Englische von Team ein wenig reiben, was insofern lustig ist, als dass van Reem ein Niederländer ist, der in Deutschland lebt. Er arbeitet in Frankfurt bei der Lufthansa und betreut Schachweltmeisterschaften nur im Urlaub. – Ich gebe zu, dass mir dieser Einschub jetzt etwas außer Kontrolle geraten ist.“

Zu guter Letzt war auch noch Post von Bernd Schroller in meinem E-Mail Fach. Er schreibt für Spiegel Online. Auch Schachspieler Schroller betrieb wie Eric van Reem ein wenig Eigenwerbung. Beim Match in Chennai war er mir als sehr sachkundiger und unterhaltsamer Kommentator eines Live-Tickers auf Sportal und Spiegel  Online aufgefallen.

Viel Freude, die eine oder andere entspannte Minute und einen schönen Tag.