In Sachen Uli Hoeneß

Nein, es sind nicht wirklich viele gute Texte zur Personalie Uli Hoeneß und den monetären Problemen mit dem Konto in der Schweiz aufgelaufen. Sehr viel Empörungslyrik, stochern im Nebel angesichts der noch nicht bis ins Detail geklärten Sachlage, auffallend viele politische SPD-Stimmen die auf Moral machen. Dabei hat man sich in Sachen Honorarkönig oder dem schnellen Wechsel vom letzten SPD-Kanzler zum lockenden Geld der russischen Wirtschaft auffallend ruhig verhalten.

Immer schön hart aber fair

Auch Frau Schenk meint sich äußern zu müssen. Kürzlich unterlag sie Herrn Scharping bei der Wahl zur „präsidialen Führungsspitze“ (Copyright by Jonathan Sachse) beim Bund Deutscher Radfahrer. Auch Herr Leyendecker hat ein paar Zeilen zu Uli Hoeneß geschrieben. Dazu eine Menge aus dem Boden gestampfter Sendungen zum Thema. Andere Themen mussten weichen. Gestern Jauch. Heute Plasberg. Immer schön hart aber fair. Ein wenig moralisch entrüstet, ein wenig Dampfplauderei, ein wenig erhobener moralischer Zeigefinger. Immer mit Steigerungsmöglichkeiten der Empörung versehen. Die eingeladenen Gäste haben nicht wirklich viel erhellendes beizutragen. Zumindest gestern Abend in der Sendung nach dem Tatort. Gab es eigentlich schon einen ARD-Brennpunkt zur Personalie vom Europameister 1972 und Weltmeister von 1974? Einst legte der öffentlich-rechtliche Sender eine Klinsmann Entlassungs-Story Sondersendung auf. Immer im Dienste der Quote. Mir wird kalt. Welcher Moralapostel hat sich eigentlich noch nicht gemeldet? Zauderer bitte vortreten und die Stirn in Falten der moralischen Entrüstung legen.

Fragen auf dem Kultblog breitnigge zur Personalie Uli Hoeneß

Selbstverständlich hat sich Uli Hoeneß angreifbar gemacht. Oliver Schmidt – Spiritus Rector, Organisator, Bayern München Fan und Macher vom Kultblog breitnigge hat es in seinem reflektierten Text treffend in Form von Fragen auf den Punkt gebracht:

,,All das macht(e) mich wütend, Uli!

Warum hast Du all diesen Leuten, nach einer ebenso erfüllten wie erfolgreichen Karriere, nun diese Steilvorlage geliefert?

Warum – und gehen wir mal davon aus, dass all das wirklich stimmt – hast Du überhaupt ein Konto in der Schweiz?

Warum hast Du über all die Jahrzehnte Gott und die (Heuschrecken-)Welt so verteufelt, um dann anscheinend selbst verurteilungswürdige Handlungen durchzuführen?

Wusstest Du nicht, was Du da tatest? Gerade Du, der Macher? Hat sich blind auf seine (Steuer-)Berater verlassen?“

Kein Mensch geht perfekt durch das Leben. Immer den geraden Weg. Wer hat nicht selbst als Kind beim Nachbarn Kirschen gemopst? Die sahen einfach so verlockend aus. In der Schule bei Mathe einfach nach links zur Klassenbesten geschaut. Ein wenig geillert. Ihre Lösung übernommen. So geschickt, dass der Mathematiklehrer es nicht merkte. Beim ersten Autoverkauf des heißgeliebten Käfers die bekannten Schwächen dem Kaufinteressenten nicht unter die Nase gerieben. Bei der Probefahrt um den Wohnblock alle Vorzüge in goldenen Farben gepriesen.

Beckenbauer, Vettel, Schumacher und die Frage mit dem Wohnsitz

Auch ein Franz Beckenbauer hatte einst Schlagzeilen produziert. Nein, keine Anekdote aus dem Schrebergarten. Monetäre Momente. Bei Günther Jauch kamen doch gestern Abend wie von Zauberhand gelenkt die Namen Sebastian Vettel, Michael Schumacher und Franz Beckenbauer zur Sprache. Stichwort Wohnsitz. Das war der Zeitpunkt wo ich von der Couch aufstand. Vielleicht machen wir auch einfach zu viel Wind um Sendungen in der ARD. Eine vernünftige Berichtersattung vom Schach-WM Kandidatenturnier London 2013 kriegen sie jedenfalls noch nicht hin. Da ist schon die Bestückung vom Videotext problematisch.

Uli Hoeneß geht keinen leichten Zeiten entgegen. Gut , dass er twitter nicht als sein Lieblingsmedium in Gebrauch hat. Dort haben sich die Dinge teilweise in den letzten Tagen überschlagen. Da ist viel Häme mit dabei gewesen. Keine Frage, Uli Hoeneß hat immer gerne auch ausgeteilt. Verbal nahm er nicht den Samthandschuh in Auseinandersetzungen. Moralisch hat er oft sehr klar geurteilt und verurteilt. Im Zweifelsfall immer den Säbel statt Florett. Stichwort Russlandisierung des Fußballs. Oder die deutliche Kritik am FDP-Wirtschaftsminister Rösler (Dabei bin ich kein Fan der FDP oder des Amtsinhabers). Äußerungen über den Stadtrivalen 1860 München in Harald Schmidt Manier. Die unsägliche Daum Geschichte. Kritik an den politischen Kräften die links agieren.

Er hielt Reden vor Wirtschaftsvertretern. Sprach über Moral, Werte, Ordnung. Sah Bayern München schon lange nicht mehr als normalen Fußballverein, er sah im FCB ein erfolgreiches Wirtschaftsunternehmen. Ist der FC Bayern München ja auch. Wir reden ja hier vom Fußballbusiness. Es geht um viel Geld. Sehr viel Geld. Hohe Summen. Unglaublich hohe Summen. Vielleicht stört da manchmal gar der sentimentale Fan.

Ich bin jedenfalls traurig. Auch zu Teilen sprachlos. Ratlos. Tief durchatmen.

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