Meine olympische Wunschliste

Meine ersten olympischen Spiele waren die von Innsbruck. Der Fernseher war schwarz-weiss, die Bilder schneiten in mein Zimmer. Wir schrieben das Jahr 1976. Später folgte im Sommer Montreal. Seitdem ist viel passiert. Länder wie die UdSSR oder die DDR gibt es nicht mehr auf der  geopolitischen Landkarte.

Die Anzahl der Fernsehsender war sehr überschaubar.

Die genannten Länder dominierten im Winter und Sommer den berühmt-berüchtigten Medaillenspiegel.

Meine Ansprüche an Sportübertragungen sind seitdem gestiegen.

Nicht überall wo Sportjournalismus drauf steht findet sich selbiges auch wieder.

Entertainment, oberflächliches Geplaudere gibt es in inflationärer Dosis.

Die zahlreichen Minuten müssen gefüllt, die täglichen Zeitungsseiten gedruckt, die vielen Radiosendungen an den Zuhörer gebracht werden.

Meine persönliche olympische Wunschliste

1. Lasst doch das hecheln und schielen nach der Nationenwertung.

2. Respekt den Leistungen aller Sportler, auch aus kleinen Ländern.

3. Sportkompetenz sollte die Basis der Berichterstattung sein.

4. Weniger Schubladendenken.

5. Beim Doping nicht rumeiern.

6. Funktionären auch kritische Fragen stellen.

7. Sportler wegen medaillenlosen Rängen nicht in die Pfanne hauen.

8. Sogenannte Randsportarten auch in die Sportschau rund ums Jahr.

9. Begeisterung tief aus dem inneren heraus.

10. Olympische Sternstunden die den Tag überdauern

Fernab der olympischen Spiele schlägt sich derweil ein deutscher Ministerpräsident mit Sorgen herum. Die taz titelt ob der Nürburgring-Pleite Kurt Beck droht der Totalschaden.

Politik und Sport ist ja eh nie so zu trennen. Wer wüsste dies nicht besser zu dokumentieren wie der journalistische Vollblutstürmer und London-Live Blogger Jens Weinreich.

Einer der engagiertesten Sportblogger ist wie immer Kai Pahl alias dogfood auf allesaussersport. Genial.

Auf olympia.ard gibt es legendäre Olympiamomente von Nurmi, Owens, Hary, über Beamon, der Black Power in Mexiko City mit Smith und Carlos während der 200 Meter Siegerehrung, Meyfarth in München 72, Schwimmdominator Spitz, die 14-Jährige Rumänin Comaneci in Montreal, das Dream Team, Baumanns Momentum auf der Laufbahn, Muhammad Ali bis Bolt und viele andere zu sehen in Bild und Text.  

Fernab den olympischen Spielen wird Schach auf dem französischen Campingplatz La Rochade gespielt

Es muss nicht immer das spröde Vereinsheim sein. Schach kann auch lässig mit einem entspannten Urlaub in Frankreich verbunden werden. Der Campingplatz La Rochade bietet dies. Chessbase leitet den Vorspann zum Bericht von Eva Maria Zickelbein mit folgenden Worten ein:

,,Schach mit Urlaub verbinden, Urlaub mit Schach verbinden – der Campingplatz La Rochade in Frankreich, unweit von Bourdeaux gelegen, ist der ideale Ort dafür. Die Leiter von La Rochade, Rike und Jules Armas, sind beide Internationale Meister und so ist dieser Campingplatz vielleicht der einzige der Welt mit Schachhaus, wo man rund um die Uhr blitzen kann. Und seit 15 Jahren organisieren Jules und Rike Armas jeden Sommer das Wein-Open, bei dem man kein Geld, sondern Wein gewinnen kann.“

Schach und Wein, nicht die schlechteste Verbindung.

Doch dies hat sich noch nicht überall rumgesprochen. Ich kenne Gastronomen die den ganz normalen Schachspielern gegenüber sehr skeptisch sind, und auch Nebenräume nur ungern zum blitzen oder zur normalen Partie Schach zur Verfügung stellen.

Ich habe da noch deutlich Wörter im Ohr wie – Schachspieler halten sich stundenlang an einem Kaffee oder ihrem Mineralwasser fest. Da kann man nichts mit verdienen -.

Dieses Schubladendenken aber auch immer wieder …

Nachdenkenswert #141

,,Ich bin kein großer Telefonierer. Ich benutze auch keinen Computer. Das kostet viel zu viel Zeit. Glücklicherweise habe ich gute Mitarbeiter, die mir das abnehmen. Es ist für mich viel besser, mich auf mich selbst zu konzentrieren und mir nicht alle 30 Sekunden Sorgen zu machen, was andere Leute sagen.“ 

Sebastian Coe,

zweifacher Olympiasieger über 1500 Meter und britischer Cheforganisator des Olympia-Organisationskomitees, im Interview mit der FAZ

Das große Glück von Übungsleiter Löw

Basketballfan Wulff kann ein Lied davon singen. Ist der Boulevard erst einmal an einer Person dran und strickt die Storys, Schlagzeilen, Kommentare und Leserbriefe in einer unbarmherzigen Art und Weise, können selbstgezogene Verteidigungslinien wie ein Kartenhaus bei starker Zugluft einstürzen.

Übungsleiter Löw galt bis zum Halbfinalspiel durchaus als Liebling der schlagzeilenträchtigen Presse. Wer sollte die Elf nach dem Sieg gegen Griechenland aufhalten? Löw machte alles richtig. Inclusive Kleidung, Auftritt, taktischen Wechselspielen etc. Nach der 1:2 Niederlage gegen Italien brach die Kritik über ihn wie ein verbaler Tsunami herein. Sie war Holzschnittartig. Nun bin ich kein überbordender Freund von Übungsleiter Löw. Doch die Kritik war in weiten Teilen überzogen, fast bösartig und oft fernab einer seriösen Analyse. Das hätten harte mediale Wochen für Löw werden können. Doch er hatte Glück.

Am Montag nach der EM explodierte die Nachricht von der Verpflichtung Matthias Sammers bei Bayern München. Das große Glück von Übungsleiter Löw.

Der bescheidene Titelsammler blieb seither weitestgehend unbehelligt im Schatten der medialen Ereignisse von München um die Personalie Sammer.

Eine Trainerdiskussion wurde so nicht zum köcheln gebracht.

Dabei gibt es durchaus interessante Aspekte. Stichwort Titelbilanz. Es gibt Trainer die sammeln sie wie Briefmarken und es gibt eher bescheidenere Protagonisten an der Seitenlinie.

Joachim Löw ist seit 1994 Trainer im Männerbereich. Das sind lange 18 Jahre. In diesem respektablen Zeitraum gab es für den ehemaligen Freiburg Spieler an zählbaren Erfolgen den DFB-Pokalsieg 1997 mit dem VfB Stuttgart gegen Energie Cottbus. Weiterhin steht die österreichische Meisterschaft mit dem FC Tirol Innsbruck im Jahr 2002 zu Buche. Die Mannschaft von Energie Cottbus spielte damals noch in der drittklassigen Regionalliga. Beim FC Tirol konnte Joachim Löw auf die Arbeit von seinem Vorgänger Kurt Jara aufbauen der bereits 2001 und 2000 mit dem Team Meister in Österreich wurde.

Andere Engagements von Übungsleiter Löw wie beim damaligen zweitklassigen Karlsruher SC in der Saison 99/2000 oder der darauffolgenden Saison bei Adanaspor in der Türkei beinhalteten bittere Erfahrungen. Er stand noch nicht einmal das jeweilige komplette Spieljahr durch. Aufgrund von Erfolglosigkeit kam es bei beiden Vereinen zur Kündigung des Arbeitspapieres.

Natürlich hat sich Joachim Löw seit damals weiterentwickelt. Doch wenn die Trainerbilanz nüchtern auf Zahlen, Daten, Fakten abgeklopft wird ist die Titelausbeute doch sehr mager.

Mein Bauchgefühl sagt mir für 2014 ebenfalls keinen Titel der DFB-Elf mit Löw in Brasilien voraus. Das ist auch kein Beinbruch. In Portugal galt die Mannschaft um Figo als sogenannte goldene Generation. Titellos trat sie ab. Das Leben ging in Portugal trotzdem weiter.

Tommy Simpson – für alle Freunde und Gegner des harten Radsports

1962 trug ein Brite Gelb bei der Höllentour mit dem offiziellen Namen Tour de France. Engerling brachte 1981 auf dem Album Tagtraum das Lied vom britischen Radprofi Tommy Simpson raus. Er starb am 13. Juli 1967 bei der Tour de France am berühmt-berüchtigten Mont Ventoux. 

Den Liedtext von Sänger Wolfram Bodag gibt es hier in Ruhe zum nachlesen.

Sport am Bodensee: VfB Friedrichshafen, Bayer Leverkusen, FC Augsburg, VfB Stuttgart und die Kätzchen

Hier am Bodensee gibt es in Friedrichshafen ein sportliches Kronjuwel. Die Volleyballer vom VfB Friedrichshafen spielen einen Titel nach dem anderen ein. Okay, in der abgelaufenen Saison funkten die Berlin Recycling Volleys beim Thema Meisterschaft dazwischen. Eine Momentaufnahme. Die Vorbereitungen auf die neue Saison sind im vollen Gang. Jürgen Hauke, Stefan Mau und Stelian Moculescu wollen im nächsten Jahr die Meisterschaft wieder nach Friedrichshafen holen. Dazu gab es hinter den Kulissen viel Detailarbeit und einige interessante Neuverpflichtungen.

Victor Aristides Batista Lemos kam aus Frankreich von GFCO Ajaccio. Victor Batista blickt auf eine intensive Profilaufbahn zurück. Der 2-Meter Mann aus der Dominikanischen Republik unterschrieb kürzlich einen Jahresvertrag bei den Häflern. Er spielte in seiner Karriere auch bereits in Spanien, Italien, Türkei und Puerto Rico. Der Österreicher Thomas Tass, 22-Jähriger Diagonalangreifer, kam von Paris Volley. Mittelblocker Max Günthör kehrt in bekannte Gefilde an den Bodensee zurück. Er kommt von Generali Haching. Yannick Harms stößt von  den Volley YoungStars Friedrichshafen zum Kultteam von Trainerlegende Stelian Moculescu.

Außerdem positiv zu vermelden sind die Weiterverpflichtungen von Nikola Rosic, serbischer Nationalspieler und Teilnehmer an den olympischen Spielen in London, sowie Libero Späth,  Mittelblocker Matthew Denmark und Zuspieler Juraj Zatko.  

Ein paar Abwanderer gab es auch. Marcus Böhme wechselt nach Italien zum Verein von San Giustino. Bas van Bemmelen geht zum TV  Bühl und Milos Vemic zieht es in die Türkei zu Maliye Milli Piyango Ankara. Weiterhin sind auch Thomas Jarmoc, Zoran Jovanovic und Leonardo dos Santos zu den Abgängen zu zählen.

So schaut der aktuelle 2012/2013er Kader vom VfB Friedrichshafen für die neue Saison aus:

Juraj Zatko, Nikola Jovovic (Zuspiel), Nikola Rosic, Thilo Späth (Libero), Idi, Victor Batista, Yannick Harms (Außen-Annahme), Joao José, Max Günthör, Matthew Denmark (Mittelblock), Thomas Zass (Diagonalangriff)

Sportartwechsel. In Friedrichshafen wird auch Fußball gespielt. Im Zeppelinstadion gastieren diese Woche Bundesligisten um in Testspielen ihre Form zu überprüfen, an den Stellschrauben zu drehen und das eine oder andere taktische Element auf den Prüfstand der Praxistauglichkeit zu stellen. Am Mittwoch, den 25. Juli stehen sich Bayer Leverkusen und der FC Augsburg gegenüber. Am Sonntag, den 29. Juli stehen sich der deutsche Meister von 2007 VfB Stuttgart und der TSV 1860 München gegenüber. Die Kätzchen sind gerade wieder im Begriff sich zum Löwen zu wandeln. Alle Infos zu beiden Spielen gibt es hier auf der offiziellen Website des VfB Friedrichshafen Abteilung Fußball. 

Höggdsche Konzentration bei zwei rockigen Interviews

So zur Entspannung ein rockiges Interview der Badische Zeitung mit Kabarettist Matthias Deutschmann unter dem Titel Höggdsche Konzentration zu den Olympischen Spielen, der Situation vom Schach, der Einordnung der Königlichen Disziplin in den Kontext der verschiedenen Sportarten sowie glasklaren Ansagen wie:

,,Sie wollen mir sagen, Schach sei kein Sport für Zuschauer? Im Prinzip ja, aber ich habe andere Erfahrungen gemacht: 1970 spielte bei der Schacholympiade in Siegen der sowjetrussische Weltmeister Boris Spasski gegen den US-Amerikaner Bobby Fischer. Da standen vier Stunden lang 3000 Zuschauer um das Schachbrett herum.“

HAT-Tip geht an chessbase.

Hier am Bodensee wird ja auch viel Rad gefahren. Die Tour de France wird dabei am Stammtisch mit dem Klassiker bedacht:

,,Die Tour de France ist sauber, aber die Fahrer sind gedopt.“

Nun, Pauschalurteile helfen da vielleicht nicht weiter. Lassen wir einen Insider zu Wort kommen. Kürzlich gab Stefan Matschiner ein offenes Interview den Stuttgarter Nachrichten unter dem Titel Wer absoluten Erfolg will muss dopen:

,,Von den 200, die bei einer Tour de France starten, sind vielleicht zehn Prozent sauber – ohne dass ich jetzt für mich in Anspruch nehme, die genaue Zahl zu kennen.“

Die Tour de France hat auch dieses Jahr wieder für Schlagzeilen gesorgt. Jeder konnte die Uhr danach stellen. Schlecker

Wer die Tour ganz relaxt online nochmals Revue passieren lassen will kann bei Sportjournalist und Blogger Jonathan Sachse in Ruhe stöbern.

Das hohe Loblied auf König Blatter

Blatter ist seit Jahrzehnten in bestechender Form. Er ist der emotionale Leader eines exklusiven Weltklasseteams. Alleine seine Seitenwechsel. Oder die legendäre Abseitsfalle für missliebige Funktionärskollegen oder überkritische Sportjournalisten. Auch seine Schussstärke ist beeindruckend. Sein Distanzschuss kürzlich an das deutsche 2006er Bewerbungsgebälk war in aller Munde. Seine taktische Vielfalt ist einmalig in dieser Liga. Er beherrscht Tackling in höchster Ausführung. Rückfallzieher, Seitfallzieher oder die spezielle Art des Kopfballspiels (bei Gefahr auch einfach den Kopf kurz einziehen und abwarten) erhöhten stetig seinen Wert auf dem Transfermarkt.

Auch bei der Medienarbeit, oft von sehr laschen Bundesligafußballern nur mit semiprofessionellen 0815 -Interviews notdürftig verrichtet, zeigt Blatter seine Eleganz und intellektuelle Weitsicht sowie rhetorische Überlegenheit. Er brilliert auf dem Podium wie auf dem Rasen. Blatter beherrscht in kritischen Situationen das Zeitspiel und hat stets die Uhr im Blick. Berühmt-berüchtigt sein Teamgeist. Manch Mannschafskamerad aus dem inneren Zirkel kann ein Lied davon singen. Auch die Personalplanung hat er stets stringent durchgezogen. Mannhaft. Fernab falscher Sentimentalitäten.

Blatter ist belesen. Nicht immer gefallen ihm vielleicht die aktuellen Schlagzeilen. Journalistische Vollblutstürmer wie Jens Weinreich titeln auf ihrem Blog Lösung für die FIFA? Kollektiv-Rücktritt der Führungsclique!

Stärke zeigen. Mit Power sich über die Kritiken souverän hinwegsetzen. Der König ist wendig, kann Haken schlagen und beendet seine Laufbahn nicht nach Willen des Publikums. Er hat doch einen Matchplan. Das einzige was man aufgibt ist ein Brief. Doch nie das Amt. Die Geschichtsbücher in der Sparte Fußball werden ihm für seine Beharrlichkeit die entsprechenden Seiten bereithalten. Lasst Champagnerkorken knallen.

Sportjournalist mit Reiseschreibmaschine

Schachgenie Bobby Fischer gewann 1956 die US-Juniorenmeisterschaft. Sein Preis war eine Reiseschreibmaschine. Ein Jahr später holte sich der Individualist zum zweiten Mal den Titel. Es gab wieder eine Reiseschreibmaschine.

Wie komme ich eigentlich auf die Schreibmaschine? So etwas sieht das geneigte Auge des Betrachters eigentlich nur noch auf Flohmärkten oder im Museum. Nun, es gibt für jede Regel eine Ausnahme. Sportjournalist Jonathan Sachse berichtete dieser Tage auf seinem Kult-Blog über die Arbeitsweise inclusive Equipment eines italienischen Journalisten während der Tour de France … Schaut´s selber. Hier geht es entlang.

Reminiszenz an Ajax Amsterdam

Nein, kein Blick auf die aalglatte Personalie eines ehrenwerten Fußballfunktionärs.

Er scheint wieder durchzukommen.

Zum wiederholten Male.

Zwischendurch gerne auch ein offener Brief im Boulevardblatt Nr. 1 des Nachbarlands. PR in Reinkultur. Wir wollen uns jedoch nicht die Woche verderben lassen. Es gibt auch viel schöneres.

Zum Beispiel die Erinnerung an ein ganz großes Fußballteam aus den 70-igern. Nein, nicht die Jahrhundertelf um Franz Beckenbauer ist heute damit gemeint. Ajax. Ajax Amsterdam. Spielverlagerung hat einen lesenswerten Artikel mit dem Titel Gloria Ajax oder: Die totale Fußballrevolution veröffentlicht. Es gibt dafür von mir Szenenapplaus.

Eine bessere Leselektüre zur Überbrückung der Sommerpause gibt es nicht. 

Gespickt mit feiner taktischer Analyse des Spielstils der Ajax-Elf, das ausloten der historischen Komponenten bis hin zur konkreten Aufstellung ist alles geboten. Die Elf holte sich den Europapokal der Landesmeister in den Jahren 1971, 1972 und 1973. Die aufgeblähte Champions-League mit dem Geplänkel in der Vorrunde war noch nicht erschaffen worden. Damals wurde noch im K.o. Modus gespielt. Ajax dominierte den Wettbewerb und spielte überragenden sowie spektakulären Fußball.