Sport am Bodensee: Harlem Globetrotters, Abenteurer Michael Martin und SWR UniTalk mit Günter Netzer

Nein, es gibt wirklich keinen Grund über fehlende Veranstaltungen am Bodensee zu klagen. Gestern gab es den prägnanten Auftritt der Harlem Globetrotters in der Schänzlehalle in Konstanz. Spektakuläre Show. Heute hält der deutsche Abenteurer, Fotograf und Autor Michael Martin in der Stadthalle Markdorf ab 19.30 Uhr einen Vortrag. Der 1963 in München geborene abenteuerlustige Martin bereist seit über 30 Jahren die Welt. Mit dem Motorrad. Statistiker verweisen auf mehr wie 100 Wüstenbesuche. Der Spiegel titelte einst Wüstenfotograf Michael Martin: Der Rocker hinter der Kamera. Er hat auch den Weg in mein Bücherregal gefunden.Traveler Digital Camera

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Im Buch outdoor Legenden, dem bemerkenswerten geschriebenen und bebilderten Werk über Abenteurer, Forscher und Pioniere (genannt seien hier stellvertretend Thor Heyerdahl, Reinhold Messner, Roald Amundsen, Stefan Glowacz, Gerlinde Kaltenbrunner, Edmund Hillary, Tenzing Norgay, Hans Kammerlander, Beni Böhm, Hubert Schwarz, Arved Fuchs, Ernest Shackleton, Rüdiger Nehberg oder Freya Hoffmeister) kommt auf den Seiten 141 bis 143 auch Michael Martin zu Wort. Er wird unter anderen gefragt:

,,Welche Situation war für Sie die gefährlichste?“

Der Fotograf und Abenteurer Michael Martin antwortet konkret:

,,Es waren immer Situationen, in denen ich Minen, Terroristen, Rebellen oder Kidnapper fürchten musste. Das war im Tschad, Afghanistan, Iran und Mali der Fall. Dabei hat sich die Gefahrenlage verändert: Früher fürchtete ich eher Verdursten oder Verirren.“

Hier geht es übrigens zur aktuellen Programmzeitung von Michael Martin.

Von den Abenteuern in der Welt fernab der genormten Zivilisation zum Abenteuer Bolzplatz. Einer, der in seiner Spielweise zu zahlreichen Mythen anregte und auch außerhalb des Platzes für Treffer sorgte, kommt an den Bodensee um ein wenig zu plaudern. Von zahlreichen Fußballfans sehnsüchtig erwartet. Noch einmal schlafen. Morgen gibt es dann im Audimax in der Universität Konstanz den SWR UniTalk mit Günter Netzer zum Thema: Taktik, Teamgeist, Traumgeschäfte – was können wir vom Fußball lernen? Traveler Digital Camera

Ja, und dann beginnt am Bodensee noch die ganz heiße Phase für die Volleyballer vom VfB Friedrichshafen im Playoff Halbfinale gegen Generali Haching. Terminiertes 1. Spiel in der ,,best of five“ Serie ist der 6. April um 18.00 Uhr in der ZF Arena. Abenteuer am Netz.

Pressespiegel zum Schach WM-Kandidatenturnier 2014 von Vishy Anand

Die Schachfiguren sind verstaut. Die Schachuhren angehalten. Die Live-Ticker über Khanty Mansiysk im März 2014 bereits wieder Geschichte. Nach dem WM-Kandidatenturnier ist vor dem WM-Kampf. Bernd Schroller auf sportal:.

,,Der Ort der kommenden Weltmeisterschaft steht ja noch aus. Anand wird gefragt, wo er gerne spielen würde. Es ist ihm egal, er gibt nur zu Bedenken, dass ausgerechnet in seiner Heimatstadt Chennai sein Schach eher schwach war.“

Vishy Anand war der große Gewinner in der sibirischen Erdölstadt und überraschte zahlreiche Experten mit seinem Comeback. Zur Erinnerung zum Beispiel vielleicht die Einschätzung von Deutschlands Nummer 1, Mannschaftseuropameister von 2011, Großmeister Arkadi Naiditsch auf Schach-Ticker vor Beginn des Turniers:

,,Wahrscheinlich ist „ Vishy“ der beste Spieler der letzte 20 Jahre. Er hat wirklich alles erreicht im Schach, was nur möglich war. Es gab Zeiten, da war Anand zudem, fast unbesiegbar in Schnellschach und Blitz. Was aber seine Leistungen der letzten Jahre angeht, so sind so doch eher bescheiden geworden. So spielt er deutlich langsamer als früher, versucht keine Risiken mehr einzugehen und scheint außerdem sehr glücklich zu sein, wenn die Partie endlich zu Ende ist. Sein WM-Match gegen Carlsen war auch mehr ein Schlachtfeld als ein Duell zwischen Herausforderer und Weltmeister.“

Johannes Fischer bilanziert auf chessbase das Kandidatenturnier und erinnert ebenfalls an die Expertenmeinungen, die Anand gar einen Start ausreden wollten:

,,Kaum einer der Experten hatte Anand vor dem Turnier als möglichen Sieger getippt. Nach für Anands Verhältnisse durchwachsenen Turnierergebnissen in den letzten Jahren, der klaren 3,5:6,5 Niederlage gegen Magnus Carlsen beim WM-Kampf im November 2013 und Anands viertem Platz beim Meisterturnier in Zürich Anfang des Jahres waren einige Experten sogar der Meinung, es wäre das Beste, wenn Anand auf die Teilnahme am Kandidatenturnier verzichten würde, um jüngeren Spielern wie Hikaru Nakamura oder Fabiano Caruana eine Chance zu geben.“

Inwieweit Vishy Anand dem amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen Paroli bieten kann, steht selbstverständlich auf einem anderen Blatt. Ich erwarte einen durchaus härteren Fight wie in Chennai. Der indische Schachheld präsentierte sich psychisch wie physisch in frischerer Form wie im November 2013 beim C&A Duell. Unter Umständen muss der norwegische Champion im erneuten WM-Schachmatch über die volle Distanztitelbild

Der Eingangs erwähnte Bernd Schroller war auch bei Spiegel Online fleißig und titelt über Vishy Anand Der Altmeister kann es noch.

,,Der Ex-Weltmeister spielte in Chanty-Mansijsk sein bestes Turnier seit Jahren und blieb als einziger Spieler im Feld ohne Niederlage. Nur in der vorletzten Runde gegen Sergej Karjakin musste er etwas zittern, verteidigte aber das Endspiel mit einem Turm gegen zwei Leichtfiguren über 50 Züge sehr geschickt bis zur Punkteteilung. Im Gegensatz zum WM-Kampf gegen Carlsen konnte Anand hier auch wieder mit seinem breiten Eröffnungswissen glänzen.“

Der “Presseattaché vom Team Anand”, der unermüdliche  niederländische Kultblogger Eric van Reem, hat die 14. Runde wieder schön auf Chees in Tweets aufgedröselt. Vishy Anand erzielte bei diesem Kandidatenturnier exakt die gleiche Punktzahl wie Magnus Carlsen in London 2013.

The game did not take very long. After 34 moves and 90 minutes of play,  Anand and Svidler finished their tournament.  @dilipvanaman:Vishy secures 8 1/2 points/14 rounds. Coincidence ? Same points as @MagnusCarlsen in the 2013 Candidates”. @bandrinath: “+3 – 0 = 11. Who would have thought? A polite slap to all those who said “he” is over!!”  @unudurti“In effect, Anand needed only 6 Whites. Respect”.

Einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Kandidatenturnieren von London 2013 und Khanty Mansiysk 2014 gibt es denn doch auf den ersten Blick. Vishy Anand blieb im Gegensatz zu Magnus Carlsen ungeschlagen.

Live-Stream 14. Runde beim Schach WM-Kandidatenturnier in Khanty Mansiysk

anand - carlsen septima partida13 Runden liegen hinter den Schachgroßmeistern und den Kiebitzen. Am heutigen Sonntag geht es in die 14. Runde. Der Vorhang geht ein letztes Mal auf in Khanty Mansiysk. Es geht um die Platzierungen und Preisgelder hinter dem Turniersieger Vishy Anand.

Heute ohne lange Vorrede hinein in das Geschehen.

++++++++++++++++++++++Hier geht es zum Live-Ticker  ++++++++++++++++++++++++++++

Ich bedanke mich bei meinen Lesern für die Aufmerksamkeit und bleiben Sie mir gewogen.

Nachdenkenswert #221

,,Wir wollen sofort gewinnen. Klar ist es einfacher zu Hause mit dem Publikum im Rücken zu siegen, aber wir sind eindeutig die bessere Mannschaft und müssen das auch in Rottenburg zeigen. Wenn du in den Playoffs stehst, dann zählt der Siegeswille – wir dürfen und wollen keine Chancen liegen lassen.“

Ventzislav Simeonov, Diagonalangreifer, möchte bereits dieses Wochenende im Halbfinale der Playoffs stehen und zeigt keine große Lust auf ein etwaiges 3. Spiel gegen TV Rottenburg nächste Woche, im aktuellen Interview auf der Vereinswebsite vom VfB Friedrichshafen, dem deutschen Volleyballmeister von 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011 und Pokalsieger 1998, 1999, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2012, 2014 sowie Champions-League-Sieger 2007

Vishy Anand gewinnt das Schach-WM Kandidatenturnier in Khanty Mansiysk und fordert Magnus Carlsen heraus

Eine Tabelle, die besonders Hans-Walter Schmitt, Eric van Reem, Mike Rosa und allen Vishy Anhängern ein Lächeln in das Gesicht zaubert. Herzlichen Glückwunsch, Vishy!

 

Die 13. Runde brachte bereits die erwartete Vorentscheidung. Vishy Anand ist durch. Er gewinnt am Sonnabend durch das heutige Remis gegen Sergey Karjakin nach 91 Zügen das Schach WM-Kandidatenturnier in der sibirischen Erdölstadt Khanty Mansiysk.

Damit kommt es zur Neuauflage des C&A Duells. Vishy Anand erkämpfte sich heute durch den vorzeitigen Turniersieg das Recht den amtierenden Schachweltmeister Magnus Carlsen herauszufordern.anand - carlsen quinta partida victoria tecnica de carlsenIn der 1. Auflage im November 2013 stand es nach 10 Partien 6,5 : 3,5 für das norwegische Schachgenie Magnus Carlsen. Vishy Anand musste seinen Titel an den jungen Schachmozart abgeben. Vielleicht Gelegenheit, eine kleine Rückschau von mir auf das Schachmatch des Jahrzehnts zu zeigen.

[Reblog vom 21. Januar 2014]

Schachmatch des Jahrzehnts 2013 in Chennai: Magnus Carlsen – Viswanathan Anand

Nein, der Generationswechsel kam nicht wirklich überraschend. Der Sportwettenanbieter bwin notierte vor Beginn des Schach-WM Kampfes in Chennai eine Favoritenquote von 1,30 für den jungen Norweger Magnus Carlsen. Der amtierende Weltmeister Viswanathan Anand ging mit der Außenseiterquote von 3,20 in das C&A Duell. Im Vorfeld ist viel über die Elo-Dominanz von Carlsen geschrieben worden, auch gab es einen Hype um den ersten Schachspieler aus der „westlichen Hemisphäre“ , der sich nach 41 Jahren wieder für ein WM-Match qualifizieren konnte, seit Bobby Fischers Einzug in das Finale 1972.

Einmalige Konstellation: Schachmatch des Jahrhunderts 1972

Manch einer der Kommentatoren stilisierte im Vorfeld gar die Auseinandersetzung zwischen Viswanathan Anand und Magnus Carlsen in jene historische Höhe von Reyjkjavik. Das wäre aber doch ein wenig zu viel des Guten. 1972 war eine einmalige Konstellation. 25 Jahre russische Schachvorherschaft (die WM-Kämpfe trugen Spieler aus der Sowjetunion regelmäßig in Moskau untereinander aus) wurden von einem Einzelkämpfer und Schachgenie aus Amerika herausgefordert. Fischer lernte intensiv russisch um in die Schachbücher und Geheimnisse der führenden Nation in Sachen königliches Spiel einzutauchen. Das Charisma von Bobby Fischer zu jener Zeit strahlte in die Wohnzimmer der Schachfreunde aus West und Ost. Auf dem Weg zum Schachmatch des Jahrhunderts zerlegte Bobby Fischer die Stellungen von starken Spielern wie Taimanow oder Petrosjan. Es waren dominante und beeindruckende Siege. Ein Hurrikan auf den 64 Feldern. In der damaligen Form, eine Zeitmaschine vorausgesetzt, würde man gerne Kasparow und Carlsen gegen Fischer spielen lassen. Das russische Schach sah sich herausgefordert durch Bobby Fischer. Kleine Randnotiz: Weder sein Kontrahent Boris Spasskij noch er selber repräsentierten in ihren Charakteren das jeweilige typische Gesellschaftsystem ihrer Heimatländer.

Bobby Fischer kämpfte einst für adäquate Preisgelder und scheute den Vergleich zu Ali nicht

Die Bedingungen, die beinahe zum Abbruch des Schachmatch des Jahrhunderts in der isländischen Hauptstadt geführt hätten, sind legendär und oft beschrieben worden. Bobby Fischer kämpfte um Preisgelder, professionelle Rahmenbedingungen und Respekt wie Manager Uli Hoeneß um den Erfolg von Bayern München. Unerbittlich, selbstbewusst, die Meinung der Mehrheit oft auch ignorierend, ehrgeizig bis in die Zehenspitzen, polarisierend und in der Fischerschen eigenen Logik. Er verglich sich wie selbstverständlich mit dem großen Profiboxer Muhammad Ali und forderte monetäre adäquate Entlohnung für den professionellen Schachsport. Seine hartnäckige Art in Sachen Preisgelder kam allen nachfolgenden Schachgroßmeistern zu gute. Der Berufsschachspieler Bobby Fischer wurde nicht vom amerikanischen Schachverband gehätschelt. Er hatte keinen riesigen Stab an Betreuern oder ein Managementteam um sich. Fischer boxte sich quasi fast alleine durch die Schachwelt. In seiner besten Zeit trug er auch die besten Anzüge. Ein Kennedy Schneider musste es sein. Seine eleganten Schuhe ergänzten das makellose Äußere. Bobby Fischer sah gut aus und konnte auch charmant plaudern, wenn er denn wollte.

Nach 4 Remis zum Auftakt folgt der Doppelschlag von Carlsen

Magnus Carlsen mit Bobby Fischer zu vergleichen wäre nicht fair. Diese Last sollte man dem Norweger, dem die Mutter noch vor 3 Jahren die Sachen zum Anziehen rauslegte, auch nicht aufbürden. Er ist jetzt Weltmeister, übrigens nicht der jüngste wie irrtümlicherweise in der letzten WM-Woche in einem dpa-Artikel in Zeitungen wie der Passauer Presse zu lesen war. Das Privileg hatte sich einst Garri Kasparow gesichert. Nach der großartigen Eröffnungsfeier in Chennai kam es zum lang ersehnten Schach-WM Kampf zwischen dem Champion Anand und seinem Herausforderer Carlsen. Die Eröffnungspartie war auf den 9. November terminiert. Magnus Carlsen begann mit 4 Remis. Die beiden Auftaktspiele waren blutleere Remis. Diese handzahmen und sehr schnellen friedfertigen Remis hatte Bobby Fischer immer bei Kandidatenturnieren zwischen sowjetischen Spielern vehement kritisiert. Die 3. und 4. Partie wurde ausgespielt ohne einen Sieger zu finden.

Nach dem 2. Ruhetag gab es dann den Doppelschlag von Magnus Carlsen. Er profitierte in der 5. und 6. Partie in Endspielen von Fehlern Anands. Dann kam der Sonntag mit dem 3. Ruhetag. Der amtierende Weltmeister hätte sicher auch einen weiteren gebraucht. Die Körpersprache am Brett von Anand nach dem Wochenende gefiel mir nicht.  In der 7. und 8. Partei gab es wieder Punkteteilungen. Fast aufreizend lässig blitzte Carlsen dabei die 8. Partie herunter. Magnus Carlsen schob sich so fast unauffällig mit einem 5:3 Zwischenstand dem WM-Titel näher. Die Hausaufgabe bestand nun darin, 1,5 aus 4 zu holen. Erinnerungen an das volatile Nervenkostüm vom norwegischen Schachgroßmeister beim Kandidatenturnier im Frühjahr  in London 2013 wurden wach. Das Ticket für Chennai wäre beinahe an den ehemaligen Weltmeister Kramnik gegangen. Der 22-Jährige Carlsen kam in der englischen Hauptstadt mit einem blauen Auge davon.

Doch konnte Anand nochmals einen Hitchcock-Thriller inszenieren? Den Rückstand verkürzen? Dafür ging er offensiv und gut präpariert in die 9. Partie.  Er spielte auf Angriff. Doch dann kam der Hardcore-Fehler von Vishy Anand. Der Weg zum WM-Titel war mit 3 Punkten Vorsprung nun für Magnus Carlsen frei.

Der Spiegel verzeichnet 1,15 Millionen Klicks und Schach schafft es in das ARD Morgenmagazin

Schach hatte es in der Zwischenzeit sogar bis in das Morgenmagazin von ARD und ZDF gebracht. Kein Fake. Mit Live-Bildern vom WM-Schachmatch aus Chennai, Bildschnipseln aus einer Sporthalle von einem Basketball spielenden Carlsen und ein paar Zeilen, die aus einer Agenturmeldung stammten. Manch einer der deutschen Schachfreunde rieb sich verwundert die Augen. Schach wird sonst von den öffentlich-rechtlichen Sendern links liegen gelassen. Bei der WM 2010 in Sofia zwischen dem bulgarischen Herausforderer Topalov und Anand haperte selbst der kleine kontinuierliche Nachrichtenfluss beim ARD Videotext. Doch Schach war 2013 im November auf einmal In. Deutschland hat durchaus eine bemerkenswerte Schachtradition aufzuweisen. Weltmeister Emanuel Lasker, Dr. Robert Hübner, Wolfgang Uhlmann seien hier stellvertretend genannt.  Der Spiegel, jenes ehrwürdige Hamburger Nachrichtenmagazin powerte stolz in der Printausgabe vom 18. November 2013 eine Klickrate in Rekordhöhe vom Live-Schachticker der 4. Partie heraus: 1,5 Millionen Klicks. Eine deutsche mediale Randsportart war in aller Munde. Warum gab es eigentlich 2011 in den Medien so verdammt wenig Resonanz? Damals siegte die deutsche Schachmannschaft der Männer überraschend bei der Schacheuropameisterschaft in Griechenland. Doch das ist wieder eine andere Geschichte.

Live-Stream 13. Runde beim Schach WM-Kandidatenturnier in Khanty Mansiysk

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Der gestrige Ruhetag liegt hinter den Schachspielern. Heute geht es in die 13. Runde.

Darum ohne lange Vorrede hinein in das Geschehen.

++++++++++++++++++++++Hier geht es zum Live-Ticker  ++++++++++++++++++++++++++++

Kann der Champagner bereits kaltgestellt werden?

Zeit Online setzt mit Schachblog verstärkt auf das Königliche Spiel

Für alle Freunde des gepflegten Schachblogs gibt es dieser Tage auch gute Nachrichten aus dem Hause von Zeit Online. Sie haben einen Schachblog mit dem Titel Von Hängepartien und Bauernopfern aufgelegt. Zur Zeit wird er vom ehemaligen Schachzoo Blogger Ilja Schneider, Schachfreund Dennes Abel sowie dem von mir sehr geschätzten Schachpublizisten und Übersetzer Johannes Fischer (mit Schöner Schein auch in meiner Blogroll seit geraumer Zeit vertreten) bespielt.

Ich mag die Online Aktivitäten von Zeit Online. Seien es die sachkundigen Kommentare zum Geschehen auf dem Rasen von Fußballexperte und Hartplatzheld Oliver Fritsch oder das vorjährige sagenhafte multimediale Tour de France Dossier. Nun also auch verstärkt Schach. Vielleicht ein paar Kostproben vom neuen Schachblog.

Fangen wir mit Dennes Abel an. Er macht auf das verschwundene Phänomen der Hängepartie aufmerksam:

,,Jedoch verschwanden im Schach die Hängepartien im Zeitalter der Computerprogramme, was für manche Spieler sicherlich bedauerlich ist. An den langen Abenden nach einer Hängepartie entstanden Anekdoten, die im Laufe der Zeit zu Legenden wurden. Ich habe in meinen Bundesligapartien keine Hängepartien mehr erlebt. Dafür hat sich das Wort im allgemeinen Sprachgebrauch etabliert und es in die Unterzeile dieses Blogs geschafft.“

Ilja Schneider nahm sich kürzlich der Sache von Anands Glückspullover an und korrigierte dabei auch seine Einschätzung der Chancen vom Ex-Schachweltmeister aus Indien im Bezug auf den Sieg beim Kandidatenturnier in Khanty Mansiysk.

,,Weil ich Anand vor dem Turnier unterschätzt habe, prophezeie ich nun fünf Runden vor Schluss seinen Sieg. Vor allem, weil seine Konkurrenten bisher alle enttäuscht haben, zu nervös und unkonstant haben sie bisher agiert. Warum sollte sich das in den letzten fünf Runden ändern?“

Derweil hat sich Johannes Fischer der Stärke des aktuellen Weltmeisters angenommen und befindet im Blogbeitrag unter dem Titel Wie Magnus Carlsen das Schach verändert:

,,Bald ändert sich die Stellung dann wie von Zauberhand. Zugunsten von Carlsen. Eben noch sicher stehende Bauern scheinen bedroht, solide Strukturen wirken anfällig, unerwartete Drohungen tauchen auf und überall lauert plötzlich Gefahr. Der Gegner muss Entscheidungen treffen, die immer schwerer werden. Die klare Remisstellung wirkt auf einmal nicht mehr so klar, der halbe Punkt rückt immer weiter in die Ferne. Man bekommt ihn noch, nur, wenn man gut spielt. Stundenlang. In unangenehmer Stellung. Mit dem Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, aber nicht zu wissen, was und wo.“

User HenryEdward adelt den Text von Johannes Fischer in den Kommentaren bei Zeit Online mit folgenden Worten:

,,Umfangreicher, aber trotzdem fesselnder Artikel! Die Hinwendung der Zeit zum Schachspiel ist sehr lobenswert. Nicht nur das Verständnis des Schachspiels kann so vermittelt werden, sondern auch das Verständnis für Schachspieler, einer der breiten Masse doch rätselhafte Truppe.“

Soweit für heute der Hinweis auf den Schachblog von Zeit Online.

Grandioses Interview von Daniel King bei Stuttgarter Nachrichten

Für alle Schachfreunde gibt es noch einen unbedingten zu beachtenden Lesehinweis. Das grandiose Interview vom englischen Schachgroßmeister Daniel King über Vishy Anand und das laufende Kandidatenturnier in der Zeitung Stuttgarter Nachrichten. Chessbase hat  das PDF vom Interview online gestellt. Sollte es an der fehlenden Zeit liegen, notfalls auf den Mittagsbraten am Wochenende verzichten. Ich habe jede Zeile verschlungen. Einfach großartige Einsichten und Ansichten.

Besonders schön auch die letzten bemerkenswerten Sätze von Daniel King im Interview. Das erinnerte mich spontan an meine Schachpartie gegen Eva Moser beim Simultan im September 2013 im Kunsthaus Bregenz hier am Bodensee. Von meinem Brett aus sah ich auch eine automobile Rarität. Der Citröen La DS Coraline, in kunstvoll abgespeckter Version vom Konzeptkünstler und in New York, Paris sowie Mexiko Stadt lebenden Gabriel Orozco dargeboten. Vielleicht kostete dies mich aber auch die zwei oder drei bis vier Prozent Konzentration, die ich für ein Remis gegen Österreichs stärkste Schachspielerin benötigt hätte. Traveler Digital Camera

Schließen möchte ich für heute mit einem interessanten Hinweis vom “Presseattaché vom Team Anand”, dem sympathischen schachaffinen Niederländer Eric van Reem auf Chess in Tweets in Sachen ungebremster Begeisterung der zahlreichen amerikanischen Schachfans (Wecker hin oder her) sowie die Besucherströme aus dem Iran:

,,It might be interesting  to look at some stats of this blog. I have visitors from no less than 98 (!) countries, and most visitors come from the US. Due to the big time diference to Khanty Mansiysk (UTC/GMT +6) most chess fans in the US get up in the morning, only to see the result of the games.  When the games start in KM at the local time 15:00, it is 05:00 in New York and 02:00 in L.A. You must be a big chess fan to get up in the middle of the night to watch the games live! I was very surpised to see in the stats, that many chess fans from the Islamic Republic of Iran visit the blog. But since Twitter is blocked in Iran, it makes sense.“

Einen schönen Sonnabend wünsche ich allen meinen treuen Lesern. Bleiben Sie mir gewogen.

Ihr

Michael Wiemer

Die Ravensburg Towerstars und Coach Petri Kujala gehen nach dem Hitchcock-Thriller getrennte Wege

Die Ravensburg Towerstars und der Kontrahent EVL Landshut Eishockey lieferten sich einen packenden wie spektakulären Hitchcock-Thriller am Dienstag. Dieses Playoff-Viertelfinale hat Spuren hinterlassen. Die Towerstars standen nach einer 3:1 Serienführung plötzlich mit leeren Händen da. Das Momentum hatten die Landshuter. Gar keine Frage. Das entscheidende siebte Spiel sah am Ende ein 6:7 und ein Ausscheiden der Mannschaft von Petri Kujala. Das Halbfinale findet in der DEL2 ohne die Puzzlestädter statt. Es wurde deshalb nicht in Ravensburg halbmast geflaggt, doch die Enttäuschung war mit den Händen zu spüren. Heute gab es die offizielle Trennung von Coach Petri Kujala. Es sind noch zahlreiche Worte ausgetauscht worden. Towerstars Geschäftsführer Rainer Schan:

,,Wir gehen in absoluter Harmonie und Freundschaft auseinander.“

Petri Kujala bekommt auch von Rainer Schan ein positives verbales Zeugnis ausgestellt.

,,Petri hat in den letzten zwei Jahren erfolgreich gearbeitet und hat das Team jeweils von Platz vier und Heimrecht in die Play-offs geführt. Das war bei unserem stetig zu reduzierenden Etat alles andere als eine Selbstverständlichkeit.“

Der Coach selber kommt in  der offiziellen Meldung auch zu Wort.

,,Ich war mir aber auch in letzter Zeit bewusst geworden, dass ich mich neuen Herausforderungen stellen muss und das auch möchte.“

Das hat man so oder ähnlich auch von anderen scheidenden Trainern in der Vergangenheit gehört.

Status Quo: Einen Nachfolger für Petri Kujala gibt es noch nicht.

Anands abenteuerliche Anreise zum WM-Kampf in Sofia 2010

Heute ist Ruhetag in Khanthy Mansiysk. Gelegenheit eine der interessantesten und logistisch schwierigsten Anreisen zu einem Schach-WM Kampf nochmals in Erinnerung zu rufen. Auf chesstigers ist die ganze Story der damaligen Odyssee im Jahr 2010 aufgezeichnet. Gleichzeitig entpuppten sich deutsche Taxiunternhemen als Kundenabwehrdienst. Interesse an Umsatz? Fehlanzeige. Engagement einen amtierenden Schachweltmeister zum WM-Match zu fahren? Fehlanzeige. Gut, es gab dann doch die Alternative aus dem Nachbarland. Dies ist eine meiner Llieblingssequenzen in dem sehr langen und hochinteressanten Artikel der damaligen abenteuerlichen Anreise von Vishy Anand zum WM-Match gegen Veselin Topalov.

,,Nachdem am 17. April klar wurde, dass in ganz Deutschland kein Flug mehr abheben würden, blieb nur eine Alternative übrig: der Weg über die Straße. Ein Weg über 2000 Kilometer, wobei fünf Länder durchkreuzt werden mussten und der schnellste Weg über Serbien nicht möglich war. Und wo bekommt man ein geeignetes Fahrzeug nebst Fahrer her? Viele Taxiunternehmen im Rhein-Main Gebiet hatten entweder keine Fahrzeuge oder Fahrer mehr, andere Unternehmen weigerten sich schlicht, „mal eben“ nach Bulgarien zu fahren. Nach mehreren Stunden fand sich dennoch ein Taxiunternehmen in Amstelveen in den Niederlanden(!), welches bereit war, die Fahrt mit zwei Spitzenfahrern und einem geeigneten Transportmittel zu organisieren.“

Aber schauen Sie selber in Ruhe hinein, wer obige Verlinkung verpasst hat, hier geht es zur kompletten Ausfahrt (inklusive Bildmaterial).

Der “Presseattaché vom Team Anand”: Eric van Reem mit der 12. Runde auf Chess in Tweets

Fakt ist, wir nähern uns dem Turnierende von Khanty Mansiysk. Habe die heutigen Partien schnell im Kopf mit eingerechnet und die aktuelle Rangfolge erfreut weiter alle Anhänger von Vishy Anand:

Stand nach der zwölften Runde:

1. Viswanathan Anand 7,5 Punkte
2. Levon Aronian 6,5 Punkte
3. Shakhriyar Mamedyarov 6 Punkte
4. Sergey Karjakin 6 Punkte
5. Wladimir Kramnik 5,5 Punkte
6. Dmitry Andreikin 5,5 Punkte
7. Veselin Topalov 5,5 Punkte
8. Peter Svidler 5,5 Punkte

Der “Presseattaché vom Team Anand”, der begnadete niederländische Kultblogger Eric van Reem, hat die 12. Runde wieder schön auf Chees in Tweets aufgedröselt. Einige Sequenzen habe ich mit Fotos von einem traditionellen Laden für Holzwaren und Schachliebhaber in der bayerischen Landeshauptstadt München liebevoll garniert. Dort holte ich mir einst vor dem Chennai Schach-WM Kampf Vishy Anand gegen Magnus Carlsen ein neues Schachbrett.

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Can Anand win the crucial game vs Andreikin? Twitter is excited: @bennedik: “Anand seems to be winning, but boy, what a scary minefield of tactic”. @olimpiuUrcan: “Anand v Andreikin: the odd feeling of watching a tightrope walking artist trying to pull it off without another accident”. Jonathan Tisdall @GMJtis: ”Can’t tell if Anand is showing great or shaky nerves today. Certainly gutsy to begin with. He deserves the full point, but what a mess.”

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@vishalsareen: “With 36. Kb3, Anand has sealed the fate of the tournament. And with two rounds to spare! Bravo Vishy”. @Jonathan_Rowson: “Must be nice to confidently play 36.Kb3! in a board full of pieces and know it assures you of tournament victory.”

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@Chess_anyone:“When one sees Anand’s ease to beat his opponents one can think : either he improved, either Carlsen is super strong,or both.” @asimpereira answers“or probably apart from Carlsen and Anand, the other “Candidates” are not stable/consistent and cannot handle *pressure*. @MarkTWIC:“The return of the Candidates has been the return of high pressure chess which we’re sorely missed.”