Schach sei nicht zu vermarkten. Zumindest nicht in Deutschland. So klingt es oft aus den Mündern von Schachfunktionären und Spielern. Werder Bremen kündigt für die neue Saison in der Schachbundesliga eine abgerüstete Mannschaft an. Bestehend aus 8 Spielern der 1. Mannschaft und 8 Spielern der 2. Mannschaft.
Der Vorstand der Abteilung Schachsport im SV „Werder“ von 1899 e. V. Bremen gibt auf seiner Website in der Pressemitteilung unter anderen folgenden Grund an:
,,Unsere bisherigen Bestrebungen, attraktives Spitzenschach in der höchsten deutschen Spielklasse zu vermarkten, haben sich unter den aktuell unbefriedigenden Rahmenbedingungen der Schach-Bundesliga leider als wenig fruchtbar erwiesen. Es ist uns unter diesen Umständen nicht gelungen, unser über viele Jahre erfolgreiches Bundesligateam als Zugpferd für den Schachsport zur Geltung zu bringen.
Wir haben uns daher entschlossen, in der Bundesliga zukünftig als Saisonziel nicht mehr die Meisterschaft anzustreben. Mit einer umgestalteten ersten Mannschaft wollen wir nun einen Mittelweg beschreiten und eine engere Verknüpfung zwischen dem Amateur- und dem Profibereich des Vereins erreichen. Unsere Entscheidung erfolgte in enger Abstimmung mit unserem Hauptverein, der die Schachabteilung weiterhin großzügig unterstützen wird.“
Dabei steht aktuell am Wochenende die Chance an, deutscher Meister zu werden. Werder Bremen spielt gegen Serienmeister OSG Baden-Baden. Georgios Souleidis stimmt auf das Duell bei Schachbundesliga ein.
Werder Bremen gibt mit der Pressemitteilung ein weiteres Puzzle in der unendlichen Geschichte vom Sportsponsoring und der Suche nach Geldgebern ab. Wohl dem Schachverein der einen Wolfgang Grenke hat. Die Spieler und Fans der OSG Baden-Baden müsste eigentlich jeden morgen eine Dankesminute vor dem ersten Kaffee einlegen. Der charismatische Gründer und Vorstandsvorsitzende von GrenkeLeasing AG sagte einst im chessbase Interview am 20.11.2007 zum Thema der Motivation vom Sponsoring im Schach:
,,Sie wissen vielleicht, dass zahlreiche Unternehmen mit Schachmotiven werben. Das allein war uns zu wenig. Durch die Unterstützung des Schach-Sports wollen wir auf Dauer die Glaubwürdigkeit unserer werblichen Bildwelt unterstützen. Dabei sind wir aber erst noch am Anfang.
Messen kann man den Erfolg von Sponsoring kaum. Aber man kann ihn beurteilen. Das erfolgt in regelmäßigen Abständen.“
Im Interview von damals machte sich Wolfgang Grenke auch Gedanken über die Vermarktung der Schachbundesliga. Auch äußerte er sich klar über die Vorstellungen eines Sponsors von einem Sponsoring im Schach. Dieses Interview darf ruhig nochmals jeder Schachfunktionär hernehmen und in Ruhe lesen. Auch heute nach 5 Jahren sind es eine Reihe interessanter Gedankengänge.
In Bremen hat auch ein Nachdenken stattgefunden und die sportlichen Ambitionen sind heruntergefahren für die Zukunft. Kein gutes Signal. Erfolgreiches Sportsponsoring geht anders.
„Erfolgreiches Sportsponsoring geht anders.“
Ja, erfolgreiches Sportsponsoring setzt aber auch Rahmenbedingungen voraus, die einem Sponsor die Chance geben sich zu präsentieren und einen positiven Rücklauf für sein finanzielles Engagement zu bekommen. Der Austragungsmodus, die Austragungsbedingungen sind dazu, so unsere Erfahrung, nicht geeignet. Allein eine spielstarke Mannschaft zu haben, kann das nicht kompensieren.
Die Rahmenbedingungen rund um die Schachbundesliga sind sicherlich nicht optimal, gar keine Frage. In den Medien findet die Schachbundesliga nur rudimentär statt. Mich wundert ja immer das Gerede von der stärksten Liga der Welt. Bei einer angeblich „stärksten Liga der Welt“ dürfte es ja eigentlich keinerlei Schwierigkeiten bei der Sponsorengewinnung und Haltung bzw. dem Ausbau des Etats geben. Die Realität spricht eine andere Sprache.
Schach ist auch viel an Personen gebunden. Hübner konnte Zuschauer ziehen, ein Bobby Fischer elektrisierte 1972 die ganze Welt und selbst Journalisten ohne Schachkenntnisse verbrachten die Zeit während des Schachkampf des Jahrhunderts in Island.
Es gibt keinen herausragenden deutschen Schachspieler für den sich auch die Nicht-Schachwelt interessieren würde.
Andererseits fehlt es oft bei den Schachbundesligisten an Personen mit professionellen Marketing Know-How, an Vertriebsspezialisten die bewusst den Mittelstand täglich aufsuchen um die Sponsoren für den Verein auf eine breitere Basis zu stellen.
Ein Königsrezept habe ich auch nicht.