Guten Morgen. Die erste Schachwoche in Chennai ist durch. Vorigen Samstag eröffneten beide Schachspieler die WM mit einem handzahmen Remis. Blutleer. Bobby Fischer hätte wahrscheinlich heftig den Kopf geschüttelt. Ihm waren schnelle Punkteteilungen oft suspekt.Danach folgte ein weiteres ökonomisches Remis. Partie 3 und 4 sah dann längere und umkämpfte Remispartien. Die gestrige 5. Schachpartie gewann der norwegische Elo-König und Buchmacherfavorit Magnus Carlsen gegen den amtierenden Weltmeister Vishy Anand. Damit geht es in die heutige 6. Partie. Bernd Schroller ist auf sportal bereits wieder aktiv in Puncto Live-Kommentierung.
,,Beide Spieler haben sich früh ihrer Jacken entledigt. Carlsen sitzt mit verschränkten Armen am Brett, der Läuferzug nach g5 scheint ihn überrascht zu haben, er ist nun wohl aus seiner Vorbereitung raus. Das Anand früh von der Partie vom Mittwoch abweicht, ist auch eine Hinweis auf seinen heutigen Matchplan. In der Variante der vierten Partie verschwanden früh die Damen vom Brett und es entstand ein Mittelspiel mit je zwei Türmen und zwei Leichtfiguren. Heute will er wohl seine Damen auf dem Brett halten, um sich mehr taktische Möglichkeiten zu erhalten.“
Einen grandiosen Matchtplan hatte seinerzeit auch Bobby Fischer. Er zog ihn konsequent durch.Doch schauen wir nicht weiter in den Rückspiegel. Was tut sich in Chennai? Bernd Schroller auf sportal meint:
,,Letztlich sehen wir gerade die erste Partie bei dieser WM, in der Weiß aus seinen Anzugsvorteil auch mal etwas macht.“
Entscheidend ist letztendlich das Ergebnis. Anand hat in den vergangenen WM-Duellen gegen Gelfand und Topalov seine Zähigkeit bewiesen. Rückstände konnte er dort umwandeln. Andererseits scheint Carlsen durchaus auch in der Lage eine errungene Führung nicht wieder so schnell aus der Hand zu geben. Der Spannung des WM-Kampfes tat die gestrige Niederlage vom Champion selbstverständlich gut. Die Dramaturgie ist nicht die schlechteste.
Noch ein paar Lesehinweise. Chess-Tigers hat unter dem Titel Marina Beach and the Chennai Feeling einen lesenswerten Text (in deutsch) und sehr schöne und seltene Fotoaufnahmen veröffentlicht.
Einen richtig guten Job in puncto Schach-WM 2013 Berichterstattung macht auch Deutschlands Schachmeister von 2010, Niclas Huschenbeth, auf seiner Website.
Chessbase ist ebenfalls immer aktiv in der Berichterstattung. Kontinuität und Qualität gehen dort Hand in Hand. Sehenswert sind die Chennaier Impressionen.
Auf dem Schach-Ticker hat Thomas Richter eine Zwischenbilanz zu Anand-Carlsen in Chennai gezogen.
Doch weiter in der 6. Partie zwischen Weltmeister Vishy Anand und dem Schachmozart Magnus Carlsen. Bernd Schroller wirft nach 15 Zügen einen kleinen Blick auf die Sekundanten von Anand. Die Rolle der Schachflüsterer ist nicht zu unterschätzen. Warum spiele ich meine Partien eigentlich ohne Sekundanten? Kürzlich beim Simultan-Schachspiel gegen die österreichische Großmeisterin Eva Moser im Kunsthaus Bregenz fragte mich mein Nachbar sofort nach der DWZ. Die Veranstaltung war wunderbar. Ich sehe heute noch den Citroen vor meinen Augen.Derweil geht es in Chennai bei der 6. Schachpartie im WM-Kampf weiter.
Der halbstaatliche TV-Sender ARD bestückt auch den Videotext. In einer Kontinuität die es aus meiner Erinnerung so 2012 beim Moskauer Kampf und 2010 beim Match Topalov-Anand in Sofia nicht gab. Im Videotext zitierte man gar Vishy Anand nach der gestrigen Niederlage. Aber Schachfreunde müssen trotzdem mit dem Angebot der ARD enttäuscht sein. Doch zurück zur heutigen Partie. Bernd Schroller verweist auf die Länge der Partien von Chennai im Vergleich zu Moskau:
,,Eine weitere schon nach fünf Spielen festzustellende Differenz zur WM in Moskau ist die Länge der Partie. Im Vorjahr endete nur eine der regulären Partien nach dem 40. Zug, in diesem Jahr bereits drei. Und geht man davon aus, dass die ersten beiden Turniertage eine Art Warm-Up war, dann werden bis zum Ende noch viele sehr lang ausgekämpfte Partien hinzukommen.“
Heute sind mittlerweile 41 Züge gespielt. Wir haben ein Turmendspiel mit einem Mehrbauern für Magnus Carlsen. Da fällt mir gerade noch ein kleiner Plausch am Rande der Simultan-Schachveranstaltung in Bregenz ein: Ein lebenserfahrener Kiebitz wandte sich an mich und sagte:
,,Ich kann gut mit Bauern. Ich bin Bauer.“
Ich mag die entspannte Atmosphäre von solchen Schachevents.In Chennai geht es hochkonzentriert weiter. Magnus Carlsen hat sicherlich den brennenden Wunsch mit dem Mehrbauern mehr wie einen halben Punkt am heutigen Samstag zu realisieren. Bei einem Sieg wäre der Zwischenstand vor dem morgigen Ruhetag ein ziemlich gut klingendes 4:2. Aber wir wollen das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist. Live-Kommentator Bernd Schroller verweist bei sportal auf eine entspannte Situation in puncto Zeit:
,,Heute haben beide Spieler sehr locker die Zeitkontrolle geschafft. Bis zum 60. Zug haben sowohl Anand als auch Carlsen fast 90 Minuten Zeit.“
Turmendspiele sind durchaus eine Kernstärke von Magnus Carlsen. Er kann da unerbittlich sein und den kleinsten Vorteil in sehr langen Partien zu einem Vorteil umwandeln. Andererseits hat Vsihy Anand oft genug seine Widerstandsfähigkeit und Beharrlichkeit nachgewiesen. Eine Niederlage, die zweite nach gestern, kann dem Weltmeister nicht wirklich gefallen. Der oben skizzierte Zwischenstand von dann 2 Punkten Rückstand hat keinen richtigen Charme aus Sicht des Champions. Aber ich will nicht orakeln. Die beiden Berufsschachspieler sollen die 6. Partie im gut dotierten Schach-WM Kampf 2013 in Chennai ausfechten.