Biathlon-WM in Ruhpolding 2012: Magdalena Neuner Spiele?

Biathlon taucht heute hier im Blog nicht zur Premiere auf. Am 12. Februar 2010 wagte ich einen kleinen Rückblick auf die olympischen Winterspiele in Innsbruck 1976. Sie waren meine ersten intensiv medial erlebten Wintersportkämpfe. Dabei nutzte ich weder ARD noch ZDF. Es gab damals noch einen anderen deutschen sportaffinen Sender (im Laborversuch DDR) mit einem Faible für Sport im Schnee. Biathlon war noch sehr überschaubar:

,,Das heutige aufgeblähte Programm an Biathlon Wettkämpfen kam in sehr asketischer Form 1976 mit zwei Wettbewerben aus. Die Männer durften über 20 Kilometer und in der 4 x 7,5 km Staffel ihre Kräfte messen. Frauen mit dem Gewehr auf dem Rücken hatten gar keine Wettkämpfe.

Die UdSSR und die DDR belegten vor den USA die Plätze 1 und 2 in der Medaillenwertung. Auf Platz 5 kam die Bundesrepublik Deutschland. Die zwei erstgenannten Nationen gibt es heute auf der politischen Landkarte nicht mehr.“

 Nun, jetzt schreiben wir das Jahr 2012. Wintersport hat sich auch medial gemausert. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ARD und ZDF zelebrieren seit Jahren Biathlon in der intensiven Dosis. Manch einer spricht gar von Überdosis.  Christian Spiller zog kürzlich auf Zeit Online in einem TV-Experiment Bilanz. Seine Einleitungsworte des Textes Nach 15 Stunden Wintersport schlief ich ein hatten diesen Rhytmus:

,,Der Kühlschrank ist voll, das Handy aus, die Heizung auch, Besucher werden abgewimmelt. 15 Stunden wird das ZDF an diesem Wochenende Wintersport übertragen. Ich werde die ganze Zeit vor dem Fernseher sitzen, fokussiert wie ein Biathlet am Schießstand. Weil ich die knapp zwei Millionen Zuschauer verstehen möchte, die jedes Wochenende einschalten, acht Stunden pro Tag und der ARD und dem ZDF Traumquoten verschaffen. Und weil die Fußball-Bundesliga Winterpause macht.“

Im Blickpunkt seit Jahren auch die Wettkämpfe der Frauen mit dem Gewehr auf dem Rücken. Es gibt unzählige Geschichten, Bilder, Interviews, Werbebotschaften (von Bankzertifikaten bis zur Wolle) etc. über und von Magdalena Neuner. Der Star einer einstigen Randsportart.

Die WM in Ruhpolding 2012 (hier geht es zur offiziellen Website) soll der Schlußstrich unter ihre Laufbahn sein. Vielleicht werden es Magdalena Neuner Spiele. Sechs Medaillen in sechs Wettbewerben sollen es am Ende der Medaillenjagd bei der heimischen WM sein. Die Medien werden sich festbeißen an der Personalie Neuner. Wer noch keine Substratsättigung zu verzeichnen hat, mag vielleicht auch noch ein wenig im Interview „Ich bin nicht nur die kleine süße Lena“ auf Welt Online stöbern.

Magdalena Neuner hat noch nie eine Heim-WM bestritten. Die Erwartungen der Zuschauer vor Ort und an den Fernsehgeräten sind hoch. Dabei hat keiner einen Anspruch darauf enttäuscht zu sein, wenn es dann doch nicht nur die insgeheim erhofften goldenen Medaillen geben sollte.  Die Welt würde sich weiterdrehen, die Sonne weiter täglich aufgehen. Also ganz entspannt der Dinge entgegensehen.

Update: Das Sportportal Spox kann sich dem Phänomen Neuner auch nicht entziehen. Dabei wird auch nach links und rechts geschaut. Die Kultseite hat sich elf Kandidaten der Damen- und Herrenkonkurrenz vorgenommen: Die Biathlon-WM Ruhpolding 2012 im Spox Medaillencheck. Wird Ruhpolding zur großen Neuner-Show? Schaun mer mal!

Sport am Bodensee: Volleyball Feinkost mit VfB Friedrichshafen und Zenit Kazan

Es ist angerichtet. Ab 20.00 Uhr fällt in der ZF Arena zwischen dem VfB Friedrichshafen und Zenit Kazan die Entscheidung über das Weiterkommen in der CEV Volleyball Champions-League. Hinspiel ging für die russische Klassemannschaft mit 3:0 aus. Riecht es im Rückspiel nach Golden Set? Ohne diese umstrittene Reglung wäre das heutige Heimspiel wohl Makulatur. Doch so … Unter dem Titel Den Golden Set erzwingen kommt auf der VfB Website der charismatische Trainer Stelian Moculescu zu Wort:

 „Nur weil der Golden Set uns in diesem Fall theoretisch zugute kommen könnte, ändere ich meine Meinung nicht. Mit dieser Regel wird das Hinspiel in der K.O.-Runde praktisch wertlos.“

Wer nicht die Möglichkeit hat in die Arena zu kommen, kann auf laola1.tv den Live-Stream ab 20.00 Uhr nutzen.

Für den VfB Friedrichshafen wäre ein Weiterkommen eine riesige Sache. Nach Papierform sollte Zenit Kazan sich das Ding nicht mehr nehmen lassen. Doch das ist ja das schöne bei solchen Konstellationen: Überraschungen sind immer drin. Vielleicht hätte ein Ausscheiden der russischen Mannschaft gar den Anstrich einer Sensation. Wenngleich solche Wörter wie Sensation gerade im Sport mitunter inflationären Charakter annehmen.

Derweil hier am Bodensee heute also Volleyball aus der Feinkostabteilung ansteht, wirft Match Race Germany in Langenargen seine Schatten voraus. Nur noch 84 Tage. Dann ist auch der neue Sponsor Porsche mit von der Partie.

Update: Aus für Friedrichshafen titelt der Südkurier und lässt Coach Stelian Moculescu nach der 0:3 (21:25, 21:25, 24:26) Niederlage gegen eine der weltbesten Volleyballmannschaft zu Wort kommen:

 „Wir haben es nicht geschafft, locker zu bleiben, und die Russen haben heute richtig toll gespielt. Kompliment an beide Mannschaften.“