Nachdenkenswert #151

„Ich schließe den Wunsch der Sechziger nach einem eigenen Stadion jeden Tag in mein Nachtgebet ein. Wenn 60 aus der Arena auszieht, werde ich persönlich den Marsch anführen. Das würde zwar ein kleines Loch in die Kasse reißen, aber die machen ja auch den Rasen kaputt, dadurch spart man wieder etwas ein.“

Uli Hoeneß, Präsident von Bayern München, auf einer Podiumsdiskussion der Münchner Abendzeitung

Fußball im Kopf des Hörers

Ich mag nach wie vor die Fußballreportage aus dem Radio. Die gut gemachte. In meiner Jugend habe ich oft die Radiokonferenz gehört oder Einzelübertragungen von Europapokalspielen in klangvollen Städten aus England, Schottland, Italien, Frankreich oder Spanien. Radio ist auch im Jahr 2012 noch nicht out. Meine Liebste sagt zu dem Thema gerne:

,,Im Radio kommt ein Fußballspiel viel spannender rüber wie im Fernsehen. Es passiert mehr.“

Ein guter Radioreporter kann den Hörer in fast jeder Spielszene wirklich mit seiner Stimme in Hochspannung versetzen und die Atmosphäre im Strafraum nach einer Flanke zelebrieren. Es entstehen Bilder im Kopf des Hörers. Hörfunkjournalist Holger Senzel hat in seinem Buch „Arschtritt“: – Mein Weg aus der Depression zurück ins Leben eine solche Sequenz beschrieben:

,,Michael Ballack kann verletzungsbedingt schon wieder nicht spielen. Der BBC-Reporter verbirgt die Häme über das deutsche Weichei kaum. Fußball im Radio hat einen besonderen Zauber – und ich bin voller Bewunderung für die Reporter, die 90 Minuten ununterbrochen reden müssen, weil da kein Bild ist, das man mal einen Augenblick lang unkommentiert stehen lassen könnte. Die mit ihren plastischen Schilderungen dieses Bild erst in meinem Kopf entstehen lassen.“

Holger Senzel war London-Korrespondent für die ARD und lebt heute in Hamburg. Seine neue berufliche Heimat ist der NDR.